Vorschau: Earth 2160 (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Deep Silver
Release:
02.06.2005
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ab 7,00€
Spielinfo Bilder Videos
All die Kasernen, Türme, Fahrzeuge und Figuren reihen sich nahtlos in das gelungene Design ein. Die metallisch glänzenden Panzerplatten und Stahlträger sowie die von bekannt bis bizarr reichenden Einheiten laden immer wieder zum Drehen und Zoomen ein: Es gibt sowohl konventionelle Truppen als auch futuristische Amazonen, mechanische Droiden und insektoide Aliens, die sich verpuppen, klonen sowie mutieren können. Und das Schöne ist, dass ihr aufgrund des modularen Bauprinzip bis zu einem gewissen Grad selbst das Aussehen eurer Truppen bestimmen könnt: Man kann sich über wenige Klicks
Schlacht im Nebelfeld: Trotz schlechter Sicht sind Raketen im Sechserpack immer eine gute Wahl.
aussuchen, welches Chassis, welchen Laser und welche Panzerung man seinem künftigen Gefährt verpassen möchte und dem Ganzen sogar noch einen Namen geben. Ihr wollt einen schnellen Buggy mit Raketenwerfer statt Laser? Kein Problem. Die Technologiebäume der Völker bieten euch so viele Zweige zum Ausprobieren, dass man sich in Anbetracht der ganzen Palette zunächst staunend umschaut und neugierig stöbert.

Und die Technik hat noch zwei weitere Joker parat: Erstens werden im Kampf selbst die Rüstungen von einzelnen Einheiten realistisch versengt und verbeult, so dass man nach einem Gefecht keinen glänzend polierten, sondern staubig demolierten Stahl auf seinem Panzer sieht - Materialverschleiß in Echtzeit. Und zweitens kommt eine Physik-Engine zum Einsatz, die euch mit der Umgebung spielen lässt: Ihr könnt z.B. eine Geröll-Lawine auslösen, indem ihr Felsen an einem Abhang so vorteilhaft anschießt, dass sie Richtung Tal und Feind donnern - auf dem Weg walzen sie alles nieder. Das Schöne ist, dass Earth 2160 laut Entwickler vor allem eine leistungsfähige Grafikkarte, aber nicht unbedingt einen ultraschnellen Prozessor benötigen soll. Ein Minimum liegt allerdings bei einer GeForce 3Ti, 1,5 Ghz samt 512 MB Ram.

Friede, Freude, Awardkuchen?

Jetzt haben wir so viel gelobt, aber so wenig kritisiert. Gibt`s denn keine Schwächen? Doch, die gibt es u.a. im Truppen-Management: Es gibt zwar die Wahl zwischen Feuerstoß und genauem Zielen sowie freiem Feuer und Feuer erwidern, aber leider keine Formationen, sondern nur die automatische Ausrichtung von Artillerie hinten und Panzern bzw.
Ein Technologiewald zum Austoben: Earth 2160 lässt euch bei der Forschung die Qual der Wahl.
Infanterie vorne. Man kann z.B. auf Befehl keine Linie bilden, so dass einige hintere Soldaten oft tatenlos zusehen wie ihre vorderen Kameraden schießen - hier muss man noch umständlich oft mit Klicks nachhelfen. Auch die vielen interaktiven Deckungsmöglichkeiten hinter Stahlwänden oder in Ruinen haben noch ihre Tücken: Wir haben deutliche Reichweitenvorteile oder eine manuelle Richtungsänderung à la Ground Control 2 vermisst.  Hier muss Earth 2160 im Härtestest erst noch beweisen, ob sich das auf Dauer nachteilig auswirkt. Dazu gehört auch die bisher nur unzureichend funktionierende Vereinheitlichung der Marschgeschwindigkeit. In unseren Probekämpfen spazierten durchmischte Truppen auch nach einer Gruppenbildung noch mit langen Kolonnen statt mit kompakten Verbänden über den Mars. Das soll allerdings laut Entwickler noch genau so verbessert werden wie gelegentliche Grafikfehler, die einen Schützen z.B. mit Blick und Feuerstrahl nach Süden zeigen, obwohl im Norden ein Feind umfällt.

