EndWar10.11.2008, Jörg Luibl
EndWar

Im Test:

Wenn ein Entwickler verkündet, dass er "den Dritten Weltkrieg ins Wohnzimmer" bringen will, dann werden Redakteure mit Konsolenerfahrung skeptisch. Wenn er dann noch das Wörtchen Revolution gebraucht, dann klingeln die Alarmglocken. Vor allem, wenn man ein Genre wie die Echtzeit-Strategie umwälzen möchte, in dem es seit Jahren nur um den Austausch von Szenarien oder Benutzeroberflächen geht. UbiSoft hat uns trotzdem neugierig gemacht, denn in EndWar (ab 8,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) erteilt ihr zum ersten Mal Befehle per Headset.

Die Macht der Sprache

Video: Endwar lässt euch den Krieg per Spracherkennung steuern. Auf dem PC sieht das Ganze allerdings klar besser aus als in diesem Video für Xbox 360 und PS3.Stellt euch vor, die Couch ist euer Kommandozentrum. Und sobald ihr den militärischen Mund aufmacht, tanzt alles nach eurer taktischen Pfeife. Das Gamepad liegt locker in der Hand, das Headset sitzt, vor euch tobt ein fiktiver Dritter Weltkrieg in 720p und die Truppen hören auf eure ins Mikrofon gesprochenen Befehle (vgl. Sprach-Video), sobald ihr eine Schultertaste gedrückt haltet. Los geht's:

EINHEIT 3, KAMERA

Sehr schön: Die Kamera wechselt auf meine Kampfhubschrauber, denen ich jetzt quasi über die Rotorblätter schauen kann. Von hier oben habe ich eine gute Übersicht auf das Schlachtfeld direkt unter mir: Fabriken, Häuser, Kasernen, Zäune - da ist viel zusehen, aber wenn man ranzoomt, erkennt man bereits, dass die Schauplätze eher zweckmäßig als beeindruckend aussehen. Egal, die Sichtweite stimmt und es herrscht Krieg: Das Spielziel lautet, den Feind zu zerstören oder mehr Radarstationen als er zu besitzen.

EINHEIT 1, KAMERA

Ein Blick auf die Kaserne: Ihr könnt sieben spielbare Einheiten hier aufrüsten. Schön ist, dass eure Truppen Erfahrung gewinnen. PC-Generäle freuen sich zudem über die Wegpunktesetzung, auf die Konsoleros verzichten müssen.
Aha, jetzt wechselt die Kamera in die Perspektive der Bodentruppen - inklusive einem übel gelaunten Kommentar der Einheit. Jetzt hat man zwar das Gefühl, tatsächlich nah dran am Geschehen zu sein, da man sich auch umschauen kann, aber der Blickwinkel ist natürlich eingeschränkt; man sieht nicht, was außerhalb des Waldes oder irgendwo weiter hinten geschieht. Da eignen sich die Hubschrauber schon besser, um sich zu orientieren. Da es sich um eine der ersten Missionen handelt, kann ich auch noch nicht auf die Vogelperspektive des Kommandofahrzeugs zurückgreifen. Also zurück mit dem Befehl: EINHEIT 3, KAMERA.

Die schnelle Eroberung

Jetzt heißt es, nachdenken und klug vorgehen: Ich habe zu Beginn drei Einheiten (vgl. Soldaten-Video). Es gibt auf der Karte sechs Radarstationen, die mir nach der Eroberung nicht nur Befehlspunkte für mehr Truppen, sondern nach ihrem Ausbau auch Spezialaktionen wie Luftschläge oder Fallschirmjäger gewähren - es ist sehr wichtig, diese Punkte frühzeitig zu halten. Also spreche ich schnell drei Befehle hintereinander ins Mikro. Ob das klappt?

EINHEIT 1, SICHERN, ALPHA.

EINHEIT 2, SICHERN, BRAVO.

EINHEIT 3, VORRÜCKEN, WHISKEY.

Und siehe da, mein Wort ist ihnen Befehl: Meine schnellen Schützen bewegen sich zur nahen Radarstation Alpha, meine Pioniere richten sich im Laufschritt auf die nächste Radarstation Bravo aus und meine Kampfhubschrauber fliegen tief in das noch vom Nebel des Krieges bedeckte feindliche Gebiet, um dort evtl. die Infanterie vor der entfernten Radarstation Whiskey aufzustöbern und aus der Luft aufzureiben (vgl. Kampf-Video).

