Pro Evolution Soccer 200920.08.2008, Jörg Luibl
Pro Evolution Soccer 2009

Vorschau:

Die Bundesliga läuft bereits auf Hochtouren und auch Konami lässt bald den Ball rollen: Wie jedes Jahr laden die Japaner im Oktober auf den grünen Rasen. Wir konnten uns zwar noch nicht mit den Konsolenvarianten beschäftigen, aber mehr als genug Flankenläufe und Dribblings mit der PC-Variante wagen. Was hat sich gegenüber dem Vorjahr getan? Was gibt es Neues? Und wie spielt sich der Kick aus Japan?

Stagnation auf hohem Niveau

Die erste Neuerung: Die Benutzeroberfläche ist eine andere - neue Farben, mehr Übersichtlichkeit durch eine Art Collagenhintergrund. Wichtiger ist natürlich bekanntlich auf'm Platz. Hier steht schon nach wenigen Probespielen etwas wenig Überraschendes fest: Die spieltechnischen Unterschiede im Vergleich zum letzten Jahr halten sich in Grenzen - man muss schon genau hinschauen, um die kleinen Änderungen hinsichtlich Animationen, Ballphysik & Co gegenüber Pro Evolution Soccer 2008 wahrzunehmen, denn das Spielgefühl ist nahezu identisch; der Sprung von PES 6 zum Vorgänger war ein größerer. Auch wenn Chefdesigner Seabass von einem "whole new way of playing football" spricht, bleibt auf dem Platz nahezu alles beim Alten. Angesichts der Tatsache, dass das Spiel als

Das hat Produzent Shingo "Seabass" Takatsuka zu seinem neuen Kick zu sagen...Spitzenreiter im Bereich der Fußballsimulationen antritt, ist das allerdings eine Stagnation auf höchstem Niveau. Macht dieser Kick Spaß? Oh ja.

Feintuning im Hintergrund

Natürlich bewegt sich vieles im Kleinen: Es gibt ansehnliche neue Sturz- und Annahme-Bewegungen. Der Ball fühlt sich noch wuchtiger an und fliegt mit einer fantastischen, weil noch natürlicher wirkenden Schwere Richtung Kasten - angeblich wird sogar der Luftwiderstand berechnet. Aber der auffälligste Unterschied ist der, dass die Japaner das Spiel entschleunigt haben. Sprich: Es geht einen Tick langsamer, weniger rasant zur Sache - und das tut dem Spielaufbau gut, denn er verlangt jetzt etwas mehr Planung und Köpfchen.

Lobenswert ist auch, dass sich die defensiven Mitspieler deutlich intelligenter verhalten und auch ohne das manuell aktivierte Pressing in Lücken stoßen, um Angreifer zu attackieren. Offen ist noch, inwiefern sich die Offensive verbessert hat: Den von Konami angekündigten Zusatz, dass Stürmer auch schon mal winken und dann in den freien Raum spurten, haben wir in der Vorschaufassung noch zu selten beobachtet, als dass er einen spürbaren Fortschritt darstellen würde - die Offensiv-KI war allerdings schon im Vorgänger sehr gut. Wir sind gespannt, 

Im Spiel hat sich seit dem vergangenen Jahr leider wenig getan.
wie sich das Laufverhalten im Dauertest entwickelt.

Karriere für Solisten

Im Zentrum steht der neue Spielmodus "Become a Legend". Ähnlich wie in Be a Pro von FIFA 09 geht es hier um die individuelle Karriere eines Spielers. Ihr erstellt euch einen 17-jährigen Profi, bestimmt sowohl Aussehen als auch Position, bevor ihr in einem Verein der unteren Liga startet. Um den Weg von der Ersatzbank in die Stammelf zu finden, müsst ihr in Trainingsspielen überzeugen. Im Gegensatz zum normalen PES steuert ihr hier zwar nur einen Spieler, aber könnt seltsamer Weise das Pressing aktivieren - also andere Teamkameraden auf den Gegner schicken.

