Black Desert02.10.2014, Benjamin Schmädig

Vorschau: Handwerk und Handel

Als ich Black Desert (ab 69,98€ bei vorbestellen) zum ersten Mal in einem Video zur Charaktererstellung gesehen habe, war ich nicht beeindruckt. 'Schau an, die Gesichter sehen aber hübsch aus' dachte ich – und drückte die Stop-Taste. Erst Tage später habe ich Spielszenen erlebt, die mein Interesse geweckt haben. Wie sie das erreicht haben? Indem sie ebenso an ein Actionspiel wie an Eve Online erinnerten.

Das Leben in Calpheon und Valencia

Tatsächlich ist Black Desert ein actionreiches Onlinerollenspiel mit einem umfangreichen Wirtschaftskreislauf. Immerhin kann ich nicht nur Ausrüstung herstellen oder Tränke brauen, sobald ich ein Haus mit den entsprechenden Produktionsmitteln ausrüste. Ich beschaffe die Materialien dafür auch selbst. Oder ich stelle vom Spiel gesteuerte Arbeiter ein, die für mich in die Wildnis ziehen. Selbstverständlich könnte ich die Ressourcen auch kaufen, wenn mir der Preis zusagt. Dann müsste ich allerdings hoffen, dass kein allzu großes Interesse an dem gesuchten Rohstoff besteht, denn Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Gegenstände, darunter auch meine Werkzeuge, nutzen sich übrigens ab. Entsprechende Kosten muss ich also stets einplanen.

Einen globalen Markt gibt es dabei nicht: Der Handel mit Gütern ist nur jenen möglich, die in die entsprechenden Regionen reisen. Gut, dass ich NPC-Arbeiter auch damit beauftragen kann, meine Wagen an einen anderen Ort zu fahren und die geladenen Waren dort zu verkaufen. So könnte ich alleine oder in Zusammenarbeit mit anderen Spielern eine Handelskette aufbauen – bis in die entferntesten Zipfel der Länder Calpheon und Valencia, die sich im politischen, religiösen und bewaffneten Wettlauf um eine sagenumwobene Energiequelle

Black Desert ist eine Welt der Kämpfe und großer Abenteuer, aber auch des Handels und gemeinsamen Miteinanders.
befinden.

Oder soll ich selbst losziehen, ein Pferd einfangen, es einreiten und fremde Händler überfallen? Das Leben als Räuber steht mir jedenfalls offen. Wobei ich die Reittiere nicht nur jagen und nutzen, sondern auch gezielt züchten kann, um  bestimmte Merkmale zu erhalten.

Cosplay statt Comic

Und ja: Black Desert sieht in der Tat fantastisch aus. Damit meine ich nicht nur die hübschen Gesichter der Spielfiguren, die im besten Sinne wie kitschige Hochglanzaufnahmen eines Cosplay-Magazins anmuten. Damit meine ich auch idyllische, ans europäische Mittelalter erinnernde Landschaften und Orte. Durch das dynamische Wetter mit trüben Tagen und stürmischen Nächten, in denen viele vom Spiel gesteuerte Figuren übrigens Zuhause schlafen, entsteht eine lebendige Welt. Anhaltende Trockenheit soll zudem die Ernte beeinflussen, während regennasse Kleidung die Bewegung einschränkt.

Der Preis für die aufwändigen Gesichter ist die geringe Variation zwischen den wähl- bzw. einstellbaren Köpfen und Körpern einer Klasse. So unterscheiden sich Spielfiguren hauptsächlich durch ihre Rüstung – was in dieser Art Spiel aber keine Besonderheit darstellt. Neun Klassen soll es geben, vier waren in den Betastufen spielbar: der Recke mit Schild und Schwert, ein mächtiger Nahkämpfer mit zwei Äxten, eine Bogenschützin sowie eine Zauberin, die sich über kurze Strecken teleportiert und gehörigen Schaden austeilt.

Schnell und brachial

Auch das ist eine Besonderheit in Black Desert: Die Kämpfe sind brachialer, schneller und direkter als in den meisten Onlinerollenspielen. Denn obwohl ich auch hier viele Angriffe über die Zahlentasten auslösen kann, ist jede Aktion mit Angriffs- und Bewegungstasten oder einer entsprechenden Kombination verbunden. So fühlt sich das Abenteuer wie ein waschechtes Actionspiel an. Ein rasantes seiner Art, in dem jeder Treffer von farbenfrohen Effekten und einem lauten Rumms begleitet wird.

