Ein Fell-Vieh und ein Spinner sind immer die Gewinner!
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Ab an die Decke: Das praktische Multifunktionsvieh lässt sich auch als Helium-Ballon zweckentfremden. |
Im späteren Spielverlauf schlüpft man natürlich auch die Rolle des Zottelviehs – oder muss immer wieder zwischen Mensch und Vieh umschalten. Besonders im verwirrenden Turm des Erzmagiers muss das Duo gut zusammenarbeiten, um das „Unmöglichkeitssicherheitssystem“ des Erzmagiers zu umgehen. Die Gemälde von MC Escher diente als Inspirationsquelle für das Bauwerk - es quillt geradezu überquillt vor optischen Täuschungen, magischen Tricks und Fallen wie wegklappenden Treppenstufen. Hier erweist sich der Blasebalg vom Kamin als nützlich: Einfach Balg mit Vieh benutzen und schon schwebt das aufgeblasene Multitalent fröhlich glucksend an die Decke. Dort kann es nach Herzenslust umher watscheln, um skurrile Bilder, magische Schlangentöpfe und andere Dinge zu untersuchen – oder sie bei Bedarf in seinem unförmigen Rachen zu bunkern. Diese Abschnitte erinnern an die guten alten Gobliiins – schließlich gibt auch das Vieh nur Laute in seiner eigenen Sprache von sich. Ähnlich wie im französischen Klassiker geht es darum, einfach an allen erreichbaren Dingen herumzuspielen.
Für manche Puzzles wie dem leuchtenden Schalterrätsel wechselt das Spiel in die Nahansicht. Der Großteil der Aufgaben wurde aber in die Kulissen eingebunden – und wirkt bereits sehr geschliffen. Nach einigen Minuten bin ich bisher immer auf die passende Lösung gekommen, wenn ich nur gewissenhaft genug gesucht und kombiniert habe. Für Einsteiger gibt es übrigens einen leichteren Schwierigkeitsgrad, doch nur die „schwer“ genannte Alternative bietet „All die Rätsel! All den Schmerz!“.
Keine ausufernden Experimente
All zu viel falsch machen kann man übrigens nicht: Wenn man sich einen Gegenstand aus der Umgebung oder dem Inventar schnappt, lässt sich das nur dort benutzen, wo es auch Sinn ergibt. Der Experimentierfreude werden also recht enge Grenzen gesetzt – dem Frustpotential aber auch. Ein Druck auf die Leertaste offenbart Hotspots, Gesprächspartner und einen kurzen Hinweis-Satz zur momentanen Hauptaufgabe. Das überschaubare Inventar flutscht zügig ins Bild, wenn der Cursor sich dem unteren Bildrand nähert. Genau richtig also, um sich aufs Wohnzimmersofa zu verkrümeln und nur mit der Funkmaus zu spielen.
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Ein hartes Los: Nicht einmal die verwitterte und verbitterte Galeonsfigur nimmt Nate ernst. |
Auf einem dicken Fernseher kommt auch die konkurrenzlos gute Technik besser zur Geltung: Mit ihrer Symbiose aus Renderkulissen und in Echtzeit animierten Figuren haben die Entwickler es wieder geschafft, ein erstaunlich harmonisches und unheimlich detailliertes Gesamtergebnis zu erschaffen. Wenn Nate realistisch animiert durch die Kajüte stapft, fallen hinter ihm feine Schatten auf die detailverliebt ausgearbeiteten Schränke und Teppiche. Daneben zerschneiden filigrane Lichtstrahlen die staubige Luft. Wie gut die Illusion funktioniert, merkt man vor allem an Stellen, an denen die Entwickler finale Beleuchtung noch nicht eingebunden haben. Ohne Licht und Schatten wirkt es plötzlich so, als würden die Figuren über der arktischen Schneedecke schweben. Auch in die Soundkulisse wurde mit viel Liebe gemacht: Wenn der unförmige Viehrumpf über den Boden rauscht, hört man sein buschiges Fell rascheln und knistern. Lässt man es eine Weile stehen, erklingt aus der Ferne feines Brummen, Plätschern oder Windrauschen – die feinen Umgebungsgeräusche verleihen jeder Kulisse ihre ganz eigene Stimmung.