Die Kamera lässt sich dabei komplett auf euch fokussieren, so dass ihr näher am Geschehen seid - wer diese neue vertikale Ansicht nicht mag, kann auch klassische Perspektiven mit mehr Übersicht wählen. Dabei entgehen einem natürlich die packenden 1-gegen-1-Ansichten. Eigentlich ist dieser Modus eine interessante Idee, aber bisher wirkt die Umsetzung noch sehr fade und steril: Abgesehen davon, dass es keine persönliche Note über einen Trainer gibt, der eure Entwicklung vielleicht mit Kommentaren oder Hinweisen betreut, gibt es auch noch zu wenig Feedback auf dem Platz. Sprich: Man erobert den Ball, passt, schießt und nichts passiert; es gibt keine Belohnung in Form von Zurufen oder Punkten. Und wo FIFA zwischendurch noch optimale Laufwege auf dem Platz anzeigt, wird hier gar nichts visualisiert - wie soll man so seine Position meistern?                  

Kamera nah dran

Auch die Darstellung der Statistiken lässt noch zu wünschen übrig: In der Halbzeit muss man sich umständlich durch das Menü wühlen, um an seine Werte im Bereich der Pässe, Fouls, Ballberührungen und Laufwege zu kommen. Wenn es schon um meine Karriere geht, warum wird diese dann nicht sofort ins Zentrum gerückt? Warum sagt mir keiner in der Halbzeit, ob meine Leistung eine gute war? Immerhin kann man die Trainingseinheiten auf seine Wünsche zuschneiden: Ihr verteilt zwölf Punkte auf die sechs Bereiche Schuss, Dribbling, Balance, Kraft,

In diesem Jahr steht "Pro Evolution" auch für die Entwicklung eures eigenen Superstars.
Tempo oder Ausdauer und gewinnt am Ende eines Spiels Erfahrung - in den fokussierten  Bereichen ist das natürlich mehr.

Trotzdem hinterlässt die Karriere bisher einen durchwachsenen Eindruck. Wir sind gespannt, ob sich der Reiz für Solisten nach zwei, drei Saisons erhöht und ob sich in Sachen Präsentation noch etwas tut - es wird übrigens bis ins Alter von 35 Jahren gespielt. Nur durch hohe Spielbewertungen habt ihr eine Chance, in die Startelf zu kommen oder gar Angebote von prominenten Clubs zu erhalten. Und auch online könnt ihr euren selbst gezüchteten Profi neben denen von Freunden einsetzen, um PES-Punkte zu gewinnen. Auch dieser Modus kann noch positiv überraschen.

Kulisse auf bekanntem Niveau

Was hat sich sonst noch getan? In der Meisterliga wurde die Menüstruktur vereinfacht, außerdem wurden die Befindlichkeiten der Profis um den Punkt "Loyalität" erweitert - wer mit seinem Vertrag nicht glücklich ist, spielt auch nicht gut. Der Editor wurde ebenfalls erweitert, so dass ihr Bilder und Sounds importieren könnt. Und ihr werdet online mit bis zu vier Spielern antreten können - bei FIFA 09 sind es übrigens zehn, die auf jeder Seite mitspielen können.

Auch der grafische Fortschritt hält sich in Grenzen - jedenfalls in unserer Vorschaufassung: Obwohl Konami das Publikum etwas besser darstellt, lassen das Drumherum am Spielfeldrand sowie die Rasentexturen noch zu wünschen übrig. Die Kameraleute sind immer noch Pappaufsteller, die Fans zu großen Teilen nicht mehr als Klonjubler. Die 20 Stadien werden wir allerdings erst beurteilen können, wenn sie wirklich fertig gestellt sind -

Wettereinflüsse wie Regen oder Schnee sollen auf jeden Rasen andere Auswirkungen haben.
auch Wembley ist dabei. Hier hat man angeblich für jede Arena andere Auswirkungen auf dem Platz integriert, was Regen und Schnee angeht. Außerdem soll es neue Anzeigetafeln geben.

Lebensechte Bewegungen

Lediglich im Bereich der Animationen und Spielerdarstellung glänzen die Japaner auf den ersten Blick: Da heben Spieler nach der Grätsche artistisch ab und egal ob Toni, Cole oder Ronaldinho - alle Stars überzeugen mit realistischen Gesichtern und individuellen Bewegungen, darunter auch der breitbeinige John Wayne-Freistoß des portugiesischen Jungstars. Laut Entwickler wurden alle Bewegungen von Grund auf neu gestaltet. Bisher sind uns allerdings nur die weitaus deutlicheren Stolpereien aufgefallen. Wir sind gespannt auf den direkten Vergleich mit FIFA 09, den wir euch in der Testphase anbieten werden.

