Vorschau: GREED: Black Border (Rollenspiel)

von Mathias Oertel



GREED: Black Border
Entwickler:
Publisher: Headup Games
Release:
10.12.2009
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Spielinfo Bilder Videos
Es gibt Genre, die nicht totzukriegen sind. Und es gibt welche, die ihre x-te Renaissance erleben. Irgendwo dazwischen liegt das klassische Hack&Slay. Denn während alle Welt auf Diablo 3 wartet, versuchen andere Titel meist erfolglos, eigene Akzente zu setzen. Ein Titel, der dies schaffen konnte, war das an Konsolen-Abenteuer erinnernde Avencast. Und das Team von Clockstone will mit Greed erneut kreative Zeichen setzen.


Im Schatten von Space Siege

Nachdem sich Clockstone mit Avencast an einem eher klassischen Fantasy-Universum versucht hat, verschlägt es das kommende Action-Rollenspiel in die Zukunft. Aber da war doch was? Richtig: Space Siege, Chris Taylors dilettantischer Versuch, Dungeon Siege-Prinzip ins All zu bringen.
Dementsprechend ist meine Skepsis groß. Zukunft, ein neues Universum und dann auch noch Hack&Slay von einem Team, das mit seinem letzten Titel die Lager gespalten hat? Das kann doch nur schief gehen...

Space Siege war gestern: Mit Greed kehrt der Spaß wieder ins futuristische Hack&Slay zurück.
Es gibt aber schon auf den ersten Blick Unterschiede: Greed wirkt hinsichtlich der Spielmechanik deutlich konventioneller und PC-orientierter als noch seinerzeit Avencast: Man bewegt sich per Linkslick (natürlich kann man auch gedrückt lassen) an den jeweiligen Zielort und nimmt auch die Feinde damit aufs Korn. Mit einem Rechtsklick setzt man Spezialfähigkeiten ein - praktisch, funktional, gut. Doch so ganz kann Clockstone glücklicherweise nicht aus seiner Haut und baut immer wieder an den richtigen Stellen Mechanismen ein, die man in diesem Genre nur selten oder gar nicht zu sehen bekommt.

Kreative Überraschungen

So z.B. das an Halo erinnernde Schild-/Gesundheitssystem, bei dem erst ein in Ruhephasen aufladbarer Schild Schaden nimmt, bevor man Lebensenergie verliert. Oder auch den Ausweichsprung, der eher an Arcade-Shooter wie Unreal Tournament erinnert und ein probates Mittel ist, um Salven der Feinde zu entgehen.
Nicht zu vergessen, die mal eher Richtung Kopfnuss tendierenden, mal Timing erfordernden Rätsel und Fallen. In einem Moment kämpfe ich mich durch Horden von Untoten, die mir, teilweise auch mit Schusswaffen oder Sägen an die schicke Metallrüstung wollen, im nächsten muss ich Geschicklichkeit beweisen und durch ein Feld sich bewegender Todesstrahlen navigieren. Nur um dann wieder von bis an die Zähne bewaffneten Robotern attackiert zu werden, bevor ich ein Schalterrätsel entschlüsseln und dafür Hinweise sammeln muss.

Die erweiterte Avencast-Engine bietet schöne Licht- und Partikeleffekte und sorgt so für stimmungsvolle Momente.
Abseits des futuristischen Szenarios sind es vor allem diese Elemente und der klug gesetzte Tempowechsel, die  Greed vom Hack&Slay-Einerlei abheben.
Dazu gehören auch die Bosskämpfe, die deutlich mehr Taktik erfordern und die sich eher an traditionellen Arcade-Ballereien wie R-Type, Ikaruga & Co orientieren. Wie z.B. der erste Endboss, eine beinahe bildschirmfüllende Robot-Spinne, die mit ständig wechselnden Angriffsschemata auf Trab hält. Und damit bekommen sowohl das Schildsystem als auch die Ausweichmechanik eine leicht taktische Note.

Gewöhnliche Sammelwut

Egal ob man es nun als Hack&Slay, als Dungeonhack, als Action-Rollenspiel oder liebevoll als "Kloppmist" bezeichnet - es geht nicht ohne Fähigkeiten, durchdachte Charakterentwicklung und Gegenstands- bzw. Sammelwut.
Und da ist auch Greed keine Ausnahme: Insgesamt wird es zwar nur ca. 400 Gegenstände geben, doch da diese Helme, Rüstungen und Projektilwaffen auch noch mit Verstärkungen aufgewertet werden können, dürften bis auf die Hardcoresammler, die mit den 87 Bazillionen Waffen bei Borderlands ihre Erfüllung finden, viele Fans glücklich werden.

Mit drei spielbaren Figuren (eine jeweils für die Kurz-, Mittel- und Langdistanz), einer Fähigkeitenauswahl, bei der man aus zehn aktiven, teils voneinander abhängigen sowie zahlreichen passiven Eigenschaften wählen kann sowie einem übersichtlichen, wenngleich vielleicht etwas klein geratenem Inventar scheint genug Material für unkomplizierte Kämpfe vorhanden zu sein. Und die etwas gering scheinende Quantität hinsichtlich des Waffenrepertoires könnte durch Qualität, sprich: ein gutes Balancing aufgefangen werden. Doch in diesem Bereich sind die meisten Fragen offen, da wir bislang nur eine der drei Figuren selbst spielen konnten und die KI samt Angriffsschemata in unserer Version noch nicht final waren.

