Arma 315.08.2013, Marcel Kleffmann
Arma 3

Vorschau:

Nach dem großen Erfolg der Arma-2-Modifikation DayZ richten sich immer mehr Augen auf die einzig ernstzunehmende Militärsimulation für den PC: Arma 3 (ab 4,34€ bei kaufen). Und trotz bestechender Grafik, einer großen Spielwelt und mehr Hilfesystemen für Einsteiger fühlt sich der dritte Teil irgendwie genauso an wie die Vorgänger – sowohl hinsichtlich der Stärken als auch der Schwächen.

Einmal als Kommandant

Zunächst soll ich meine computergesteuerten Mannen in einen Transporttruck schicken und nach Girna fahren. An der rechten Bildschirmseite des erfreulich aufgeräumten und auf das Wesentliche reduzierten Interfaces erscheint ein kleiner Hinweis auf optionale Hilfestellungen. Ein Tastendruck öffnet eine Art „Feldhandbuch“, das detailliert beschreibt, welche Tasten ich in welcher Reihenfolge drücken bzw. welches Menü ich wie bedienen muss. Das ist in der Tat ziemlich hilfreich, trotzdem sind viele Menüs nach wie vor eher umständlich zu bedienen, aber immerhin besser als im zweiten Teil.

Mit den F-Tasten wähle ich die Soldaten aus, lege mit der Maus den Zielort aus der Ego-Perspektive fest und bestätige es mit der Leertaste. Kaum hat mein Soldat den Befehl ausgesprochen, bewegen sich die Infanteristen, stoppen am angegeben Ort, quittieren die Ausführung der Aktion und observieren die Umgebung. 

Das Feldhandbuch erklärt die Vorgehensweise in mehreren Schritten.
Das Feldhandbuch erklärt die Vorgehensweise in mehreren Schritten.
Lobenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Namen der Soldaten in den Funksprüchen genannt werden, was die Meldungen deutlich verständlicher macht – besonders in hitzigen Gefechten. Zugleich wirken die Funksprüche insgesamt organischer und weniger bruchstückhaft im Vergleich zum Vorgänger.

An die Front!

Mit dem nächsten Befehl schicke ich meine Leute in den Truck. Einer geht gleich hinters Steuer, die andern suchen sich einen Platz auf der Ladefläche. Nun ist die Zeit für den Fahrer gekommen: Er soll die kurvenreiche Straße nach Girna nehmen und das Team dorthin fahren. Da das Ziel fast ein Kilometer entfernt ist und meine Sicht durch Berge versperrt wird, muss ich den Bewegungsbefehl mit Hilfe der Karte geben. Ich scrolle also nach Norden, wähle das Dörfchen aus, gebe den Befehl „Fahr dorthin“ und schon setzt sich der Truck in Bewegung. Und nein, der Fahrer brät nicht einfach quer durch das Gelände, was sicherlich die kürzeste Route wäre, nein, er nimmt brav die Straße und erreicht einige Zeit später das Dorf. Dort schließen sich weitere Soldaten dem Trupp an.

Zwischendurch erscheinen immer wieder optionale Hinweise zur Steuerung und zur Bedienung, wenn man den Soldaten beispielsweise konkretere Aufgaben oder Kampfhaltungen zuweisen möchte. Generell versprechen die Entwickler bei Bohemia Interactive, dass die Militärsimulation diesmal deutlich zugänglicher und verständlicher werden soll, ohne dabei an Komplexität und Realismus einzubüßen – und irgendwie kann ich dies im Moment nur bestätigen. Zugänglicher: Ja! Abgespeckter Realismus: Nein!

Ich bringe die anderen Soldaten in Stellung und sage Martinez, dass er den Horizont nach möglichen Gegnern absuchen soll. Es ist fast mehrere Minuten ruhig, bis er fündig wird. Sofort markiert er ihn als Feind. Dieser ist danach auf der Karte erkennbar und wird nach einem „gezielten Feuerbefehl“ von meiner Truppe ausgeschaltet. Noch drei weitere Feinde werden ähnlich präzise erledigt, bis die anrückende Armee mehr Leute auffährt und uns zurückdrängt. Es fallen Schüsse, Martinez schreit irgendwas, Levine ist verletzt, Granaten fliegen, Feuerstöße durchziehen die Luft und dann sehe ich nur noch, wie mein Soldat von einem Schuss getroffen, seine Waffe fallen lässt und in sich zusammensackt. Verdammt!

Der KI-Fahrer hat den LKW in eine Leitplanke manövriert.
Der KI-Fahrer hat den LKW in eine Leitplanke manövriert. Ein Weiterfahren ist unmöglich.

