Silent Storm04.10.2003, Marcel Kleffmann
Silent Storm

Vorschau:

Das Szenario des Zweiten Weltkrieges ist total überlaufen, vor allem an Ego-Shootern. Aber ein Spiel wie Silent Storm (ab 99,95€ bei kaufen) hat es bisher nicht gegeben. Nival Interactive hat die kreative Denkmaschinerie angeworfen und einen Jagged Alliance-Klon in den Zweiten Weltkrieg verfrachtet. Ob Silent Storm eine Böe der Begeisterung entfesseln kann oder als laues Lüftchen verpufft, könnt Ihr in der Preview erfahren.

Realität und viel Fiktion

Als alliierter Soldat oder Mitglied der Achsenmächte steigt Ihr 1943 in den unbarmherzigen Zweiten Weltkrieg ein. Zunächst müsst Ihr Euch entscheiden, welches Land Ihr vertreten wollt. Bei den Achsenmächten stehen Deutschland, Italien und Japan zur Verfügung, während England, Russland und die USA bei den Alliierten zur Wahl stehen.

Danach geht es zur Charakter-Generierung, bei der Ihr Euch entweder zwischen vordefinierten Kämpfern entscheidet oder Euren Helden in bester Rollenspiel-Manier selbst zusammenwürfeln könnt; inklusive Verteilung von Punkten auf bestimmte Fähigkeitsattribute wie Treffsicherheit, Gesundheit und Sprengstoffe.

Je nachdem, ob Ihr nun die Alliierte- oder Achsenseite ausgewählt habt, startet auch eine unterschiedliche Kampagne, in der Ihr Schritt für Schritt einer geheimen Verschwörung auf die Schliche kommt. Dabei erzählt die fortlaufende Story eine frei erfundene Geschichte mit vielen abgedrehten Science-Fiction-Elementen und einigen Überraschungen, die sonst normalerweise nicht in den Zweiten Weltkrieg gehören.

__NEWCOL__Runden rulen

Jeder Charakter besitzt, basierend auf seinen charakterlichen Eigenschaften, eine bestimmte Anzahl an Aktionspunkten (AP), die er in einer Runde benutzen kann. Ein Schritt, ein kniender Gang, das Öffnen einer Tür, ein Schuss - sämtliche Aktionen benötigen eine festgelegte Anzahl an APs, die Ihr taktisch klug einsetzen müsst.

Soll Euer Charakter in Deckung gehen, sich hinter einem Baum verstecken, lieber den Rückzug ergreifen oder den Gegner direkt angreifen? Falls doch ein Angriff erfolgen soll, wie wird die Attacke im Detail aussehen? Wird es ein ganz normaler Schuss auf den Feind, ein Feuerstoß, ein Präzisionsschuss - all dies müsst Ihr in die strategische Planung des Kampfes mit einbeziehen. Durch diese Vielfalt offeriert Silent Storm ein enormes taktisches Potential, das zuletzt in Jagged Alliance 2 vorzufinden war.

Erfahrungswerte steigen übrigens und Ihr könnt in bester Diablo-Manier die Fähigkeits-Attribute verbessern und zusätzlich in einem Skill-Tree individuelle Spezialitäten wie schnelleres Wunden heilen auswählen.

Interaktives Gelände

Silent Storm basiert zwar auf einer 3D-Engine, dennoch spielt Ihr weitgehend in einer frei dreh- und zoombaren isometrischen Ansicht. Die Vorteile dieser Engine haben die Entwickler konsequent genutzt und eine wirklich schöne interaktive Umgebung auf die Beine gestellt, die auf das technische Gerüst einer Physik-Engine setzt.

Im Klartext: Ihr könnt alles auf der Karte irgendwie beeinflussen oder gar benutzen. Seien es Kisten, Autos, Fässer oder Bänke - überall könnt Ihr hochklettern und es als Deckung oder Versteck nutzen.

Grandios wird die Umgebung aber erst im Kampf, denn wenn Ihr im Gefecht zum Maschinengewehr greift, gehen gleich haufenweise Holzregale, Bretterzäune und Fenster zu Bruch. Solltet Ihr dann zufällig ein explosives Fass treffen oder gar einen Sprengsatz zünden, kann es schon mal passieren, dass ganze Gebäudeteile komplett mit ohrenbetäubendem Lärm von der Karte verschwinden.

__NEWCOL__Grafik

Die selbst entwickelte 3D-Engine von Silent Storm kann sich wirklich sehen lassen, denn die gesamte Umgebung besteht aus ziemlich vielen Polygonen und jeder Menge High-Quality-Texturen, so dass selbst in der Nahansicht liebevolle Details zu erkennen sind. Die Charaktere hingegen könnten ein Paar Polygone mehr vertragen, sehen aber trotzdem noch ganz gut aus. Hervorragend präsentieren sich allerdings die geschmeidigen Animationen der Protagonisten, die eine erstaunliche Bandbreite an unterschiedlichen Aktionen präsentieren.

Sound

Von den Soundeffekten her kann das Spiel vollkommen überzeugen, egal ob es sich um knallige Explosionen oder schöne Schussgeräusche handelt. Verbesserungswürdig präsentiert sich aber die Sprachausgabe, vor allem bei den deutschen Achsenmächten.

Denn ein offensichtlich Englisch sprechender Voice-Actor verleiht dem deutschen Soldaten einen wirklich armseligen Slang mit britischem Akzent. Solch ein grober Schnitzer zerstört gleich die mühevoll aufgebaute Atmosphäre.

Ausblick


Nival Interactive bezeichnet Silent Storm selbst als inoffiziellen Nachfolger von Jagged Alliance 2 und dies zu Recht, denn die Duelle im Rundenmodus sind spannend, taktisch anspruchsvoll und schön in Szene gesetzt. Die weiterführende Mischung mit Rollenspiel-Elementen und einem Skilltree erweitert außerdem das Gameplay sinnvoll. Ein besonderes Highlight ist übrigens die vollkommen zerstörbare und zugleich hübsche Umgebung. Jetzt müssen die Entwickler nur noch an den Zwischensequenzen arbeiten, die Präsentation der Geschichte besser gestalten und die grausame deutsche Sprachausgabe umkrempeln, dann dürfte uns mit Silent Storm ein wahrer Genre-Orkan erfassen!

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