Memento Mori 2: Wächter der Unsterblichkeit17.01.2012, Jan Wöbbeking
Memento Mori 2: Wächter der Unsterblichkeit

Vorschau:

Der tschechische Entwickler Centauri schlägt im Adventure Memento Mori 2 ruhige Töne an: Bedächtige Piano-Klänge, finstere Visionen  und der mysteriöse Unfall des Protagonisten erinnern an die depressive Grundstimmung im Film-Thriller Dark Water. Wir haben bereits die Ermittlungen aufgenommen - am 18. März bringt dtp das Spiel in den Handel.

Ungewöhnliche Flitterwochen

Die detailreichen Gesichter und die geringe Tiefenschärfe sorgen für cineastisches Flair.
Die detailreichen Gesichter und die geringe Tiefenschärfe sorgen für cineastisches Flair.

Das Abenteuer beginnt in Kapstadt, wo die aus dem Vorgänger bekannten Protagonisten Max und Lara ihre Flitterwochen verbringen. Nach Romantik ist dem frisch gebackenen Ehepaar aber nicht zumute: Von Beginn an liegt eine bedrückende Stimmung in der Luft. Ein Grund dafür sind Max‘ düstere Visionen, welche ihn regelmäßig heimsuchen. Ein Bild davon konnten wir uns nicht machen, da neben der Synchro auch noch sämtliche Zwischensequenzen fehlen - doch seine Skizzen aus den Alp- und Tagträumen sehen bereits sehr beunruhigend aus. Ein netter Nebeneffekt des Psycho-Terrors ist, dass Künstler Max ihn auf Leinwand verewigt und die Ergebnisse gewinnbringend an Galerien verkauft. Zu Beginn des Adventures geht es ihm bereits so gut, dass er auf die starken Psychopharmaka verzichtet, welche sein Arzt ihm verschrieben hat.

Um die depressive Stimmung zu durchbrechen, lassen die beiden sich auf einen Auftrag von Laras Arbeitgeber Interpol ein: Ein Galerie-Chef bittet sie, einem Diebstahl einiger Kultgegenstände auf den Grund zu gehen – die lokale Polizei hat die Akte nämlich erstaunlich schnell geschlossen. Als die beiden dem Dieb auf die Spur kommen, stürzt Max bei einer Verfolgungsjagd von einer Klippe und wird für tot erklärt. Verstört kehrt Lara zum Interpol-Hauptquartier nach Lyons zurück. Bei ihrem nächsten Fall findet sie immer wieder Hinweise, die darauf schließen lassen, dass Max noch am Leben ist. Auch einige diabolische, mit menschlichem Blut gepinselte Wandgemälde scheinen in der Geschichte eine wichtige Rolle zu spielen. Die acht Kapitel führen unter anderem nach Finnland und in das chinesische Viertel von San Francisco.

In der Kunstgalerie versucht Max herauszubekommen, warum die Diebe nur ganz bestimmte Kultgegenstände haben mitgehen lassen.
In der Kunstgalerie versucht Max herauszubekommen, warum die Diebe nur ganz bestimmte Kultgegenstände haben mitgehen lassen.

Schmucke Technik

Der Einstieg erinnert ein wenig an Serien wie Geheimakte oder Sherlock Holmes. Statt meine Protagonisten mit allerlei Inventar-Rätseln aus einer heiklen Situation befreien zu müssen, geht es zunächst gemütlicher zur Sache: Ich wechsle vom Tatort zum Hotel, höre mir auf der Wache die fadenscheinigen Ausflüchte des Polizei-Chefs an, sammle nach und nach Indizien und konfrontiere Gesprächspartner mit neu gewonnenen Erkenntnissen. Ähnlich wie im Vorgänger soll es übrigens wieder mehrere alternative Story-Abzweigungen und Ausgänge geben.

Ein klares Highlight ist wie im Vorgänger die starke Technik: Mit voll aufgedrehten Details können die Gesichter beinahe mit dem Detailreichtum von Heavy Rain konkurrieren. Das Mienenspiel wirkt nicht so ausgefeilt, doch für Genre-Verhältnisse sieht das Gebotene wirklich schick aus. Verantwortlich für die grafische Pracht ist die eigens entwickelte CPAL3D-Engine, welche die Entwickler auch zur Lizenzierung anbieten. Wenn die aus dem Vorgänger bekannten Protagonisten Max und Lara durch die Kulissen stapfen, wirkt das zwar noch recht hölzern, im Gegenzug sorgen die cineastischen Schuss-Gegenschuss-Einstellungen für Kino-Atmosphäre. Auch der Unschärfefilter, das gleißende Licht und der feine Schattenwurf wirken gelungen.

Wer oder was verfolgte Max auf dieser schmalen Straße?
Wer oder was verfolgte Max auf dieser schmalen Straße?

Einsteigerfreundliche Ermittlungen

Weniger begeistert war ich bisher von der Rätseldichte: Gerade zu Beginn hatte ich oft eher das Gefühl einer Geschichte zuzuschauen, statt wirklich aktiv am Spiel teilzunehmen. Außerdem war mir der Großteil der Puzzles zu simpel gestrickt, wodurch sich die Ermittlungen noch nicht sonderlich spannend gestalteten. Die Bedienung gibt sich aber komfortabel: Eine Druck auf die Hotspot-Taste verrät, welche Dinge benutzt und welche nur begutachtet werden können. Im Inventar lassen sich neue Errungenschaften aus der Nähe betrachten und um 360 Grad drehen; außerdem erinnert mich ein ausführliches Tagebuch an alle Story-Wendungen.

Ausblick

Der erste Ausflug ins zweite Adventure von Max und Lara hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen:  Einerseits haben mich die geheimnisvolle Atmosphäre und die tolle Technik von Beginn an ins Spiel hineingezogen. Andererseits waren mir die bisherigen Ermittlungen und Rätsel noch zu simpel gestrickt. Gerade in Kombination mit der bedrückenden Stimmung und dem gemächlichen Erzähltempo könnte sich das als Stolperstein für die Langzeitmotivation erweisen. Wenn der Schwierigkeitsgrad noch anzieht, besitzt Memento Mori 2 aber durchaus Potential für ein spannendes Abenteuer mit düsterem Flair.

Ersteindruck: gut

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