Rage04.10.2011, Paul Kautz
Rage

Im Test:

Ein neuer Shooter von id Software! Heizt die Rechner vor, holt die Kinder von den Straßen, sagt den Jugendschützern Bescheid und nehmt euch eine Woche frei - Großes ist zu erwarten. Zumindest war das in der Vergangenheit immer so. Jetzt wagt sich der Kultentwickler an eine komplett neue Marke, abseits bekannter Doom- und Quake-Pfade. Die Spannung steigt.

Apocalypse Soon!

Es ist nicht das kreativste aller Szenarien, aber es ist dennoch eines, das immer wieder mitreißt: Ein Asteroid namens Apophis (den es übrigens tatsächlich gibt ) rast unaufhaltsam auf die Erde zu, die Menschheit ist dem Untergang geweiht, jedenfalls der größte Teil davon. Denn ausgewählte Individuen werden in Archen tief in der Erde verbuddelt, im Kryoschlaf vor sich her schnarchend - in der Hoffnung, dass sie, sobald das Leben wieder seinen Weg durch den Fallout gefunden hat, den zerstörten Planeten repopulieren. Das Ganze wird mit Moll-lastiger Klavier- und Streichermusik so herzerweichend schön präsentiert, dass selbst Chuck Norris gegen die Tränen zu kämpfen hätte.

Was danach passiert, ist allerdings weniger mitreißend: Man erwacht aus dem Tiefschlaf, offenbar als einziger Überlebender einer Arche - die anderen Besatzungsmitglieder sind nur noch Mumien in gläsernen Särgen. Kaum betritt man die Frischluft der postapokalyptischen Welt, wird man auch schon von einer bizarren Kreatur angefallen, die allerdings von einem mysteriösen Scharfschützen erledigt wird. Der stellt sich einem kurz darauf als Dan Hagar vor, nimmt einen mit in seine Siedlung - und bittet einen darum, doch bitte direkt allein zurück zu fahren, alle Gegner (so genannte »Ghosts«) zu erledigen und dann zurück zu kommen. »Ihr Archentypen sollt doch etwas Besonderes sein« ist seine Begründung dafür. Und was ist, wenn ich der beste Flötenspieler der untergegangenen Welt war, der gerade aus einem hundertsechsjährigen Kryoschlaf erwacht ist, soll ich dann auch noch die Waffen schwingen? Halten wir fest: id Software kann wirklich viel - tolle Technik, fette Action, geiles Deathmatch. Nachvollziehbare Handlung können sie nicht, konnten sie nie, werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie können.

Keine Arme, keine Beine, keine Stimme, kein Name

Früher musste Shooter-Helden vor allem schießen können, ihr Hintergrund war im Grunde egal - oder hat sich jemand wirklich für das Leben des Space Marine interessiert? id Software bleibt dieser Tradition treu, denn der namenlose Held von Rage (ab 3,85€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) ist offenbar mit Gordon Freeman verwandt: Er spricht im ganzen Spiel kein einziges Wort, man bekommt ihr nur ganz selten mal selbst zu sehen. Viel wichtiger ist - ballern kann er.

Flieg, Mutant, flieg! Die Rage-Waffen sind id-typisch sehr druckvoll und lassen sich mit zusätzlichen Munitionstypen noch mächtiger machen.
Flieg, Mutant, flieg! Die Rage-Waffen sind id-typisch sehr druckvoll und lassen sich mit zusätzlichen Munitionstypen noch mächtiger machen.
id Softwares Waffen hatten schon immer Bumms, hier ist das nicht anders: Die Schrotflinte ist mächtig durchschlagskräftig, der Raketenwerfer ist ebenso Höllenmaschine wie die mächtige Minigun, die über alternative BFG-Munition verfügt. Sehr viel lustiger als die Knarren an sich sind aber die Extras, allen voran der »Wingstick«, den man sich am besten als Bumerang mit Rasierklingen vorstellen sollte. Außerdem erhält man im Verlauf der Kampagne die Möglichkeit, die Wummen mit zusätzlicher Munition auszustatten - und die Resultate sind fabelhaft: Armbrust mit Elektrobolzen +  im Wasser stehende Gegner = heftiges Bratzeln. Jede Menge Schrotmunition + Granaten = nichts als roter Gegnerstaub. Gehirnkontroll-Substanzen im Armbrust-Pfeil sorgen dafür, dass man den getroffenen Gegner noch ein paar Sekunden lang selbst steuern und explodieren lassen kann. Herrlich!