Eines muss man UbiSoft lassen: Das ist die beste Spracherkennung aktiv, die mir bisher in Spielen begegnet ist - egal ob PC oder Konsole. Selbst wenn man mal nicht ganz deutlich spricht und etwas schneller artikuliert, werden die Befehle akkurat umgesetzt. Das sorgt dafür, dass man sich selbst in hektischen Situationen auf seine Stimme verlassen kann. Auf dieser akustischen Seite haben die Entwickler vorbildliche Arbeit geleistet, auf die man für einen zweiten Teil bauen kann.                          

Das gemütliche Hauptquartier

Die Story ist zwar nicht so bemerkenswert, aber durchaus solide konstruiert und serviert die für Tom Clancy typischen außenpolitischen Zuspitzungen sowie Seitenhiebe: Amerikaner, Europäer und Russen streiten nach gegenseitigen Anschuldigungen letztlich mit konventionellen Waffen um die Alleinherrschaft. Oder ist da etwa noch eine vierte Macht im Spiel? Werden die drei nur gegeneinander ausgespielt? Das verraten wir an dieser Stelle nicht, wird aber über eine ominöse "Freiheitsarmee" zunächst geschickt suggeriert.

Im Welteroberungsmodus, der an Risiko erinnert, habt ihr die Wahl zwischen Angriffs- bzw. Verteidigungszielen: Wollt ihr lieber expandieren oder sichern?
Ubisoft präsentiert den internationalen Konflikt des Trios durchaus lebendig, indem es zwischen den Missionen immer wieder heikle Verwicklungen, Demos in der Bevölkerung, Pressekonferenzen der Anführer sowie taktische Meldungen gibt. Leider setzt man dabei nicht auf animierte Portraits oder Schaltungen in Krisengebiete, so dass das Ganze einen etwas sterilen Beigeschmack hat. Sehr schön sind wiederum die Zitate von Napoleon bis Sun Tsu, die zeitlose Strategenweisheiten offenbaren. Und die deutschen Sprecher und Texte überzeugen auf ganzer Linie.

Anführer mit Befehlsgewalt

Viel wichtiger ist: Ihr müsst als Anführer mit Befehlsgewalt die Kohlen aus dem Feuer holen und in Krisengebieten in den vier Missionstypen Eroberung (Hälfte der Radarstationen sichern), Sturmangriff (alle Feinde vernichten), Sabotage (Hälfte der Gebäude vernichten) und Belagerung (Radarstation erobern und halten) kämpfen - allerdings nur auf der Nordhalbkugel der Erde, denn Südamerika, Afrika, Südostasien und Ozeanien spielen im Dritten Weltkrieg scheinbar keine geostrategische Rolle; ob da schon ein Add-On geplant ist? 

Trotzdem weht ein Hauch des Brettspielklassikers Risiko, wenn man das erste Mal die Weltkarte öffnet. Es gibt wichtige Felder mit See- oder Luftstützpunkten, die euch direkte Vorteile im Kampf verschaffen; es gibt natürlich Hauptstädte und

Nur die Infanterie kann die wichtigen Radaranlagen sichern, die euch Befehlspunkte und Unterstützungsschläge gewährleisten.
strategisch wichtige Felder, die mehrere Zugänge bieten. Schade ist, dass man zunächst nicht ganz frei entscheiden kann, welches Gebiet man als nächstes angreift: Das Spiel gibt euch immer vor, wo ihr expandieren oder verteidigen könntet. Erst, wenn ihr den "Weg zum Krieg" hinter euch habt wird die offene Kampagne "Weltkrieg" freigeschaltet. Je nachdem, für welche Aufgabe ihr euch in Ersterer entscheidet, hat das Konsequenzen für den weiteren Frontverlauf, der nach dem Kampf verschoben wird.

