Insanely Twisted Shadow Planet26.04.2012, Paul Kautz
Insanely Twisted Shadow Planet

Im Test:

Anfang August des letzten Jahres sorgte das in jeder Hinsicht ungewöhnliche Insanely Twisted Shadow Planet (ab 2,59€ bei kaufen) auf der Xbox 360 für interessierte und zum Teil auch abgestoßene Gesichter - die Präsentation ist nunmal nicht jedermanns Sache. Das ist sie auch heute nicht, dafür sieht das Spiel auf dem PC besser aus als je zuvor!

Ein Spiel weniger Worte

Der abgefahrene Grafikstil macht Insanely Twisted Shadow Planet einzigartig - das Spielprinzip dagegen ist größtenteils bekannt.
Der abgefahrene Grafikstil macht Insanely Twisted Shadow Planet einzigartig - das Spielprinzip dagegen ist größtenteils bekannt.
Viele Spiele wollen eine epische Geschichte erzählen, nur die wenigsten schaffen das. Insanely Twisted Shadow Planet (ITSP) nimmt von derlei Ambitionen von vornherein Abstand: Ein cooles, von »Mars Attacks!«-kompatibler Ramtamtam-Musik (die den Federn der norwegischen Black Metal-Band Dimmu Borgir und dem Prager Philharmonieorchester entspringt) untermaltes Intro leitet das Spiel ein, viel mehr Geschichte als hier angedeutet gibt es nicht. Was muss man wissen? Man steuert ein UFO durch eine bizarre Scherenschnitt-Welt, in der alles erstmal fremd und potenziell gefährlich ist.

Das Metroid-Prinzip gehört zu den Klassikern der Spielebranche, auch wenn es außerhalb der Namen gebenden Serie sowie neueren Castlevanias nur selten zitiert wird. Das vor zwei Jahren ebenfalls im Rahmen von Microsofts Sommerspaß erschienene Shadow Complex war eine klare Verbeugung vor dem Vorbild, ITSP ist es ebenfalls: Die Welt ist im Großen und Ganzen von Anfang an offen, man kann allerdings bestimmte Bereiche erst befliegen, wenn man die dafür benötigten Werkzeuge erhält. In diesem Falle sind das

Das Wenige an Handlung wird in stilvollen Zwischensequenzen präsentiert, die von sehr gelungener Musik begleitet werden.
Das Wenige an Handlung wird in stilvollen Zwischensequenzen präsentiert, die von sehr gelungener Musik begleitet werden.
keine Ballbomben oder Gefrierstrahlen, sondern ein im Stile von 50er Jahre-Panikfilmen »Pew!« machender Laser, ein Greifarm, ein Traktorstrahl oder eine Kreissäge - neun Helferlein sind es insgesamt, von denen man sich vier zum schnellen Zugriff auf die Digiknöpfe legen darf. Später muss man des Öfteren schnell zwischen mehreren Werkzeugen wechseln, was man entweder über ein etwas fummelig zu bedienendes Ringmenü machen oder sich einfach alle Gegenstände auf schnell erreichbare Hotkeys legen kann.

Diese Gerätschaften dienen in erster Linie dem Weiterkommen: Mit der Kreissäge raspelt man störendes Felswerk von dannen, mit der Rakete werden Blockaden gesprengt. Die meisten Tools lassen sich mit etwas Kreativität aber auch als Waffe benutzen - auch wenn das Kämpfen nur die zweite Geige spielt; die Suche nach dem richtigen Weg zum Weiterkommen ist das Hauptziel des Spiels.

Wo bin ich?

Wo bin ich? Was mache ich hier? Hilfe! Viel Erkundung steht auf der Tagesordnung.
Wo bin ich? Was mache ich hier? Hilfe! Viel Erkundung steht auf der Tagesordnung.
Wie weit man schon ist und wo es potenziell weitergeht, kann man auf der jederzeit einsehbaren Übersichtskarte nachverfolgen - wie bei Metroid wird diese nach und nach aufgedeckt. ITSP ist zwar innerhalb der einzelnen Abschnitte offen, aber es gibt immer nur einen Weg, um weiter zu kommen; Shadow Complex war in dieser Hinsicht flexibler. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier innerhalb der Welten sehr viele Kopfnüsse: Oft sieht man ein verführerisch aussehendes Extra (wie ein Laser-Upgrade oder freispielbares Artwork) in der Nähe funkeln, aber der direkte Weg führt natürlich nur selten zu diesem Ziel. Es gibt nur wenige Hinweise zum weiteren Vorgehen, was zwangsläufig zu viel Ausprobieren führt. Eine große Hilfe ist in dieser Hinsicht der Scanner, den man von Anfang an zur Verfügung hat: Mit dem kann man jedes interessante Objekt anfunzeln, woraufhin einem stilisiert gezeigt wird, was man damit machen kann - ist es ein Feind, kann man es tragen, sollte man es mit Raketen sprengen?

