Rogue Stormers25.07.2014, Mathias Oertel

Vorschau: Dieselpunk-Action à la Metal Slug

Böse Orks, schwarzes Gold und schnelle Action: Das sind die Bestandteile von DieselStörmers, dem neuen Projekt von Black Forest Games. Im ersten Anlauf als Project Ravensdale auf Kickstarter gescheitert, ist mittlerweile eine Early-Access-Version auf Steam verfügbar. Ob sich die zwischen allen Stühlen sitzende Koop-Ballerei lohnt, verraten wir in der Vorschau.

Von Schwesterliebe zur Diesel-Bruderschaft

Das Offenburger Team von Black Forest Games hat Ende 2012 mit einer fantasievollen Neuauflage der Giana Sisters auf PC eine mehr als ordentliche Premiere abgeliefert, die in den folgenden Monaten auch auf PS3 und Xbox 360 auftauchen sollte. Mit einer geglückten Kickstarter-Kampagne im Rücken strengte man für den nächsten Titel ebenfalls die Crowdfunding-Plattform an. "Project Ravensdale" hatte allerdings keinen Erfolg: Nachdem von den ursprünglich veranschlagten 500.000 Dollar nicht einmal 20 Prozent zusammen kamen, wurde die Kampagne sogar vor dem offiziellen Ende im August 2013 eingestellt.

Das bedeutete jedoch nicht das Ende von Ravensdale. Man ging zurück ans Reißbrett, baute dieses und jenes um, gab dem Projekt mit „DieselStörmers“ einen finalen Namen und startete im April einen neuen, deutlich bescheideneren Versuch auf Kickstarter. Und dieses Mal war man erfolgreicher. Die sowohl solo als auch kooperativ spielbare seitwärts scrollende Action mit zufallsgenerierten Abschnitten konnte am letzten Tag ihr Ziel einfahren und mittlerweile darf man sich per Early Access auf Steam vom Potenzial der Ballereien überzeugen.

Technisch sauber

DieselStörmers bietet effektreiche Action irgendwo zwischen einschlägigen Shmups und Metal Slug.
Dabei fällt auf, dass man vor allem von der technischen Erfahrung zehrt, die Black Forest mit den Giana Sisters machte. Die Kulisse, die mittelalterliche Fantasy-Ansätze mit Dieselmotoren (hier wird Öl als "Goop" bezeichnet), Schusswaffen sowie Schubantriebs- bzw. Strahlen-Technologie für die Hauptfiguren verbindet, kann sich schon jetzt, etwa ein dreiviertel Jahr vor dem geplanten Release im April 2015 sehen lassen. Das Scrolling ist sauber, selbst bei dutzenden orkischen Gegnern auf dem Schirm und haufenweise gleißenden Projektilen sowie herrlichen Explosionen auf dem Bildschirm gibt es hinsichtlich der Bildrate keinen Grund zur Klage.

Einzig die Abwechslung bei der Zusammenstellung der zufällig generierten Abschnitte lässt derzeit noch zu wünschen übrig. Zu häufig stolpert man über die gleichen Bausteine und man kann immer wieder beobachten, dass sehr ähnliche Elemente hintereinander platziert wurden und dadurch einen redundanten Eindruck hinterlassen. Doch angesichts der noch vorgesehenen Entwicklungszeit ist dies ein Problem, das Black Forest Games in den Griff bekommen dürfte. Wie auch den durch die ebenfalls durch den Zufall bedingten Spitzen im noch nicht austarierten Schwierigkeitsgrad. Wenn mehrere "Goop-Tore" hintereinander stehen, aus denen Gegner auf einen zustürmen, ist der Widerstand der dieselangetriebenen Rüstung schnell am Ende und man muss einen neuen Versuch unternehmen, um dem Treiben der Orks in Ravensdale den Garaus zu machen.

Bionic Slug Contra

Die Abschnitte werden zufällig generiert.
Mechanisch sind die DieselStörmer am ehesten als Mix irgendwo zwischen Metal Slug, Bionic Commando und der Contra-Serie einzuordnen: Im Kern ist man ist von links nach rechts, ggf. auch auf mehreren vertikalen Ebenen unterwegs und mäht im Idealfall alles nieder, was sich an orkischen Feinden vor den Lauf der Projektilwaffe traut. Dabei kann man wie in einem Dualstick-Shooter mit dem rechten Stick bzw. der Maus die Richtung vorgeben, in die geschossen wird und die unabhängig von der Bewegungsrichtung sein kann. Eine zusätzliche Dynamik kommt mit den erweiterten Bewegungsmöglichkeiten ins Spiel: Man kann nicht nur springen und schweben, sondern sich mit einer Art Energieseil auch an bestimmten Punkten festmachen. Diese Punkte kann man nun quasi als Katapult nutzen und sich entgegen der Energieseil-Anbringung schleudern lassen. Diese Methode ist vor allem dann sinnvoll, wenn man an höhere Stellen gelangen möchte, die man über "normale" Sprünge nicht erreicht.

