Need for Speed World10.06.2010, Michael Krosta
Need for Speed World

Vorschau:

Auf dem PC beschreitet EA mit Free 2 Play-Ablegern großer Marken wie Battlefield, FIFA oder Tiger Woods neue Wege. Und der Trend setzt sich fort: Mit Need for Speed World (ab 19,98€ bei kaufen) soll das Konzept im Sommer auch bei der kommerziell erfolgreichen Rennspielserie umgesetzt werden. Abzocke oder günstiger Fahrspaß?

Willkommen zurück

Wer bei seinen Fahrten durch die große Spielwelt mit einem Streckennetz von mehr als 240 Kilometern das eine oder andere Déjà-vu erlebt, braucht sich nicht zu wundern: Für Need for Speed World wurden Teile aus Most Wanted und Carbon quasi zu einer neuen Metropole zusammengelegt, die den Spieler sowohl in ländliche Regionen als auch die verzweigten Straßen der Innenstadt entführt. Von den kurvigen Canyon-Pisten aus Carbon fehlt aber leider noch jede Spur. An Fahrzeugen wartet erneut eine breite Palette aus etwa 70 lizenzierten Boliden, die vom einfachen Golf bis hin zu Sportwagen wie dem BMW M3 GTR reichen. Wer nicht so lange warten will, bis er sich den Traum auf vier Rädern durch

Viele Schauplätze sind schon aus Carbon und Most Wanted bekannt.
Siegprämien und den kontinuierlichen Aufstieg des Fahrer-Levels leisten kann, darf sich Fahrzeuge alternativ mieten. Für diesen Service muss man allerdings genau so das Portemonnaie öffnen wie für das vorzeitige Freischalten diverser Upgrades und Events.

Kostenloses Fahrvergnügen?

Mikro-Transaktionen heißt das Zauberwort, mit dem EA die Raser zur Kasse bitten will. Zwar kann man die ersten Rennen noch kostenlos absolvieren, doch wer Zugang zu höheren Veranstaltungen sowie weiteren Stadtteilen bekommen oder seinen Fahrer- und Fahrzeuglevel weiter ausbauen will, muss eher früher als später den Geldbeutel zücken. Auf der anderen Seite: Will man nur ab und zu durch die Gegend cruisen, sich zwischendurch Verfolgungsjagden mit Cops liefern oder sich mit Freunden zu Rennen treffen, dürfte es kaum eine günstigere Alternative geben.

Upgrades

Ein Schlüsselelement bei EAs Ansatz ist der optionale Erwerb von Upgrades, mit denen man z.B. seine Ausrüstung (Battlefield Heros) oder die Fähigkeiten der Spieler (FIFA Online) kurzzeitig verbessern kann. Auch NfS World bietet zum Start 15 Power-Ups, die sich auf die drei Bereiche Rennen, Verfolgung und Erkundung verteilen. Unter den Renn-Verbesserungen findet man u.a. Nitro-Boosts oder den Verkehrmagneten, mit dessen Hilfe man den Führenden in arge Bedrängnis bringen kann, wenn die Sonntagsfahrer plötzlich auf Kollisionskurs gehen. Die Verfolgungs-Upgrades sind dagegen auf den direkten Karosseriekontakt ausgelegt und so sorgt man z.B. mit dem "Demolition Man" für mehr Schaden, wenn man in die Gegner hinein rammt. Für die Erkundung stehen vor allem solche Upgrades im Mittelpunkt, mit denen man sein Radar oder die Kartenfunktionen verbessern kann. Man kann also selbst entscheiden, in

In der Werkstatt sorgt man für die richtige Optik seiner Gefährte.
welche Richtung man sich vornehmlich entwickeln will. Sämtliche Erweiterungen stehen von Anfang an zur Verfügung - erreicht man höhere Fahrer-Stufen, bekommt man entsprechend Zugriff auf stärkere Versionen.

Schöner rasen

Das optische Tuning kommt ebenfalls nicht zu kurz: Schon seit Underground ist das Herumexperimentieren und Gestalten mit Folien, Bodykits und schicken Felgen ein fester Bestandteil der Serie, der auch hier fortgeführt wird. Ähnlich wie bei Forza erlaubt der Vinyl-Editor, sich kreativ auszutoben und auch bekannte Motive wie diverse Videospielhelden als Lackierung zu realisieren, sofern man sich die Arbeit macht. Damit man sein Werk auch festhalten und der Community präsentieren kann, arbeiten die Entwickler momentan übrigens an einem Fotomodus - selbst das Aufnehmen eigener Videos könnte in Zukunft umgesetzt werden.

    

Ewige Baustelle?

Überhaupt legt man Wert darauf zu betonen, dass Need for Speed World kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut werden soll. Den Schlüssel dafür sieht man vor allem in der Zusammenarbeit mit der Community, aus der viele Verbesserungsvorschläge kommen. Als Beispiel wird der Wunsch genannt, sich auch als Cop in der Welt herumtreiben zu dürfen und Verkehrssünder zu jagen. Zwar ist dies momentan noch nicht möglich, doch nach Anregungen vieler Spieler befasst man sich bei Black Box mit dem Thema und will abwägen, die Funktion nachträglich zu integrieren. Genau

Kein Ende der Entwicklung in Sicht: NfS World soll konstant mit neuen Funktionen und Features ausgebaut werden.
das ist es, was Need for Speed World ausmachen soll: Eine ständige Weiterentwicklung, bei der das Spiel in Sachen Umfang und Möglichkeiten immer weiter wächst.

