Jack the Ripper13.02.2004, Bodo Naser
Jack the Ripper

Vorschau:

Wer versetzte mit seinen bestialischen Frauenmorden im Herbst des Jahres 1888 das Londoner Eastend in Angst und Schrecken? Ein enttäuschter Freier, skrupellose Agenten der Königin oder etwa doch ein psychopathischer Arzt? Dem ungelösten Mysterium könnt ihr im Adventure Jack the Ripper (ab 6,99€ bei kaufen) nachgehen, das jetzt als US-Version erschienen ist. Auch wir haben uns auf die nervenaufreibende Suche nach dem Serienkiller gemacht!

New York-Ripper

Das Krimi-Adventure entührt euch jedoch nicht ins viktorianische London, sondern in die Neue Welt, wo im Jahre 1901 der fiktive New Yorker Low Side-Distrikt von einer Reihe von Prostituiertenmorden heimgesucht wird. Von ihrer Begehungsweise her erinnern diese frappierend an die 13 Jahre alte Mordserie im fernen London.

Ein Schatten fällt auf Abigail. Wird auch die schöne Sängerin ein Opfer des Rippers?

Dort wurden mindestens fünf Frauen Opfer eines Killers, der von der aufgebrachten Öffentlichkeit nur den Spitznamen Jack the Ripper erhielt. Ebenso unvermutet wie das Morden begann, hörte es eines schönen Tages wieder auf. Nicht wenige glaubten daher, dass der Mörder sich möglicherweise abgesetzt habe. Vielleicht sogar über den großen Teich...?

Ein alter Unbekannter

Ihr spielt den jungen Zeitungsreporter Jimmy Palmer, der für seine tägliche Kolumne Licht ins Dunkel bringen will. Bei seiner Recherche im nächtlichen New York trifft er neben allerhand finsteren Gestalten auch die schöne Abigail, die sich als Sängerin in einem heruntergekommen Club verdingt.__NEWCOL__Um den Fall loszuwerden, ordnet die örtliche Polizei die Morde ziemlich vorschnell chinesischen Opiumschmugglern zu und stellt daraufhin ihre Ermittlungen ein. Doch als Palmer ein fürchterliches Präsent samt Brief von Saucy Jack erhält, erleidet er einen Nervenzusammenbruch. Nun steht für ihn fest: Jack is back!

Die Suche beginnt

Das finstere Abenteuer wird in ziemlich linearen Storyabschnitten erzählt, von denen jeder in Tag und Abend aufgeteilt ist, zwischen denen der findige Journalist seine Artikel schreibt. Auf den Streifzügen durch die Stadt, die ihn an eine Hand voll Schauplätze führt, sammelt er mehr und mehr Informationen zu den Morden, die im kleinen Inventar aufbewahrt werden.

Ihr spielt einen Reporter, der täglich über die mysteriösen Morde berichtet.

Immer wieder ist es nötig, zu den einzelnen Orten zurückzukehren, da sich dort neue Dinge ereignen. Eine Tür, die tags verschlossen ist, kann nachts sperrangelweit geöffnet sein, da es sich beispielsweise um eine Nachtbar handelt. Abigail, die nachts auftritt, ist hingegen nur am Tage zu erreichen, wenn ihr französischer Aufpasser euch zu ihr lässt.

Kaum echte Rätsel

Echte Rätselfans dürften bei Jack the Ripper hingegen kaum auf ihre Kosten kommen, da es nur ganz wenige Puzzles beinhaltet. Hier und da ein Gegenstand bei der richtigen Person abgeliefert, ist da fast schon das Höchste der Gefühle.

Tatsächlich ein Brief von Jack oder nur eine Fälschung eines Trittbrettfahrers?

So müsst ihr euch etwa am Automaten mehr Dollars erspielen, was aber kaum eine Herausforderung ist, da er ohnehin bei jedem dritten Spiel Geld ausspuckt. Für Genreneulinge macht das den Einstieg einfach. Auch die Dialoge sind bloße Staffage, da ihr nicht wirklich wählen könnt, was ihr fragt wollt. In Post Mortem war das beispielsweise besser, da hier die Art der Fragen das Gegenüber beeinflusste.

Morbider Charme

Sicher, wenn ihr die ungelenken Bewegungen der sich automatisch in Bewegung setzenden 3D-Personen aus Jack the Ripper mit den flüssigen Animationen der neuesten Actionspiele vergleicht, werdet ihr unweigerlich an Gliederpuppen erinnert. Für ein Krimi-Adventure ist die morbide Optik dennoch ziemlich beeindruckend, was vor allem an den düsteren Hintergründen liegen dürfte, die vorgezeichnet sind.__NEWCOL__Darüber hinaus bietet das Spiel jede Menge authentisches Zeitkolorit von der Jahrhundertwende, wie ihr an zeitgenössischer Kleidung oder Technik sehen könnt. Viele der Berichte, Zeitungsschnipsel und Zeichnungen sind dem historischen Ripper-Fall von 1888 entnommen, wofür die Macher offenbar auch eine lange Recherche nicht gescheut haben.

Stimmungsvoller Sound

Der atmosphärische Soundtrack sorgt dafür, dass es euch in den unterbelichteten Straßen manch Schauer über den Rücken treibt.

Das fängt an bei Geräuschen wie dem Bahngerumpel oder bei Schritten und Stimmen, die euch vorgaukeln, dass gleich etwas passieren wird. Geht über die Musik, die Abwechslung von Mysterysounds bis zu Abigails irischen Trinkliedern bietet. Und endet bei den tollen Originalstimmen, die den teils schrulligen Figuren der Nacht viel Leben einhauchen.

Skurrile Charaktere wie diesen Polizisten trefft ihr überall. Nur die wenigsten haben allerdings wirklich etwas zu sagen.

Darunter ist auch allerhand Einwandererslang, der zum Schmunzeln animiert. Für die begutachtete US-Version solltet ihr daher schon des Englischen mächtig sein.

Ausblick

Jack the Ripper ist weniger ein Spiel als vielmehr ein interaktiver Thriller. Die Story bietet zwar atmosphärischen Nervenkitzel, aber leider viel zu wenig zu tun. Die Hand voll kurzer Rätsel ist gut in den Spielverlauf integriert, jedoch für richtige Adventurefans kaum eine Herausforderung. Auch die Gespräche mit den Personen sind leider eher bloßes Beiwerk als echte Verhöre. Jack the Ripper ist daher vor allem etwas für die zahlreichen Hobby-Ripperologen, die das eine oder andere Originaldokument und einige der Hauptverdächtigen erkennen dürften – wenn auch mit abgewandelten Namen. Sollte das Adventure von Galilea lokalisiert werden, was noch nicht ganz sicher ist, bleibt zu hoffen, dass die liebevoll gemachte Sprachausgabe adäquat ins Deutsche umgesetzt wird.

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