Pride of Nations13.04.2011, Bodo Naser
Pride of Nations

Vorschau:

Eigentlich hat Paradox schon ein Strategiespiel in der viktorianischen Epoche entwickelt, das sogar nach der britischen Queen Victoria benannt wurde. Mit Pride of Nations (ab 15,22€ bei kaufen) soll im zweiten Quartal ein weiteres folgen, bei dem es verstärkt um Nationalismus, Handelsprofit und Kolonien geht. Nur etwas für Freunde komplexer Geschichtstaktik?

Acht Feinde sollen es sein!

Kann Großbritannien seine Vormachtstellung im 19. Jahrhundert behalten oder rücken andere Mächte auf? Es liegt in eurer Hand

Rise of Nations war gestern - jetzt ist man wer und will es bleiben! Die acht Großmächte, die man spielen kann, werden also keine aufstrebenden Kleinstaaten wie in Victoria 2 sein, sondern ausgewachsene Nationen. Eine wird natürlich Großbritannien heißen, die Ton angebende Macht im 19. Jahrhundert, das nach Queen Victoria viktorianisches Zeitalter benannt wurde. Hinzu gesellen sich das wieder imperiale Frankreich, das aufstrebende Deutschland, das vielsprachige Österreich-Ungarn, das vereinigte Italien, das zaristische Russland, die noch nicht lang unabhängigen Vereinigten Staaten und das auf dem Weg zur Moderne befindliche Japan.

Diese zeitgenössischen Mächte sind sich entweder spinnefeind wie Deutschland und Frankreich oder alliiert wie Italien und Frankreich, wobei sich der Bündnisse wie in der Politik ständig ändern dürften. Mit Hilfe der angekündigtren Diplomatie lassen sich jedenfalls verschiedene Abkommen schließen. Scheitern die Verhandlungen, gibt's Krieg wie im einzigen Szenario der Preview, wo Japan und Russland die Waffen kreuzen. Neben kriegerischen Auseinandersetzungen, die für Entwickler AGEOD typisch automatisch laufen werden, wird man sich auch friedlicher den Rang ablaufen können. Ziel wird es nämlich sein, so viel Ansehen wie möglich zu sammeln. So kann man auf ein kleineres Land Einfluss nehmen, um sein Prestige zu steigern.

Wettlauf ums Prestige

Kolonien versprechen Ruhm, Ehre und Profite. Länder wie USA oder Russland werden stattdessen einfach ihr Umland urbar machen.
Insbesondere die Kolonien werden wichtig sein, die nicht nur beim Überseehandel eine große Rolle spielen. Den historischen Wettlauf Frankreichs und Englands um Afrika kennt jeder aus dem Geschichtsunterricht, während andere Länder wie Deutschland zunächst auf Kolonien verzichteten. Die USA kolonisieren stattdessen ihren Westen, was auch Prestige bringen wird. Um die Beziehungen zum Stammesland zu festigen, kann man Missionen bauen, Handelsposten einrichten oder auch einen Häuptling bestechen. Der Seehandel wird dieses Mal vereinfacht ablaufen, da man dazu einfach nur seine Schiffe sammeln muss, statt jeden Frachter einzeln abzufertigen. In Handelszonen soll man dann auch kämpfen können, wenn man Schlachtschiffe auffährt.

Alle werden schon einen funktionierenden Staat haben, der sich aber noch verbessern lässt. So lässt sich die Infrastruktur ausbauen, indem man eine Einsenbahn errichtet, wo eine fehlt. Allerdings ist das in den Industrieländern gar nicht mehr nötig, da z.B. England schon ein Schienennetz hat. In Russlands Osten oder im Wilden Westen sieht das freilich ganz anders aus. Zudem lassen sich auch Produktionsstätten wie Fabriken, Minen oder Kornfelder errichten, die Rohstoffe liefern oder verarbeiten. Dafür braucht man Kapital, wobei sogar zwischen privatem und staatlichem unterschieden wird. Um das aufzutreiben, wird man 70 virtuelle Jahre Zeit haben, denn das Spiel geht von 1850 bis 1920. Eine Runde wird 15 Tage dauern.

