Vorschau: Total War: Rome 2 (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Sega
Release:
kein Termin
03.09.2013
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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ab 18,94€
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Bekannte Fehler in der Bewegung

In der neuen Vogelperspektive kann man seine Truppen auch in 2D mit großer Übersicht bewegen.
In der neuen Vogelperspektive kann man seine Truppen auch in 2D mit großer Übersicht bewegen.
Recht schnell fallen vor und in einer Schlacht die teilweise bekannten KI-Probleme bei eigener Bewegung auf: Die Legionäre verhalten sich im Truppenverband mitunter unrealistisch oder unorganisiert. U.a. ist es ärgerlich, dass befreundete Kavallerie auch ohne Feindkontakt einfach so durch die eigenen Reihen galoppiert, anstatt um sie herum zu reiten – das Ignorieren der eigenen Leute müsste nur im Notfall optional möglich sein! Und es ist schade, dass bei Feindkontakt der Infanterie nicht immer, aber zu häufig nur in der ersten Reihe gekämpft wird, während sich dahinter ein scheinbar desinteressierter Pulk bildet. Also nicht etwa eine geordnete zweite Reihe, die z.B. darauf wartet, dass die erste Reihe die Feinde durchsickern lässt oder die die erste Reihe bei Erschöpfung ersetzt – was eigentlich zur fortgeschrittenen römischen Taktik gehörte. Und warum kommt es bei einer klaren Überzahl nicht zu automatischen Umzingelungen? Es sieht einfach dumm aus, wenn 160 Römer vor einer „Flanke“ von 20 Samniten stehen; oder wenn sie sich vor engen Gassen und Brücken nicht in Formation, sondern im Pulk stauen.

Natürlich muss man diesem Prolog anrechnen, dass er für die ersten Schritte gedacht ist und weitestgehend auf feste Skripte setzt. Aber wenn man schon eine lineare Regie und vorgefertigte Truppenbewegungen anbietet, sollte diese wenigstens glaubwürdige Manöver zeigen – denn die Spannung der Situation wird sonst ad absurdum geführt. Warum bewegen sich feindliche Schleuderer z.B. von ihrem sicheren Hügel runter auf meine Hastati zu, nur weil ich sie attackiere? Sie  müssten plänkeln! Außerdem muss man als Anführer des Entsatzheeres bei Ankunft in der Schlacht mit Entsetzen feststellen, dass
Das Menüdesign wirkt sehr karg: Statt üppiger Bilder von Truppentypen oder Bewaffnung gibt es meist Statistiken und Tabellen.
Das Menüdesign wirkt sehr karg: Statt üppiger Bilder von Truppentypen oder Bewaffnung gibt es meist Statistiken und Tabellen.
Teile der computergesteuerten Römer wie defekte Roboter herumlaufen: Da bildet ein Trupp eine Schildkröte einsam und allein vor der Stadtmauer – aber da ist nirgends ein Feind und schon gar kein Wurfgeschoss. Da stehen sich Römer und Samniten wenige Meter lustlos gegenüber, obwohl die Ballisten donnern und ich zur Eile ermahnt werde. Warum? Alles wartet darauf, dass ich den Trigger auslöse, indem ich in die markierten Kreise ziehe. Hoffentlich gehört diese schlechte Regie bis zum Release der Vergangenheit an.

Karges Artdesign

Was die Strategie auf der Karte angeht, hat man zwar viele bekannte, aber für meinen Geschmack zu wenig speziell auf die römische Geschichte zugeschnittene Möglichkeiten – aber vielleicht ist das clevere Bündnisverhalten der Römer, die ihre Feinde gerade in der Anfangsphase nicht gnadenlos vernichteten, sondern mit Verträgen und Rechten zu gebundenen Freunden  machten, ja noch Teil der Diplomatie. Auf der Weltkarte geht es ansonsten ganz grob um recht einfaches Stadt- und Bevölkerungsmanagement: Man baut Gebäude in seinen Siedlungen und senkt dort die Steuern, wenn es zu viele unglückliche Bürger gibt. Wenn eine Stadt schnell wächst, sollte man die Gebäude für Nahrungsmittelproduktion nicht vergessen. Noch lässt sich nicht einschätzen, wie wichtig die Expansion der Kultur ist – es gibt ja neben romanisch auch hellenistisch, barbarisch, punisch sowie östlich. Auch wie sich der Handel mit den Verbündeten gestaltet und ob die Feind-KI auf der Karte auch jene Regionen mit wertvollen Rohstoffen attackiert, kann erst der Test zeigen.

