World of Chaos19.02.2007, Bodo Naser
World of Chaos

Vorschau:

Ein Ork ist für die meisten wohl nicht gerade der Prototyp des Helden, wie er in einem mittelalterlichen Fantasy-Rollenspiel vorkommen sollte - eher schon das Gegenteil. Obwohl die Schwarzgesichter bei Altmeister Tolkien gar nicht gut wegkommen, haben sich die Macher von World of Chaos (ab 1,80€ bei kaufen) für einen Halbork als Heroen entschieden. Reicht das, um frischen Wind ins Abenteuer zu bringen?

In der Haut des Genrefeindes Nr. 1

Stellt euch vor, die Orks in Gothic 3 würden zwar besiegt, aber dann würden sie mangels Alternative einfach dableiben. Nachdem sie ihre Waffen

Dieses Mal spielt ihr mal einen Halbork - eine Alternative, die zu begrüßen ist. Die Umsetzung des frischen Themas könnte allerdings besser sein.
abgegeben haben, würden sie fortan als rechtlose Untertanen unter den Menschen leben. So ähnlich  ist auch das Szenario von World of Chaos, das sich mit dem Schicksal eines Halborks namens Skandar Graun beschäftigen wird. In der Fantasy-Welt, in der lebt, genießt er wenig Ansehen. Seine Eltern wurden von dem Fiesling Peltar von Landor ermordet, auf dessen Spur sich der Antiheld fortan begibt. Viel zu tun, denn als Anhänger des Chaos-Glaubens ist er auch gleich noch dem mächtigen Artefakt Wort des Chaos auf der Spur.

Orks finde ich eigentlich spannend und die Möglichkeit, einen Ork zu spielen, gab es noch nicht so oft. Aber was zunächst interessant klingt, wird leider noch nicht spannend genug erzählt. Fast scheint es so, als nähmen die Macher die Geschichte selbst nicht recht ernst, denn ihr müsst euch bislang aus schmucklosen Texten darüber informieren, was Sache ist. Der Informationsgehalt ist leider eher spärlich, so dass es schwer fällt, sich bislang mit dem Halbork anzufreunden. Unglücklich formulierte Texte wie "Das wird ein Spaß, ich lach mich gleich tot." tragen darüber hinaus zu unfreiwilliger Komik bei. Eine ausgefeilte Story ist das jedenfalls noch nicht.

Zu entwickelnder Held

Spielerisch werdet ihr wie bei Gothic mit einem vorgegebenen Helden durchstarten können, den ihr relativ frei entwickeln könnt. Je nachdem, wie ihr ihn ausbaut, wird er ein Kämpfer, der die Axt schwingt, ein Dieb, der geschickt vorgeht, oder zum Priester, der Magie anwendet. Die insgesamt 36 Charakterwerte sind etwas anders aufgebaut als sonst: Es gibt zwar auch vertraute wie Konstitution, Magie oder Leben aber eben auch Dinge wie Eignung, Geist oder Essenz, deren Sinn sich nicht gleich auf Anhieb erschließt. Sie dürften eher für die Magie zuständig sein. Darüber hinaus gibt es die bekannte Widerstandsfähigkeit gegen die vier Elemente. Wenn ihr Punkte im Kampf erringt, könnt ihr die auf eure Werte verteilen.

Kahle Welt

Obwohl die Ansicht ein wenig an gute alte Baldur's Gate-Zeiten erinnert, werdet ihr euren Helden aus der drehbaren Schulter-Perspektive durch die verblichen aussehende 3D-Landschaft bewegen. Es gibt

Obwohl die Ansicht an Baldur's Gate erinnert, fehlen doch Leben und Details in den Städten.  
Stadt und Land, was durch Nachladen getrennt ist. In der Stadt bewegt ihr euch auf den vorgegebenen Pfaden, könnt aber auch Häuser betreten, was etwas hakelig ist. Alles wirkt trotz des mittelalterlichen Szenarios, das durch die Musik unterstrichen wird, recht eintönig, da markante Details fehlen. Die Straßen sehen alle ziemlich ähnlich aus. Außerhalb der Stadt könnt ihr euch freier bewegen, es gibt aber auch hier im Wald immer wieder Grenzen, an die ihr schnell stoßt. Highlights wie prächtige Gebäude sind bislang Fehlanzeige.

