Imperium Romanum22.02.2008, Bodo Naser
Imperium Romanum

Im Test:

Städtebauspiele gibt es wie Sand am Meer und das seit Ewigkeiten: Von Sim City über Zeus bis zu Tycoon City. Jetzt ist mit Imperium Romanum (ab 7,98€ bei kaufen) bei Kalypso Media ein neues erschienen, das eigentlich die Fortsetzung von Die Römer ist. Neu ist daran allerdings wenig, denn das Spiel von Haemimont Games erinnert an die betagte Caesar-Reihe. Das muss ja theoretisch nichts Schlechtes sein…

Gouverneur für Rom

Im antiken Rom gab es mehrere Gründe, warum jemand das Kommando über eine Provinz übernahm, aber meist wurde er dazu bestimmt. Daher wurde auch Cicero im Anschluss an sein Konsulat Statthalter in Kleinasien, obwohl er den Posten

An so einem Platz könnte es auch ein vornehmer Römer aushalten. Ihr müsst euer Provinzkaff aber erst in solch ein Elysium verwandeln.
 hasste. Wenn es sich nicht gerade um eine lukrative Provinz handelte, die man wie eine Olive auspressen konnte, waren diese Posten wenig begehrt. Man war weit von zu Hause weg, nur von wenig freundlichen Barbaren umgeben und Aufstände drohten. Man muss sich vorstellen, dass ein Ort wie Mainz für einen Römer in etwa so weit entfernt war wie heute Hintersibirien für uns. Der Römer mochte es gar nicht, wenn er zu weit vom Schuss weg war - sprich von Rom. Selbst ein Aufenthalt in Griechenland konnte zur Qual werden, wenn man nicht gerade kulturell interessiert war.

Andererseits gab es Verwalter, die ihre Kompetenzen sehr weit auslegten. Das führte im Falle von Julius Caesar dazu, dass er gleich ein ganzes Land eroberte, seine Bevölkerung dezimierte und versklavte. Caesar hatte den Oberfehl über die Provinz Gallia Cisalpina übernommen, auch um unter einen Vorwand einen Krieg gegen ganz Gallien vom Zaun brechen zu können. Der Prokonsul rechtfertigte das vor dem Senat in Rom als Präventivschlag gegen die aufmüpfigen Kelten, die römischen Boden bedrohten. Macht ja nix, dass die Helvetier 58 v.Chr. eigentlich gar nicht vorhatten, sich auf römischem Gebiet niederzulassen. Der Präventivschlag dauerte ganz acht Jahre, unterwarf etliche Stämme im heutigen Frankreich und ging als Gallischer Krieg in die Geschichte ein.

Barbaren eingliedern

Ob Caesar als Organisator, Antreiber und Stratege mit den militärischen Möglichkeiten, die einem Imperium Romanum so bietet, zufrieden gewesen wäre, ist zumindest fraglich. Denn zwar dürft ihr nach Lust und Laune Truppen ausheben, wenn ihr entsprechende Kasernen baut. Legionäre, Bogenschützen und Reiterei schickt ihr in die Schlachten, deren Aushebung zwar Rohstoffe wie Eisen, Holz oder Tuche erfordert, aber sehr flott vonstatten geht, was Caesar wiederum gefallen hätte. Auch Belagerungsmaschinen gibt es, die Barbarenlager unter Feuer nehmen. Schön auch, dass erklärt wird, dass Hilfstruppen, die sich aus Nichtrömern rekrutierten, nach ihrer Dienstzeit römische Bürger werden können.

Der virtuelle Aufmarsch vor dem Dorf der axtschwingenden Barbaren könnte einfacher vonstatten gehen: Die Bedienung ist in diesem Punkt nämlich nicht sonderlich geglückt, da ihr immer wieder umständlich die Standarte dorthin stecken müsst, wo die Soldaten dann hinlaufen. Bisweilen bleiben sie auch im Berg hängen - ein ärgerlicher Bug, denn ihr müsst ihnen dann beim "Ausparken" helfen.

