"Aus der vergifteten Asche des zweiten Vietnamkriegs..."
OK, muss man nicht. Far Cry 3: Blood Dragon wird auch ohne den kulturellen Hintergrund eines mindestens Anfangdreißigers ein Riesenspaß. Warum? Weil Ubisoft so rücksichtslos mit Albernheiten um sich schmeißt, dass es zum Träneverdrücken ist! Das fängt schon im
Video:
"Mark IV style, motherfucker!"
Tutorial an, wenn man "A drückt, um zu bestätigen, dass man lesen kann."
Es hilft allerdings, wenn man weiß, dass Filme auf leiernden VHS-Kassetten und Spiele auf Fünfeinviertel-Disketten genauso funktionierten wie Blood Dragon es vormacht: Ein kampfgestählter Held (Colt/Biehn) brutzelt im mächtigen Dauerfeuer Dutzendschaften der Omega Force nieder. Erzählt wird das Ganze in 8-Bit-ähnlichen Pixelbildern, deren Figuren ohne Laufanimationen von links nach rechts rutschen. "Es gab eine Apokalypse in der Apokalypse. Eine böse Cyborgarmee verwandelt die Welt in eine Cyberhölle." So beschreibt es der Trailer. Creative Director Dean Evans bezeichnet es ganz offiziell als "shitty little game" mit einem "terrible script".
Liebevoller QuatschDownload statt Vollpreis
Obwohl Blood Dragon eine Art große Erweiterung ist und unter dem Namen Far Cry 3 läuft, wird das Original nicht benötigt.
Die Cyberaction wird ab 1. Mai zum Download verfügbar sein (auf PC auch im Handel) und soll knapp 15 Euro bzw. 1200 Punkte kosten.
Es hört ja nicht bei den hässlichen Einspielern auf, denn das gesamte Spiel vibriert im Tonfall der stilvoll geschmacklosen Zeitreise. Irgendetwas zwischen einer halben und einer ganzen Stunde lang durfte ich Rex Colt sein – und mindestens 40 Minuten lang hatte ich ein riesiges Grinsen im Gesicht.
Soll ich bei der im Neonschein strahlenden Umgebung anfangen? Bei dem famos wummernden Synthesizer? Oder bei den gefühlt tausend Anspielungen auf irgendein filmisches, spielerisches oder einfach nur zeitgenössisches Klischee? Blood Dragon zitiert ja sogar das eigene Vorbild, wenn jemand die Definition des Wahnsinns anspricht. Überhaupt: Irgendwie steckt mit Sicherheit ein Sinn hinter dem liebevollen Quatsch, das deutet Dean
Welche Drogen muss man eigentlich schlucken, damit die Welt wie ein 80er-Jahre-Actionfilm aussieht?
Evans jedenfalls schon an. Und ich spekuliere einfach mal drauf los: Welche Drogen hat Jason denn bitte geschluckt, dass er das Far-Cry-Paradies als durchgeknallten Retrotrip wahrnimmt?!
"Laaaaser"
Tatsächlich steckt in Blood Dragon ein Far Cry 3: Colt bewegt sich wie Jason, führt brachiale Nahkampfangriffe aus und plündert erschossene Gegner. Er nimmt außerdem große Lager ein, was an die Stützpunkte der Piraten erinnert. Die Lager sind größer als die Stützpunkte, wobei Colt ähnliche Möglichkeiten hat wie Jason: Entweder schaltet er alle Wachen aus oder er sabotiert die Megaschilde.