Rise of Nations10.03.2003, Jörg Luibl
Rise of Nations

Vorschau:

Endlich konnten wir eine erweiterte Fassung von Rise of Nations (ab 29,48€ bei kaufen) anspielen, die alle Spielmodi enthält. Hinter der klassischen Echtzeit-Strategie-Fassade verbirgt sich ein interessanter Mix aus Civilization, Age of Kings und Empire Earth. Warum wir dem Team von Big Huge Games spielerisch Großes zutrauen, erfahrt Ihr in der Preview!

Historische Achterbahn

Ziel des Spiels ist es, ein Volk aus der Wiege der Urzeit über acht Zeitalter hinweg in die gegenwärtige Informationsgesellschaft zu führen - je nach Spielmodus friedlich oder kriegerisch, schnell in einer Stunde oder gemütlich in mehreren Runden.

Letzteres ist im Conquer the World-Modus möglich, dem Aushängeschild von Rise of Nations. Hier verschmelzen rundenbasiertes Risiko-Feeling mit klassischer Echtzeit-Strategie - ähnlich wie in Medieval: Total War. Auf einer 2D-Karte fangt Ihr mit einer von 18 Nationen an, die alle bestimmte Vor- und Nachteile sowie unterschiedliche Spezialeinheiten ins Feld führen.

Habt Ihr Eure Armee auf der Karte auf ein gegnerisches Land geführt, wird auf das 3D-Schlachtfeld gezoomt. Hier können je nach Lage unterschiedliche Aufgaben auf Euch warten: Mit einer Armee einen Barbarenstützpunkt ausheben, zehn Minuten eingekesselt gegen Horden von Angreifern bestehen oder klassisch ein Reich inklusive Wirtschaft, Technologie und Kampf aufbauen.

__NEWCOL__Seid Ihr erfolgreich, winken Tribute, neue Armeen oder Spezialkarten, die Ihr vor dem nächsten Kampf ausspielen könnt. Besondere Boni erhält man zudem für eroberte Kontinente oder das Auslöschen eines Gegners. Brettspielfreunde werden sich wie Zuhause fühlen.

Auf dem Echtzeit-Schlachtfeld

Jeder Genre-Fan wird beim Anblick der detaillierten Spielwelt sofort an den Klassiker Age of Kings erinnert. Begleitet von epischen Melodien schaut Ihr von schräg oben auf eine Landschaft mit sanften Höhenzügen, wogenden Feldern und wuselnden Bewohnern. Zur besseren Übersicht könnt Ihr herauszoomen, zum Mikro-Management ganz nah ran.

Insbesondere manche der gestochen scharfen Gebäude sehen denen des Ensemble Studios-Klassikers verblüffend ähnlich. In Sachen Wasserdarstellung kommt man übrigens verdammt nah an die Qualität von Age of Mythology ran. Und wenn sich Bauern oder Krieger bewegen, oder Rauch und Explosionen dargestellt werden, braucht man sich selbst hinter dem Genre-Primus nicht zu verstecken - die Schlachten sehen klasse aus.

Alles wie gehabt?

Ein Tutorial mit historischen Info-Häppchen und Sprachausgabe führt in die Spielstruktur ein, die zunächst nichts Neues offenbart: Rohstoffe abbauen, Gebäude hochziehen, Armee ausbilden, Gegner angreifen. Schnell wird jedoch klar, dass Rise of Nations kein Schmalspurprogramm abspult, sondern ein äußerst komplexes Wirtschaftssystem bietet.

Neben Holz, Nahrung und Metall kommen noch die zwei Güter Reichtum und Wissen hinzu sowie über 30 Luxusgüter. Zitrusfrüchte lassen z.B. Eure Schiffe auf hoher See heilen. Karawanen und Händler sorgen für den Warenkreislauf, Bibliotheken und Wissenschaftler für die Bildung.

Aber letztlich entscheidet Ihr, welchen der Technologiebäume Ihr bevorzugt und ob Ihr Euch schnell militärisch, ökologisch oder technisch weiterentwickelt. Das verschafft dem Titel eine wesentlich komplexere Dimension als beispielsweise Age of Mythology und zeigt seine Verwandschaft zu Civilization.