Social Racing

Zwar werden auch Veranstaltungen für Solo-Raser geboten, doch stehen Mehrspieler-Rennen gegen Freunde und andere Community-Mitglieder im Vordergrund. Dabei erhält jeder User ein umfangreiches Fahrerprofil, in dem nicht nur Informationen zur Person, sondern auch massig Statistiken wie Siege oder der aktuelle Rang festgehalten werden. Leider gibt es noch keine Möglichkeiten, sich ähnlich einer Gilde in Auto-Clubs zusammen zu raufen und z.B. in Team-Wettbewerben gegeneinander zu fahren. Doch auch das ist eines der Features, das früher oder später sicher noch implementiert wird.

Zum Start wird man aber schon bestens darüber informiert sein, was die Kumpels auf der Freundesliste gerade treiben, denn ähnlich Steam gibt es eine Art News-Ticker, bei dem man immer sieht, wer wo was in der NfS-Welt macht. Die obligatorischen Bestenlisten sind genau so mit von der Partie wie die Möglichkeiten, eigene Turniere mit individuellen Regeln aufzusetzen. Ebenfalls nicht fehlen darf die Verbindung mit Facebook, die immer mehr Einzug in die Welt der Computer- und Videospiele hält. So kann man auch hier sein Konto mit dem sozialen Netzwerk verknüpfen und die Freundeslisten ins Spiel importieren.

Laptop-kompatibel

Als technisches Gerüst kommt eine optimierte Carbon-Engine zum Einsatz, die sowohl auf High End-PCs als auch auf schwächeren Systemen und sogar Laptops für ein flüssiges Raser-Vergnügen sorgen soll. Momentan ist man davon aber noch ein gutes Stück entfernt, denn beim Anspielen kam das Geschwindigkeitsgefühl in der Innen- oder Außensicht aufgrund der spürbaren Slowdowns nur ansatzweise auf - hier wartet noch einiges an Arbeit auf die Entwickler, die zuletzt bei Need for Speed: Undercover auf furchtbare Art bewiesen haben, dass sie in diesem Bereich gerne schlampig sind. Da es im Gegensatz zu den Konsolen auf dem PC allerdings Grafikoptionen gibt,

Mit diversen Power-Ups verschafft man sich Vorteile im Rennen, bei der Erkundung oder während Verfolgungsjagden mit den Cops.
kann man davon ausgehen, dass die Engine mit entsprechenden Anpassungen bei der Auflösung und Effekten beim Release eine flüssige Framerate bieten wird. In diesem Fall kann man eine Spielwelt erwarten, die grafisch etwa auf dem Niveau von Carbon angesiedelt ist. Ein großes Fragezeichen schwebt allerdings noch über dem Netzcode: Bei den Testfahren außerhalb der Beta hinterließ die Verbindungsqualität einen guten Eindruck, doch bleibt es abzuwarten, wie die dedizierten Server in Europa und den USA einen größeren Ansturm von Spielern meistern werden. Hier wird World hoffentlich eine bessere Figur machen als Carbon, das beim Release aufgrund der massiven Lags nahezu unspielbar war.

Anspruchslos?

Die Fahrphysik wird vor allem auf die Bedürfnisse von Gelegenheitsspielern zugeschnitten: Zwar bricht schon mal das Heck der Boliden aus, wenn man mit zu hoher Geschwindigkeit in die Kurven einlenkt, doch liegt der Schwerpunkt eindeutig auf einer einfachen Arcade-Steuerung ohne großen Anspruch. Wer schon bei Most Wanted oder Carbon seine Runden gedreht hat, wird sich hier schnell heimisch fühlen. Über Unfälle und Schäden braucht man sich keine großen Gedanken zu machen, denn bis auf ein paar Kratzer und Beulen zeigen Kollisionen keine Auswirkungen.    

Ausblick

Irgendwie hatte ich bei den Ausflügen in die Need for Speed-Welt ständig das Gefühl, zurück in die Vergangenheit zu reisen: Es sieht aus wie Carbon, es steuert sich wie Carbon und bietet mit Verfolgungsjagden, freien Fahrten durch die Stadt und dem optischen Tuning viele der altbekannten Serien-Features. Mit den neuen Power-Ups bekommt der Spielablauf dagegen eine besondere Würze, die in Ansätzen an Blur erinnert, aber den Weg dann leider doch nicht konsequent genug geht. Das größte Pro-Argument dürfte eindeutig der kostenlose Einstieg werden - erst wer an höheren Events teilnehmen, sein Profil weiter aufleveln oder das langwierige Freischalten neuer Schauplätze überspringen will, muss zahlen. EA setzt also drauf, dass die Spieler angefixt werden und gerne zum Portemonnaie greifen. Ob der Plan aufgeht? An mir würden sie definitiv nichts verdienen, weil mich die simple Fahrphysik sowie die durchschnittliche Grafik schon vor knapp vier Jahren bei Carbon nicht umgehauen haben und ich auf Dinge wie Facebook-Verknüpfungen oder anderen Community- Schnickschnack verzichten kann. Aber ich bin ja auch nicht die Zielgruppe. Für ein kleines, kostenloses Rennen zwischendurch wird Need for Speed World sicher ganz nett - mehr aber auch nicht.

Ersteindruck: befriedigend

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