World of Warplanes18.07.2013, Eike Cramer
World of Warplanes

Vorschau:

Mit World of Tanks landete Wargaming.net 2011 einen Überraschungshit und lockte unzählige Spieler in die Gratispanzer. Jetzt machen die Entwickler den nächsten Schritt und schicken ihre Luftwaffe in den Kampf. World of Warplanes ist seit kurzem in der offenen Beta. Wie spielen sich die Dogfights?

Wohin sich Adler wagen

1200 Meter und steigend. Meine Messerschmidt BF 109-E, Hauptjagdflugzeug der Luftwaffe zwischen 1937 und 1942, durchbricht die Wolkendecke und ich korrigiere den Kurs leicht nach Süden. Etwa fünfhundert Meter unter mir erspähe ich eine P-36, die mir entgegenkommt - leichte Beute! Ich drehe mein Flugzeug in eine Fassrolle, passe den richtigen Moment ab und hänge mich mit einem halben Looping direkt hinter das Feindflugzeug. Meine 20mm-MGs spucken Feuer und die Hawk bricht nach Sekunden in der Luft auseinander. Triumphierend beobachte ich den Absturz des brennenden Wracks – und übersehe, dass ich mitten in das feindliche Geschwader geraten bin. Ein Duell mit einer Mustang und einige Treffer ihrer Geschütze später ist auch mein Jäger nur noch ein Haufen Schrott.

World of Warplanes ist keine Simulation. Man braucht nicht das Studium eines telefonbuchdicken Handbuches oder unzählige Stunden mit Fluglehrern, um in den intensiven Dogfights erste Erfolge erzielen zu können. Querruder, Leitwerk, Bewaffnung, Boost und Luftbremse – mehr muss ich nicht bedienen können, um mich ins Getümmel zu stürzen. Start und Landung gibt es nicht und auch Strömungsabriss, Redout oder Flugzeugbelastung werden nicht oder nur sehr rudimentär abgebildet. So kann man dann seine Maschine auch mit der Maus steuern, davon rate ich aufgrund der vorbildichen Controller und Joystick-Unterstützung aber ab. Stick-Piloten haben aufgrund der größeren Präzision und Kontrolle in den Luftkämpfen meist die Nase vorn.

Einsteigerfreundlich und spektakulär

Die Messerschmidt BF 109-E war das  Arbeitstier der Luftwaffe und ist ein Tier-5-Jäger.
Die Messerschmidt BF 109-E war das Arbeitstier der Luftwaffe und ist ein Tier-5-Jäger.
Somit kann ich in meinen ersten Gefechten bereits spektakuläre Manöver hinlegen. Ähnlich wie in H.A.W.X. zwinge ich meine Maschine spielend in Fassrollen, Schrauben, Loopings und Sturzflüge. Meine Geschütze haben unbegrenzt Munition und auf Strukturschäden durch Überbelastung muss ich nicht achten. So entstehen schnell filmreife Luftkämpfe zwischen zwei oder mehr Jagdfliegern, die sich umkreisen, mit ihren Geschützen beharken und zu Fehlern zwingen wollen. Da werden Gebirgszüge als Deckung gebraucht, Höhenvorteile genutzt und eigene Flakzonen als sicherer Rückzugsort genutzt. Die Kulisse ist ansehnlich und die Flugzeugmodelle hinterlassen einen vortrefflichen Eindruck.

Jeder Flugzeugtyp hat sein eigenes Aufgabengebiet, wobei diese in zwei Hauptgruppen unterteilt werden können: Jäger und Bodenangriffsflugzeuge. Bodenbekämpfung? Genau! Denn während sich die Jäger in Dogfights beharken, gilt es für die übrigen Spieler die feindlichen Flaks bzw. das Hauptquartier auszuschalten, um Vorteile zu erlangen. Während die Deutschen dazu auf schwere Jäger setzen, die größere Bombenlasten mit sich führen, schicken die USA und Japan trägergestützte Jäger in die Kampf, die zwar wendiger sind, aber dafür auch deutlich weniger Waffen für den Bodenkampf mitbringen. Die Sowjets setzen auf den Mittelweg Schlachtflugzeug bzw. Panzerjäger, bei dem vor allem die IL2 Sturmovik der bekannteste Vertreter sein dürfte. Es wird übrigens kein realer Konflikt abgebildet: Genau wie bei den Panzern dienen die Nationen nur zur Sortierung im Menü. Zero und Hellcat fliegen hier einträchtig nebeneinander in die Schlacht.

