War of the Roses30.08.2012, Bodo Naser
War of the Roses

Vorschau:

Endlich kann man War of the Roses (ab 13,95€ bei kaufen) selber anspielen, da gerade ein Betatest läuft. Gespannt wie ein Langbogen haben wir uns angemeldet, um uns in die blutigen Rosenkriege zwischen den Häusern Lancaster und York zu stürzen. Wie spielt sich das kooperative Actionspiel im Stile Mount & Blade's, das Anfang Oktober erscheinen soll?

Gespannte Vorfreude

Das Leben als virtueller Recke ist hart, auch weil man in der Beta vieles erraten muss.
Das Leben als virtueller Recke ist hart, auch weil man in der Beta vieles erraten muss.
Selten zuvor war ich so gespannt auf ein Spiel wie auf diese Rosenkriege, da es sich um ein mittelalterliches Szenario handelt - bei historischen Themen bin ich stets Feuer und Flamme. Action, bei der man mal nicht mit dicken Knarren, sondern mit Pfeil und Bogen kämpft, ist immer noch etwas Besonderes. Zudem wurde es von Paradox als eine Art Nachfolger von Mount & Blade präsentiert, das ich lange gespielt habe. Allerdings war es hier eher der Rollenspielteil, der mich für Monate in einen virtuellen Ritter verwandelte. Kann War of the Roses da wirklich mithalten?

So fiel mir natürlich auch gleich auf, dass bei der Beta eine Art Kampagne oder ein Modus für Solisten fehlte. Den soll es zwar geben, aber er soll nur zum Üben für den Multiplayer dienen, was aufgrund der komplizierten Steuerung doch nötig scheint. Denn man merkt von der ersten Online-Schlacht an, dass die Kampfbedienung alles andere als simpel ist. Viele Gefechte liefen auch so ab, dass die Leute ständig mit wilden Hieben aneinander vorbei rannten. Als ungeübter Schwertrecke ist es verdammt schwer, einen Hieb zu machen, da man per Maus genau rechts, links, oben, unten hauen muss.   

Zudem wird man nicht innerhalb der Gefechte besser, sondern erst nach dem Gemetzel befördert. Ich war einigermaßen ernüchtert, was aber weniger dran lag, dass das britische Spiel schlecht ist, sondern eher daran, dass ich eines erwartet hatte, das sich mehr wie Mount & Blade anfühlt.

Erbarmungsloser Thronkampf

Brutale Konsequenz. Wer jemand killt, bekommt dafür 100 Punkte.
Brutale Konsequenz. Wer jemand killt, bekommt dafür 100 Punkte.
Bei der historischen Authentizität muss man natürlich eine fertige Version abwarten, aber die Entwickler halten sich auf den ersten Blick an Fakten. Die Zeit der Rosenkriege wird zumindest in einigen militärischen Bereichen glaubwürdig umgesetzt: So muss man Armbrüste erst spannen, bevor man sie abfeuert; Bögen erst ausziehen und möglichst nicht zu lange halten, um ein Ziel zu treffen. Außerdem ist man im Plattenpanzer vor Dolchen und kleinen Klingen sicher und mit Schilden blockt man selbst schwere Hiebe. Man zieht aber nicht nur an Seite der zeitgenössischen Kämpfer wie Bogenschützen oder Ritter ins Gemetzel, die Schlachten werden auch brutal inszeniert. Der ab 1455 tobende Thronstreit zwischen Lancaster und York war ein blutiger Bürgerkrieg und wurde entsprechend gnadenlos geführt.

Im Spiel schlägt man seine Gegner nicht nur nieder, sondern kann sie auch gleich noch mit dem Dolch umbringen - dafür bekommt man 100 Punkte. Obwohl man seine adeligen Kontrahenten bisweilen kannte, wurden in echt selten Gefangene gemacht. Es sei denn, der Feind wirft sich wie im Spiel zu Boden, dann kann er verschont werden. Ist man nur verletzt, wird man sich mit Bandagen heilen können. Die Wiederherstellung dauert aber eine Weile, in der man ungeschützt ist. Klar, dass die Feinde das gnadenlos nützen, um einen kalt zu machen.

