Plague Inc: Evolved26.01.2015, Marcel Kleffmann
Plague Inc: Evolved

Vorschau: Pandemie - Das Spiel

Jahaha, ich habe in Plague Inc. Evolved die Weltbevölkerung ausgelöscht! Schon wieder - diesmal mit einem Parasiten. Mit Bakterien und Viren kann das ja jeder, aber mit einem Parasiten ist das schon kniffeliger. Jetzt versuche ich es mit einem Prion. Das ist ein organisches Gift mit virusähnlichen Eigenschaften, das sich im Gehirn festsetzt …

Alle Menschen umbringen!

Die Vernichtung der Menschheit - um nichts weniger geht es in dem Strategiespiel Plague Inc. von Ndemic Creations. Es erschien bereits für Android sowie iOS und wurde über 45 Mio. Mal runtergeladen. Derzeit befindet sich eine PC-Version mit dem Untertitel "Evolved" in Entwicklung - und in der Early-Access-Phase bei Steam . Die Xbox One soll in naher Zukunft ebenfalls infiziert werden.

Ziel des Strategiespiels ist es, die Menschheit mit unterschiedlichen Krankheitserregern auszulöschen, entweder in entsprechenden Szenarien (z.B. Pest) oder im freien Spiel. Alles beginnt mit der Entscheidung für einen Erregergrundtyp z.B. Virus, Bakterie, Parasit, Prion, Wurm etc. und der Suche nach einem Startort auf der Weltkarte. Wo soll die Seuche ausbrechen? Soll es in Indien losgehen, wo sich aufgrund der Bevölkerungsdichte viele Leute anstecken können und China nur ein Katzensprung entfernt ist? Oder lieber abgeschieden auf Neuseeland oder Madagaskar, wo sich die Krankheit erst ungestört entwickeln kann?

In Indien geht es los! Die roten Markierungen müssen eingesammelt werden, um zusätzliche DNA-Punkte zu bekommen. Dorthin breitet sich die Epidemie auch aus.
Die Auswahl des Startpunkts ist der einzige tatsächliche Mouse-Klick, den man in den meisten Spielmodi tätigt. Ausbreitung, Widerstandsfähigkeit und Tödlichkeit der Seuche werden anschließend passiv mit Hilfe von mehreren Fähigkeitsbäumen gesteuert.

Indirekte Steuerung der Ausbreitung

Für Ausbreitung und Weiterentwicklung werden DNA-Punkte benötigt, die man durch Verbreitung innerhalb eines Staates, das Übergreifen der Infektion in einen weiteren Staat, Bonus-DNA oder den Tod von Menschen erhält - gerade hier bemerkt man den Touch-Ursprung, denn diese aufpoppenden DNA-Punkte müssen mit Mouseklicks eingesammelt werden. Mit DNA kauft man neue Fähigkeiten und Eigenschaften und zwar in den drei Kategorien Verbreitung, Symptome und Widerstandsfähigkeit. Dort gibt es wiederum verzweigte Elemente wie in einem Talentbaum.

Bei Verbreitung legt ihr fest, wie die Krankheit übertragen wird, ob z.B. die Seuche durch Vögel, Nagetiere, Insekten, Blut, Wasser oder die Luft verbreitet werden soll. Setzt man auf Nagetiere, wird sich die Krankheit z.B. schneller in urbanen Gebieten ausbreiten, während Insekten vornehmlich für eine Krankheitsverbreitung in heißen Regionen sorgen. Man muss sich also überlegen, wie und wo die Ausbreitung ausgehend vom Startpunkt ablaufen soll.

Jetzt wird's tödlich

Als Symptom kann z.B. Koma erforscht werden.

Zunächst ist die eigene Krankheit nahezu harmlos und zieht nur wenige Todesfälle nach sich. Erst nachdem man im Bereich Symptome gewisse Krankheitsbilder bzw. Kombinationen erforscht hat, steigen sowohl Schwere als auch Todesrate. Von Ausschlag über Blutarmut, psychische Erkrankungen und Zysten bis hin zum Multiorganversagen können ziemlich fiese Krankheitsbilder zusammengestellt werden, die auf medizinischen Vorbildern basieren. Stellenweise können durch die Entwicklung bestimmter Symptome auch "Körperausscheidungen" provoziert werden, welche die Ansteckungsrate beim alltäglichen Kontakt wieder steigern.

