Cities in Motion19.01.2011, Bodo Naser
Cities in Motion

Vorschau:

Für virtuelle Städteplaner gibt es bis aufs gute alte Sim City derzeit nicht viele brauchbare Alternativen. Das will Cities in Motion (ab 6,69€ bei kaufen) von Paradox Interactive ab Februar ändern, wo man insbesondere Busse und Bahnen bauen kann. Hat das Erstlingswerk finnischer Indie-Entwickler Potenzial?

Programmierte Verspätung

Man stelle sich eine Stadt ohne öffentlichen Nahverkehr vor,

Aufgabe: Eine Stadt der Autofahrer muss Schritt für Schritt zum Mekka des öffentlichen Nahverkehrs werden. 
die man erst noch mit Bus, Tram oder U-Bahn ausstatten muss. Diese quasi jungfräuliche Metropole wird es in Cities in Motion geben, die allerdings -wie es sich für eine Simulation gehört- bereits über jede Menge Häuser, Straßen und Bewohner verfügt. Sogar einige Autos kurven durch die Straßen, mit denen man planen muss. Denn die gekauften Busse drehen ihre Runden, während der Verkehr ganz normal weiter läuft. So kommt es zu Staus, der Bus kommt zu spät und die Passagiere warten wütend an der Haltestelle, die man vorher etwas mühsam einzeln erreichtet hat. Man muss also immer genau überlegen, wo der Bus entlang fahren soll und welche Ausweichmöglichkeiten es gibt.

Eine Bahn, die auf einer ganz eigenen Schiene fährt, genießt gegenüber einem Bus freilich Vorteile, da sie immer freie Fahrt hat oder gar unterirdisch verkehrt. Allerdings wird es bei Cities in Motion zwei Arten von Bahnen geben - die Straßenbahn und die U-Bahn. Erstere hat auch das Problem, dass sie im Verkehr mitschwimmen muss. Neben diesen Verkehrsmitteln gibt es noch außergewöhnliche wie Fähre oder ein Hubschraubertaxi, wovon Letzteres seinen Preis hat. Denn jeder Passagier muss bei Besteigen erst mal blechen, was die einzige Einnahmequelle darstellt. Damit es keine Unruhe bei den Kunden gibt, sollte der Preis für die Fahrt nicht zu hoch liegen.

Vier Städte sollen es sein

Cities in Motion wird sowohl Kampagne als auch freien Modus bieten,

Richtig eingefärbt? In den europäischen Metropolen muss man sinnvoll Linien von Viertel zu Viertel einrichten.
wobei in den vier Ballungsräumen Wien, Amsterdam, Helsinki oder Berlin gebaut wird, wovon Wien in der Beta spielbar war. Jede Stadt hat so ihre Besonderheiten: So sind die Straßen in der Innenstadt von Wien eher schmal, so dass es der Einbau von neuen Linien wohl überlegt sein will. Dafür gibt es in Wien jede Menge kleiner Parks, die man in seine Strecken einbeziehen kann, da dort weniger Verkehr ist. Amsterdam wird von jeder Menge Kanäle durchzogen, auf denen man auch Fährverkehr einrichten kann. Wem das nicht reicht, der kann in den Untergrund gehen, um eine U-Bahn zu bauen.

Der Kniff an der Sache wird sein, die einzelnen Viertel sinnvoll miteinander zu verbinden. So brauchen die Angestellten natürlich eine Möglichkeit, zur Arbeit zu kommen - ebenso wie die Leute aus den Wohnvierteln einkaufen müssen. Touristen wollen von ihrem Hotel zu den Sehenswürdigkeiten kommen, die alle in den Karten eingezeichnet sind. So gibt es mitten in der österreichischen Hauptstadt eine Kathedrale, die förmlich nach einer eigenen Haltestelle schreit. Blockiert ein Gebäude die Haltestelle, sollte man sich nicht scheuen, es abzureißen. Die Erstellung der Stecken könnte allerdings komfortabler laufen, da es noch sehr umständlich ist, die Haltestellen dafür einzeln anzuklicken. Ob es inhaltlich reicht, muss sich zeigen, da man außer Nahverkehr wenig managen, aber immerhin selbst neue Karten entwerfen kann.

Es wird voll

Einen gewissen, wenn auch bescheidenen,

Ganz langsam wird's voll an der Haltestelle: Mehr Busse müssen her! 
Wuselfaktor besitzt die Simulation schon, denn mit steigender Spieldauer wird immer mehr los sein. Der Verkehr steigt zusehends, die Autos stauen sich zur Blechlawine und an den Haltestellen warten Massen. Da hilft es nur, bessere Fahrzeuge einzusetzen, die mehr Passagiere befördern, schneller fahren oder komfortabler sind - allerdings kosten sie auch mehr. Ob im Laufe der Sim modernere Fahrzeuge auftauchen oder ob sie freigespielt werden müssen, war in der Beta noch nicht abzusehen.

Die Herausforderung besteht darin, den Überblick zu behalten, da die Städte doch recht groß sind. Obwohl man auch einzelne Häuser beseitigen kann, um Platz zu schaffen, wird die Stadt dadurch nicht unbedingt kleiner. Darüber hinaus wird man sich zwar allerhand anzeigen lassen können wie etwa Geschäftsviertel; die Simulation macht aber in ihrer derzeitigen Version nicht gerade den bedienungsfreundlichsten Eindruck. Zwar wird es ein Tutorial und auch kleinere Achievements geben, z.B. für die erste Linienkreuzung, aber vieles ist doch Klein-Klein - etwa wenn man die Schienen auf der Straße verlegt. Derzeit muss man da noch sehr überlegt vorgehen, da das Löschen nicht einwandfrei funktioniert.

        

Ausblick

Cities in Motion macht mich neugierig, da bereits in der gestesteten Beta aufblitzt, was die Verkehrssimulation made in Finnland bieten könnte. Das Thema ist frisch, da man sich ganz auf Bus und Bahn konzentriert, das Vorgehen angenehm frei und die vier vorgegebenen Städte werden mit jeder Linie belebter. Um eine sinnvolle Stecke zwischen zwei Vierteln zu erstellen, die auch noch angenommen wird, wird man ganz schön überlegen müssen. Man kann nicht einfach ohne Verstand quer Beet etwas zimmern: Dann steht man im Stau, die Busse kommen zu spät und die Kunden werden -wie bei manch bundesdeutschen Verkehrsunternehmen- sauer. Doch die Konzentration auf Nahverkehr könnte auch zum Problem werden: Wenn man alles gesehen hat, verliert man vielleicht rasch die Lust. Hier muss daher mittels neuer Herausforderungen für die nötige Langzeitmotivation gesorgt werden, so dass die Kampagne auch spannend bleibt. Ob die Achievements da helfen können, bleibt abzuwaten, da sie in der Beta noch recht sporadisch auftreten. Einstweilen freuen wir uns auf Neues von einem weiteren Indie-Entwickler.

Ersteinschätzung: gut

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