Penumbra - Black Plague11.03.2008, Bodo Naser
Penumbra - Black Plague

Im Test:

Welche Seuche ist es, die im zweiten Teil von Penumbra für Siechtum, Tod und noch Schlimmeres sorgt? Das könnt ihr jetzt in Black Plague herausfinden, das bei Paradox Interactive erschien. Welches Grauen im Halbdunkel auf euch lauert und welche Qualität das Spiel bietet, klärt der Test!

Mehr Licht!

Seltsam, wieso geht das verdammte Ding nicht auf? Ich habe weder Werkzeug noch Schlüssel. Ich nehme den nächsten Stein, zerstöre den Sicherungskasten mit einem wuchtigen Wurf und reiße das dicke Kabel aus der Verankerung. Das ging

Ohne Schalter kommt ein Abenteuer natürlich nicht aus, weshalb es auch in Black Plague viele gibt. Ihr müsst kräftig ziehen.
fast zu einfach, aber endlich ist es dunkel. War das nun wirklich eine Verbesserung? Eigentlich sollte es das Ziel jedes vernünftigen Menschen sein, mehr Licht zu bekommen. Bin ich noch ein vernünftig agierender Typ, oder hat mich der Irrsinn hier tief unter der Arktis nicht längst selbst in einen Wahnsinnigen verwandelt, der nicht mehr weiß, was es tut? Licht ist auch in der Fortsetzung wieder ein rares Gut, das es zu bewahren gilt. Auch wenn das Abenteuer schon nach unter 10 Stunden vorbei ist.

Ich erahne eine Türe im Halbdunkel und taste mich in den Raum. Ich mache kurz meine Lampe an und erhasche etwas von dem Durcheinander in dem Zimmer. Was ist hier geschehen? Ich durchsuche die Schränke und finde Schmerzpillen, Alkohol und eine verdreckte Spritze. Was soll ich denn damit? Soll ich mir jetzt etwa den goldenen Schuss setzen? Plötzlich höre ich, wie eine Türe aufgeht, gurgelnde Laute und eine Lampe geht an. Ich mache meine Funzel schnell aus und versuche mich im Dunkel in eine Ecke zu kauern. Im Schein ist ein grauenhaftes Wesen zu sehen, das kaum mehr als Mensch durchgehen kann. Spindeldürr ist dieser Bote des Todes, aber dennoch brandgefährlich. Jetzt hat er mich entdeckt und greift mich an. Mir wird schwarz vor Augen...

Antworten in der Dunkelheit

Dass ihr die Geschichte um Philip jetzt endlich weiterspielen könnt, ist zu begrüßen. Bereits im ersten Teil konntet ihr euch auf die Suche 

Immer wieder stoßt ihr auf eurem Trip auf aufschlussreiche und teils beunruhigende Texte, die leider nicht alle übersetzt wurden.  
nach seinem Vater machen, der plötzlich wie vom Erdboden verschwunden schien. Seine spärlichen Spuren führten den Protagonisten in einen unterirdischen Minenkomplex, der tief unter dem ewigen Eis lag. Dort gab es vage Hinweise darauf, dass der Vater mit seltsamen Forschungen beauftragt war. Obwohl die Mine eigentlich verlassen war, fanden sich dort die Hinterlassenschaften einer Sekte, die hinter das Wissen der Altvorderen bewahren wollte. Sie ließ auf eigene Rechnung neue Ausgrabungen durchführen. Was wurde dabei entdeckt?

Einige Anleihen bei H.P. Lovecraft sind also nicht zu übersehen. Leider wurde die spannende Story künstlich in zwei Teile zerrissen, von denen nun der finale veröffentlicht wurde. Darin seid ihr wieder auf der Suche nach Antworten, die ihr in Form von gelegentlichen Textschnipseln findet. Meist werfen die verschieden langen Texte mehr Fragen auf, als sie beantworten. Wer hinterlässt euch die Berichte, immer kurz bevor ihr eintrefft? Was hat es mit der seltsamen Seuche auf sich, die darin beschrieben wird? Wer steckt hinter der Sekte? Englisch solltet ihr zumindest können, denn leider wurde nicht alles auf Deutsch übersetzt. Insbesondere bei den Beschreibungen der Gegenstände wurde geschlampt.

