Battle Realms25.09.2001, Jörg Luibl
Battle Realms

Vorschau:

Das Team von Command&Conquer-Macher Ed Del Castillo will Euch mit Battle Realms (ab 31,95€ bei kaufen) aufs fernöstliche Echtzeit-Parkett schicken: Als Anführer eines Samurai-Clans müsst Ihr Euch nicht nur im Kampf, sondern auch im Siedlungsbau und Strategie-Bereich beweisen. Wir hatten Gelegenheit, uns durch die zweite Preview-Fassung des vielversprechenden Echtzeit-Taktikspiels zu kämpfen. Ob Liquid Entertainment auf dem richtigen Weg ist, erfahrt Ihr in unserer Vorschau!

Gut oder Böse?

Nach sieben Jahren Exil kehrt Prinz Kenji zurück in seine Heimat, wo verfeindete Clans für Chaos und Bürgerkrieg sorgen. Es liegt an Euch, ob Ihr den Pfad des Guten (Yang) beschreitet und dem Drachen-Clan zu neuem Ruhm verhelft, oder ob Ihr Euch auf der Seite des Bösen (Yin) mit dem Lindwurm-Clan verbündet. Doch egal wie Ihr Euch entscheidet, es gibt genügend andere Clans, die Euch nur zu gerne vernichten würden...

Vier Clans kämpfen um die Macht

Neben dem Drachen- und Schlangen-Clan werdet Ihr noch zwei weiteren Clans begegnen: dem Wolfs- und dem Lotus-Clan. Jeder Clan unterscheidet sich hinsichtlich Grafik-Design, Kampfstil und Einheiten- bzw. Gebäudevorkommen - eine Übersicht gibt`s in unserem Einheiten-Special, das bis zum Release ständig aktualisiert wird:

Insgesamt soll es 50 Einheiten und zwölf Zen-Meister geben, die mit besonderen Fähigkeiten wie "Kampfschrei" oder "Kritischer Treffer" ausgerüstet sind und so manche Schlacht entscheiden können. Während des Spiels kann Prinz Kenji neben zahllosen regulären Kriegern bis zu sechs Zen-Meister aufnehmen. Außerdem sammelt Ihr Punkte für gute und böse Taten (Yang und Yin), mit denen Ihr später Eure Einheiten und Gebäude aufrüsten, oder einen Eurer Zen-Meister noch mächtiger machen könnt.

Ohne Mampf kein Kampf

Zum Einheiten- und Gebäudebau benötigt Ihr die beiden Ressourcen Wasser und Reis. Per Linksklick könnt Ihr Bauern auswählen, um sie dann per Rechtsklick aufs Reisfeld zu beordern oder mit dem Eimer zur nächsten Quelle zu schicken. Habt Ihr genug Rohstoffe gesammelt, könnt Ihr aus Euren friedliebenden Bauern Speerkämpfer oder Bogenschützen machen: Bauer auswählen und mit Rechtsklick in die Kaserne schicken - kurz darauf meldet sich ein neuer Rekrut vor der Kaserne. Außerdem stehen mit der Zeit eine Vielzahl an Gebäuden zur Verfügung wie Wachtürme, Trainingslager etc. Dieser Aufbauteil von Battle Realms geht bisher relativ zäh voran - bis eine neue Einheit einsatzfähig ist, vergeht einfach zu viel Zeit. Wenn Liquid Entertainment den Fokus auf Kampftaktik legen will, sollten diese Features beschleunigt werden.

Lassomethode und Gruppendynamik

Die Steuerung bietet den ganzen bekannten Komfort des Genres: Mehrere Einheiten werden per Lasso-Methode ausgewählt und können über die Kombination STRG plus Zahl zu einer Gruppe zusammengefasst werden. Alle Befehle werden per Rechtsklick gegeben, jede Auswahl benötigt den linken Klick. Leider konnten wir in der Demo-Version immer noch keine Formationsbefehle ausmachen. Zwar ist die Einheiten-KI so weit ausgereift, dass sich Bogenschützen im Kampf von alleine hinter die Speerkrieger stellen, aber ohne Formationen ufert das Ganze doch schnell zu einem wilden Gemetzel à la Command&Conquer aus - hier müssen die Entwickler noch nachlegen, denn sonst gibt`s Kampfgetümmel statt Kampftatktik.

