Blitzkrieg19.01.2003, Paul Kautz
Blitzkrieg

Vorschau:

Der zweite Weltkrieg gerät scheinbar nie ganz aus der Spiele-Mode; die Sudden Strikes und Medal of Honors dieser Welt leben jedenfalls gut davon. Ist Blitzkrieg (ab 29,90€ bei kaufen) nun nur ein weiteres Strategiespiel mit dem bekannten Szenario oder zeigt es alteingesessenen Games die Zähne? Die Preview birgt Antworten.

Sudden Strike 3?

Was sieht aus wie Sudden Strike, spielt sich wie Sudden Strike, ist aber nicht Sudden Strike? Richtig: Blitzkrieg. Nicht nur, dass das Entwicklerteam jetzt ein anderes ist (Nival Interactive hat den Job übernommen), auch ist die Grafikengine brandneu. Im Gegensatz zu Sudden Strike und seinen Nachfolgern rumpeln jetzt keine Bitmap-Panzer mehr durch die detailreiche Botanik, sondern detailverliebte und flüssig animierte 3D-Modelle. Rauchende Auspuffrohre, funkensprühende Explosionen, nach Treffern umkippende Fahrzeuge und "echte" Schatten zeugen von der Hingabe der Entwickler.

Nichtsdestotrotz ist die Landschaft natürlich nach wie vor zweidimensional. Das schließt natürlich 3D-Spielereien wie Zoomen und Drehen aus, bewirkt aber detailreiche Bäume, Häuser, Felder und vieles mehr. Außerdem verfügen die Umgebungen über Höhenstufen, die Auswirkungen auf die Effizienz Eurer Einheiten haben. Dasselbe gilt für sich sporadisch ändernde Wetterverhältnisse, die Eure Mannen nicht nur spontan im Regen stehen lassen, sondern ebenfalls die Benutzung von beispielsweise Lufteinheiten einschränken.

__NEWCOL__Allerhand Gewusel

Kenner des Quasi-Vorgängers werden auch die Bedienung von Blitzkrieg schnell intus haben, Einsteiger greifen zum integrierten, mehrfach unterteilten Tutorial. In diesem bekommen sie nicht nur die Bedienung, sondern auch die Besonderheiten der Einheitenmassen des Spiels erläutert: Infanterie, Panzer, Artillerie, Lufteinheiten und Co. erfordern spezielle Behandlung und gute Kenntnisse von Stärken und Schwächen.

Denn der Schwierigkeitsgrad ist ordentlich gepfeffert; das Spiel legt sehr viel Betonung auf taktische Vorgehensweise. Wer sein Heil im Sturmangriff sieht, hat schneller einen überfüllten Heldenfriedhof, als man »Panzer« sagen kann. Koordinierte Kontrolle mehrere Einheitentypen, unauffällige Aufklärung und gezieltes Zuschlagen sind die Mittel zum Erfolg. Das heißt, RTS-Spieler, die einen Hang zur Action haben, sollten sich lieber an das in Kürze erscheinende Command & Conquer: Generals halten.

Von Nord nach Süd

Hauptaugenmerk des Spiels liegt wie üblich auf der Kampagne, die Euch 21 Missionen lang historische Schlachten in Norwegen, Afrika, Moskau oder Berlin nachspielen lässt. Als Besonderheit dürft Ihr Euch am Anfang entscheiden, ob Ihr für Deutschland, Russland oder die Alliierten antretet. Doch die wahre Neuerung lauert zwischen den Missionen: Einheiten können nämlich befördert werden, so dass sie besser und effizienter kämpfen.

Ist Eure Überlebensrate entsprechend hoch, bildet sich schon nach wenigen Einsätzen eine schlagkräftige Kernarmee, mit der sich die Missionen etwas leichter lösen lassen. Außerdem sind die Aufträge mit Sekundärmissionen gespickt, deren Erfüllung nicht nur Ressourcen, sondern auch verbesserte Truppen bringt. Oberstes Ziel bleibt natürlich stets die Erledigung des Primärauftrags, sei es Aufklärung, Sicherung von Gelände, ein Kampfeinsatz oder die Eroberung von bestimmten Punkten.

