Willkommen zu Hause
Als Star Ocean: The Last Hope im Herbst 2009 auf Xbox 360 veröffentlicht wurde, war dies in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich. Zum einen war dies der erste Ableger der Reihe seit langer Zeit, der bedingt durch eine Exklusivvereinbarung nicht auf einem PlayStation-System erschien – die PS3 wurde erst etwa ein halbes Jahr später mit der so genannten „International“ Edition bedacht. Und zum anderen hatte man sich erzählerisch von den anderen Teilen der Serie losgelöst, die 1996 auf dem SNES ihren Anfang nahm und sich entschlossen, die Vorgeschichte zu erzählen. Diese fußt auf den Folgen eines verheerenden Atomkriegs auf der Erde gegen Mitte/Ende des 21. Jahrhunderts sowie dem daraus resultierenden Bedürfnis, andere Planeten zu kolonisieren. Die Flotte, zu dem auch die Calnus gehört, auf der die Hauptfiguren Edge Maverick und Reimi ihren Dienst verrichten, wird allerdings durch eine Anomalie im Warpraum voneinander getrennt. Ein Abenteuer beginnt, bei dem das Überleben der Menschheit auf dem Spiel steht.
Die Figuren sehen im Remaster nicht mehr ganz so plastikhaft aus. Dennoch ist das Hybriddesign zwischen Manga und Realismus gewöhnungsbedürftig - von der klischeehaften Charakterzeichnung einiger Figuren ganz zu schweigen.
Da sich inhaltlich nichts geändert hat, werden wir nachfolgend nur auf wesentliche Kerncharakteristika der Mechanik sowie in erster Linie auf technische Merkmale eingehen, um sie mit dem Fazit des
damaligen Tests zu vergleichen, das der Kollege Jens Bischoff folgendermaßen zog: „The Last Hope sieht teilweise wirklich fantastisch aus, die kurzweiligen Echtzeitkämpfe gehen gewohnt locker von der Hand und das Entwickeln der Charaktere sowie das Anfertigen neuer Ausrüstung sind nach wie vor ungemein motivierend. Es gibt jede Menge zu entdecken, zu sammeln und zu meistern. Die Story um die Suche nach neuen Lebensräumen fernab der Erde weiß trotz einiger Längen und Leerlaufphasen zu unterhalten und auch die deutsche Übersetzung ist überraschend gut gelungen. Kenner früherer Episoden dürfen sich sogar über ein paar nette Déjà-vus freuen. Allerdings gibt es auch Schattenseiten, die das Spielvergnügen merklich trüben und The Last Hope teilweise sogar hinter die Vorgänger zurückfallen lassen: Das Charakterdesign ist weder Fleisch noch Fisch, die KI der Gefährten sehr beschränkt, der Spielverlauf ungemein zäh. Darüber hinaus nerven auch die geringe Sichtweite hinsichtlich Gegner und Objekte, die umständliche Zielerfassung sowie das nur an Bord der Calnus verfügbare Crafting-System. Keine Ahnung, ob man das Spiel damit künstlich in die Länge ziehen wollte, aber aufgrund der langen Reisewege, fehlenden Kartennavigation und unausgewogen verteilten Speicherpunkten ist das Durchstreifen der weitläufigen Schauplätze oft unnötig zehrend. Nichtsdestotrotz bietet auch das jüngste Star Ocean unterm Strich gute Rollenspielunterhaltung in bewährter Serientradition. Vor allem Jäger- und Sammlerinstinkte werden bestens bedient.“
Die zweite Chance
Das schwache bzw. weitgehend fantasielose Charakterdesign, das man vor allem in den mitunter überlangen (aber abbrechbaren) Zwischensequenzen im neuen 4K-Detail betrachten kann, hat sich nur marginal verändert. Die Figuren sehen zwar nicht mehr ganz so plastikpuppenhaft aus wie seinerzeit auf der Xbox 360. Doch das in einen Spagat gehende Design zwischen Manga und Realismus ist nach wie vor gewöhnungsbedürftig, wobei es mich mittlerweile schon beinahe an die Neuauflage der britischen Thunderbirds erinnert. Und obwohl man über Versatzstücke in Gesprächen versuchen kann, das Beziehungsgeflecht zwischen den Figuren auszudehnen oder zu verbessern, bleibt es dabei, dass die Typisierung sehr klischeehaft vorgenommen wurde und nur wenige interessante Charaktere aufbaut.In anderer Hinsicht ist das Design jedoch so überzeugend wie vor acht Jahren: Den Welten, durch die man streift, merkt man ihr grundsätzliches Alter zwar bei
Man darf Beziehungen zu den anderen Charakteren aufbauen, die sogar das Ende beeinflussen können.
Texturdetails an, die sich nicht so optimal in die 4K-Ära gerettet haben. Doch sie hinterlassen weiterhin einen sehr stimmungsvollen Eindruck und überzeugen mit einer hohen Weitsicht sowie gelungenen Lichteffekten.
Und ein Manko des Originals wurde tatsächlich minimiert. Da es keine Zufallskämpfe gab bzw. gibt und es auch eine Rolle spielt, von wo man die beharrlich ihre Wege verfolgenden Feinde angreift, um den Kampf zu initiieren, der dann in einem abgrenzten Schlachtfeld stattfindet, war es enorm ärgerlich, wenn die Monster innerhalb der imposanten Sichtweite unvermutet aufploppten. Das passiert mittlerweile nur noch selten – sehr schön. Dass es nicht komplett ausgeräumt wurde: Schade. Ebenso wie die in deutlicher Distanz aufploppenden Schatten, die auf der PlayStation 4 Pro als Testsystem nicht mehr sein müssten. Zudem kann man auf der Premium-PS4 über diverse Einstellungen die Rendering-Performance beeinflussen. Wenn man allerdings zusätzlich zu den Standardwerten z.B. Tiefenschärfe und Weichzeichner aktiviert, geht die Bildrate deutlich nach unten – was man wiederum durch Manipulation der Auflösung (auch die Zwischenauflösung 2560 x 1440 ist möglich) oder der Kantenglättung ausgleichen kann. Mit diesen beinahe schon PC-haften Optionen kann man sein visuelles Erlebnis an seine Bedürfnisse und Gewohnheiten anpassen – etwas, das HD- bzw. 4K-Remakes viel häufiger anbieten sollten. HDR-Anpassungen wiederum findet man keine, was angesichts der mitunter beeindruckenden Lichtstimmungen bedauerlich ist.