Obwohl ich in der Wildnis wie gewohnt auf viele gleiche Gegner treffe, waren meine Kämpfe spätestens dann aufregender als in ähnlichen Abenteuern, als meine Magierin mit einem Energiestrahl auf ihre Feinde schoss. Ich

Black Desert soll nicht nur in Korea erscheinen, sondern auch in Nordamerika und Europa. Genau wie in Korea wird Daum dabei auch hierzulande Publisher sein.

Bereits im vergangenen Jahr begann die Arbeit an einer lolkalisierten Fassung. Wann das Spiel erscheinen soll, ist allerdings noch nicht bekannt. kann sogar von meinem Reittier aus angreifen und Fähigkeiten nutzen, bevor sie voll aufgeladen sind. Dann richte ich zwar deutlich weniger Schaden an, genieße aber eine größere taktische Vielfalt.

Listensammler

Wenig einfallsreich scheint mir hingegen der Großteil der Aufgaben, denn ich habe etliche Kräuter gesammelt und Kreaturen nach Liste getötet. Nur Ausnahmen wie die Suche nach ausgebüchsten Kätzchen sorgten für Abwechslung. Dabei hat das Erledigen kleiner Gefallen in Black Desert eine große Bedeutung, denn nur wenn ich verschiedene Kriterien erfülle und bestimmte Informationen beschafft habe, kann ein NPC mein Freund werden. Erst dann darf ich bei einem Händler z.B. wertvolle Gegenstände kaufen oder erhalte besondere Aufträge.

Schade nur, dass es befremdlich wirkt, wenn die Händler oder Handwerker mit mir sprechen, weil ihre Stimmen nicht vertont wurden. Die kurzen Videos der stummen Statisten wirkten auch nach Tagen noch wie Fehler auf mich – schon allein deshalb, weil der Unterschied zur aufwändigen Kulisse sowie der stimmungsvollen Musik so

Alleine sollten Händler nicht unterwegs sein - Wegelagerer können die Wagen überfallen.
groß ist.

Kanonendonner

Auf meinen Ruf sollte ich übrigens auch an anderer Stelle achten; wenn ich nämlich nicht von Wachen zum Teufel gejagt oder getötet werden will. Wie es dazu kommen kann? Indem ich andere Figuren bestehle, nachdem ich mich von hinten heran geschlichen habe, oder indem ich Mitspieler in der offenen Welt töte.

Der Kampf Spieler gegen Spieler ist nur außerhalb sicherer Zonen erlaubt und erst dann möglich, wenn ein Charakter Level 40 erreicht hat. Erst dann darf man an Belagerungen teilnehmen, in denen die Gilde die Festung einer anderen Gilde attackiert. Mit Kanonen schwächt sie im Kriegsfall deren Verteidigung, über Leitern erklimmen die Kämpfer die feindlichen Mauern. Wofür die Mühe? Ist eine Gilde im Besitz einer Burg, zieht sie die Steuern des umliegenden Landes ein.

Ausblick

Ich habe inzwischen viele Stunden in verschiedenen Betatests verbracht – und trotzdem nur einen oberflächlichen Einblick erhalten. Denn bisher war Black Desert nur als komplett koreanische Fassung spielbar. Ich warte gespannt auf das lokalisierte Abenteuer! Immerhin geht es in dem Onlinerollenspiel nicht nur um Monster, Raids und PvP. Es ist das mitteleuropäische Flair, in dem ich als ganz normaler Handwerker oder Händler meinen Lebensunterhalt verdienen kann, das mich begeistert. Natürlich bin ich auf die Belagerungen feindlicher Festungen gespannt, zumal die Kämpfe brachial und schnell sind – mit einem Kombosystem, das erfreulich an reinrassige Actionspiele erinnert. Und ich freue mich auf den Tagesrhythmus der Stadtbewohner sowie den Ausbau meiner Beziehungen zu ihnen. Vielleicht züchte ich ja starke Pferde für meine Gilde. Im Kern stecken natürlich bekannte Mechanismen in Black Desert. Im Detail könnte hier allerdings eine prachtvolle Parallelwelt mit umfassenden sozialen Möglichkeiten entstehen.

Einschätzung: gut

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