Oder aber wenn man sieht, dass auf dem "Katapult"-Pfad zahlreiche Gegner im Weg stehen, die man dann mittels Bewegung einfach wegschleudert und im Bestfall sogar komplett eliminiert. Da dieses Mittel in eingeschränktem Maße auch ohne eine zugängliche Energiekugel zur Verfügung steht und im Kampf eingesetzt werden kann, hat man so eine zusätzliche Methode, um die Feinde zu erledigen. Und man sollte sie tunlichst nutzen, da sie ein probates Mittel darstellt, um z.B. die Rudel an solo kaum gefährlichen Mini-Orks in Schach zu halten.  

Kooperatives Waffenbastelfest

Wenn man mit bis zu vier Spielern kooperativ in den Kampf zieht und die derzeit noch überschaubaren unterschiedlichen Ziele (z.B. Banner einnehmen, rote Orks zerstören, einen Boss erledigen) in Angriff nimmt, nimmt zwar die Unübersichtlichkeit zu und es wird ungleich hektischer. Vor allem, wenn man einkalkulieren muss, dass bestimmte Interaktionen mit der Umgebung wie Anzünden von Goop oder unter Beschuss explodierende Fässer die Kameraden in Mitleidenschaft ziehen können. Doch der Spaßzuwachs, der sich mit einem vollen Team einstellt, wiegt dies locker auf. Allerdings gibt es in der Early-Access-Version noch Probleme mit einer stabilen Verbindung: Mitunter bricht der Netzcode beim Versuch zusammen, den Server zu erreichen, dann wiederum kann es passieren, dass das Spiel direkt nach Herstellung der Verbindung spontan entscheidet, wieder ins Hauptmenü zu wechseln. Doch auch das sind Probleme, die in den restlichen gut neun Monaten bis zum geplanten Release gelöst werden dürften.

Man kann mit bis zu vier Spielern gegen die Orks in den Kampf ziehen.
Denn der Rest hinterlässt einen mindestens ordentlichen, häufig sogar guten Eindruck. Und davon ist die Waffen-Anpassung nicht ausgenommen: Für erfolgreiche Erledigung der Missionen inkl. Nebenaufgaben bekommt man Waffenbauteile. Aus allen bislang freigespielten Versatzstücken, die sich in die drei Bereiche Rahmen, Motor und Lauf einteilen lassen, kann man nach Belieben seine Knarre zusammenbauen. Dabei beeinflussen die Bauteile nicht nur die Anzahl der Projektile, die gleichzeitig abgefeuert werden können, sondern z.B. auch Geschwindigkeit, Frequenz, Reichweite, eventueller zusätzlicher Elementarschaden, Boni usw. Während man als Solo-Spieler hier genau die Wumme zusammenstellen kann, die einem liegt, kommt diesem Element bei einem eingespielten Team eine besondere Bedeutung zu: Man kann versuchen, seine Waffen taktisch aufeinander abzustimmen. Allerdings kann die enorme Schießprügel-Vielfalt, die sich dahinter verbirgt, unter bestimmten Umständen zu einem Balancing-Albtraum werden. Ich bin gespannt, wie Black Forest Games mit den Eventualitäten letztlich umgeht, die sich bei all der Zufälligkeit in DieselStörmers verbergen.

Ausblick

Es läuft noch nicht alles wie geschmiert bei den DieselStörmers. Bedingt durch den Ansatz der zufällig generierten Abschnitte kommt es derzeit vor allem zu zwei Phänomenen, die den Unterhaltungswert mindern: zu einem wankelmütigen Schwierigkeitsgrad, der in seinen unglücklichsten Momenten zu enormen Spitzen neigt und zu einer gewissen Anfälligkeit der Kulisse für Wiederholungen der einzelnen Elemente bzw. deren unpassende Zusammenstellung. Doch beides kann man mittelfristig in den Griff bekommen, sei es nun durch optimiertes Balancing oder durch verbesserte Zufalls-Routinen. Denn viel wichtiger ist: Mechanisch hinterlässt die DieselPunk-Orkjagd schon jetzt einen guten Eindruck. Die Action ist schnell, fordernd und bietet sowohl Solisten als auch Teams von bis zu vier Spielern kurzweilige Unterhaltung, während die Belohnungen in Form von Waffenteilen für seinen ganz individuellen Schießprügel immer wieder ans Pad bzw. Maus und Tastatur locken dürften. Nach derzeitigem Stand soll die finale Version im April 2015 vom Stapel laufen.

Einschätzung:
gut

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