Zwar kann man dieses System lobenswerter Weise auch als "Kriegsschauplatz" online mit sauberem Netzcode spielen, aber hier kämpfen weltweit alle EndWar-Spieler erstmal ihre Matches aus, bevor die Resultate irgendwann ausgewertet und veröffentlicht werden - da muss man schon sehr geduldig sein, wenn man Ergebniss sehen will. Und selbst wenn man alle seine Schlachten gewinnt, war das nutzlos, da die Masse der eigenen Fraktion vielleicht dennoch unterlegen war. Daher ist die Offline-Kampagne reizvoller: Nach einem Tutorial dürft ihr euch für eine der drei Fraktionen entscheiden. Leider halten sich die Unterschiede zwischen Amerikanern, Europäern und Russen in Grenzen - alle verfügen über dieselben Einheiten mit leichten Abweichungen hinsichtlich Tarnung, Panzerung, Schnelligkeit oder Durchschlagskraft. Die Russen sind etwas schlagkräftiger, dafür langsamer; die Europäer schnell, aber schwach gepanzert; die Amerikaner bilden eine Mischung aus beiden.

Erst nach dieser Fraktionswahl verfügt man über ein ganzes Bataillon mit unterschiedlicher Gewichtung der Waffengattungen. Man kann sich z.B. für eine Luftlandebrigade entscheiden, die aus vielen Hubschraubern und Infanterie besteht, man kann sich für eine Panzerbrigade entscheiden, die eher auf schwere Kettenfahrzeuge und Artillerie setzt oder auf andere Zusammenstellungen.

Die Wirkungskette des Krieges

Das hat gesessen: Wenn ihr genug Radarstationen (Uplinks) haltet und Befehlspunkte sammelt, könnt ihr auch Luftschläge, Fallschirmjäger oder strategische Waffen mit verheerender Wirkung anfordern.
Diese Vorentscheidung ist durchaus relevant, denn euer Bataillon gewinnt im Laufe des Krieges an Erfahrung: Jeder Truppenverband kann sich durch den Kampfeinsatz nicht nur einen von sechs Rängen verdienen, sondern über den Einsatz von Erfahrungspunkten auch in den vier Bereichen Angriff, Verteidigung, Mobilität sowie Fertigkeit aufgerüstet werden: So kann man seinen Kampfhubschraubern z.B. Luft-Luft-Raketen verpassen oder Teile seiner Bodentruppen in Scharfschützen verwandeln.

Die Kämpfe sind rasant und gnadenlos. Sobald feindliche Truppen auftauchen, gilt es, so schnell wie möglich den effizientesten der sieben eigenen Truppentypen auf sie zu jagen: Transporter sind der Tod für Hubschrauber, Hubschrauber für Panzer, Panzer für Schützen, Schützen für Pioniere, Pioniere für Panzer usw. Wer hier zu langsam agiert oder nur auf eine Karte setzt, wird schnell sein zerstörerisches Wunder erleben und schmerzlich erfahren, dass der Nachschub hier begrenzt ist - irgendwann bekommt man keine Unterstützung mehr.

Erfahrungsgewinn & Evakuierung

Das Aufrüstsystem sorgt zusammen mit der Tatsache, dass man seine Truppen nicht einfach verheizen darf, für eine lang anhaltende Motivation. Wer will schon seine Elite-Kampfhubschrauber, die bereits acht Einsätze und zig Aufrüstungen hinter sich haben, einfach so den feindlichen Transportergeschützen zum Fraß vorwerfen? Also setzt man seine Veteranen behutsam ein und zieht sie im Notfall auch zurück. Hier bietet EndWar sogar zwei Methoden: Einmal den Befehl Rückzug, der die Einheit zu ihrer Startposition zurück beordert; dann den Befehl Evakuierung, der einen Transporthubschrauber anfordert, um die Einheit komplett vom Schlachtfeld zu nehmen - der Vorteil: Man sichert den Jungs das Leben, die Erfahrung und bekommt sogar deren Befehlspunkte zurück.

Nimmt man die Landezonen hinzu, die man später auch strategisch klug verschieben kann, um seine Truppen schneller an Krisenherde zu bringen, dann erinnert die Spielmechanik angenehm an World in Conflict : Es geht auch hier um die schnelle Sicherung von Geländepunkten und Nachschub sowie gnadenlose Schere-Stein-Papier-Kämpfe. Dieses System ist taktisch anspruchsvoll und überaus motivierend, denn es verlangt weitaus mehr Köpfchen als die Alles-drauf-Methode eines Command & Conquer.

                  

Die strategische Bequemlichkeit

Je nachdem, wo sich das Kampfgebiet befindet, bekommt der Verteidiger Unterstützung von angrenzenden Luftwaffenstützpunkten oder Kaseren.
Spracherkennung gut, alles gut? Man muss bedenken, dass es immer anstrengender ist, zu sprechen als zu klicken. Und es gibt Befehlsketten, die es in sich haben und schon mal zum Verhaspeln einladen - etwa, wenn man einen gemischten Verband bilden und dann zum Angriff schicken will:

EINHEIT 1 PLUS EINHEIT 2 PLUS EINHEIT 4 PLUS EINHEIT 6 VERBAND ERSTELLEN. VERBAND 1 ANGRIFF FEIND 2.

