Geisterjäger Delaware St. John 308.09.2007, Bodo Naser
Geisterjäger Delaware St. John 3

Im Test:

Nach Das Haus der Toten und Die Stadt der Toten ist Die Seacliff-Tragödie das inzwischen dritte Adventure des Geisterjägers Delaware St. John. Dieses Mal geht es in einen spukverseuchten Themenpark, der einige finstere Geheimnisse birgt. Wird das Team um Delaware wieder einen kühlen Kopf bewahren und den Mächten des Lichtes zum Sieg verhelfen?

Park der Grinsemänner

Clowns sind nicht nur lustig, spätestens seit Pennywise aus Stephen Kings "Es" treiben sie auch in Gruselgeschichten regelmäßig ihr Unwesen. Vielleicht liegt es ja an dem maskenhaften Grinsen, das schnell ins Diabolische abgleiten kann.

Das Adventure setzt leider auf völlig veralteten Pixelcharme in 800x600. Dass es trotzdem Spaß macht, ist fast schon ein Wunder.  
Kein Wunder also, dass auch in Delaware St. John 3 die bunten Spaßmacher eine wenig komische Rolle spielen. Als Überbleibsel besserer Zeiten stehen sie in dem verlassenen Vergnügungspark rum. Viel besser waren die wohl auch nicht, denn es traten immer wieder Fälle von im Park vermissten Kindern auf. Wo sind sie hin? Hat sie ein böser Clown geholt?

Dann gab es ein schreckliches Unglück mit dem Fahrgeschäft, bei dem viele Leute starben, und der Park wurde geschlossen. Seither ist es dort nicht mehr geheuer. Nun ist es an Delaware, der Sache auf den Grund zu gehen. Unterstützt wird er von Kelly, die ihr ebenfalls spielen könnt, und von Simon, der im Hintergrund die Spuren auswertet. Geisterjäger Delaware St. John klingt so, als wäre da ein 80-Jähriger am Werk, der die Geister noch mit Mitteln der Altvorderen bekämpft (Weihwasser, Knofi und Kruzifix). Weit gefehlt - das Team ist jung, dynamisch und bedient sich allerhand technischer Hilfsmittel. Ab und an hat Delaware aber auch eine Vision, die ihm weiterhilft.

Schattenwesen auf der Spur

Zu tun gibt es während der zwei längeren Kapitel freilich nicht all zu viel. Ihr streift in Egosicht über den Vergnügungspark, leuchtet mit der Taschenlampe in die Ecken und sammelt Verdächtiges ein. Schnell wird klar, dass der Unfall nicht das Einzige ist, das hier nicht stimmt. In einem Haus findet ihr Hinterlassenschaften der Familie Krandall, die im Park arbeitete. Der Geist des Vaters fühlt sich für den Tod seiner Angehörigen verantwortlich. Ab und an trefft ihr auf ein paar Schattenmenschen, die sich als lichtscheue Dämonen entpuppen, die euch fernhalten wollen. Der gezielte Lichtkegel der Lampe verjagt sie. Was bewachen sie bloß?

Klar, dass auch das eine oder andere Rätsel auf euch wartet. Die Aufgaben sind unterschiedlicher Natur von Inventar- über Kombinationsrätseln bis hin zu Kopfnüssen, bei denen eine gewisse Logik gefragt ist. Meist sind sie nicht sonderlich schwer, so dass es schon mit dem einfachen Anbringen eines Gegenstandes getan ist. Eher selten müsst ihr eure grauen Hirnzellen anstrengen, um auf die Lösung zu kommen. Dann gibt es genügend Hinweise, die euch weiter bringen, wie etwa ein Poster mit Symbolen aus dem Labyrinth. Dem Spielfluss kommen die kurzen Rätsel entgegen, für echte Veteranen ist das freilich etwas zu wenig, auch weil ihr immer nur wenige Sachen mitführt.

Nervenkitzel light

Obwohl die Spukgeschichte nicht ohne Atmosphäre erzählt wird, ist das Point&Click-Adventure trotz der Thematik nicht sonderlich gruselig. Nur einmal müsst ihr auch vor einem Monster flüchten, was schnell passieren muss. Das liegt sicher

Na, welche Sicherung muss hier rein, damit alles wieder brummt? Wie ihr an die Dinger kommt, ist schwieriger als das Einsetzen.
auch an der völlig altbackenen Aufmachung, die in einer Auflösung von 800x600 daher wabert. Kaum zu glauben, dass es sich um ein aktuelles Spiel handelt, denn es sieht aus, als hätte es schon mindestens fünf Jahre auf dem Buckel oder wäre ein Fanprojekt. Dass es trotzdem Spaß macht, liegt sicher daran, dass ihr einfach wissen wollt, was hinter dem mysteriösen Geschehen steckt. Immerhin gibt es Musik, die an einen Gruselfilm erinnert. Alles bewegt sich dennoch auf dem Niveau einer ???-Folge, weshalb das Spiel "ab 12 Jahren" ist.

Das Ganze ist zudem so linear wie eine Geisterbahn, auch wenn ihr mal einigermaßen frei im Park umherstreifen dürft. Wenn ihr was gelöst habt, läuft ein kurzes Renderfilmchen, dann kommt der zweite Protagonist und es geht schon weiter. Eine gewisse Unfreiheit kennt man auch von anderen Adventures. Die deutsche Version geht ansonsten in Ordnung, obwohl Delaware bisweilen etwas arg gekünstelt redet. Dafür bringt Kelly Schwung in die Sache und Simon ist eh nur stimmlich vertreten.

       

Fazit

"Hätte", "könnte" und "wäre" sind die Worte des Kritikers. Aber hier sind sie mehr als berechtigt, denn was wäre Delaware St. John 3 für ein schaurig-schönes Abenteuer, wenn es so wäre, wie wir es uns wünschen würden. Grundsätzlich ist die Idee des modernen Geisterjägers gar nicht ohne und alles andere als ausgelutscht. Jedoch hapert es wieder einmal an der Ausführung, die einfach veraltet wirkt. Nichts wird hier so dargestellt, dass es einen groß berühren würde. Grusel? Fehlanzeige! In einem dunklen Kabuff öffnet ihr einen Schrank und eine Leiche fällt euch entgegen - gähn. Das müsste nicht sein. So ist es fast ein Wunder, dass letztlich doch noch eine Motivation entsteht, es zu beenden. Die liegt schlicht darin, zu erfahren, warum so viele Menschen sterben mussten. Wer gern hinter abgründige Dinge blickt, liegt hier also trotz aller Mankos richtig.

Pro

atmosphärische Geisterjagd
waschechte Spukgeschichte
einsteigerfreundliche Rätsel
motiviert zum Weiterspielen

Kontra

kommt altbacken daher
nicht sonderlich gruselig
sehr linear

Wertung

PC

Gruselfreie Geisterjagd mit interessantem Hintergrund, bei der viel mehr möglich gewesen wäre.

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