Generell steht der MacGyver-Faktor erstaunlich im Vordergrund, denn das Inventar füllt sich sehr, sehr schnell. Zwar hauptsächlich mit Müll, den man beim nächstgelegenen Händler verkaufen kann, aber auch mit sehr vielen Bauteilen. Hat man die entsprechende Blaupause dazu (die man ebenfalls erwerben oder vereinzelt auch finden kann), dann darf gebastelt werden: Bandagen, Türknacker, bombige RC-Autos, stationäre und mobile Selbstschussanlagen sowie frische Munitionstypen füllen schnell den unbegrenzt aufnahmefähigen Rucksack. Vier Sachen darf man sich für schnellen Zugriff auf das Digipad legen.

Von Geistern und Mutanten

Die verschiedenen Gegner-Fraktionen unterscheiden sich deutlich voneinander. Leider in der deutschen Fassung nicht sprachlich.
Die verschiedenen Gegner-Fraktionen unterscheiden sich deutlich voneinander. Leider in der deutschen Fassung nicht sprachlich.
Am Anfang bekommt man es nur mit dem zwar athletischen, aber doch ziemlich dumpfbackigen »Ghosts« zu tun, doch schon nach kurzer Zeit wird der Ballerfinger mehr gefordert. »Wasted« nennt sich der Clan der ehemaligen Briten (leicht zu erkennen am omnipräsenten Union Jack), die viel an Wagen herumbasteln. Die »Shrouded« sind gut gepanzert und hantieren gerne mit sprengbaren RC-Autos herum, die »Jackals« sind selbstmörderische Irre, die an Indianer erinnern. Richtig fies sind die Einheiten der »Regierung«: dick gepanzert, mächtig durchschlagskräftig, zum Teil mit wiederaufladbaren Energieschilden ausgestattet. Und dann sind da natürlich noch die Mutanten: Sie fallen zwar wie die Fliegen, sind aber flink und vor allem in der Gruppe kreuzgefährlich. Alle Fraktionen unterscheiden sich in Aussehen, Bewaffnung, Kampfstil, Umgebung und, zumindest in der englischen Fassung, durch sehr unterschiedliche Akzente. In der deutschen Version gibt es nur deutsche (und französische) Sprachausgabe, jedenfalls auf den Konsolen - am PC kann man durch die Umstellung des benötigten Steam auch auf die Originalfassung zugreifen. Und das ist höchst empfehlenswert, denn so gut die deutschen Sprecher tatsächlich auch größtenteils sind, es geht einfach nichts über das herrlich überzogene Cockney der Wasted oder das kaugummihaft hingerotzte Gelaber von Sheriff Black. Außerdem ist die deutsche Sprachausgabe nicht lippensynchron.

Zurück zum Kampf: Hat man von einem Gegner etwas mehr als nur einen blutigen Stumpf hinterlassen, sollte man seine leblose Überreste nach nützlichem Kram durchwühlen - dabei erntet man u.a. Munition, Geld oder Bastelteile. Neue Waffen leider nicht, denn das von erledigten Feinden fallen gelassene Ballergut darf nicht aufgesammelt werden, neue Wummen gibt es nur durch Kampagnen-Fortschritt oder beim Händler. Die Kämpfe sind über weite Teile extrem simpel, mit wenigen Ausnahmen bewegen sich die Widersacher stoisch auf den Lauf des Spielers zu - lediglich die Regierungstruppen stellen mit ihren Energieschilden eine Herausforderung dar, die aber mit EMP-Granaten schnell geknackt ist. Teilweise fühlte ich mich sogar an Serious Sam erinnert: In einer Mission musste ich in eine Destillerie, ein paar Chemikalien holen. Während die Zentrifuge werkelt, stehe ich in einer Ecke und muss nur abwarten. Aus allen Richtungen kommen Mutanten angekreischt, aber alle fädeln sich zum Abschuss vor mir auf. Hm. Das heißt aber nicht, dass sie nicht gefährlich sind: Wurde man erwischt, findet man sich im von Nanotriten befeuerten Defibrillator wieder, mit dem man sich sofort wieder heilen kann. Auf dem PC ist das ein reiner Reaktionstest, auf den Konsolen zusätzlich in ein kleines Spielchen eingebunden.