Jetzt stelle man sich das an zwei, drei Fronten vor. Daher ist es sehr vorbildlich, dass man das Spiel nicht nur jederzeit wahlweise gemischt, sondern auch komplett mit dem Gamepad oder Maus/Tastatur und ohne einen Pieps spielen kann. Alle Einheiten lassen sich sehr komfortabel auch digital auswählen und an ihre Zielpunkte bringen. Dieser Komfort hat allerdings einen Nachteil: Da man siegreich sein will, entscheidet man sich für die Methode, die schneller und einfacher ist - und das ist die Variante mit dem Gamepad. AM PC ist die Variante mit Maus und Tatstur sogar noch effizienter.

Vor allem, wenn man sein Kommandofahrzeug bekommt, werden Sprachsteuerung und das angestrebte Mittendringefühl ad absurdum geführt. Wieso? Weil man trotz hervorragender Technik kein Wort mehr spricht - man muss ja nicht. Weil man nicht ein einziges Mal mehr auf das Schlachtfeld zoomt, um den Krieg aus der Perspektive der Soldaten, Panzerfahrer oder Piloten zu betrachten - sieht ja eh nicht besonders spektakulär aus und ich hab ja die Vogelperspektive mit den Truppenicons.

Welches Bataillon darf's sein? Ihr entscheidet euch, ob ihr lieber eine Luftlandebrigade, eine Panzerbrigade oder eine der anderen Zusammensetzungen befehligt - das sind quasi militärische Sets mit begrenzten Einheiten, die ihr ausbauen könnt.
Denn im Gegensatz zu World in Conflict bietet EndWar im Laufe der Kampagne eine strategische Übersichtskarte, die man auf Knopfdruck aufrufen und auf der man alle Befehle erteilen kann. Das ist quasi eine interaktive Karte, die alle Bewegungen von Freund und Feind anzeigt. Hier habe ich den Komfort, den ich brauche, um siegreich zu sein: Ich sehe alles, muss kein Wort sprechen und kann Icons bzw. Truppengattungen effizient verschieben. Da ist das Symbol feindlicher Hubschrauber? Also Transporter anklicken und drauf. Da ist das Symbol feindlicher Artillerie? Also Panzer anklicken und drauf. Man muss nur noch dann in die Einheitensicht zoomen, wenn man Spezialwaffen wie Luft-Luft-Raketen zünden will - das lässt sich meines Wissens nicht aus der Kartensicht machen.

Gefechte ohne Biss

Das Problem ist wie gesagt, dass die angenehm authentisch wirkende Kulisse im Detail nicht mit der landschaftlich prächtigeren Variante von Massive Entertainments World in Conflict oder dem hauseigenen H.A.W.X. mithalten kann - gerade auf edn Konsolen wirkt vieles zu steril: Vor allem, wenn es zwischen den Truppen kracht, vermisst man Explosionsgewitter und Partikelfeuer; es will einfach kein Mittendringefühl aufkommen, wenn sich die Truppengattungen hier gegenseitig beharken - dabei können und müssten PlayStation 3 und Xbox 360 hier deutlich mehr zeigen, wenn man den "Dritten Weltkrieg ins Wohnzimmer" wirklich pompös bringen will. Immerhin hat man auf dem PC bessere visuelle Karten, denn dort lässt sich der Krieg hoch aufgelöst in bis zu 1900x1200 sowie besser Textur-, Partikel- und Explosionspracht erleben. Der leidliche Vorteil der Konsolenvarianten ist, dass es auch im Multiplayermodus sehr flüssig zur Sache geht; aber auch am PC kann man im Zweifelsfall Details und Kantenglättung runterschrauben.