Umgebung ohne Trost

Penumbra lebt seit jeher von seiner düsteren Atmosphäre und Isolation, die teilweise Beklemmungen schafft. Die Grafik könnte trostloser nicht sein, was aber durchaus positiv gemeint

Was zur Hölle...? Finster ist noch das harmloseste, was es über die Atmosphäre zu sagen gibt.
 ist. Alles in den Adventure ist eben im Verfall begriffen, bedrohlich und nichts wirklich tröstlich. Wenn ihr mal einen  vermeintlichen Schutzraum erreicht, entpuppt er sich meist wenig später als nicht so wohnlich wie gedacht. Und das obwohl ihr dieses Mal die Gänge auch mal Richtung Oberfläche oder Traumwelt verlasst, wo es aber auch nicht viel farbiger oder heller ist. Natürlich könnte die 3D-Darstellung noch viel detailreicher sein, die Objekte noch überzeugender. Aber seine Wirkung verfehlt sie nicht, auch wenn Filmeschnipsel so gut wie nicht vorhanden sind. Dafür gibt es die passende Musikuntermalung in Form von schwermütigen Klängen.

Nicht nur vor dem Rechner ist also für Nervenkitzel gesorgt, denn auch der Held hat immer wieder Aussetzer. Das ist dann der Fall, wenn er vergiftet wird, in Panik gerät oder schon angeschlagen ist. Dann verschwimmt alles, dreht sich und es gibt Ruckler. Da helfen dann auch die Pillen wenig, die ihr in Schränken finden könnt. Für ein Adventure ungewöhnlich könnt ihr hier auch sterben, wenn euch ein Monster zu sehr auf die Pelle rückt, ihr in Strömen von Blut ertrinkt oder ihr verbrannt werdet. Der Gorefaktor hält sich trotz einiger widerlicher Szenen doch in Grenzen, weshalb das morbide Abenteuer die Freigabe "ab 16 Jahren" bekommen hat. Das wahre Grauen spielt sich ohnehin im Kopf des Spielers ab.

                          

Rätsel mit Physik

Wie schon der Vorgänger ist auch Penumbra - Black Plague wieder ein Adventure, bei dem nicht alles wie üblich läuft. Man könnte es durchaus als modernes Point&Click bezeichnen allerdings auch mit einem großen Schuss Actionspiel. Natürlich

Licht, Werkzeug und Schmerzmittel, alles was der Hobby-Abenteuer von Welt so braucht, findet sich im Inventar.
lassen sich viele Dinge einfach so anklicken, wie ihr das von anderen Abenteuern kennt. So wandern Dinge in euer Inventar, die euch als Lichtquelle, Waffe oder Verbandmaterial dienen. Aber auch Gegenstände, die ihr zu Lösen der vergleichsweise abwechslungsreich gestalteten Aufgaben braucht, sind mit von der Partie. So findet ihr schon zu Beginn ein Geldstück, das einzige Werkzeug zum Schrauben, das ihr habt. Allerdings ist diese noch zu dich, um zu den Schrauben zu passen. Also ab in den kpraktischerweise vorhandenen Schraubstock und zusammen gepresst, damit sie dünner wird.

Bisweilen denkt ihr euch schon, dass das doch gar nicht gehen kann, aber Mut wird bei Black Plague belohnt. Physik spielt dabei eine große Rolle, etwa wenn ihr etwas öffnen wollt. Es ist nämlich nicht damit getan, dass ihr es einfach nur anklickt. Das wäre nicht realistisch genug. Nein, ihr müsst eine Schublade aufziehen, wie ihr das zuhause auch macht. Bei großen Gegenständen wie Kisten oder Fässern ist das durchaus fast mit Schwerstarbeit verbunden. Auch wenn ihr einen Schalter ziehen wollt, müsst ihr richtig runterdrücken, als würdet ihr tatsächlich Hand anlegen. Auch manche Rätsel sind wie aus dem Physikunterricht. Die Temperatur lässt sich nur verringern, indem ihr über eine Getränkedose Wärme ableitet. Ganz schön tricky.