Asiatische Besonnenheit statt westliche Hektik

Eine taktische Komponente verhindert jedoch Endlos-Schlachten gegen den Gegner: Alle Einheiten besitzen neben dem Gesundheitswert (grüner Balken) noch einen Konditionswert (blauer Balken), der sowohl während des Rennens als auch während des Einsatzes von Special-Moves beansprucht wird. Wenn Ihr Eure Samurai-Krieger also im Dauerlauf zum gegnerischen Dorf jagt, müssen sich diese erst mal wieder erholen. Hinzu kommt, dass schwere Verletzungen Eure Einheiten langsamer machen - ein Päuschen in Ehren sollte daher niemand verwehren. Auch das Terrain wird realistisch ins Spielgeschehen miteinbezogen und damit zur taktischen Komponente: Hinter Hügeln lassen sich wunderbar Einheiten verstecken, Kämpfer auf Hügeln erhalten einen Bonus und Bogenschützen schießen weiter. Infanterie, die einen Hügel erobern will, wird übrigens auch langsamer und Pferde streiken bei steilen Pässen ganz. Leider gewinnen die Einheiten nicht an Erfahrung und können -bis auf die Helden- auch nicht in kommende Missionen übernommen werden.

Gebt mir ein Schlachtross!

Eines der Highlights von Battle Realms ist sicher die Integration der Pferde - optisch und spielerisch: Wenn Ihr Eure Krieger schneller und beeindruckender in den Kampf schicken wollt - also vierbeinig-, dann müssen Eure Bauern zunächst Wildpferde zähmen. In der Preview-Fassung dauerte die aber noch zu lange: Pferd suchen, zähmen, zum Stall bringen, Krieger draufsetzen. Habt Ihr die Vierbeiner erstmal domestiziert, steht Eurer Kavallerie nichts mehr im Wege: Schlachtrosse machen Eure Krieger stärker und weniger anfällig für Treffer, weil im Kampf zunächst das Pferd herhalten muss.

Harte Samurai, weiche Animationen

Optisch präsentiert sich Battle Realms in ansehnlicher, aber keineswegs atemberaubender 3D-Grafik: In isometrischer Perspektive könnt Ihr den Siedlungsbau voranbringen und dabei den Neigungswinkel der Kamera leicht verändern. Stufenloser Zoom ist zwar nicht vorhanden, hätte aber auch keinen spielerischen oder optischen Vorteil gebracht. Insbesondere die Darstellung der Kampf- und Bewegungsanimationen kann sich sehen lassen, obwohl die Figurenpolygone teilweise zu klobig wirken: Die Comic-ähnlichen Samurai überzeugen gerade in den Kampfsequenzen mit unterschiedlichen und ansprechenden Animationen: Mit herrlichen Lichteffekten in Szene gesetzte Special-Moves der Anführer erinnern an Beat`em Ups, Verletzte hinken schwerfällig hinterher und Kampfrosse bäumen sich eindrucksvoll zur Hufattacke auf. Aber auch die zivilen Aktionen wie Reis ernten und Wasser schöpfen laden zum Zusehen sein - es gibt butterweiche Animationen, Grashalme fliegen durch die Luft und leichte Wellenbewegungen begleiten den Wasserschöpfer. Auch die Landschaft ist mit ihren Wiesen, Tümpeln, Bächen und Bäumen ansehnlich texturiert, zumal Regen und dynamische Wolkenschatten für Abwechslung sorgen. Nur die filmischen Zwischensequenzen in In-Game-Grafik trüben den optisch gelungenen Gesamteindruck: die Hintergrundlandschaft in Spielegrafik wirkt einfach zu grob und die Figuren sind zu klobig; Rendervideos hätten hier für mehr Atmosphäre gesorgt.

Multiplayer

Bis zu acht Spieler können über LAN oder Internet gegeneinander antreten. Bis zu 35 Karten sollen bei Release zur Verfügung stehen. Hinzu kommen zahlreiche Modifikations-Möglichkeiten (Farbe, Computergegner, neun Geschwindigkeitsstufen, Clan etc.), die in Sachen Komfort keine Wünsche offen lassen.

Ausblick

Ed Del Castillo und sein Team haben den Schritt in die dritte Dimension souverän bewältigt: Die Grafik kann sich in Sachen Animation locker mit Empire Earth messen - egal ob Kampfanimationen oder Bewegungen -, aber die In-Game-Filme mit den klobigen Figuren trüben den optischen Gesamteindruck. Die taktische Einbettung der Landschaft, die vielen Upgrades und Spezialeinheiten versprechen lang anhaltenden Spielspaß. Doch spielerisch müsste Battle Realms noch zulegen, denn mit dem zähen Basisbau und den fehlenden Formationen kommt die kampftaktische Komponente noch etwas zu kurz. Außerdem muss man in manchen Missionen einfach alles zerstören und die Karte nach jedem Feind absuchen, was nicht gerade motivierend ist. Trotzdem bleibt Battle Realms einer der interessantesten Titel für Echtzeit-Strategen - auch im Multiplayer-Modus. Warten wir mal ab, was das Team bis zum Release noch an Feintuning in petto hat!

Publisher: Ubi Soft

Release: 29. November

Screenshots: auf einen Blick !

Ausblick

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