Auf dem PC könnt ihr die Kulisse übrigens in einer Auflösung von bis zu 1280 x 1024 betrachten, sowohl in 4:3 als auch 16:9. Die Mindestvoraussetzungen liegen bei einem PIV 1,4 Ghz plus 1 GB Ram und 128 Mb-Grafikkarte, die Shader 2.0 darstellt. Optimaler Weise solltet ihr aber einen PIV mit 3 Ghz, 256 MB Ram sowie 256 MB Grafikkarte besitzen, die Shader 3.0 beherrscht. Das Xbox 360-Pad wird am PC einwandfrei erkannt und ihr könnt die Steuerung später frei belegen. Gewundert haben wir uns allerdings über den neuen Einsatz des Digikreuzes: Da liegen tatsächlich Dribblings, die euren Spieler einige 90-Grad-Finten ausführen lassen - das ist natürlich unglücklich, denn man muss erst mit der linken Hand nach unten greifen, wenn man mit dem Analogstick seinen Spieler bewegt. Hoffentlich kann man das genau so anpassen wie den Rest von Flanke, Schuss & Co.

             

Ausblick

Stagnation auf hohem Niveau? Oder doch ein großer Fortschritt hinter den Kulissen, der sich erst nach 20 Spielen zeigt? Auch, wenn mir eine finale Einschätzung noch schwer fällt: Mir gefällt es, dass das Tempo verlangsamt wurde, dass die Defensivleute eigenständiger agieren und dass die Ballphysik tatsächlich noch an Authentizität gewonnen hat. Erst im Test werden wir euch allerdings eine Analyse präsentieren können, denn uns fehlen die Eindrücke von Xbox 360 und PS3. Selbst wenn Konami im Gegensatz zu EA auf allen Plattformen gleich entwickelt, sind die Konsolenvarianten wichtig für uns. Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnten wir allerdings nur auf dem PC spielen. Eines zeigt sich dort schon deutlich: Der offensichtlichste Zusatz, nämlich die Karriere als Einzelspieler, lässt in Sachen Präsentation und Umsetzung noch zu wünschen übrig. Warum hat man den Weg in die Startelef so steril gestaltet? Warum hat man auf einen Trainer oder Manager als Bezugsperson verzichtet? Warum gibt es kein visuelles Feedback auf dem Platz? Wir sind gespannt, ob Konami den Reiz der Karriere nach ein, zwei Saisons erhöhen kann. Außerdem muss sich die neue Eigeninitiative der Offensivspieler beweisen und wir wollen die finalen Stadien sehen. Offen bleibt auch noch die wichtige Frage der Online-Stabilität, die letztes Jahr vor allem auf der PS3 zu wünschen übrig ließ. Aus diesen Gründen halten wir uns trotz der im Detail verbesserten Spielmechanik mit der Euphorie der letzten Jahre zurück.

Ersteindruck: gut

Update, 1. September 2008:

Auf der Games Convention konnten wir endlich auch die PlayStation 3-Fassung von Pro Evolution Soccer 2009 anspielen. Dabei handelte es sich allerdings nur um eine 5-Minuten-Variante mit Freundschaftsspielen zwischen Nationalteams, die keine Rückschlüsse auf Meisterliga, Karriere & Co zuließ. Was wir allerdings nachtragen können ist der Eindruck, dass sich auch auf den Konsolen auf den ersten Blick wenig getan hat. Erst auf den zweiten Blick zeigt sich auch hier der angenehm entschleunigte Spielaufbau, der jetzt zu mehr Planung statt Solosprints ermuntert. Selbst Flügelflitzer wie Christiano Ronaldo lasse sich jetzt einfacher stoppen, da ihre Sprints niocht mehr so unwiderstehlich durchführbar sind. Das Spiel macht Spaß, die Ballphysik ist klasse, aber der grafische Fortschritt lässt zu wünschen übrig - auch auf der PS3 war von den angekündigten Gesten der Stürmer, die in den freien Raum winken, noch wenig zu sehen. Wir haben kürzlich die Testversion von FIFA 09 bekommen und sind hier angenehm überrascht - momentan sehen wir EAs Kick zum ersten Mal vorne. Wir sind gespannt, wie sich die Testversion von Konami präsentiert.

Ersteindruck: gut 

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