Mitten im Gemetzel

Vor jeder Schlacht muss man sich für eine Seite entscheiden.
Vor jeder Schlacht muss man sich für eine Seite entscheiden.
In den historischen Schlachten fühlt man sich ähnlich mittendrin wie bei Mount & Blade, auch wenn sie deutlich professioneller als bei Paradox ausfallen werden. Trotzdem vermisst man hier und da Finessen im Kampf: Warum kann man sein Gegenüber nicht treten, um es aus der Reserve zu locken? Auch gezielte Konter waren in der Beta nicht möglich. Im Multiplayer beginnt man stets als einfacher Fußsoldat und muss sich erst hochdienen. Für jeden Kampf erhält man Erfahrungspunkte, die dann zum Aufstieg führen. Nach dem Schwertrecken wird man erst mal Armbrustschütze und irgendwann Ritter. Die Rüstung wird anders als bei Mount & Blade von Kampf zu Kampf besser. Nach der Schlacht war dort alles wieder wie vorher und alle Mühe umsonst, was Entwickler Fatshark besser machen will.

Man entscheidet sich vor jedem Kampf, ob nun man für York oder Lancaster kämpft. Keine Entscheidung fürs Leben, da man alles wieder ändern kann. Für die eine Schlacht gehört man jedenfalls zu dem roten oder weißen Haufen, für die man nun metzelt. Man kann sich die Stelle aussuchen, wo man auf der Karte startet und los geht’s: Wie von Zauberhand wird man auf die Karte gebeamt. Es gilt, Gehöfte, Dörfer oder Burgen einzunehmen oder zu verteidigen, indem man z.B. bestimmte Fahnenpunkte hält – wenn mehrere Krieger der eigenen Seite dort stehen, geht es schneller. In den Gefechten wird klar, dass ein einzelner Soldat wenig ausrichtet und man mit anderen zusammen agieren muss, um sich Deckung zu geben oder auszuhelfen. Gerade wenn fette Gegner wie erfahrene Ritter kommen, sieht man allein oft alt aus.

Spieltechnisches

Im Dunklen muss man auch mal ran und dann erst zurecht finden.
Im Dunklen muss man auch mal ran und dann erst zurecht finden.
Im Betatest konnte man Conquest oder Team-Deathmatch testen, die beide auch im fertigen Spiel vorkommen. Große Unterschiede bei den Modi sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen, allerdings wird man bei Conquest Orte einnehmen, die man halten soll. Manchmal ist es aber zappenduster, da es auch Nachtschlachten geben wird, wo man sich dann erst mal zurechtfinden muss. Fahnen können Fußsoldaten besonders schnell einnehmen, wofür die Schwertkämpfer dann gut geeignet sind. Der Schwerpunkt dürfte eher auf der Infanterie liegen, die von leicht bis schwer reicht. Es wird zwar Pferde geben, aber ob es solch epische Reiterkämpfe wie bei Mount & Blade geben wird, ist eher fraglich.

Obwohl War of the Roses auf Englisch erscheint, klappte die Verständigung im Betatest fürs erste, da man sogar Fragen beantwortet bekommt. So erfuhr ich endlich, wie man die Waffen umschaltet, was ich in den Einstellungsoptionen nicht fand. Allerdings war es kaum möglich, sich mal über Taktik zu unterhalten. Hier müsste es eine Schnellfunktion geben, wo man Ziele markiert, die aber bislang fehlt. Derzeit ist es kaum möglich, ohne umständlichen Chat vorzugehen, da man gar nicht weiß, was der Mitstreiter will. Über Headset-Unterstützung ist noch nichts bekannt.

Ausblick

Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass man sich dem Mittelalter auch mal in Form eines Actionspiels nähert, das sonst immer nur Strategen lockt. Endlich kann man mal mit Pfeil, Bogen und Schild loslegen! Aber dabei offenbaren sich bei War of the Roses einige Schwächen: Zwar inszeniert es flotte Multiplayer-Schlachten, in denen es brutal zur Sache gehen wird und vor allem Teamplay zwischen schweren Rittern und leichten Schützen zum Erfolg führt. Allerdings ist diese Action nicht einfach zu steuern, da etwa das Treffen mit dem Schwert über Mausschwünge einige Übung braucht und man im Eifer des Getümmels oft daneben schlägt. Das Kampfsystem dürfte trotz einiger lobenswerter Authentizität wie dem Zeitverlust beim Spannen der Armbrust nicht an jenes von Dark Souls heran kommen, wo es taktischer und vielfältiger zur Sache geht. Obwohl viel gestorben wird, wird War of the Roses auch kaum mit der Wucht eines Mount & Blade mithalten können, da epische Reiterschlachten fehlen. Vielleicht hilft da ja die mögliche Kampagne oder zumindest ein Modus für Solisten, über den noch wenig bekannt ist. Ich bin gespannt, ob noch mehr draus wird. Derzeit ist es eher eine Art Battlefield light im Mittelalter.

Ersteindruck: befriedigend

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