Gorasul16.07.2001, Jörg Luibl
Gorasul

Vorschau:

Rollenspiele made in Germany: Piranha Bytes hat es mit Gothic im 3D-Bereich vorgemacht und jetzt will Silver Style Entertainment mit Gorasul im Iso-Bereich nachlegen. Einfach wird`s nicht, denn gerade hier dominiert mit der Baldur`s Gate-Reihe die schwergewichtige Konkurrenz der Black Isle Studios. Ob Gorasul dem Genrekönig gefährlich werden könnte, erfahrt Ihr in unserem Preview-Update.

Rollenspiele made in Germany: Piranha Bytes hat es mit Gothic im 3D-Bereich vorgemacht und jetzt will Silver Style Entertainment mit Gorasul im Iso-Bereich nachlegen. Einfach wird`s nicht, denn gerade hier dominiert mit der Baldur`s Gate-Reihe die schwergewichtige Konkurrenz der Black Isle Studios. Ob Gorasul dem Genrekönig gefährlich werden könnte, erfahrt Ihr in unserem Preview-Update.

Eine zweite Chance

Euer Name lautet Roszandas und das Schicksal lastet schwer auf Euren Schultern: Ihr seid zwar ein mächtiger Magier, von Drachen großgezogen und mit arkanen Künsten vertraut, aber eines Tages überzieht Dämon Krshnat Eure Welt mit Krieg und Verderben, angelockt durch einen fatalen Dimensionsriss. Heerscharen von Ungetümen und Dämonen ergießen sich aus einer Parallelwelt und Eure einstige Heimat versinkt im Chaos - bei der verzweifelten Verteidigung sterbt auch Ihr...

...aber eine auf Krshnat nicht gut zu sprechende Gottheit schenkt Euch ein neues Leben. Ausgestattet mit neuen Kräften, aber auch vielen Erinnerungslücken, macht Ihr Euch auf den Weg, Eure Heimat zu befreien!

Gameplay

Die Charaktererschaffung gilt für echte Rollenpiel-Fans nicht nur als delikate Vorspeise, sondern wird für manche zur heiligen Zeremonie: Gorasul bietet Euch zwar nicht die beliebte Party-Erschaffung, aber dafür könnt Ihr Roszandas entweder zum Magier, Krieger, Waldkrieger, Priester, Bannwirker oder Schwertrichter berufen - im weiteren Spielverlauf könnt Ihr allerdings noch drei Gefährten aufnehmen.

In der zweiten Preview-Version, die mit 1,7 Gigabyte ganz nett Platz auf der Festplatte beansprucht, wurde der Charakterschaffungs-Bildschirm noch einmal aufgeräumt, so dass die Charakterfähigkeiten jetzt noch schneller verteilt sind. Leider sind bei den automatischen Tooltipps wieder keine genaueren Informationen über die Unterschiede der einzelnen Klassen zu ersehen - dieser Missstand sollte aber sicherlich durch das Handbuch bei der Verkaufsversion beendet sein.

Interessant sind die vier zusätzlichen Fähigkeiten Drachenfurcht, Drachenauge, Drachenstärke und Drachenodem, die Euch eigentlich erst zum Helden machen. Sie werden ohne Zutun von Roszondas in Augeblicken der Bedrängnis angewandt, und wurden auch so sorgfältig programmiert, dass sie eurem frisch von den Toten erstandenen Helden am Anfang oft das Leben retten.

Aber auch sonst hebt sich Gorasul erfrischend vom AD&D-System ab und präsentiert Euch als innovatives Highlight eine intelligente Waffe als Begleiter: Ihr sucht Euch zunächst die Waffe aus (Dolch, Bogen, Schwert etc.), wählt einen Namen und könnt anschließend sogar deren Charakterwerte wie Ego, Mut, Intelligenz, Treff- und Bruchsicherheit sowie Angst- und Erzfeind verändern. Im Laufe des Spiels wird Euch dieser Begleiter so manchen wertvollen Hinweis geben können, Erfahrungspunkte sammeln und im Level steigen.

Abenteurer, die bereits ausgiebig die Schwertküste bereits haben, werden sich sofort an das Baldur`s Gate-ähnliche Interface gewöhnen. Mit der Maus steuert Ihr Roszandas durch die isometrisch dargestellten Szenarien und klickt Euch im Bedarfsfall durch Inventory, Tage- und Zauberbuch. Eine sehr hilfreiche Automap ist durch Symbol und Tastaturkürzel jederzeit auf den Schirm zu holen. Da - wie bei Baldur´s Gate - eine Karte so groß wie der aktuelle Ort ist, könnt Ihr durch einmal erforschte Gebiete zügig manövrieren. Dabei wird Euer Held auf der Automap als andersfarbiges Symbol gezeigt, während die NPCs in Gelb oder Rot daherkommen.

Das Kampfgeschehen ist ebenfalls vertraut: Sobald sich einer der klassischen Fantasy-Gegner (vom Zombie bis zum Ork) nähert, klickt Ihr ihn an und bekommt im kleinen Infofenster die jeweiligen Schadenswerte präsentiert. Kleine Balken über Eurem Kopf halten Euch über Lebens- und Magiepunkte auf dem Laufenden. Per Schnell-Inventarleiste und Nummernblock könnt Ihr Euch jederzeit von bis zu fünf Gegenständen und bis zu fünf Zaubern unterstützen lassen. Bleibt zu hoffen, dass der Bogen in der Endfassung auch als Fernkampfwaffe eingesetzt werden kann - momentan dient er eher als Knüppel.