Noch einmal mit Bugs

Ich starte die Mission erneut, doch diesmal geht mehr schief, was aber auf Bugs  und andere technische Ungereimtheiten zurückzuführen ist. Bei der Fahrt zum Fischerdorf bekommt der Fahrer die vorletzte Kurve irgendwie nicht richtig und bleibt mit dem LKW in der Leitplanke stecken. Ein Weiterfahren ist unmöglich. Ganz toll! Die letzten Meter müssen die Soldaten zu Fuß zurücklegen. Und bei der Sicherung des Dorfes kann Taylor die Position, die ich ihm zugewiesen habe, nicht erreichen. Bennett, der den gleichen Bewegungsbefehl bekommen hat, steht hingegen schon am gewünschten Ort. Stattdessen kriecht Taylor 

KI-Bug: Taylor dreht sich im Kreis.
KI-Bug: Taylor dreht sich im Kreis.
auf einem Stein herum und dreht sich fortwährend um Kreis und dreht sich und dreht sich und dreht sich. Andere Befehle will er nicht mehr annehmen. Ganz toll. Kann ich wieder neu laden!

Während die Computerintelligenz beim ersten Anlauf der Commanding-Mission noch einen ziemlich guten Eindruck hinterließ und beim zweiten Versuch klare Macken erkennbar waren, zeigten sich bei anderen Einsätzen ähnliche altbekannte Probleme. Manchmal laufen Gegner wie aufgeschreckte Hühner durch ihre Basis und ignorieren jeglichen Beschuss, dann entdecken sie mich liegend auf einem halben Kilometer Entfernung im dichten Blattwerk und lassen die Hölle los – typisch Arma.

Alte Stärken und bekannte Macken

Nach diesem Ausflug in die Commanding-Mission, abseits der Infanterie-, Fahrzeug-, Tauch- und Nachteinsätze, kann ich sagen, dass sich Arma 3 prinzipiell genau wie seine Vorgänger anfühlt – sowohl der Realismusgrad und die knackigen Gefechte als auch die Bugs und KI-Aussetzer erinnern an die Vorgänger. Dabei macht die aktuelle Beta-Fassung trotzdem einen fast ausgereifteren Eindruck als die damalige Testversion von Arma 2, obgleich die Performance von PC-System zu PC-System ziemlich stark schwankt und es gelegentlich zu Abstürzen kam.

Mit dem dicken Transport-LKW geht es quer durch die Prärie.
Mit dem dicken Transport-LKW geht es quer durch die Prärie.

Und weil Bugfixing, Performance-Verbesserungen, die Behebung von Absturzursachen und anderen Fehlern (z.B. das stellenweise merkwürdige Clipping im Gelände; Stichwort: An Steinen hängen bleiben) bei der Entwicklung offenbar eine größere Rolle spielen sollen, begrüße ich die Entscheidung, dass die Singleplayer-Kampagne kostenlos als dreiteilige Downloaderweiterung nachgereicht wird. Die erste Episode Survive ist voraussichtlich innerhalb eines Monats nach dem Release von Arma 3 erhältlich, während die beiden anderen Kampagnen-Pakete Adapt und Win in den Folgemonaten erscheinen. So können sich die Entwickler bis zum 12. September 2013 auf den Kern der Militärsimulation kümmern und zwar den Sandbox-Modus, die Multiplayer-Funktionen und natürlich den Editor plus Fehlerbehebung und Performanceoptimierung.

Verdammt! Wo ist der Gegner?
Verdammt! Wo ist der Gegner?

Zur Veröffentlichung soll Arma 3 dann neben den ausgedehnten Inselgebieten Altis (270 Quadratkilometer) und Stratis (20 Quadratkilometer) zwölf Showcase-Missionen für Einzelspieler, drei Fraktionen-Showcases und neun Multiplayer-Szenarios sowie zehn Schießübungen bieten. Darüber hinaus sind 20 Fahrzeuge, mehr als 40 Waffen, fünf Fraktionen und der Editor enthalten.

Bei Steam ist Arma 3 als Early-Access-Spiel verfügbar. Käufer erhalten somit Beta-Zugang und bei der Veröffentlichung wird die Beta-Version auf die "fertige" Fassung aktualisiert. Auch auf der Website von Bohemia können Arma-Pakete erstanden werden.

Ausblick

Trotz vieler Verbesserungen hinsichtlich der Benutzeroberfläche sowie dem hilfreichen Feldhandbuch versucht sich Bohemia Interactive nicht an einer Anbiederung an die Shooter Battlefield oder Call of Duty. Arma 3 bleibt seinen Wurzeln also treu und ist eine waschechte Militärsimulation mit Realismusanspruch, die vor allem dank der weitläufigen Sandbox-Welt, dem Mehrspieler-Modus sowie dem mächtigen Editor zur Höchstform aufläuft. Und daher finde ich es auch nicht schlimm, dass die Kampagne in Form von mehreren kostenlosen Downloaderweiterungen nachgeschoben wird. Abseits des Lobes und der schon ordentlichen Stabilität und Performance der aktuellen Beta ist aber noch viel Feintuning zu tun, denn Abstürze, KI-Probleme, Fehler in den Szenarien, Clipping-Macken, Performance-Einbrüche etc. stören das ansonsten tolle Gesamtbild.

Einschätzung: gut

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