7 Days To Die04.04.2014, Jens Bischoff

Vorschau: Groteske Zombie-Apokalypse

Virtuelle Zombie-Apokalypsen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, entsprechende Überlebenskämpfe sprießen wie Pilze aus dem Boden. Einer davon ist das per Kickstarter finanzierte 7 Days to Die (ab 22,99€ bei kaufen) von The Fun Pimps Entertainment, in das man auch via Steam Early Access bereits seit einer Weile reinschnuppern kann.

Zombies in Arizona

Als Setting haben die texanischen Entwickler ein postnukleares Arizona gewählt, das sowohl verschneite Hügel, grüne Wälder und Wiesen als auch karge Wüstenabschnitte zu bieten hat - und das alles auf einer zusammenhängenden Karte, deren Außengrenzen man aufgrund extremer radioaktiver Strahlung nicht überschreiten sollte. Tut man es dennoch, ereilt einen schon nach kurzer Zeit der Tod.

Über die Hintergründe der sich 2034 ereigneten Katastrophe, die eigene Herkunft sowie die Schicksale der einst hier lebenden Menschen erfährt man bisher kaum etwas. Man betritt die Bühne wahlweise als Mann oder Frau, um in einer von Zombies überlaufenen Welt ums Überleben zu kämpfen.

Je nach Spieleinstellung trifft man dabei auch auf andere Spieler, die Freund oder Feind sein können. Im Survival-Modus soll die noch nicht implementierte Story, im Horde-Modus Teamwork und im Deathmatch-Modus der Wettkampf untereinander im Mittelpunkt stehen. Zombies lassen sich in unterschiedlicher Stärke und Häufigkeit hinzufügen, aber auch gänzlich deaktivieren.

Gefährliche Dunkelheit

Als Setting haben die texanischen Entwickler ein postnukleares Arizona gewählt.
Generell sind die Untoten in Siedlungsgebieten zahlreicher vertreten als in ländlichen Abschnitten und lichtempfindlich. Tagsüber sind sie daher eher lethargisch zurückhaltend, nachts hingegen unglaublich agil und angriffslustig. Daher ist es ratsam, sich bei Sonnenschein auf die Suche nach Nahrung, Waffen und Baumaterialien zu machen und bei Dunkelheit zu verstecken oder zu verbarrikadieren.

Einfach irgendwo bis zum Morgen schlafen, ist jedenfalls keine Option. Selbst eine Pause gibt es nur, wenn man das Spiel verlässt. Der Tod ist hingegen vergleichsweise harmlos, da man nach wenigen Sekunden wie in einem Online-Shooter wiederbelebt wird und weiter spielen kann. Nur sein mitgeführtes Hab und Gut muss man sich am auf der Karte markierten Ort seines Dahinscheidens erst wiederbeschaffen.

Technisches Grauen

Die Voxel-basierte Kulisse ist dabei sowohl grafisch als auch akustisch alles andere als berauschend, manche Animation und Effekte geradezu haarsträubend. Die stufigen Hügel wirken fast wie aus einen anderen Spiel. Auch KI, Physik und Kollisionsabfrage sorgen regelmäßig für Kopfschütteln, die Fauna für unfreiwillige Komik. Selbst das Kämpfen ist mit Fausttreffern aus gefühlten zwei, drei Metern Entfernung und wie paralysiert auf ihre Abreibung wartenden Zombies völlig indiskutabel.

Was hingegen schon recht gut funktioniert ist die deutlich von Minecraft inspirierte Beschaffung und Verwendung von Baumaterialien. Da wird auf Bäume, Büsche und Gestein eingedroschen, bis es in handlichen Würfeln eingesackt, weiterverarbeitet und anderswo wieder aufgebaut werden kann. Manche Rohstoffe lassen sich auch direkt aufklauben und später in aller Ruhe zerlegen. Versehentlich falsch platzierte Bauelemente müssen auch hier erst gewaltsam zerbröselt werden, bevor man sie umpositionieren kann, was je nach Ausrüstung nicht nur Zeit, sondern auch wertvolle Ressourcen kosten kann.

Luft nach oben

Bitte anstellen: Auch KI und Kampfsystem wirken alles andere als ausgereift.
Merkwürdig ist auch, dass man gefundene Behälter mit Wasser füllen, nach dem Austrinken aber nicht wieder nachfüllen oder gefundene Blechbüchsen, nicht aber leer gefutterte Konservendosen weiterverarbeiten kann. Neben Lebensenergie und Ausdauer muss man nämlich auch Hunger und Durst stets im Auge behalten. Manche Nahrungsmittel können allerdings von Zombies gewittert werden. Auch Geräusche nehmen die untoten Ohren wahr.

Zudem kann man mit gepflückten Beeren oder Maiskolben nicht nur kurzfristig den Magen füllen, sondern deren Samen auch einpflanzen und später ernten. Selbst Wasser gibt es in unterschiedlichen Qualitätsstufen - nicht alle davon zum Konsum geeignet. Was es jedoch nicht zu geben scheint, sind fahrtüchtige Fortbewegungsmittel. Autos stehen zwar jede Menge herum, aber eben nur als Plünderungsziele.

Silikonbrustmann: Beim Charakterdesign gibt es ebenfalls noch Luft nach oben.
In ehemaligen Wohngegenden gibt es besonders viele interessante Fundstücke, aber auch meist haufenweise Zombies.

Doch auch in der Pampa liegen immer wieder Müllsäcke, Rucksäcke oder Leichen herum, die mit etwas Glück nicht nur Crafting-Materialien wie Soff, Papier oder Blech liefern, sondern durchaus auch Nahrung, Medikamente, Waffen und Munition beherbergen können. Das Sammeln größerer Objekte gestaltet sich hingegen unnötig umständlich. Auch das Herstellen neuer Waffen, Werkzeuge und Bauelemente anhand von abstrahierten Legemustern kann noch nicht ganz überzeugen. Bis zur Veröffentlichung kann sich da aber natürlich noch einiges ändern. Selbst aufwändigere Erweiterungen wie zufällig generierte Spielwelten wurden bereits in Aussicht gestellt.

Ausblick

In der Theorie mag 7 Days to Die eine unschlagbare Kombination sein: Zombie-Apokalypse und Minecraft-Baukasten. In der Praxis wirkt das Ganze aber noch ungemein holprig und unspektakulär. Das mag zum Einen daran liegen, dass es noch keinerlei Story-Inhalte, aber dafür jede Menge technische Gebrechen gibt. Aber auch Kulisse, Benutzerführung und KI sind bisher alles andere als überzeugend. Vieles wirkt geradezu grotesk und zerstört so jede Illusion eines erbitterten Überlebenskampfs in einer postnuklearen Welt. Da treffen Faustschläge aus mehreren Metern Entfernung, dass sich selbst Zombies wie paralysiert abschlachten lassen, während Tiere zum Teil wie aufgezogenes Spielzeug durch die von Lego-Bergen durchzogene Gegend galoppieren. Kurz gesagt: Da muss noch einiges geschehen, bis aus dieser unfreiwilligen Endzeitparodie düsterer Ernst wird. Wir drücken die Daumen, bleiben aber skeptisch...

Einschätzung: ausreichend

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.