In der Gruppe ist der Kampf nicht anders, allerdings kann man dem NPC keine eigenen Anweisungen geben, ohne die Gruppe durch Anklicken des betreffenden Charakterportraits aufzulösen. Es zwar möglich, einem NPC-Magier die bevorzugten Sprüche in die Schnell-Leiste zu legen, aber wenn er sein Mana verbraucht hat, wird die KI ihn eher ausweichen lassen, als das er eine Waffe ergreift und Roszandas hilft. Dafür ist die Gruppenbildung auch so schnell und problemlos wie das Aufziehen eines Rechtecks mit gedrückter Maustaste um die betreffenden Gruppenmitglieder. Es gibt nur eine Gruppierungsform, und nur vier mögliche Gruppenmitglieder, was es gerade Anfängern des Genres leichter macht.

Ein schönes Feature ist der modifizierbare Spielschwerpunkt: Ihr könnt bestimmen, ob der Gameplay-Schwerpunkt eher auf Quests, Kämpfen oder der gesunden Mischung liegen soll. Die Entwickler präsentieren allen RPG-Nostalgikern unter Euch nicht nur altbekannte Such- und Bring-Quests, sondern auch schöne Text- und Worträtsel, die mir gerade bei Baldur`s Gate 2 gefehlt haben. Erfreulicherweise sind die meisten dieser Rätsel auch nicht allzu weit entfernt zu lösen, so bleibt dem Spieler eine Menge eintöniger Reiserei durch bekanntes und unbekanntes Gebiet erspart.

Vom Schwarzen Auge und Baldur`s Gate inspiriert sind Reiseüberraschungen wie eine Vergiftung der Helden oder eine Unterbrechung durch einen zufälligen Überfall. Dabei kann unser im heimischen Turm gestärkter Held allerdings auch gleich zu Anfang der Außenwelt an eine wirklich übermächtige Truppe von Gegnern geraten, so dass regelmäßiges Speichern keine schlechte Idee ist.

Grafik/Sound

Optisch gestaltet sich Gorasul durchaus ansprechend, kann dem Genrekönig Baldur`s Gate 2 allerdings bei weitem nicht das Wasser reichen: Die Menüs und das Interface wirken weniger durchgestylt, die Locations sind nicht so imposant , die Waffen- und Gegenstands-Icons sind einfach zu unscheinbar und die Monster hätten ein paar Animationsphasen mehr verdient. Aber dank der sehr schönen Licht- und Wettereffekte kommt die klassische Fantasy-Atmosphäre dennoch sehr gut rüber.

Dafür sorgt auch der stimmige Sound: Die epische Hintergrundmusik passt sich dynamisch dem Spielgeschehen an und wechselt, z.B. im Kampfgeschehen, von melodischen zu dramatischen Klängen. Die melodramatischen Sprüche der Einleitung sollten Euch von der sonst angenehm passende Atmosphäre des Spiels nicht ablenken. Ansonsten werden nur wichtige Spielszenen mit Sprachausgabe belegt, alles andere erscheint als Text.

Für Fans des Genres vielleicht etwas ungewöhnlich - und sehr im Gegensatz zur melodramtischen Einleitungs-Sequenz - sind die flapsigen Dialoge zwischen Roszondas und seiner Waffe oder auch bestimmten NPCs: Wenn sich unser starker Held im Goblin-Dorf kaum vor den Heirats-Absichten eines sehr anhänglichen Goblin-Mädchens retten kann, das er erst mit einigen Machenschaften los wird (wobei Ihr entscheidet, ob das diplomatisch oder knallhart passiert), erinnert das manchmal eher an die Comic-Relief-Sequenzen in so manchem Square-Rollenspiel. Sind die Dialoge auch gewöhnungsbedürftig, so tragen sie doch dazu bei, Gorasul aus der Masse der isometrischen Rollenspiele herauszuheben: Man wartet gespannt, was sich die Script-Schreiber als nächstes ausgedacht haben.

Ausblick

Gorasul offenbart seine Stärken erst bei genauerem Hinsehen: Zwar können die Örtlichkeiten und Monster grafisch keine Begeisterung mehr auslösen, und auch in Sachen Kampfsystem und Steuerung bringt Gorasul nichts Neues, aber dafür merkt man den Entwicklern an, dass sie sich intensiv mit dem Genre beschäftigt haben: Die Story fesselt, die Atmosphäre ist stimmig, das Waffen-Ego bringt neue Spieltiefe und vor allem der Quest- und Rätselteil des Spiels wird Fantasy-Fans alter Schule begeistern.

Update von Katja:

Mit der zweiten Preview-Version empfiehlt sich Gorasul dank seiner intuitiven Steuerung - mit wenigen, aber ausgewogen gewählten Optionen - als eine gute Alternative für Anfänger im traditionellen Singleplayer-Rollenspielbereich. Auch aufgeschlossene Fans des Genre, die nach Nicht-BGII-Futter für ihre Leidenschaft suchen, werden dank der eingängigen Story und des ungewöhnlichen Dialogs mit Gorasul auf ihre Kosten kommen.

Release: Juli 2001

Fassung: Preview

Entwickler: Silver Style

Publisher: JoWooD

Screenshots: Mehr gibts hier !

Ausblick

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.