Forscherdrang im Rüstungswettlauf

Die Schauplätze sind recht verschieden, es verschlägt die Piloten u.a. in die Wüste, den Pazifik und europäische Berglandschaften.
Die Schauplätze unterscheiden sich stark. Es verschlägt die Piloten u.a. in die Wüste, den Pazifik und europäische Berglandschaften.
Leider leidet unter diesem einsteigerfreundlichen Spielmodell der Anspruch im Kampf. Es gibt keinen zweiten Schwierigkeitsgrad oder abschaltbare Hilfen, sodass die Gefechte auch bei Erreichen höherer Forschungsstufen den gleichen Arcade-Charakter behalten wie zu Beginn. Ein wenig mehr Herausforderung hätte hier oder da nicht geschadet. Gerade die fehlenden Starts und Landungen oder die nicht vorhandenen Cockpits nehmen etwas von der dichten Atmosphäre der Luftkämpfe, auch wenn die Mechanik im Kern überzeugen kann.

Ebenfalls überzeugen kann das bereits aus World of Tanks bekannte Stufensystem des Technologiebaumes. Es gibt zehn Stufen (Tier) der Flugzeuge, mit denen nach und nach Fluggerät aus den Jahren 1920 bis 1950 freigeschaltet wird. So verfolgt man die Entwicklung der Kriegsfliegerei von langsamen Doppeldeckern bis zu den ersten Jets wie der F86-Sabre. Jedes Flugzeug hat eigene Upgrades wie Motoren, Bewaffnung oder Rumpfversionen, die durch erspielte Ingame-Währung und Erfahrung freigeschaltet werden können.  Die Preise steigen exponentiell an: Tier-10-Flugzeuge benötigen geschätzt hunderte der ca. 10-20 minütigen Partien, um mit maximalen Upgrades ausgerüstet zu sein.

Free-to-win?

Geschichtsträchtige Fliegerei: Unter den Modellen sind ausschließlich historische Modelle, darunter aber auch Exoten und Prototypen die nie zum Einsatz kamen.
Geschichtsträchtige Fliegerei:  Es sind ausschließlich historische Modelle vertreten, darunter aber auch Exoten und Prototypen die nie zum Einsatz kamen.
Das Matchmaking-System wählt Spieler anhand ihrer Flugzeugstufe aus, sodass z.B. Tier 1-Flugzeuge maximal auf Tier-3-Gegner treffen können und immer konkurrenzfähig bleiben. Es lohnt es sich also durchaus auch im späteren Spielverlauf zu den ersten Modellen zurückzukehren, da sich das Spielgefühl zwischen den Stufen deutlich unterscheidet. Zudem generieren voll erforschte Flugzeuge mehr freie Erfahrung, die auch für höherstufige Modelle genutzt werden kann.

Auch das Free-to-play-Modell, vom Entwickler „Free-to-win“ getauft,  ist bereits aus World of Tanks bekannt und wurde beinahe unverändert übernommen. So können bis auf wenige Premium-Modelle, die etwas mehr Erfahrung generieren, alle Flugzeuge mit der Ingame-Währung freigespielt werden. Einzig optische Veränderungen, Erfahrungs-Umverteilung oder die sofortige 100%-Ausbildung der Piloten kostet echtes Geld. Zudem kann der Account via Abo auf den Premium-Status gebracht werden, was zu höheren Geld- und Erfahrungseinnahmen führt. Zum Start der Open Beta hat Wargaming.net alle Accounts zu Premium-Versionen befördert, sodass Auswirkungen dieser Unterschiede momentan nicht eingeschätzt werden können.

Ausblick

Schon in der offenen Beta macht World of Warplanes einen runden Eindruck. Die actionreichen Gefechte sind spannend und intensiv, die Kulisse kann überzeugen und der Technologiebaum ist umfangreich. Die vier Nationen unterscheiden sich aufgrund der unterschiedlichen Bodenbekämpfungs- Taktik angenehm voneinander, und wirken bereits ordentlich ausbalanciert. Zudem funktioniert das Matchmaking bereits zuverlässig. Im Detail fehlt es mir im Flugmodell jedoch noch etwas an Anspruch: So würde ich mir optionale Starts und Landungen, eine echte Cockpitperspektive sowie etwas realistischere Überlastungsschäden wünschen, damit die unterhaltsamen Luftkämpfe noch an Atmosphäre gewinnen.

Einschätzung: gut

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