Nicht wie die alten Römer

Historische Authentizität im Kampf? Römische Disziplin und Militärtechnik? Davon ist leider fast nichts zu sehen: Es wird kein

Eines der Barbarenlager, die es zu befrieden gilt. Sie sind aber einfacher erobert, als es den Anschein hat. Eine kleine bewaffnete Truppe reicht dafür meist, auch wenn's die Hauptstadt der Daker ist.
Pilum geschleudert, eine Schildkröte gibt's auch nicht und die Legion stürzt sich sofort in den Nahkampf. Das Stein-Schere-Prinzip gilt zwar, weil etwa Hastati besonders gegen Axtkämpfer gut sind, jedoch spielt die Reform des Marius keine Rolle, da es Hastati auch noch danach gibt. Ein Marschlager gibt es auch nicht, so dass ihr über weite Strecken bis zur Kaserne zurückflüchten müsst. Das alles legt nahe, dass es beim Militär allenfalls pseudohistorisch zugeht.

Außerdem gibt es für die Legionen wenige Einsatzmöglichkeiten, da sie immer auf die Stadtkarte plus Umland begrenzt sind. Taktisch ist da wenig zu machen, wie einst bei Caesar manövriert ihr die Truppen vors Lager und drückt auf Attacke. Dann greifen die Soldaten an, wobei auch die Formation letztlich Wurst ist. Die Römer gewinnen eigentlich immer, insbesondere ihre Bogenschützen sind unbesiegbar. Von feindlicher KI kann keine Rede sein, da die Barbaren stets zyklisch anrücken, um eure Stadt in Brand zu stecken. Immerhin werden eroberte Regionen zu Außenposten eurer Stadt mit eigener Bevölkerung, die ihr ausbauen könnt. Vielleicht wird eine blühende Kolonie draus. Für einen Triumphbogen braucht ihr noch nicht mal Siege, denn den dürft ihr ab einer bestimmten Stadtgröße bauen.

                           

In Stein gehämmert

Wenn es nicht das Militär ist, was lockt den Hobby-Politiker denn dann an den Rechner? Es sind die Tafeln, auf denen die Spielziele beschrieben sind. Also nicht die klobigen Dinger an und für sich, die vielleicht Obelix begeistern könnten, sondern

Auf solchen schmucken Tafeln werden euch die Aufgaben serviert. Ihr könnt selbst entscheiden, wann's weiter gehen soll. Für bestandene Aufträge gibt es Belohnungen.
 wie der Aufstieg hier Schritt für Schritt verschaltet ist. Es beginnt mit leichteren Aufgaben, wie dem Bau von Gebäuden wie Metzgerei oder Präfektur. Dann geht es über einen Rekord an Lebensmittel, den ihr ereichen sollt und dem Erobern eines Dorfes bis zum Bau eines Circus Maximus. Das steigert sich und ist motivierend gemacht, auch weil ihr entscheiden könnt, wann es weiter gehen soll, da ihr die Aufgaben enthüllt. Als Belohnung erhaltet ihr z.B. Geld, Gratisbauwerke oder neue Siedler.

Dumm nur, dass es bisweilen Ziele gibt, die sich nicht mehr erreichen lassen. Wenn alle Barbaren besiegt sind, bevor die Aufgabe kommt, eine bestimmte Anzahl ihrer Einheiten zu vernichten, dann ist es halt nicht mehr zu erfüllen. Tatsächliche Unmöglichkeit: Der Statthalter kann nix bekämpfen, was es nicht (mehr) gibt. Die Tafeln existieren nur in den 16 Szenarien der "Kampagne", die allerdings eher eine lose Verbindung von Missionen ist. Eine Karriere macht ihr da nicht durch. Wer keine vorgegebenen Aufgaben möchte, der kann weitere 16 Szenarien spielen, bei denen er allein bestimmt, wo's langgeht. Die Städte sind dieselben: Ihr könnt auch Städte wie Rom, Genua oder Mainz verwalten, wobei ihr in Pompeji immer ein Auge auf den Vulkan haben solltet.

Üppige Grafik

Immer wieder wurde die antike Kulisse als wunderschön und detailreich gepriesen. Optisch hat Imperium Romanum durchaus einiges zu bieten. Da gibt es schöne, antik aussehende Gebäude wie etwa Forum, Tempel oder Schulen. Eine gewisse Eckigkeit der Bauten fällt aber negativ auf, die sich bei den Hütten der Barbaren bemerkbar macht. Immerhin haben sich die Macher die Weichspüleffekte des Vorgängers weitgehend gespart und das Wasser sprudelt nun auch verbessert aus dem Aquädukt. Auch der Circus Maximus sieht prächtig aus mit seinem Innenraum, Bögen und Säulen, ist aber oft nicht gut besucht und das Renngeschehen könnte fesselnder sein. Auch der Wuselfaktor auf der Straße ist eher begrenzt, da zwar Leute zu sehen sind, aber eben keine Massen.