Nationale Besonderheiten

Der Eiffelturm dient zwar nur der Deko, aber die Nationen sollen sich deutlich unterscheiden, was Fortschritt, Handel oder Militär angeht.
Um die Eigenheiten der Nationen noch besser herauszuarbeiten und sie so unterscheidbarer zu machen, wird es zwölf nationale Attribute geben. Das wird Forschung, die von fortschrittlich bis rückwärtsgewandt reichen kann, ebenso umfassen wie Handelsphilosophie, die von Protektionismus bis Freihandel reichen kann. Weitere Punkte werden Staatsform, soziale Mobilität, religiöse Toleranz, Wirtschaftsform, Militärsystem, Sendungsbewusstsein, Bildungslevel, Nationalstolz, Bürokratie und Organisationsgrad sein. Für den Handel heißt das, dass es mehr Markteinmischung von außen gibt, wenn er frei ist. Hingegen wird der Protektionismus die Einmischung weitgehend ausschließen, aber auch die Profite schmälern.

Freilich wird es auch bei Militär Unterschiede geben, was etwa die Einheitentypen angeht: Da treffen japanische Kavallerie, Linieninfanterie und Kanonen auf sibirische Schützen, die 1905 das schwer befestigte Port Arthur verteidigen. Die Liebe zum Detail geht bei AGEOD sogar soweit, dass man wieder jeden Versorgungswagen einzeln anklicken kann und natürlich auch ausheben kann, wenn man die nötigen Rohstoffe hat. Historische Admiräle führen riesige Flotten aus eisernen Schlachtschiffen und Zerstörern ins Gefecht, bei dem der Sieger ermittelt wird, indem wie wild gerechnet wird. Taktik wie Total War wird nicht direkt auf dem Schlachtfeld möglich sein.

Konflikt im eigenen Land

Separatisten wird es immer wieder geben, die ihren eigenen Staat aufmachen wollen. Da hilft nur Eindämmung durch Truppen, damit der Aufstand nicht wächst.
Auch bei Aufständen wird es eine Menge zu beachten geben, die in verschiedene Stufen unterteilt sind - je nachdem, ob sie in einer Kolonie oder im Heimatland auftreten. Diese Unterscheidung wird sich übrigens durchs ganze Spiel ziehen. In den Kolonien gibt es Stammesrevolten, bei denen sich ein Volk erhebt. In der Heimat wird es hingegen zu nationalen Aufständen, Partisanen oder sozialen Unruhen kommen. Guerilla gibt es jedoch nur, wenn man feindliches Gebiet besetzt während soziale Revolten sich nach einer Notlage richten, die man beseitigen sollte.

Sonst kann es leicht zum Umsturz kommen, denn die Unruhen sind in drei Stufen eingeteilt - vom kleinen Aufstand bis zur staatsweiten Revolution. Einen separatistischen Aufstand bekämpft man am besten mit Gewalt, da sich die Aufständischen sonst auf Dauer lossagen. Ein weiteres Problem kann sein, dass der Aufstand weitere Landesteile ergreift, die auch zur gleichen ethnischen Gruppe gehören. Man muss alle Feinde eliminieren und die Hauptsstadt einnehmen, um den Aufstand zu beenden. Das geschieht mit Militär, das man in die aufständischen Provinzen verlegt. Es handelt sich also um nichts anderes als einen Bürgerkrieg, den man überleben muss.

 

Ausblick

Pride of Nations wird vermutlich das "Komplexitätsmonster", das sich schon jetzt andeutet. Wer ausufernde, rundenbasierte Strategiespiele mag, darf sich auf jede Menge Möglichkeiten freuen, die allerdings eine gewisse Einarbeitungszeit brauchen - das schlägt durchaus in dieselbe Kerbe wie Victoria 2 oder Rise of Prussia. Mit dem kleinen Unterschied, dass man dieses Mal weltweit agieren wird. Militärisch dürfte sich wenig ändern, da sowohl das Kleinklein der Armeeaufstellung als auch die automatisch laufenden Schlachten noch vorhanden sind. Der Seehandel mit den runden Zonen, in die man Frachter schicken muss, klingt interessant, muss aber noch seine Brauchbarkeit unter Beweis stellen. Allerdings läuft das Spiel bislang alles andere als rund, da es von ständigen Abstürze geplagt wird. Hier sollten die Macher also erst abhelfen, bevor sie noch mehr Neues einbauen. Dann wird's auch was mit der Welteroberung.

Ersteindruck: befriedigend

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