Dialoge zum Lesen

Trefft ihr auf Leute, könnt ihr euch mit ihnen unterhalten, wenn nicht gerade das rote Anhalte-Zeichen kommt, dass das nicht geht. Im fertigen Spiel soll es an die 300 NPCs geben, von denen aber nicht jeder was zu sagen hat. Oft sind die bislang nur lesbaren Gespräche kurz und nicht recht aufschlussreich. Bisweilen enthüllen sie euch im Dialog, dass sie ein Problem haben. Ihr könnt euch dann per Multiple-Choice entscheiden, ob ihr sie abfertigen wollt oder doch lieber helft, wie es sich für einen waschechten Helden gehört. Aufgaben wie das Suchen von Katzen für einen alten Mann erwarten euch, mit denen ihr oft allein gelassen werdet. Obwohl es ein Questbuch gibt, wisst ihr nicht, wo ihr hin sollt.

Im fertigen Spiel soll es neben 60 Quests auch eine komplette, deutsche Sprachausgabe geben. Es wird natürlich auch Läden geben, die in der Preview-Version noch nicht fertig waren. Man konnte sie betreten, aber mangels Verkäufer nichts kaufen. Wer Dinge stiehlt und sich dabei erwischen lässt, muss sich bei der Wache verantworten, die meist schon vor dem Haus wartet, wenn ihr rauskommt. Im Kampf gegen die Wache habt ihr allerdings wenig Sonne.

Rundenbasiertes Streiten

Überhaupt wird es rundenbasierte Kämpfe geben, die immer dann starten, wenn

Außerhalb der Städte trefft ihr auf Ungetier, das ihr in zähen Runden-Kämpfen niederringt.
ihr auf Gegner trefft. In erster Linie wird das außerhalb der Städte sein, wo allerhand  Getier sein Unwesen treibt - es soll 100 verschiedene Monster geben. Wenn ihr auf Wölfe trefft, seid ihr als erste an der Reihe. Ihr nähert euch an, um auf sie einzuschlagen. Dafür habt ihr eine bestimmte Anzahl Aktionspunkte. Dann sind die Gegner dran. Meist dauert es ein zwei Runden bis ihr einen Wolf beseitigt habt. Ihr könnt dann mitnehmen, was der Feind zurückgelassen hat, im Fall des Wolfes ist das ein Fell.

Die Kämpfe werden nicht wesentlich anders sein, als ihr das von vergleichbaren Spielen kennt. Letztlich kommt es mehr auf die Ausrüstung und das kämpferische Können an, als auf eine ausgeklügelte Vorgehensweise. Natürlich wird es auch die Möglichkeit geben, zu zaubern, besondere Angriffe wie Schmetterschlag oder während des Kampfes Gegenstände zu verwenden. Es gibt sechs Sphären der Magie, die 240 unterschiedliche Zauber ermöglichen. Die Chaos-Magie wird natürlich eher auf Zerstörung angelegt sein.

               

Ausblick

World of Chaos hinterlässt in der Vorabversion keinen guten Eindruck. Der Gedanke einen Halbork zu spielen, hört sich vielleicht interessant an, aber an der Ausführung hapert es. Zwar ist es erfreulich, dass man den Helden frei entwickeln kann, aber derzeit ist es noch langweilig, durch die billig wirkende 3D-Szenerie zu streifen. Es bestehen kaum Möglichkeiten, etwas zu entdecken, da die Welt wenig Leben bietet. Auf der Straße hat nur ein Bruchteil der Leute überhaupt was zu sagen, dessen Inhalt meist belanglos ist. Die Quests sind nicht spannend aufgezogen und oft inhaltlich lächerlich; zudem weiß man selten, was wo zu tun ist. All Schaltjahr mal trefft ihr auf ein paar Monster, die ihr dann im stets ähnlich verlaufenden Rundenkampf niedermetzelt. Wo ist da die Abwechslung? Es ist zwar grundsätzlich zu begrüßen, dass man mal nicht den strahlenden Elfen spielt, sondern einen Halbork, der wenig Freunde hat. Aber dann muss auch die Story interessant erzählt werden und nicht so lustlos wie hier. Bislang gibt es nur schlecht übersetzte Texte zweifelhaften Inhalts. So ist es doch fraglich, ob aus dem Rollenspiel allein mit einer deutschen Sprachausgabe ein weit besseres werden könnte.

Ersteindruck: ausreichend 

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