Die Bosskämpfe sind eine Enttäuschung: Sowohl die Herausforderung als auch die Zahl der Begegnungen hält sich in Grenzen.
Die Bosskämpfe sind eine Enttäuschung: Sowohl die Herausforderung als auch die Zahl der Begegnungen hält sich in Grenzen.
So oder so bratzt man mit einem gelungenen Defi-Einsatz nicht nur sich selbst ins Leben zurück, sondern auch umstehende Gegner aus selbigem heraus. Man kann ihn allerdings nur ein Mal einsetzen (später zwei Mal), danach muss er sich eine Zeit lang wieder aufladen. Darüber hinaus darf man sowohl auf PC als auch Konsolen jederzeit den Spielstand sichern, zusätzlich zur Speicherautomatik, die an festen Kontrollpunkten zu Werke geht.

Das blutige Lied der Wüste

Wenn man im Hinterkopf behält, dass die Shooter von id Software einst für alle Probleme dieser Welt verantwortlich gemacht wurden, ist Rage geradezu anämisch. Ernsthaft, ich musste aktiv nach Blut suchen: Okay, mit der richtigen Waffe kann man Gegner komplett zerfetzen, auch verschwindet hin und wieder mal ein Kopf oder Arm von seinem angestammten Platz, aber im Zeitalter von Rückenmarkszerhackstückungen mit Kettensägenbajonetten wirkt das geradezu niedlich. Etwas dramatischer wird's da schon bei den Bossgegnern, wobei der Plural schon fast fehl am Platze ist: Eigentlich gibt es nur einen echten Bosskampf, der Rest ist nur etwas größer, aber nicht sehr viel interessanter als die Mutanten-Standardware. Und das Spielende, das mit Verzicht auf Forschergeist locker in acht Stunden erreicht werden kann? Höchst enttäuschend.

Zwischen Haupt- und Nebenmissionen darf man sich die Zeit mit diversen Minigames vertreiben - u.a. einem Kartenspiel oder einer Art Mini-Guitar Hero.
Zwischen Haupt- und Nebenmissionen darf man sich die Zeit mit diversen Minigames vertreiben - u.a. einem Kartenspiel oder einer Art Mini-Guitar Hero.
Neben den Hauptaufgaben (die fast durch die Bank Variationen von »Fahre da hin, töte alle, komm wieder zurück!« sind) gibt es auch massig Nebenbeschäftigungen. So darf man u.a. rasender Postbote spielen, verschwundene Personen finden, einer Karawane Feuerschutz geben, Held einer Folge »Mutant Bash TV« werden, Straßen für Barkeeper sauber halten, eine heilsame Pflanze finden, Banditen am Vergiften eines Brunnens behindern sowie natürlich jede Menge Mutanten batschen. Außerdem kann man sich die Zeit mit Mini-Spielen vertreiben: Rennen fahren, Fingerstechen, ein Sammelkartenspiel (für das man Decks kaufen kann oder wertvolle Einzelkarten findet), eine Art Mini-Guitar Hero, Meteore sammeln oder einen Holo-Shooter. id-Fans sollten außerdem die Augen nach Doom- und Quake-Memorabilia offen halten. Alle Aufträge sind optional, bringen aber viel Geld, Upgrades und Respekt bei den Bewohnern der Städte im Ödland ein. Derer gibt es zwei: »Wellspring« ist eine moderne Westernstadt, mit Sheriff und Yeehaw und allem, »Subway Town« dagegen deutlich moderner, düsterer, bladerunniger. Die Bewohner der Städte sind anfangs noch sehr reserviert, reagieren aber im Laufe der Zeit immer mehr auf die Aktionen des Spielers - Dinge wie »Hey, cooles Rennen letztens!« oder »Großartige Folge Mutant Bash TV!« bekommt man immer wieder mal zu hören. Hat man die zweite Stadt erreicht, kann man immer wieder zurück zur ersten. Und das sollte man auch, denn das Spielende kommt sehr überraschend - und danach gibt es keine Möglichkeit mehr, ins Spiel zurück zu gehen, alle bis dahin nicht abgeschlossenen Nebenmissionen sind damit futsch.