__NEWCOL__Neues Spiel, neue Grenzen

Das Charakteristikum von Rise of Nations sind allerdings die Grenzen: Euer Hoheitsgebiet ist farblich umrandet und wird durch Städte und Festungen ständig vergrößert. Sobald ein Feind das Gebiet ohne Kriegserklärung betritt, erleiden alle Einheiten Schadenspunkte; bleibt ein Heer sehr lange auf Eurem Gebiet, kann es beträchtlich geschwächt werden.

Dieser territoriale Aspekt verschafft dem Echtzeit-Genre eine innovative Note und unterbindet das wilde Bauen auf der ganzen Karte, oder direkt neben dem Gegner. Wer ein Imperium gründen willen, dürfte voll auf seine Kosten kommen.

Kampf mit Finessen

Auch im Kampf zeigt Rise of Nations Muskeln: Neben üblichem Genre-Komfort wie Formationen, Gruppenbildung und diversen militärischen Haltungen könnt Ihr hier auch das Terrain taktisch nutzen. Angriffe von hinten oder gar von der Seite sind wesentlich effektiver als Frontalattacken.

Außerdem werden im Laufe des Spiels nette Zusatzfeatures wie Spione und Generäle freigeschaltet. Unter der Obhut Letzterer könnt Ihr z.B. zum Sturmangriff blasen, Eure Truppen eingraben oder für einen Hinterhalt tarnen.

Auch Kommando-Einheiten wie Scharfschützen und Saboteure sind mit von der Partie. Sniper können Generäle mit einem Schuss niederstrecken und getarnte Elite-Kämpfer nehmen es mit einer großen Übermacht auf. Wenn diese katzengleich durchs Unterholz pirschen und in Deckung gehen, kommt auch optisch Freude auf - die Grafiker haben im Animationsbereich wirklich ganze Arbeit geleistet. Und damit das umständliche Verfrachten von Invasionstruppen in Schiffe entfällt, verwandeln sich Infanteristen automatisch in Amphibienfahrzeuge.

In der nahen Gegenwart geht es dann mit Panzern, Scud-Raketen und Atomsprengköpfen äußerst zerstörerisch zur Sache. Und um das Thema Komfort abzuschließen: Scouts erkunden alleine die Karte, Fernkampfreichweiten werden angezeigt und Truppen können eigenständig Gebäude einreißen - sehr schön!

__NEWCOL__Multiplayer-Vergnügen

Insbesondere Online-Strategen sollten sich auf Rise of Nations freuen. Nicht nur, dass das dynamische Spielprinzip zu schnellen Matches einlädt. Auch die Optionen werden den Komfort üblicher Titel sprengen: Ihr könnt Euch auf über einem Dutzend Maps von den Australischen Outbacks bis zu den Sibirischen Steppen bekämpfen - wobei die Kartengröße "Big Huge" selbst acht Spielern ein neues Raumgefühl geben wird.

Viel interessanter sind aber die fast ein Dutzend Spieltypen, die erfrischend neue Ansätze bringen: Im "No Rush" ist das frühe Überrollen des Gegners z.B. verboten; erst zu Zeiten des Schießpulvers darf attackiert werden. Im "Sudden Death" bedeutet der Verlust der ersten Stadt den Untergang, im "Peaceful"-Typ gewinnt der erste Spieler, der das Informations-Zeitalter erreicht. Und wenn Ihr "Assassin" wählt, bekommt jeder Spieler einen Gegner zugewiesen, den er vernichten muss. Greift er einen anderen an, gibt`s empfindliche Nachteile.

Ausblick

Was auf den ersten Blick wie ein langweiliger Age of Kings-Nachfolger aussieht, entpuppt sich nach wenigen Spielminuten als gelungene Verschmelzung von Runden- und Echtzeit-Strategie: Grafik und Bedienung erinnern an Age of Kings, 2D-Karte und Grenzen an Civilization, die historische Dimension an das gewaltige Empire Earth. Und bei all den Zutaten hat das Team von Big Huge Games scheinbar noch ein Händchen für nette Details gehabt, die jeden Genre-Fan entzücken werden: ohne Kriegserklärung nimmt man Schaden in fremden Territorien, das Kampfsystem ermöglicht Eingraben und Flankenattacken, Multiplayer-Freunde finden innovative Modi und können schnell in einer Stunde durch die Geschichte rasen. Und wer die vielen Feinheiten richtig genießen will, kann sich im Conquer the World-Modus entspannt durch die Epochen kämpfen. Dieses Spiel macht seinen Entwicklern alle Ehre, denn es ist wirklich "big" und "huge". Genre-Fans dürfen sich auf ein Highlight freuen.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.