Avencast 2.0

Bis auf gelegentliche Clippings oder noch nicht korrekt ausgeblendete Hintergründe dürfte die stark erweiterte Avencast-
Die Greed-Welt besteht nicht nur aus Action, sondern wartet auch mit ruhigen Momenten und Rätsel-Elementen.
Engine eine gute Leistung abliefern. Mit einfachen, aber effektiven und handwerklich sehr sicher eingesetzten Mitteln wird Atmosphäre geschaffen: Seien es nun die Möglichkeiten, die Umgebung in die Zerstörung mit einzubeziehen und im besten Fall die Feinde zu schwächen, die Lichteffekte, die zusammen mit Rauch oder Nebel bedrohliche Eindrücke hinterlassen oder auch nur die kleinen Bewegungen hier und da sowie die clever eingesetzte Unschärfe. Im Gegensatz zum sterilen Space Siege wirkt die Welt hier lebendiger.

Akustisch legt man sich ebenfalls ins Zeug: Namhafte Sprecher für die Figuren, darunter die deutschen Stimmen von z.B. Wesley Snipes, SpongeBob Schwammkopf oder Drew Barrymore sowie ein umfangreicher Soundtrack, der allerdings die Probe aufs Exempel noch bestehen muss.
Sehr viel wird in dieser Hinsicht natürlich auch von der Story abhängen, die einen neuen interstellaren Goldrausch (hier geht es um ein seltenes Mineral namens Ikarium) samt dazugehöriger Verwicklungen und Alienrassen zum Inhalt hat. Doch diese Punkte nehmen wir uns erst zum Test vor.
Und wer das Bedürfnis verspürt, mit Freunde Jagd auf die Außerirdischen zu machen, soll auch dazu Gelegenheit bekommen: Es ist vorgesehen, zumindest per LAN mit drei Weltraum-Helden losziehen zu können.

  
 

AUSBLICK



Nach Space Siege dürfte vielen die Lust auf ein futuristisches Hack&Slay vergangen sein. Mir ging es bis Greed auch nicht anders: Es klang zu sehr nach einem weiteren unbeholfenen Versuch, das Action-Rollenspiel abseits klassischer Fantasy krampfhaft etablieren zu wollen. Doch je mehr Zeit ich in der ebenso schicken wie düsteren und lebendigen Welt von Greed verbringen konnte, umso mehr wurde ich gefangen genommen. Natürlich erfindet Clockstone das Rad nicht neu und im Vergleich zu Avencast, das mir richtig gut gefallen hat, macht man sogar ein paar Rückschritte. Doch mit Rätseln, kleinen Geschicklichkeits- und Timing-Übungen sowie taktisch angehauchten Bosskämpfen im Arcade-Stil wird genug kreativer Stoff geboten, den man sonst vergeblich sucht. Doch es bleiben noch viele Fragen offen, die letztlich eine große Bedeutung haben werden: Schafft man es, eine ausgewogene Spielbalance innerhalb der Figuren und ihrer Fähigkeiten herzustellen? Reicht die unter dem Strich gering erscheinende Auswahl von gut 400 Gegenständen trotz Modifikationsmöglichkeit aus, um nicht nur die Jäger, sondern auch die Sammler zufrieden zu stellen? Und schafft es die Story, der Alienhatz den passenden Hintergrund zu verpassen? Die Zeit ist reif für einen gelungenen Dungeon-Hack mit futuristischem Hintergrund – und sei es auch nur, um die Monate bis zur übermächtigen und bereits im Hintergrund lauernden Teufelsjagd von Blizzard zu verkürzen.

Ersteindruck: gut!
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Kommentare

Moddatolle schrieb am
Ein Kloppmistspiel im Weltraum, gerne warum nicht, wenns gut gemacht ist. Mal ein anderes Setting als Fantasy würde mir gefallen, wobei ich nix gegen Fantasy habe!
Bl4ckD3ath schrieb am
Sieht ja ganz interessant aus, aber:
Ein Häppchen auf dem Weg zu Diablo 3 oder gar ein echter Konkurrent?
LOL, bestimmt ;)
4P|Mathias schrieb am
roman2 hat geschrieben: Die wichtigste Frage fuer mich ist z.Zt. jedoch: Werden die Level zufallsgeneriert?
Hi,
nein. Alles ist "handgezeichnet" und die Gegner sind auch alle von Hand platziert.
Cheers,
4P|Mathias
roman2 schrieb am
Bin ich ja mal sehr gespannt. Bei der ersten Ankuendigung fuehlten sich ja viele an Space Siege zurueckerinnert... waere toll wenn wirklich mal ein Sci-Fi Hack&Slay rauskaeme, das letzten Endes sogar Spass macht :)
Die wichtigste Frage fuer mich ist z.Zt. jedoch: Werden die Level zufallsgeneriert?
schrieb am