Kaum noch Kämpfe

Es gilt auch wieder ein paar Kämpfe zu überstehen, die aber bei weitem nicht so oft vorkommen wie noch im ersten Teil.

Kämpfen müsst ihr kaum noch, stattdessen gibt es gepflegte und ungewöhnlich bunte Schieberätsel.
Also keine fiesen Hunde, Spinnen oder Würmer mehr, die euch durch die Schächte hetzen - zumindest keine lebendigen Hunde. Auch gut so, denn die Kampfpassagen sind ja letztes Mal auf ein geteiltes Echo gestoßen. Zum einen war es neu, dass man in einem Adventure auch mal töten musste. Zum anderen waren die Kämpfe -trotz vereinfachter Bedienung- schwer steuerbar und für ungeübte Abenteurer-Hände zu schwer. Dabei hattet ihr die Wahl, ob ihr einen Brocken schmeißt, die Keule schwingt oder die Viecher in die Luft jagt. Die KI stellt sich auch dieses Mal nicht dumm an und sucht sogar nach euch. Sie lässt sich auch per Steinwurf ablenken.

Die meisten Feinde lassen sich aber wieder durch Schleichen umgehen, was hier der elegante Königsweg ist. Einfach in die Dunkelheit geduckt, schon übersieht einen möglicherweise das Monster. Die Steuerung ist so einfach wie bei einem Shooter, da ihr alle Bewegungen über vier Tasten der Tastatur plus Maus steuert. Ihr könnt sogar ausweichen, was es nicht mal in jedem Ballerspiel gibt. Es gibt Schnelltasten fürs Inventar und für die Taschenlampe. Bisweilen ist es trotz guter Bedienung gar nicht einfach, durchzukommen, wenn mal wieder eine Tür verbarrikadiert ist. Das Wegräumen der Holzbretter ist oft nicht ganz einfach, etwa wenn sich etwas verkeilt.

         

Fazit

Eigentlich ist der lange dunkle Winter ja vorbei, in dem man solche lichtscheuen Abenteuer gerne spielt. Aber auch im Frühjahr nach Sonnenuntergang entfaltet Penumbra, natürlich alleine am Rechner und möglichst ohne Licht, durchaus seine Wirkung. Der zweite Teil knüpft nicht nur inhaltlich an den ersten an, wobei die künstliche Trennung unnötig war: Ein durchgehendes Spiel wäre doch besser gewesen, denn wer kann sich schon  nach einem Jahr noch an die Story von Teil eins erinnern. Egal, es geht ohnehin mehr um die finstere Atmosphäre, die auch Black Plague wieder zuhauf bietet. Auch in punkto Rätsel hat sich wenig geändert, denn die Aufgaben sind einfallsreich, oft nicht einfach aber doch lösbar. Natürlich ist auch dieses Mal wieder für ein Adventure viel Körpereinsatz gefragt, wenn ihr etwa wo reinkriechen müsst. Zum Glück stehen weniger Kämpfe an und Ausweichen ist der Königsweg. Schlampig ist die Übersetzung geraten und auch das Qualitätsmanagement hat nicht alle Abstürze verhindern können. Unter Strich ist Penumbra 2 ideal für nervenstarke Abenteurer!

Pro

mysteriöse Story
finstere Atmosphäre
abwechslungsreiche Rätsel
Physik spielt rein

Kontra

- Story willkürlich auseinandergerissen
Kämpfe schwer steuerbar

Wertung

PC

Wer den ersten Teil gespielt hat, kommt auch an Black Plague kaum vorbei

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