Sehr optimistisch stimmt wiederum die Möglichkeit der Tarnung, denn ihr könnt nicht nur Bodennebel geschickt ausnutzen, sondern auch das Tarnfeld bestimmter Einheiten aktivieren, um sie unsichtbar zu machen. Auch die Wegfindung zeigte nur selten Aussetzer und selbst Einheiten mit weit entferntem Marschbefehl kamen über die Minikarte heil und korrekt an. Zum logistischen Komfort trägt auch die wunderbare Gruppenbildung beim Truppenbau bei: Habt ihr eine Gruppe 2 weit draußen im Feld und wollt diese verstärken, verpasst ihr den Einheiten in eurer Fabrik einfach die Ziffer 2 als Ziel und schon rattert der frische Nachschub automatisch da hin, wo er gebraucht wird - das erspart wiederum umständliches Klicken. Selbst ganze Produktionspakete aus unterschiedlichen Truppentypen lassen sich hier schon einplanen.

Epische Kampagne

Ein großes Fragezeichen lassen wir für den Test noch hinter drei elementaren Wertungspfeilern stehen: dem Leveldesign, der KI und der Kampagne. Ersteres muss noch beweisen, ob es in Sachen Spielfluss und Abwechslung punkten kann. Die anfänglichen Missionen beinhalteten sowohl unterhaltsame Überraschungen und interessante Ziele als auch zähe Momente, die durch missverständliche Anweisungen bzw. eine sehr hartnäckige KI entstanden sind. Da euer Gegner bis zum letzten Mann und Rohstoff komplett autark im Hintergrund werkelt, kann es sehr langwierige Auseinandersetzungen geben, die erst mit der Zerstörung der letzten Gegnerstruktur das Ende einläuten - wir haben für die erste Mission z.B. 75 Minuten gebraucht.

Dafür ist die Freude nach dem Sieg umso größer, da alle Einheiten Erfahrungspunkte gewinnen und ihr Veteranen sogar in die nächste Mission übernehmen könnt. Das ist ein großer Pluspunkt für Earth 2160, denn so kann man sich wesentlich besser mit seinen Einheiten identifizieren und ist stets bemüht, Kanonenfuttertaktiken zu vermeiden und klug vorzugehen. Trotzdem muss der schmale Grad zwischen Herausforderung und Frust über die Missionsziele gemeistert werden - wir sind gespannt, ob Reality Pump diesen Spagat leisten kann. Insgesamt wird es übrigens drei
Raser mit Raketenaufsatz Marke Eigenbau. Im Baukasten könnt ihr komfortabel neue Fahrzeuge zaubern.
Schwierigkeitsgrade geben, die laut Entwickler nicht einfach durch mehr oder weniger Hitpoints, sondern durch mehr oder weniger komplexe Verhaltensweisen bestimmt werden: In der leichten Stufe greifen euch Kontrahenten vielleicht ohne das Ausnutzen ihrer Flugfähigkeit an, während sie in der normalen aus der Luft attackieren und in der schweren sogar aus zwei Richtungen kommen.

Die Kampagne soll euch über 100 Stunden (!) mit allen vier Völkern vertraut machen und eine umfangreiche Story aus zwei Perspektiven erzählen - das wäre meines Wissens ein Epos, das es in dieser Opulenz noch nicht im Genre der Echtzeit-Strategie gegeben hat. Unsere Spielzeit hat allerdings noch nicht ausgereicht, um die Qualität in Sachen Spannungskurve, Charaktere und Plot zu beurteilen. Die ersten Zwischensequenzen in Spielgrafik wurden jedenfalls sehr gekonnt inszeniert und die Story kommt dank mysteriöser fremder Lebensformen recht schnell in Gang. Bisher schien uns Held Falkner allerdings noch ein bisschen zu blass im Vergleich zu den skurrilen virtuellen Agenten, die wesentlich knackiger wirken. Aber vielleicht entwickelt er sich ja im Laufe des Abenteuers noch? Zeit genug hat er.          
 