Wird sich Rome noch steigern? Der Einstieg mit dem Kampf gegen die Samniten hat uns noch nicht begeistert.
Wird sich Rome noch steigern? Der Einstieg mit dem Kampf gegen die Samniten hat uns noch nicht begeistert.
Man muss wie gehabt nicht immer selbst kämpfen: Wer Konflikte automatisch abwickeln möchte, kann zwischen aggressiv, ausgeglichen oder defensiv wählen, wobei die Überlegenheit der Fernkämpfer die Wahl bestimmen sollte. Bisher kann man Gefangene nach einer Schlacht entweder für mehr Ansehen freilassen, für Gold versklaven oder einfach töten. Außerdem darf man Spione auf der Karte einsetzen, die nicht nur Generäle oder andere Spione töten, sondern sie auch zum Überlaufen bewegen können.

Ansonsten hinterlässt die karge Präsentation einen zwiespältigen Eindruck. Man muss sie zumindest dahingehend loben, dass es animierte Portraits gibt, die dem eigenen Anführer sowie Berater Leben einhauchen: Sie sprechen zwar alles andere nicht lippensynchron, aber ihre Befehle und Ratschläge sorgen zumindest für ein wenig Stimmung. Trotzdem hätte man sich hinsichtlich der Frisuren etwas historischer geben können, denn der Tribun sieht eher aus wie ein kahlgeschorener GI als ein römischer Anführer – dabei kann man auf Statuen und Reliefs genug kurzes, manchmal gelocktes Haar erkennen. Überhaupt bin ich hinsichtlich der spartanischen Menügestaltung nicht so euphorisch wie noch bei den Samurai: Ich mag die ikonographischen Darstellungen der Einheiten auf den Wimpeln, aber gerade für die Enzyklopädie hätte man die Truppentypen und Völker figürlicher, malerischer und üppiger darstellen können. Wo sind Glanz, Marmor und Pomp der Römer im Artdesign? Auch die historischen Texte und Zitate in den Ladezeiten gehen angesichts der kleinen Schriftgröße unter.
 

AUSBLICK



Hallo Creative Assembly: Wenn man schon einen dermaßen stark geskripteten Einstieg für eine Vorschau anbietet, dann muss die Regie auch stimmen! Wieso verhält sich sowohl die feindliche KI der Samniten als auch die verbündete KI der Römer unglaubwürdig bis dämlich in der Belagerung? Klar richtet man sich da an Einsteiger, aber man darf doch all die Kenner der Serie nicht vergessen! Und ich hoffe, dass sich bei der Kampftaktik im Gelände noch etwas tut: Warum werden Scharmützel nach erstem Kontakt noch so statisch im behäbigen Pulk aufgelöst, obwohl die Römer eine sehr clevere Methode des Durchsickerns und des Reihenauffrischens einsetzten? So hinterlassen die ersten Stunden bei mir eher einen durchwachsenen Eindruck, zumal mich die Forschung mit ihren Statistikboni noch nicht überzeugt und mich das karge Artdesign nicht so euphorisch stimmt wie die malerische Pracht in Shogun. Natürlich ist dieser Eindruck ein sehr oberflächlicher, denn es gibt noch so viele Fragezeichen für den Test – außerdem entfaltet Total War meist erst nach einem Dutzend Stunden sein volles Aroma. Und was mir bereits gefällt, ist nicht nur, dass die Legionäre nahezu historisch korrekt in das Gefecht gehen, sondern sowohl das neue Sichtliniensystem als auch die vier Verhaltensweisen der Truppe auf der Karte. Deshalb freue ich mich als Fan der Reihe immer noch darauf, dass sich die Weltkarte endlich öffnet und man frei im epischen Zusammenhang bei höherem Schwierigkeitsgrad spielen kann. Aber das ist das erste Total War seit vielen Jahren, das mich in einer Vorschau nicht begeistert.

Einschätzung: befriedigend
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Kommentare