Die PC-Version besticht durch bessere Grafik, den beiliegenden DLC (für den man auf der 360 extra zahlen muss) sowie die flüssigere Steuerung.
Die PC-Version besticht durch bessere Grafik, den beiliegenden DLC (für den man auf der 360 extra zahlen muss) sowie die flüssigere Steuerung.
Letzteres mag bei Standard-Gegnern meist funktionieren, spätestens bei den regelmäßig auftauchenden Bossgegnern ist man damit aber meist aufgeschmissen: Mal versucht eine Riesenspinne, den Spieler einzusagen, mal wird mal von einem gigantischen Bohrer an den Spielfeldrand gedrängt, mal muss man die Schallwellen einer bizarren Maschine gegen sie selbst nutzen - Köpfchen und Analyser der Angriffsmuster sind gefragt! Das Speichersystem ist sehr fair, an allen Ecken und Enden und vor jeder größeren Herausforderung wird der Spielstand automatisch gesichert. Gewinnen die Feinde mal die Oberhand, wird man zum letzten Checkpunkt versetzt, ein Game Over gibt es nicht.

Ich flieg mit meiner Laterne...

Wie bei Metroid sind auch hier die einzelnen Welten stilistisch sehr verschieden: Flüssig wechselt man zwischen Industrie-Zonen, Eis- und Kristallwelten oder Unterwasser-Abschnitten, in denen man durch wilde Strömungen vom Weg abkommt und in denen anmutig blubbernde Quallen und Fische treiben. »Anmutig« ist generell das richtige Adjektiv für die Präsentation: Der wunderbar minimalistische Scherenschnitt-Stil,

Gefahr! Gefahr! Keine Bange - das ist noch einer der harmloseren Gegner. Der Grafikstil von ITSP ist nach wie vor ebenso einzigartig wie edel.
Gefahr! Gefahr! Keine Bange - das ist noch einer der harmloseren Gegner. Der Grafikstil von ITSP ist nach wie vor ebenso einzigartig wie edel.
die edlen Animationen (größtenteils aus der Hand von Cartoon-Größe Michel Gagné ), das herrlich kreative Gegner-Design - Style, hier bist du spielbar! Wer seine Freude an ungewöhnlichen Kunstwerken wie Limbo oder Outland hatte, wird hier juchzend vor dem Fernseher sitzen!

Und das nicht mal zwangsläufig allein, denn neben der nur für Solisten spielbaren Kampagne bietet ITSW auch einen Mehrspielermodus: »Lantern Run« bietet Platz für bis zu vier UFO-Helden, sowohl off- als auch online. Jeder bekommt eine der dem Titel entspringenden Laternen an den Greifarm - und los geht's! Man muss so schnell wie möglich von links nach rechts preschen, immer auf der Flucht vor teuflischen Tentakeln aus der Dunkelheit, die einen unbarmherzig verfolgen. Es gibt kein Ziel, man muss nur so lange wie möglich mit der Laterne im Gepäck entkommen. Aber einfach nur Fliegen wäre zu einfach, weswegen massig Hindernisse das Vorwärtskommen erschweren. So muss man die Funzel immer wieder fallen lassen, um kleinere Gegner zu bekämpfen oder Steine aus dem Weg zu räumen. Verlischt das letzte Licht oder sind alle vier Spieler gefallen, ist das Ganze auch schon vorbei - und der Puls darf wieder in normale Regionen sinken.

Die PC-Fassung bietet einige Boni: Da wäre zum einen die per Tastatur und Maus etwas einfachere Steuerung, wodurch sich besonders der Greifarm lockerer bedienen lässt - wer darauf keine Lust hat, kann auch direkt das 360-Pad verwenden. Zum anderen erhält man die höher aufgelöste, feinere Grafik. Außerdem gibt es hier den Extramodus »Schattenjagd« gratis dazu, der auf der 360 nochmal fünf Euro kostet. Das Spiel ist über Steam und den Games-for-Windows-Marktplatz erhältlich, wobei in beiden Varianten zum Start Games for Windows Live benötigt wird.

Fazit

Keine Frage: Insanely Twisted Shadow Planet ist nach wie vor zumindest stilistisch sehr einzigartig - das edel animierte Scherenschnitt-Design ist ungewöhnlich und phantasiereich. Auf dem PC sieht das Spiel in voller Auflösung und mit einer Extraladung Anti-Aliasing schöner aus als je zuvor. Hier gibt es außerdem noch den auf der 360 extra zu bezahlenden Zusatz-Spielmodus sowie die dank Tastatur und Maus einfachere Steuerung in einem runden Paket. Spielerisch bleibt alles beim Alten, aber all die kleinen Verbesserungen rechtfertigen eine kleine Aufwertung.

Wertung

PC

Die PC-Version bietet die hübschere Grafik, bessere Steuerung und den DLC-Inhalt als Bonus - dafür gibt's eine leichte Aufwertung.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.