Grandia 208.03.2002, Marc
Grandia 2

Im Test:

Bereits vor rund einem Jahr trat Grandia II den ersten Siegeszug hier in Deutschland an - damals allerdings nur auf Segas Dreamcast. Mit seiner exzellenten Grafik, einem überzeugenden Kampfsystem und einer mitreißenden Story avancierte es schon bald zu einem der besten Nippon-Rollenspiele überhaupt. Nun bringt Ubi Soft Grandia II auch für den PC heraus. Unser Test verrät Euch, ob Ihr auch hier bedenkenlos zuschlagen könnt…

Gut gegen Böse oder Schwarz gegen Weiß

Vor langer, langer Zeit gab Granas den Menschen das Licht der Hoffnung, durch das sie zu Reichtum und Ruhm gelangten. Doch wie sollte es anders sein, rief dieser Wohlstand auch das Böse auf den Plan, und Granas musste sich einem Kampf gegen den Herrn der Finsternis - Valmar - stellen, den er schließlich mit einem letzten Schwerthieb für sich entscheiden konnte. Doch dieser entscheidende Schwerthieb traf leider nicht nur Valmar, sondern fügte auch Mutter Erde eine tiefe Wunde zu. Diese Wunde klafft noch heute und wird seither Granasklippen genannt - Granasklippen im verfluchten Land.

Hier lebt Ryudo, der mit seinem Freund Skye, einem Falken, als Söldner sein Geld verdient. Die beiden stolpern von einem Auftrag in den nächsten. Nun bittet die Kirche von Granas um ihre Hilfe. Ein wenig widerwillig nehmen die beiden Bezahlhelden die neue Mission an und geleiten die schöne Elena, eine Sängerin der Kirche, zu einer geheimnisvollen Zeremonie.

Das Abenteuer beginnt…

Das perfekte System

Neben einer mitreißenden Story und Charakteren, die alle eine starke Persönlichkeit besitzen, kann Grandia II vor allem durch eines der besten Kampfsysteme überzeugen, die es bisher bei Rollenspielen dieser Art gegeben hat. Während in Final Fantasy alle naselang Zufallskämpfe anstehen, da keine Gegner auf der Karte sichtbar sind, bietet Grandia II strategische Planung in jeder Beziehung: Alle Monster sind bereits in der normalen Ansicht zu erkennen und können so bei Bedarf umgangen werden. Es macht auch einen Unterschied, wie man auf die Feinde trifft; überrascht man sie von hinten, so erlangt man selbst einen Vorteil. Wird man überrascht, so hat der Gegner einen Angriffsvorteil.

Im Kampfmodus befinden sich Eure Partymitglieder und die Bösen in einer Art Arena - Letztere auch gerne mal monitorfüllend riesig.

Der eigentliche Clou ist nun die so genannte IP-Anzeige (Initiativ-Punkte), die die Reihenfolge der möglichen Aktionen von Teammitgliedern und Monstern anzeigt. Erreicht ein Symbol eines unserer Helden den Punkt "COM", so werden die Bewegungen aller Charaktere angehalten und die Befehlseingabe beginnt. Es stehen unter anderem folgende Punkte zur Auswahl: Combo, Critical, Zauber und Specialmoves, Verteidigung und Items. Ist die Qual der Wahl getroffen, laufen alle Charakter-Symbole auf der IP-Leiste weiter, bis der Punkt "Act" erreicht wird, an dem die jeweiligen Aktionen ausgeführt werden. Nach Beendigung dieser beginnt alles wieder von vorn.

So lässt sich jeder Schritt eines Kampfes hervorragend planen. Bereitet der Gegner gerade einen Angriff vor, den ich eventuell noch blocken oder unterbrechen kann? Bin ich mit meinem Critical oder Specialmove schnell genug, um meinen Widersacher an einem Angriff zu hindern und ihn vielleicht sogar noch ein wenig auf der IP-Leiste zurück zu werfen?

Nach erfolgreichem Kampf werden unsere Helden mit Gold, Erfahrungspunkten und gelegentlich sogar nützlichen Gegenständen wie Heilkräutern oder Instant-Zaubern belohnt.

Die Reise durch die bunte 3D-Welt wird geht durch einige Hilfsmittel erstaunlich einfach von der Hand. Zum einen weist uns ein Kompass stets den Weg zum nächsten Missionsziel und zum zweiten lässt sich die Kamera nach links und rechts stufenlos drehen. Auf diese Weise ist man eigentlich immer auf dem richtigen Pfad.

Speichern kann man das Spiel, wie von Konsolenumsetzungen nicht anders gewohnt, nur an vorgegebenen Stellen. Die regenbogenfarbenen Kegel, an denen wir auch gleich unsere Gesundheit und Spezialpunkte auf Vordermann bringen dürfen, sind aber in ausreichender Zahl und an genau den richtigen Stellen vorhanden - etwa vor einem harten Kampf gegen einen Bossgegner.

Lieblose Umsetzungen

Kann das Kampfsystem in jeder Beziehung überzeugen, so wurde die grafische Umsetzung leider ein wenig lieblos in Angriff genommen. Zwar bietet die PC-Versionen eine Auflösung von 640x480 (16 Bit) bis zu 1024x768 (32 Bit) Bildpunkten, doch lässt sich die Konsolenherkunft nicht verleugnen. Die Videosequenzen wurden dem PC nicht angepasst, und wer bereits die Dreamcast-Fassung gespielt hat, sehnt sich hier nach dem großen Fernsehbild.

Dennoch kann Grandia II mit einer kompletten 3D-Welt aufwarten, die ihren ganz eigenen Scharm besitzt. Die Charaktere sind liebevoll animiert und können trotz fehlender Gesichtszüge ihre Gefühlsregungen vermitteln. Alles in allem ist die Grafik also nett, aber kein Meilenstein.

Ganz anders ergeht es der Sprachausgabe bzw. den Text-Dialogen. Diese wurden wie bereits auf der Dreamcast nicht lokalisiert, und wer der englischen Sprache nicht oder nur bedingt mächtig ist, der wird der schönen Story leider nicht folgen können.

Pro:

  • sehr schöne Geschichte
  • hervorragendes Kampfsystem
  • bis zu vier Charaktere in einer Gruppe
  • komplett in 3D
  • einfache Steuerung
  • keine Zufallskämpfe
  • moderater Schwierigkeitsgrad
  • rund 40 Stunden Spieldauer
  • Kontra:

  • grafisch nicht mehr zeitgemäß
  • komplett in Englisch
  • Steuerung nicht änderbar
  • Texte lassen sich nicht abbrechen
  • Fazit

    Grandia II ist trotz der teilweise lieblosen Umsetzung eines der besten Nippon-Rollenspiele dieser Tage - auch oder gerade auf dem PC! Die Steuerung geht trotz der kompletten 3D-Welt erstaunlich leicht von der Hand, und die Story zieht den Spieler von der ersten Minute in ihren Bann. Wer Ryudo und seine Freunde nicht bereits auf dem Dreamcast auf ihren Abenteuern begleitet hat, der sollte sich trotz der teils ärgerlichen Umsetzungsschlampigkeiten verzaubern lassen und die etwa 40 Stunden Spielspaß einfach genießen. Wäre eine komplette Lokalisierung und eine bessere Umsetzung auf den Markt gekommen, so hätte Grandia II bei der Gesamtwertung sicher 5 bis 10 Prozentpunkte mehr verzeichnen können.

    Wertung

    PC

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