Wolfenblut schrieb am
Hoffentlich komme ich wenn er draußen ist irgendwie an den Bloodpatch, obwohl ich im Lande der geistig minderbemittelten Bettnässer bin. Von einigen anderen Dingen, die hoffentlich von der Moddingcommunitiy behoben werden, fühlen sich die "epischen Schlachten" ohne einen einzigen Tropfen Blut and wie eine Legoschlacht.
sourcOr schrieb am
Reyus hat geschrieben: einen Teil der Armee dem Ki General übergeben kann.
Oh Gott...
'CHARGE THE GATE!!'
'NONONO!'
Reyus schrieb am
wenn du 20 runden warten musst bis deine kav oder gen wieder auf volle mannstärke ist kann man ja wohl kaum von Highspeed sprechen. gleichzeitig kostet eine yari kav einheit mit 20 mann genauso viel wie eine mit 60. Du bezahlst also das aufstocken der einheit. Ob du jetzt die 20 Runden wartest bis sie wieder voll sind oder zur Rekrutierungsprovinz zurückgehst, dann wartest bis sie wieder voll sind und dann wieder an die front schickst ist ja deine Sache.
Und es ist ja besser dem Spieler vor solche Entscheidungen zu stellen als nur einen Weg vorzugeben.
Du könntest zum Beispiel ja auch die Gebäude an der Front bauen. Das versteht man unter verbessertem Gameplay.
Und die Kav ist auch trotz der yari ashigaru einheiten in Shogun 2 sehr brauchbar.
Man kann damit Einheiten des Gegners binden und Löcher in der Formation aufmachen.
Der einzige Nachteil ist das sie sehr viel Micro benötigt. Dies wird mit Rome 2 jetzt besser indem man
einen Teil der Armee dem Ki General übergeben kann.
Christoph W. schrieb am
Reyus hat geschrieben:
Christoph W. hat geschrieben:Das mit der automatischen Aufstockung war ne pure Vereinfachung und Komfortfunktion, hat die guten Einheiten zu mächtig gemacht und war darüber hinaus auch extrem unlogisch.
Ich mein wenn meine extrem erfahrenen Mönchstruppen in einem Ort stationiert sind, wo es noch nichtmal ne Speerschule gibt, wie und womit werden die dann bitte mit den genauso erfahrenen und ausgerüsteten Truppen aufgestockt???? Oder noch besser mitten in Japan weit weg von der nächstbesten Siedlung in zwei Runden (KOSTENLOS) wieder auf voller Mannstärke sind?
Aber das für mich schlimmste in Shogun 2 war eindeutig, dass die schlechtesten Einheiten Speerträger waren.... Hallo??? Ne hochspezialisierte professionelle Kavalleriearmee verliert deutlich gegen in Zahlen deutlich überlegene Bauerntruppen. Aber sonst gesund? Deshalb war die Kavallerie in Shogun 2 auch in vielen Fällen nutzlos...
in Shogun 2 wird die leibwache deines generals nur um 1 pro runde aufgestockt oder kavallerie um 2 solange keine pferde,lager, ställe, schwert/yari gebäude in der nähe sind.
Hast du schonmal versucht dein pferd in deinen speerwall zu führen? kannst ja mal versuchen und uns das ergebnis zeigen.
Es wurde in meinen Augen vereinfacht, ohne dass dabei das Gameplay verbessert wurde. Sieh dir mal Medieval 2, da kann man "angebrochene" Truppenverbände nur da verstärken, wo sie auch tatsächlich ausgebildet werden kann, und dann auch nur so viele wie die Truppenproduktion der Stadt oder Burg zulässt... Das hat ja gerade erfahrene oder verbesserte Einheiten so wertvoll gemacht und einem Anreiz geboten angeschlagene Truppen zurückzuschicken und durch frische zu ersetzen, sprich der Truppennachschub hat eine echte Rolle gespielt und Armeen die zu weit oder abgeschnitten von Städten waren, konnten durch längere Feldzüge aufgerieben werden.
In Shogun 2 braucht man sich da keine Sorgen mehr drum machen, einfach irgendwo in einer Provinz verschanzen und während die Armee in...
Reyus schrieb am
Christoph W. hat geschrieben:Das mit der automatischen Aufstockung war ne pure Vereinfachung und Komfortfunktion, hat die guten Einheiten zu mächtig gemacht und war darüber hinaus auch extrem unlogisch.
Ich mein wenn meine extrem erfahrenen Mönchstruppen in einem Ort stationiert sind, wo es noch nichtmal ne Speerschule gibt, wie und womit werden die dann bitte mit den genauso erfahrenen und ausgerüsteten Truppen aufgestockt???? Oder noch besser mitten in Japan weit weg von der nächstbesten Siedlung in zwei Runden (KOSTENLOS) wieder auf voller Mannstärke sind?
Aber das für mich schlimmste in Shogun 2 war eindeutig, dass die schlechtesten Einheiten Speerträger waren.... Hallo??? Ne hochspezialisierte professionelle Kavalleriearmee verliert deutlich gegen in Zahlen deutlich überlegene Bauerntruppen. Aber sonst gesund? Deshalb war die Kavallerie in Shogun 2 auch in vielen Fällen nutzlos...
in Shogun 2 wird die leibwache deines generals nur um 1 pro runde aufgestockt oder kavallerie um 2 solange keine pferde,lager, ställe, schwert/yari gebäude in der nähe sind.
Hast du schonmal versucht dein pferd in deinen speerwall zu führen? kannst ja mal versuchen und uns das ergebnis zeigen.
schrieb am