Civilization 5: Gods & Kings14.05.2012, Jörg Luibl
Civilization 5: Gods & Kings

Vorschau:

Habgier ist der Ansporn der Industrie. Das sagte David Hume, der im 18. Jahrhundert noch nichts von Gewinn bringendem Download-Content und lukrativen Mikrotransaktionen ahnen konnte. Aber der ökonomisch philosophierende Schotte hätte sicher seinen Spaß im fiktiven Dampfzeitalter der kommenden Erweiterung zu Civilization V– immerhin wird er dort zitiert und würde wirtschaftspolitisch gefordert.

Reich der rauchenden Lüfte

Über den  Wolken: Wer Civilization V kennt, wird sich dank stufenlosem Zoom und bekannter Benutzeroberfläche wie Zuhause fühlen.
Über den Wolken: Wer Civilization V kennt, wird sich dank stufenlosem Zoom und bekannter Benutzeroberfläche in der Erweiterung heimisch fühlen. Einsteiger profitieren von den Hinweisen der Berater.
Sehr gut:  Mein Spion hat gerade die Wahlen in Hongkong manipuliert - jetzt ist die freie Stadt mein Verbündeter! Der Vorteil ist wie in Civilization V, dass ich ab sofort ihre Luxuswaren bekomme und meine Bevölkerung glücklicher wird. Das habe ich auch bitter nötig, denn der Wettbewerb im neuen Szenario der Dampfzeit ist knallhart – es geht um seltsame Rohstoffe wie Ätherium und Luborium, fliegende Festungen, qualmende Fabriken und vor allem um effizienten Fortschritt. Erst vor zwei Runden hat ein anderer Spion, der in meiner Stadt als Abwehrspezialist arbeitet, einen feindlichen Agenten enttarnt, der Technologien stehlen wollte. Die neuen Spione kann man also offensiv oder defensiv in allen Städten nutzen. Ähnlich wie in Total War gewinnen sie in drei Stufen an Erfahrung, können aber nicht gezielt ausgebildet werden – sie tauchen in bestimmten Abständen auf.

Schade ist, dass die Diplomatie mit den freien Städten scheinbar nicht an Tiefe gewonnen hat - man kann sich immer noch Einfluss erkaufen oder über Missionen gewinnen. Schön ist, dass man mehr Möglichkeiten der Kommunikation mit den anderen Oberhäuptern hat: Eigentlich ist der oben erwähnte Diebstahl ein Kriegsgrund, aber als mich Luther Griggs von Vedria  wegen des Vorfalls kontaktiert (im Gegensatz zu den voll animierten Staatsoberhäuptern des freien Spiels leider nur als statisches Portrait), verzeihe ich ihm. Ich kann einen offenen Konflikt nicht gebrauchen, denn der Krieg würde meine Goldreserven auffressen. Aber dafür denunziere ich Luther über die Diplomatie bei den anderen Oberhäuptern, damit er sich weiter isoliert und ich deren Vertrauen gewinne. In der Zwischenzeit arbeite ich fleißig

Es gibt drei neue Szenarien, eines davon inszeniert eine fiktive Steampunk-Welt mit interessantem Wettlauf um fünf Titel.
Es gibt drei neue Szenarien, eines davon inszeniert eine fiktive Steampunk-Welt mit interessantem Wettlauf um fünf Titel. Schade, dass die konkurrierenden Gentlemen nicht animiert werden...
an meinem ersten Titel, dem „Meister des Wohlstandes“ - dafür muss ich allerdings das meiste Einkommen vorweisen.

Wettrennen um Spitzenplätze

Ziel des überaus interessanten Steampunk-Szenarios ist es, zuerst drei von fünf Titeln zu gewinnen. Man kann sich also nicht auf eine Siegbedingung fixieren, sondern muss über die Jahrzehnte eine Balance finden. Und weil manche Titel erst dann vergeben werden, wenn bestimmte Technologien erforscht sind, entsteht ein spannender Wettlauf. Man sollte sich clever vorbereiten: Als „Verteidiger des Fortschritts“ geht es um die meisten Landfahrzeuge und Luftschiffe, als „Industrieller Vorreiter“ braucht man die produktivste Stadt, als „Großer Wohltäter“ die meisten Wunder, als  „Herr der Finesse“ die meisten Sozialpolitiken. Auf welchem Platz man aktuell steht, kann man sich jederzeit mit einem Blick auf die Titel der Liga anzeigen lassen. Die KI lag auf der fünften Stufe meist irgendwo vorne, weil sie sehr effizient vorgeht.