Akustisch bietet das Spiel mit römisch angehauchter Musik und spärlicher Geräuschen nur ein durchschnittliches Klangerlebnis. Nur einige Geräusche sind wirklich so einprägsam wie der prasselnde Laut, wenn mal wieder ein Feuer ausbricht. Über solche Ereignisse erhaltet ihr Warnmeldungen für Brände, Feindüberfälle und Aufstände. Positiv ist, dass es auch ein verbales Lob gibt, wenn ihr eine Krise beseitigt habt oder die Bürger glücklich sind. Die Texte der Steintafeln werden allerdings von einer professionellen deutschen Stimme vorgelesen, was zu begrüßen ist.

Aufbauen - wie gehabt

Ansonsten bietet das Spiel antiken Städtebau, wie ihr ihn kennt. Nur wenige Dinge laufen anders: Ihr baut also wie üblich Wohnhäuser, die sich von der einfachen Hütte bis zur prunkvollen Villa entwickeln, wie ihr das von Caesar her kennt. Neue

Der Bau der Gebäude geht eigentlich ganz problemlos, wenn ihr die Rohstoffe habt und sich ein Plätzchen findet. Bausklaven ziehen es dann in Windeseile hoch.  
Bürger kommen aber nur, wenn ihr noch freie Siedler habt, die euch der Senat bewilligt. Wenn die Anzeige für Neubürger auf null ist, könnt ihr so viele Häuser bauen, wie ihr wollt, es wird niemand einziehen. Um die zu versorgen, braucht ihr einen Brunnen in der Nähe, Lebensmittel vom Markt und Möglichkeit, Religion auszuüben. Die meisten Gebäude besitzen eine Reichweite, die aber großzügig bemessen ist, so dass ihr nicht 20 Schulen für eine Stadt braucht.

Der Bau von Straßen und Mauern funktioniert hier besser als bei anderen Spielen. Es scheint immer noch Platz zu sein, wo ihr ne Straße hinquetschen könnt. Gezimmert werden die Bauten von Sklaven, die eine wichtige Rolle im Transportwesen einnehmen. Zum einen liefern sie Waren bei Handwerkern wie dem Bäcker ab, zum anderen bringen aber auch Baumaterial zu einer Baustelle. Ihr solltet immer genügend Sklaven auf den Straßen haben, da sonst alles ins Stocken gerät. Es gibt Sklavenunterkünfte, die für mehr Unfreie in der Stadt sorgen. Auch der Ausbau des Forums bringt mehr Billigarbeitskräfte mit sich.

          

Handel und Handwerk

Die Produktion richtet sich ebenfalls eher an Einsteiger, da die Zahl der Rohstoffe und Waren überschaubar bleibt: Es gibt Holz, Lehm, Stein, Eisen, Gold und Marmor, die teils als Baumaterial dienen. Auf den Feldern wachsen Weizen, Flachs, Oliven und Wein, die zyklisch geerntet werden. Es gibt Schweinezuchten, die für Fleisch sorgen, das aber erst beim Fleischer in Wurst verarbeitet wird. Auf den Märkten wird Brot, Würste, Fisch und Kleidung verkauft. In den Tavernen gibt es noch Wein. Jede Produktionsstätte braucht ein gewisse Arbeiter, die sich in männlich und weiblich aufteilen. Eine der wenigen Bereiche, in denen eure Bürger mal eine Rolle spielen.

Alles, was ihr nicht verbraucht, könnt ihr auch handeln. Ihr baut einfach einen Schiffskai oder eine Handelsstation, die dann den Warenaustausch übernimmt. Dann müsst ihr noch einen Handelsweg eröffnen, der dann regelmäßig bedient wird. Natürlich ist die Zahl der Handelswege begrenzt. Die Sklaven tragen die Waren zusammen, wobei ihr nicht auf den Abtransport warten müsst. Für verkaufte Waren erhaltet ihr sofort Denarii, ihr könnt aber auch Rohstoffe wie Marmor kaufen, die euch vielleicht fehlen. Denn ohne sie könnt ihr Prachtbauten wie ein Amphitheater nicht errichten. Dass euer Lager voll ist, kommt übrigens nicht vor, es fasst unendlich viel.