Wenn man sich die Gefechte am Boden genau anschaut, freut man sich zwar darüber, dass Soldaten Häuser besetzen und dass Artillerie oder Laserwaffen ganze Gebiete in Schutt und Asche legen, aber es gibt einige kleine Ärgernisse: Erstens schießen Schützen und Pioniere, die man in Deckung geschickt hat, deutlich in ihre Mauern rein - wieso kann man das nicht so darstellen, dass die Jungs über der Deckung anlegen? Zweitens sorgt die Wegfindung für einige Probleme, sobald man auf Karten mit langen Mauern aktiv ist - wieso schießen meine Panzer auf massive Wände, weil dahinter ein Feind steht, anstatt nach dem Angriffsbefehl erstmal um das Hindernis herum zu rollen? Dieses Problem hat man am PC allerdings in den Griff bekommen, zumal man nur dort über SHIFT plus Maus-Rechtsklick auch Wegpunkte anlegen kann - ein großer Vorteil für alle, die weit greifende Bewegungen im Raum planen wollen.

So nah ran wie hier muss man letztlich nie: Man steuert das Spiel irgendwann komplett aus der Vogelperspektive des Kommandofahrzeugs. Erst, wenn das vernichtet wird, muss man sich wieder an die Perspektive einer Einheit gewöhnen.
Die Wegfindung ist allerdings das einzige spieltechnische Manko; ansonsten geben sich weder die Balance der Truppentypen noch die Befehlsausführung eine Blöße - man kann hier sehr sauber und sehr genau raumgreifende Manöver einleiten. Und selbst wichtige Routinen wie die einfache und gemischte Gruppenbildung, die Anwahl aller Einheiten, der geordnete Rückzug, die Deckungssuche in Gebäuden oder vor Sandsäcken oder das Aktivieren eines Sammelpunktes lassen sich problemlos per Sprachbefehl ausüben. Man vermisst lediglich das Anlegen von mehreren Wegpunkten für im Vorfeld geplante Flankierungen oder Umzingelungen.

Und im Multiplayer? Der Netzcode ist sauber, es gibt kein Ruckeln und die Matchfindung funktioniert sehr gut. An Spielmodi steht euch abseits des bereits erwähnten Online-Risiko namens "Kriegsschauplatz" alles zur Verfügung, was man auch aus anderen Genre-Vertretern kennt: Neben dem klassischen "Jeder gegen jeden bis zur letzten Einheit" steht bei der Eroberung mehr das Sichern von Uplink-Stationen im Vordergrund. Auch der Modus "Belagerung" ist mit von der Partie, wobei sich das verteidigende Team hier mit weniger Ressourcen rumschlagen und die Angriffswellen des Kontrahenten abwehren muss, während im Modus "Überfall" vornehmlich Spezialtruppen zum Einsatz kommen. Dabei habt ihr die Wahl, ob ihr lieber Eins-gegen-Eins oder zusammen mit einem Verbündeten in einem Match mit bis zu vier Spielern gegeneinander antretet. 

                  

Fazit

Das ist die beste Spracherkennung, die ich bisher erlebt habe - meine Befehle werden selbst dann akkurat umgesetzt, wenn ich sie schnell hintereinander oder etwas undeutlich spreche. Auch die anspruchsvolle Spielmechanik kann sich bis auf die ärgerlichen Probleme in der Wegfindung sehen lassen: Sie sorgt für intelligentes Erobern mit Rücksicht auf Nachschub, für langfristige Aufrüstung sowie für rasante Raumtaktik. Umso tragischer ist es, dass EndWar an seinem eigentlichen Auftrag scheitert: Kriegsstimmung ins Wohnzimmer zu bringen, Mittendringefühl und Spannung am Mikro zu erzeugen. Irgendwann spielt man EndWar eher wie Schach aus der kühlen Distanz als wie Krieg aus der packenden Explosionsperspektive. Erstens ist die Kulisse auf dem Schlachtfeld einfach zu fade, als dass man sich wie etwa in World in Conflict gerne in die Darstellung der Gefechte zoomen würde. Es gibt sogar einige dilettantische Darstellungsfehler im Deckungsbereich, die einem das nähere Hinschauen versäuern. Zweitens führt die strategische Karte das Spieldesign rund um die Spracherkennung, den Einsatz einer 3D-Engine sowie das Mittendringefühl ad absurdum: In dieser Perspektive spricht man nämlich kein Wort mehr, braucht keine Panzermodelle oder Explosionen und verschiebt seine Truppenicons tonlos mit dem Gamepad, weil es einfacher, bequemer und effizienter ist - und genau diese Methode würden auch altehrwürdige Strategen wie Napoleon, Clausewitz und Sun Tsu empfehlen, weil sie das wichtigste Ziel des Krieges erfüllt: Den Feind zu besiegen. Man muss festhalten, dass die Grafik-Engine sowie die hervorragende Spracherkennung vor die Säue geworfen wurde. Sie hätte als zentrales Element des Spieldesigns intensiver genutzt werden müssen, um die Hektik des Krieges und die Spannung in der Kommandozentrale besser zu simulieren. Ich habe von EndWar erwartet, dass es mich als Kommandeur an die Couch fesselt. Aber letztlich macht man es sich dort als General mit einem Tee gemütlich, futtert seine Routinekekse und schickt brav Schere auf Papier, Stein auf Schere. Das motivierende Aufrüst- & Erfahrungssystem, das intelligente Erobern sowie der Risikostil auf der Weltkarte sorgen jedoch dafür, dass unterm Strich eine langfristige sowie anspruchsvolle strategische Erfahrung daraus werden kann. Auch der saubere Online-Modus lockt nach der Kampagne noch mal in den Dritten Weltkrieg und sichert EndWar eine gute Wertung.