Die Luftschiffe sind sehr effizient gegen Bodentruppen, aber haben keine Chance gegen Propellerflugzeuge auf Abfangkurs.
Die Luftschiffe sind sehr effizient gegen Bodentruppen, aber haben keine Chance gegen Propellerflugzeuge auf Abfangkurs.
Gerade Veteranen werden sich über diese Herausforderung freuen, denn sie dürfen in diesem Szenario aus dem Vollen schöpfen: Man startet im Jahr 1801 und besitzt einen bis dahin komplett entwickelten Technologiebaum, bei dem es irgendwann ein Perpetuum Mobile, einen Torus-Dynamo und Ähnliches gibt. Man begegnet also später komplett neuen Entwicklungen, startet allerdings wie gehabt ohne Stadt und Land. Dafür stehen einem gleich zu Beginn drei Siedler, zwei Kundschafter, zwei Arbeiter und zwei Land-Panzerschiffe zur Verfügung, die mit den umtriebigen Barbaren kurzen Prozess machen.

Jules Verne lässt grüßen

Über all dem weht stilistisch ein Hauch von Jules Verne in einer Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, die sich mit eleganten Betrügereien bekämpfen, aber natürlich auch konventionell Krieg führen können - dabei gilt immer noch die Begrenzung eine Truppe pro Feld.  Fünf Staatsoberhäupter der fiktiven Reiche Eruch, Dalmace, Orlin, Pulias und Vedria stehen mit kleinen Vorzügen zur Wahl. Wer Cyrus Rotheram spielt, kann z.B. seine Luftschiffe weiter fliegen lassen und Flugplätze bauen. Nicht nur der Technologiebaum wurde verändert, auch die Sozialpolitik und natürlich die Kulisse wurde angepasst: Irgendwann fliegen

Der Technologiebaum wurde für das Dampfzeitalter angepasst und bietet einige fiktive Überraschungen.
Der Technologiebaum wurde für das Dampfzeitalter angepasst und bietet einige fiktive Überraschungen.
Luftschiffe und Propellermaschinen über die Karte, es gibt 13 neue Gebäude, neun weitere Wunder und 27 frische Einheiten.

Nur ein neues Feature der Erweiterung ist in diesem Szenario deaktiviert: Die Religion. Sie würde nicht wirklich in diese fortschrittliche Zeit passen. Aber sie feiert nach dem letzten Auftritt in Civilization IV ihr Comeback im freien Spiel, in dem man von den Kelten über Karthager, Niederländer und Schweden auch neun neue Völker wählen kann. Wer neben Gold, Kultur oder Wissenschaft auch genug Glauben ansammelt, kann irgendwann eine von elf Religionen stiften, sie umbenennen und ihre Ausrichtung weiter spezialisieren, damit man dadurch Boni bekommt. Auch hier profitiert man lediglich bis in die frühe Neuzeit von ihren Vorzügen, indem man seine Anhänger z.B. zum Missionieren aussenden – mehr dazu im Test.

Ausblick

Das Dampfzeitalter hat mir richtig gut gefallen! Das fiktive Steampunk-Flair steht der historischen Serie und es hat Spaß gemacht, bei voll entwickeltem Technologiebaum direkt in den Wettbewerb mit den ehrgeizigen Gentlemen zu treten. Das lag vor allem am Best-of-5-System mit seinen drei Zielen, das für einen spannenden Wettlauf sorgt. Schön ist auch, dass man die Spionage sowohl defensiv als auch offensiv nutzen kann und dass die Diplomatie weitere Facetten gewonnen hat, obwohl in der Vorschauversion noch nicht alles rund lief - manchmal fehlte das Feeedback nach Anfragen. Und warum hat man die Steampunk-Anführer im Gegensatz zu allen anderen nicht animiert? Ich bin gespannt, wie sich die beiden anderen Szenarien „The Fall of Rome“ und „Into the Renaissance“ spielen. Außerdem werden wir im Test näher auf den Einfluss der Götter im freien Spiel sowie die Qualität der KI eingehen, die bisher cleverer wirkt.

Ersteindruck: gut

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