AUSBLICK



Mist, so viel wollte ich gar nicht schreiben! Aber Earth 2160 ist so verdammt umfangreich und vielschichtig, dass ich etwas weiter ausholen musste. Ach ja: Habe ich schon erwähnt, dass kleine Drohnen Munitionsnachschub zur Front liefern? Dass es eine Bild-in-Bild-Funktion zum Auskundschaften gibt, die euch auch in Egosicht schlüpfen lässt? Nein? Dann vergesst es einfach und merkt euch das hier: Earth 2160 ist tatsächlich das opulente Schwergewicht, das viele Fans da draußen erwarten. Schon jetzt ist klar, dass Reality Pump an die hohe Qualität der Vorgänger anknüpfen und nicht nur grafisch Maßstäbe setzen kann. Nach all den auf Mainstream getrimmten RTS-Leichtgewichten gibt`s hier die volle Packung für Profis: Ihr bekommt einen komplexen Aufbauteil mit satten vier Völkern, einen dichten Technologiewald sowie eine reichhaltige Einheitenpalette mit allem, was Panzer-, Laser-, Droiden- und Aliengourmets den Mund wässrig macht. Dazu witzige Neuerungen wie die hilfreichen und höchst gesprächigen Agenten, ein modulares Bausystem für Einheiten nach Wahl, physikalisch korrekte Felslawinen und eine Kampagne, die mit über 100 Stunden Spielzeit selbst Rollenspiele in den Schatten stellen will. Aber ist die Story auch so gut wie sie lang ist? Kann das Leveldesign auf Dauer überzeugen? Stimmt die Spielbalance? Bei all seinen hitverdächtigen Qualitäten in Sachen Kulisse, Innovation und Masse muss Earth 2160 erst noch beweisen, ob es das Zeug zum echten Epos hat. Bisher sieht`s gut aus!
Earth 2160 ab 7,00€ bei kaufen
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Kommentare

johndoe-freename-82492 schrieb am
Das Spiel ist der Oberhammer!
Besser kann man im Moment keine Echtzeit-Strategiespiel entwickeln!
Die ganzen Animationen und Effekte sehen einfach nur geil aus!
Das Spiel wird hoffentlich eins der besten in diesem Genre,weil ich alle Teile einfach nur \\\'Klasse finde und ich kann jedem Earth-Zocker nur empfehlen sich für dieses Spiel Geld aufzuheben und es sich kaufen.
Maximum Gameplay :-)))))
johndoe-freename-81937 schrieb am
eh man...
das game wird der hammer...
habt ihr schon gewusst dass es 2 variante zu kaufen geben wird?
standart und collectors edition.
was die standart variante zu bieten hat:
ueber 100 seitiges handbuch
soundtrack CD
UND die verpackung hat selbst ein bewegungssensor die mit ein paar LEDs verbunden sind!
collectors edition in coole aluminium packet:
alles was die standart hat dazu
ein earth 2160 hemd
Makin-of DVD
und wahrscheinlich noch mehr....
ich bin mir nicht sicher ob poster auch in standart variante geben wird.
preis:
standart 49EU
collectors 90EU
Jörg Luibl schrieb am
NomadsX hat geschrieben:Ich frag mich nur ob mein PC Earth 2160 noch abspielen kann, Doom 3 zumindest schon, aber das. HMMM?????
Wenn du Doom spielen konntest, wirst du mit Sicherheit auch Earth 2160 spielen können. Im Text steht ja, dass die Hardwareanforderungen sehr moderat sind. Earth 2160 greift konzentriert auf deine Grafikkarte zu und weniger auf den Prozessor.
Bis denne
johndoe-freename-81710 schrieb am
Ich frag mich nur ob mein PC Earth 2160 noch abspielen kann, Doom 3 zumindest schon, aber das. HMMM?????
schrieb am