Feuer im Tank

Während man innerhalb der Missionen normalerweise zu Fuß mit der Waffe in der Hand unterwegs ist, bringt man den Weg dahin meist im Vehikel hinter sich. Anfangs hat man lediglich ein lumpiges ATV zur Verfügung: Keine Waffen, keine Panzerung, kaum Geschwindigkeit. Später verfügt man über einen Buggy und zwei dick gepanzerte Sportkarossen, Käufer der Anarchy Edition bekommen auch noch einen (ziemlich nutzlosen) Hot Rod dazu. Die Karren steuern sich sehr spaßig, das Fahrmodell ist wunderbar arcadig - und hat man Waffen auf den Hobeln, faucht der Tiger im Tank! Mit Geld und Rennscheinen (die man

Gib Vollgas, Mann! Das Fahrmodell der Vehikel ist einfach und zugänglich, die Gefechte von den Karren aus machen viel Spaß.
Gib Vollgas, Mann! Das Fahrmodell der Vehikel ist einfach und zugänglich, die Gefechte von den Karren aus machen viel Spaß.
für gewonnene Rennen kassiert) lassen sich die Vehikel noch aufrüsten; Lackierung, Panzerung, Reifen mit Spikes oder mächtiger Kühlergrill sorgen nicht nur für andächtig staunende Passanten, sondern auch für mehr Widerstandskraft gegen durch das Ödland stromernde Banditenbanden. Ein zuverlässig arbeitendes GPS zeigt einem immer den einfachsten Weg zum Ziel, aber irgendwann hat man die Routen auch so im Kopf - denn viele Abschnitte besucht man wieder und wieder.

Was aber kaum jemanden stören dürfte, denn Rage ist ein verdammt gut aussehendes Spiel. Nicht Crysis 2-geil, sondern auf subtile Art wundervoll. Die zerklüftete, dreckige, abwechslungsreiche Landschaft ist einfach umwerfend, kein Meter sieht wie der andere aus - der Detailreichtum im Ödland ist höchst beeindruckend! Auch die Figuren sind nicht nur im Falle der gut gebauten weiblichen Ödland-Bewohner mehr als einen Blick wert: Den Gegnern mangelt es zwar an Abwechslung, aber die Animationen sind exzellent – die Körperhaltung, die Gestik, die strauchelnden Bewegungen angeschossener Feinde. Und die Personen, mit denen man es innerhalb der Städte zu tun bekommt, sind echte Individuen. Wie Starky, das unfähigste Rennfahrer-Großmaul aller Zeiten, Crazy Joe mit seinem so genannten »Sumpf« oder der in jeder Hinsicht völlig abgefahrene Dr. Kvasir.

Die Präsentation von Rage ist im Großen und Ganzen exzellent - nicht nur die Landschaften, sondern auch die Figuren sehen erstklassig aus!
Die Präsentation von Rage ist im Großen und Ganzen exzellent - nicht nur die Landschaften, sondern auch die Figuren sehen erstklassig aus!
Doch das beeindruckende Endzeit-Licht produziert auch Wolken der Betrübung: Jede Menge Clippingfehler sorgen dafür, dass getötete Gegner immer wieder durch Wände fallen. Aus der Nähe betrachtet sind viele Texturen unansehnlicher Matsch, der pausenlos nachgeladen wird und oft sichtbar ins Bild ploppt. Am PC ist das am wenigsten, auf der PS3 dagegen sehr deutlich spürbar, trotz Zwangsinstallation von 6,5 GB. Die 360-Fassung liegt dazwischen: Selbst ohne Installation gibt es hier nicht so viel Nachladerei zu sehen. Optional darf man sich die 360-Platte mit gut 22 GB an Spieldaten zukleistern, was in erster Linie Auswirkungen auf die sonst sehr beachtlichen Ladezeiten hat. Außerdem sind die Rendervideos extrem krümelig aufgelöst - aber okay, es sind ja nur zwei. Das Besondere an ids brandneuer 3D-Engine ist nicht nur, dass sie großartige Bilder auf den Monitor malt, es sind auch verdammt schnelle: Auf einem entsprechend befeuerten PC und der 360 sind mir keine Geschwindigkeitseinbrüche aufgefallen, lediglich auf der PS3 merkt man immer wieder, dass die Framerate etwas nach unten geht.

Ich und mein Mutanten-Kumpel

Neben der Kampagne wartet auch noch der Mehrspielermodus auf den Rage-Freund - aber der sollte auf eine Überraschung vorbereitet sein. Denn klassisches Deathmatch mit der doppelläufigen Schrotflinte in der Hand gibt es hier nicht, genau genommen gar keine Mano-a-Mano-Varianten, jedenfalls nicht zu Fuß. Der Ersatz dafür nennt sich »Road Rage« und platziert bis zu vier Spieler hinter die Steuer diverser Fahrzeuge, um sich mit MGs und Raketen die Hölle heiß zu machen. Neben dem einfachen Gegeneinander darf man auch Rallyes fahren bzw. um die Wette wertvolle Meteoritenbrocken sammeln - allerdings merkwürdigerweise keine klassischen Rennen. Mit der Zeit steigt man in den Rängen auf und schaltet so weitere Fahrzeuge, Waffen und Abzeichen frei.