__NEWCOL__Kriegsrealismus

Geschichtsfreunde sind bei Blitzkrieg gut aufgehoben: Zum einen dürft Ihr Euch im Hauptmenü in einer Enzyklopädie über die verschiedenen Vehikel-Arten informieren. Zum anderen hat der Entwickler großen Wert auf Realismus gelegt. So haben Tanks beispielsweise korrekte Panzerungswerte, es gibt verschiedenste Arten von Granaten, die Bahn von Splittergeschossen wird bis zum kleinsten Fragment verfolgt und so weiter.

Außerdem wird sehr genau berechnet, wie die Einheiten aufeinander reagieren - mit normalen Soldaten, seien sie auch noch so stark, auf Panzer loszugehen funktioniert hier einfach nicht. Ferner müsst Ihr Euch um steten Nachschub kümmern, sonst pusten Eure Kanonenrohre dem Feind schnell nichts weiter als heiße Luft entgegen. Und nicht zuletzt solltet Ihr auch die Moral Eurer Mannen im Auge behalten. Sehen die Soldaten Ihre Chancen schwinden, nehmen sie schon mal die Beine in die Hand.

Wo bitte geht´s lang?

An der Steuerung gibt es bislang nichts auszusetzen, und es ist nicht zu erwarten, dass sich das noch ändert: via Maus und Tastatur (sprich Icons und Hotkeys) habt Ihr Eure Einheiten gut im Griff. Auf Wunsch lässt sich das Spielgeschehen maximal zehnfach beschleunigen oder verlangsamen, darüber hinaus könnt Ihr Eure Order auch im Pausen-Modus geben.

Leider ist die Wegfindungsroutine Eurer Mannen noch immer eine mittlere Katastrophe: Fahrzeuge bleiben des Öfteren einfach stehen, verhaken sich in der Botanik, drehen Runden oder fahren böse Umwege. Zwar kann man genaue Wegpunkte setzen, aber ärgerlich ist es schon - immerhin machen Fußsoldaten Platz, falls sie einem Vehikel im Weg stehen sollten. Trotzdem sollte an den halbblinden Fahrern noch gefeilt werden.

__NEWCOL__Viel zu tun

Akustisch ist Blitzkrieg bereits jetzt ein Gewinner: sehr gute Soundeffekte, begleitet von dramatischer Musik sorgen für ein ansprechendes Ambiente. Die derzeit noch komplett russische Sprachausgabe wird natürlich noch durch landesspezifische Pendants ersetzt, passt aber (zumindest auf russischer Seite) schon jetzt hervorragend zum Spiel. Eure Soldaten haben viel zu erzählen, während sie Brücken bauen, Schutzwälle ausheben, Minen legen oder einfach in den Kampf gehen.

Die gebotenen Möglichkeiten lassen dem WW2-Strategen eigentlich kaum Wünsche offen. Wer dennoch nicht genug kriegt, darf zum geplanten Editor greifen, und eigene Szenarien zusammenschrauben. Fans der Sudden Strike-Reihe bekommen hier also bewährt Gutes, das in jeglicher Hinsicht weiterentwickelt wurde - bis zum Release dauert es jedenfalls nicht mehr lang.

Ausblick


Gefährlich, gefährlich - ich hoffe, CDV plant mit Blitzkrieg nicht den offenen Konkurrenzkampf zu Command&Conquer: Generals. Denn grafisch kann das Nival-Game heute kaum noch begeistern. Dafür steckt spielerisch schon in der Preview-Version allerhand: die taktische Tiefe des Spiels lässt PC-Strategen freie Hand, die Einheitenentwicklung ist ein sehr motivierendes Feature. Allerdings dürfen sich Gelegenheitsspieler gleich gewarnt fühlen: wie schon die Sudden Strikes wird auch Blitzkrieg ein harter Brocken, in dem mit Rush-Taktiken kein Blumentopf zu gewinnen ist. Aber das war schon immer so - und wird vermutlich auch nicht anders erwartet.

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