Celtic Kings11.06.2002, Jörg Luibl
Celtic Kings

Vorschau:

Ihr fandet Gallier spätestens seit Asterix sympathisch? Und wolltet Roms Legionen schon immer ordentlich einheizen? Dann könnte das historisch angehauchte Echtzeit-Strategiespiel Celtic Kings der bulgarischen Entwickler von Haemimont genau das Richtige für Euch sein. Schon im September dieses Jahres will Euch Publisher Wanadoo in die Antike einladen, um dem Kampf zwischen Galliern und Römern eine ganz persönliche Wendung zu geben.

Auf Asterix´ Spuren

Auch wenn sich Celtic Kings historisch gibt und viele authentische Details (Namen, Architektur, Waffen, Kleidung) bietet, will es nicht die Schlachten des Vercingetorix oder des Caesar simulieren oder zum Geschichtsunterricht einladen. Erstens sind die Szenarien fiktiv und zweitens werden historisch Interessierte spätestens beim Auftauchen der Wikinger mit dem Kopf schütteln. Trotzdem: Wenn Ihr nach dem dramatischen Intro die Rolle des jungen Larax übernehmt, dessen Frau von marodierenden Teutonen ermordet wurde, fühlt Ihr Euch sofort in die Zeit der Blutrache und Stammeskriege zurückversetzt. Wer sich ohne Story ins Schlachtgetümmel werfen will, kann ein Einzelspiel auf einer beliebigen Karte gegen vorher festgelegte Feinde wählen. Hier lassen sich u.a. auch die Jahreszeit, die Siegbedingung etc. wählen. LAN- und Internetspiele sind mit bis zu acht Teilnehmern möglich.

Hübsch, aber unspektakulär

Das Team von Haemimont präsentiert sich optisch auf den ersten Blick bieder: In isometrischer Perspektive à la Age of Kings zeigt sich eine realistisch anmutende Landschaft mit Höhenzügen, Bäumen und kleinen Dörfern. Erst bei genauerem Hinsehen fallen die vielen schönen Details in Sachen Architektur, Kleidung und Umgebung auf. Vor allem die unterschiedlichen Kriegertypen wissen zu gefallen. Aber trotz einiger leicht bewegter Büsche und Bäume fehlt dem Ganzen doch die Lebendigkeit, durch die sich z.B. Stronghold auszeichnete. Auch die Hintergrundmusik kann nicht wirklich begeistern: Die eintönige und etwas zu modern plätschernde Melodie hätte etwas mehr Abwechslung und vielleicht einige folkloristische Einlagen nötig.

Taktik und Erfahrung

Jeder Krieger hat fünf Statistikwerte: Gesundheit, Level, Angriff, Verteidigung und Nahrung. Insbesondere letzterer Wert ist von entscheidender Bedeutung. Im Gegensatz zu Age of Kings oder Empire Earth kostet es nämlich Gesundheitspunkte, wenn Eure Recken längere Zeit ohne Nahrung irgendwo kampieren. Damit sind sowohl Heimatsicherung als auch der Nachschub, ähnlich wie bei S.W.I.N.E., als taktische Elemente enorm wichtig. Lobenswert ist auch das Level-System, das für jeden Krieger gilt: Kampferfahrung und Training lassen Eure Recken aufsteigen und an Stärke gewinnen.

Strategie meets Rollenspiel?

In Spielgrafik umgesetzte Ereignisse, magische Gegenstände und ansprechbare NPCs sorgen in der Kampagne zwar für eine Prise Rollenspiel. Aber die Kampftaktik steht neben sehr vereinfachtem Siedlungsmanagement, das sich nur auf Technologieerweiterungen beschränkt, deutlich im Mittelpunkt: Auf Seiten der Gallier stehen Euch Schwertkämpfer, Axtkämpfer, Speerkämpfer, Bogenschützen, Reiter, Druiden und diverse Helden zur Verfügung, die Ihr gegen Gold anheuern könnt. Auch Katapulte lassen sich zur Belagerung einsetzen. In der Vollversion werdet Ihr auch die Römer spielen können, die ähnlich strukturiert sind. Insgesamt soll es etwa 50 Einheitentypen geben. Die drei Formationen Linie, Block und Flügel sorgen für die nötige Ordnung auf dem Schlachtfeld - obwohl das Formieren manchmal noch etwas hakelig wirkt.

Leider zeigt sich die Gegner-KI in der uns vorliegenden Fassung manchmal von der äußerst dummen Seite: Wenn ein Katapult eine Siedlung zu Kleinholz verarbeitet, warten die dort stationierten Verteidiger in aller Seelenruhe auf ihren Tod - das sollte schleunigst verbessert werden. Insgesamt wird es drei Schwierigkeitsgrade geben.

Tolle Kartenfunktion

Die Karten sind teilweise riesig: Zu Beginn verhüllt der Nebel des Krieges noch alle unbekannten Gebiete, aber schon nach ersten Erkundungen zeigt sich das Ausmaß der Spielfläche. Sehr lobenswert sind daher mystische Teleport-Punkte in Form von keltischen Schädelhöhlen und vor allem die interaktive Kartenfunktion. Ein Druck der Space-Taste genügt, und schon zeigt sich die farbige 2D-Karte samt allen Dörfern, Teleportpunkten und Einheiten. Habt Ihr Euren Helden samt Kriegern oder einen Packesel mit Nachschub ausgewählt, könnt Ihr ihn ganz einfach auf der Karte manövrieren. Die Vollversion wird übrigens mit einem Editor ausgestattet sein.

Ausblick

Celtic Kings wird unter Genre-Fans sicher nicht die Euphorie auslösen, für die Anno 1503 oder Age of Mythology sorgen: Die Grafik ist gut, übersichtlich, aber nicht spektakulär. Und das Gameplay wirkt trotz der lobenswerten Nachschub- und Rollenspielansätze insgesamt noch etwas behäbig - vor allem im KI-Bereich sollte mehr Realismus für Ansporn sorgen. Trotzdem hat Wanadoo hier ein ansprechendes Echtzeit-Strategiespiel in der Mache, das vor allem aufgrund seines historischen Ansatzes und der Taktikelemente viele Freunde finden könnte. Warten wir mal die Vollversion ab!

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