Zu einfach

Insgesamt ist Imperium Romanum daher ein Spiel, das sich eindeutig an Einsteiger wendet. Der schnelle Erfolg wird groß geschrieben, wie es auch schon bei Caesar IV der Fall war. Der Schwierigkeitsgrad ist für erfahrene Spieler leider oft viel zu

Auch Brände, Aufstände und Barbaren können nicht verindern, dass eine Stadt entsteht, die Rom's würdig ist.
gering. Die Mission mit der Eroberung der Hauptstadt der Daker Sarmizegetusa etwa ist hier ein Kinderschlecken, das nach einer dreiviertel Stunde Geschichte ist. In Wirklichkeit waren die Daker ein gefürchtetes Volk, die gleich mehrmals über die Donau ins Reich einfielen und gegen das Kaiser Trajan ab 101 n.Chr. jahrelang Krieg führte. Gerade die Bergzitadelle mit dem unaussprechlichen Namen wurde immer wieder erfolglos von den Römern angegriffen.

Im Spiel reicht eine Art von Polizeiaktion mit drei Einheiten, um sie platt zu machen. Das liegt sicher auch daran, dass ihr von Anfang an eine voll ausgebaute Burg habt, mit zwei Kasernen. Leider lässt sich der Schwierigkeitsgrad auch gar nicht verändern. Wieso ihr nicht einfach mehr Barbaren einschalten dürft, bleibt das Geheimnis der Macher. Auch Ereignisse wie Brände, Krankheiten und Aufstände können nicht verhindern, dass eure Stadt prosperiert. Nach einem Feuer baut ihr einfach wieder alles auf, was ziemlich flott geht. Hier wäre es besser gewesen, wie bei Stronghold die Gefahr eines Übergreifens des Feuers einzubauen. Denn schließlich brannte Rom selbst gleich mehrere Male in großen Teilen ab.

    

Fazit

Imperium Romanum erfindet das Städtebau-Genre ganz sicher nicht neu, macht aber dennoch im Rahmen seiner Möglichkeiten Spaß. Das liegt an den motivierenden Aufgaben auf den Steintafeln, die einen kontinuierlichen Aufstieg eurer Siedlung versinnbildlichen: Zuerst die Versorgung mit dem Nötigsten, dann die Aufrüstung der Armee und schließlich der Circus Maximus als Krönung. Auch äußerlich schlägt sich der Aufstieg nieder, da sich eure Stadt vom schlichten Dorf mit dem Nötigsten zur Metropole mit marmornen Prachtbauten entwickelt. Insbesondere für Einsteiger ist es einen Blick wert, da es dank Tutorial einfach zu verstehen, leicht zu bedienen und leicht zu gewinnen ist. Die sollten dann allerdings keine ausgefeilten Kämpfe erwarteb, denn der gesamte Bereich Militär ist allenfalls Beiwerk. So sind die Schlachten viel zu einfach zu gewinnen und auch nicht sonderlich historisch, auch wenn sie vielleicht an einem berühmten, antiken Ort stattfinden. Das ist leider auch ein Merkmal des gesamten Spiels, dass es unterm Strich für erfahrene Spieler, Feldherren und Bauveteranen zu wenige Herausforderungen bietet. Sie sollten eher auf Caesar, Zeus oder Kinder des Nils zurückgreifen. Besser als CivCity Rome oder Die Römer ist dieser leicht verdauliche Ausflug in die Antike aber allemal.

Pro

motivierender Städtebau
Tafeln führen durchs Szenario
leicht zugänglich
berühmte Städte wie Rom, Pompeij oder Mainz
Sklaven kommen vor
Siedler als Belohnung

Kontra

nicht wirklich neu
Militär ist wenig ausgefeilt
kaum taktische Kämpfe
insgesamt zu einfach
einzelner Bürger spielt kaum eine Rolle

Wertung

PC

Sicher keine Neuerfindung des Städtebaugenres aber doch ganz nett. Insbesondere für Einsteiger geeignet.

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