Fazit zur PC-Fassung, 26. Februar 2009:

Na also! Ich habe in letzter Zeit schon befürchtet, dass PC-Portierungen nur noch halbtags von Praktikanten realisiert werden. Ubisoft hat EndWar nicht mal eben schnell übertragen, sondern an den richtigen Stellen die Qualität verbessert: Das Interface wurde entschlackt und für Maus/Tastatur optimiert, endlich gibt es auch ein Wegpunktesystem und meine Truppen stehen nicht mehr so häufig zappelnd vor Hindernissen. Aber vor allem visuell ist dieses Spiel seinen Konsolenvorgängern vom letzten Jahr klar überlegen - was allerdings auch nicht schwer war. Zwar muss man hier und da noch mit inkonsequenter Kollisionsabfrage bei Beschuss rechnen, aber endlich gibt es körnigere Böden, weitere Sicht mit architektonischen Details, knackigere Explosionen und ansehnliche Partikeleffekte, wenn es in hohen Auflösungen qualmt und kracht. Damit fühlt sich der Dritte Weltkrieg kerniger an als auf Xbox 360 und PS3. Zwei Kritikpunkte bleiben allerdings: Zum einen fehlt auch diesem EndWar trotz des grafischen Feintunings dieses packende Mittendringefühl, das mich wirklich so fesselt wie in einem World in Conflict; dazu fehlt es auch an militärischen Variationen abseits von Schere-Stein-Papier. Zum anderen werden die technisch hervorragenden Sprachbefehle von der viel schnelleren Maus/Tastatursteuerung sehr schnell konterkariert - gerade im Multiplayer wechselt man einfach vom Mikrofon zum Nager, denn das schweigsame Befehlen ist am PC sogar noch effizienter als am Gamepad. Trotzdem: Unterm Strich bietet EndWar ein frisches, rundum gutes Strategie-Erlebnis. Und weil es auf dem Rechner noch etwas mehr Spaß macht, gibt's eine Aufwertung.

Pro

ausgezeichnete Spracherkennung
Kampagne im Risikostil
gutes Schere-Stein-Papier-Prinzip
motivierende Gebietseroberungstaktik
übersichtliche Kommandoperspektive
durchdachtes Unterstützungssystem
Einheiten gewinnen Erfahrung
Wegpunktesystem (PC)
feine Partikeleffekte & Explosionen (PC)
Deckungsboni & Häuserbesetzung
viele Einheiten-Erweiterungen
Online für bis zu vier Spieler
kollektiver Online-Welteroberungsmodus
jederzeit auch mit Gamepad oder Maus/Tastatur spielbar
Auflösungen bis 1920x1200 (PC)

Kontra

trotz Sprache kein intensives Mittendringefühl
im Detail schwache Kulisse (PS3,360)
wenig packende Gefechte
Infanterie schießt auf eigene Deckung/Hindernisse
drei Fraktionen spielen sich gleich
Probleme mit der Wegfindung (PS3, 360)
Sprache wird schnell unnötig

Wertung

360

Klasse Spracherkennung, gutes Strategiesystem, aber es mangelt an Kulisse und Mittendringefühl.

PlayStation3

Klasse Spracherkennung, gutes Strategiesystem, aber es mangelt an Kulisse und Mittendringefühl.

PC

Knackiger, schöner, intelligenter - auf dem PC hinterlässt EndWar die beste Figur!

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