Darüber hinaus warten noch neun Koop-Missionen für zwei Spieler, die entweder online oder lokal am Splitscreen loslegen dürfen. Das sind spezielle Abschnitte aus der Kampagne, die allerdings für den Koop-Auftrag umdesignt wurden: Mal muss man eine Bohrung innerhalb von Gefängnismauern verhindern, mal eine Vergiftung des Stadtbrunnens, mal eine besonders heftige Folge »Mutant Bash TV« überleben. Man sieht den zweiten Spieler immer als Umriss durch Wände hindurch und muss tatsächlich direkt zusammenarbeiten - z.B. dreht mal einer ein Ventil, während der andere einen dadurch erreichbaren Gegenstand an sich nimmt. Außerdem sollte man aufeinander aufpassen: Zwar gibt es hier zwei Defibrillator-Einsätze pro Nase, aber die sind schnell verbraucht - danach muss man sich auf die Heilkräfte des anderen verlassen.

Fazit

Die verfallene Erde des 22. Jahrhunderts ist ein technisches Glanzstück, in dem kein Meter wie der andere aussieht! Ja, aus der Nähe betrachtet sind die Texturen matschiger Dreck, aber das große Ganze, das wunderbare Ödland, die herrlich versifften Städte, die liebenswert schrulligen Figuren - einfach fabelhaft! Spielerisch gehen die Entwickler in eine für Firmenverhältnisse geradezu revolutionäre neue Richtung, entfernen sich dabei aber nie zu weit von ihren Leisten: Das Herumfahren mit den diversen Vehikeln ist sehr unterhaltsam, die Rennen sind spaßig (wenn auch kaum herausfordernd), der Shooter-Part ist in jeder Hinsicht grundsolide. Mit einer Ausnahme: Das Herumexperimentieren mit neuer Munition sowie das Gebastele macht tierisch viel Spaß! Schade nur, dass man nach den hoffnungsvollen Intro-Auftakt direkt wieder die »Handlung? Nee, können wir nicht!«-Keule auspackt, denn die Geschichte ist bescheuert und voller Lücken, die größer sind als alles, was ein Asteroid je zurücklassen würde. Ärgerlich ist auch, dass die Welt zwar toll und groß, aber auch sehr leer ist - ein paar Sprungeinlagen hier, ein paar versteckte Objekte da, aber sonst dient das Ödland nur als Zeitvertreib zwischen Stadt und Mission. Sehr große Fragezeichen gehen auch in Richtung Mehrspielermodus: Koop schön und gut, aber kein Deathmatch? In einem Spiel von id Software? Dass ich das nochmal erleben würde! Am Ende ist und bleibt Rage ein guter Shooter, der sich keine groben Schnitzer erlaubt, aber auch weniger bemerkenswert ist, als er zunächst aussieht.

Der Test in bewegten Bildern: Unser Video-Fazit.

Pro

exzellente Grafik
fabelhafte Animationen
umwerfende Landschaftsdarstellung
viele Nebenmissionen
einfache Steuerung
simples, spaßiges Fahrmodell
unterhaltsame Koop-Missionen
gute Mehrspieler-Rennen
interessant designte Städte
wunderbar schrullige Figuren

Kontra

größtenteils sehr simple Kämpfe
abwechslungsarmes Missionsdesign
hässliche Texturen in Nahaufnahme
viele Clippingfehler
kein klassischer Mehrspielermodus
wenig Interaktion in der großen Welt
hanebüchene Handlung
unspektakuläre Bosskämpfe
enttäuschendes Ende

Wertung

360

Die 360-Fassung muss mit Textur-Abstrichen leben, entspricht aber sonst in jeder Hinsicht der PC-Version.

PlayStation3

Die technisch schwächste aller Fassungen, spielerisch allerdings mit den anderen identisch.

PC

Der ganz große Wurf ist id Software mit der neuen Shooter-Welt nicht gelungen - das Resultat ist trotzdem eine sehr unterhaltsame Ballerei!

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