Das Problem für angehende Menschheitsvernichter: Sobald sich Symptome zeigen und die Schwere der Seuche zunimmt, werden Forscher und Mediziner auf die Krankheit aufmerksam und starten die Entwicklung eines Gegenmittels. Idealerweise versucht man erst die gesamte Menschheit zu infizieren und steigert dann die Tödlichkeit. Doch so einfach ist das nicht, weil sich die Erregertypen grundlegend unterscheiden und unter Umständen mutieren. Mutationen sind Fortschritte in den drei Fähigkeitsbäumen, die einfach so - ohne Zutun - passieren und eine schön geplante Strategie zerstören können...

Im Kampf gegen die Forscher

Mit dem dritten Fortschrittsbaum, der sich rund um die Widerstandsfähigkeit dreht, werden die Forscher ausgebremst. Es können Resistenzen gegen Arzneimittel oder Erregerstämme gegen DNA-Punkte freigeschaltet werden, die dafür sorgen, dass der Forschungsfortschritt zurückgeht oder dass ein Heilmittel länger erforscht werden muss. Zugleich dürfen Widerstände entwickelt werden, die das Überleben des Krankheitserregers in bestimmten klimatischen Regionen begünstigen oder dafür sorgen, dass sich die Seuche auf Schiffen oder Flugzeugen effektiver verbreitet. Je nach Erregertyp ändern sich unter Umständen auch die Handlungsmöglichkeiten in den drei Fortschrittsbäumen.

Intelligent, lehrreich und kompromisslos

Die glaubwürdige Simulation der Pandemie und die passive Steuerung sind es, die das Spielgeschehen so faszinierend machen, schließlich kann man genau beobachten, wie sich die Krankheit auf der Weltkarte ausbreitet und das Werk vollbringt oder scheitert. Plague Inc. bietet aufgrund der akkuraten Simulation,

Die Seuche kann sich ebenfalls mit dem Flugzeug oder per Schiff ausbreiten, was mit roten Verbindungslinien veranschaulicht wird.
die auf epidemiologischen Grundlagen fußt, einen Bildungswert und visualisiert die Ausbreitung einer Seuche in einem vereinfachten globalen Mikrokosmos.

Anfangs passiert gar nicht viel, aber wenn der Krankheitserreger an die jeweiligen Umweltfaktoren (wie Hitze oder Kälte und städtische oder ländliche Regionen) angepasst wurde, kann man direkt zusehen, wie sich die Seuche breit macht und was als harmlose Krankheit beginnt, wird im Handumdrehen zu einem globalen Killer - inkl. plötzlichen Kettenreaktionen. Und da Inselstaaten wie Grönland oder Neuseeland infiziert werden müssen, diese aber gerne bei erkannten Seuchen ihre Flug- und Seehäfen schließen, muss in Ruhe vorgegangen werden. Und das ist das Spannende: Das Herausfinden der Kniffe, um zunächst alle zu infizieren und in einem weiteren Schritt zügig auszuschalten, ohne dass die Forscher einen Strich durch die Rechnung machen.

Immer gleicher Ablauf?

Obgleich sich Bakterien und Viren ähnlich spielen, müssen bei Pilzen, Parasiten und Co. andere Strategien her, da sich Pilze z.B. nur langsam verbreiten, während

Das Necroa-Video verwandelt Infizierte in Zombies und kann mit speziellen Talenten wie "Kaumuskelspannung" weiterentwickelt werden.
Viren zu spontanen Mutationen neigen. Grundlegend ändert sich das Spielprinzip je nach Erregertyp nicht, außer beim Necroa-Zombie-Virus und der Planet-der-Affen-Cross-Marketing-Aktion, bei der man nicht nur die Ausbreitung des Virus steuert, sondern ebenso die Erderoberung der intelligenten Affen befehligt - alles im minimalistischen Grafikstil auf der Weltkarte.

Abgesehen von der Ähnlichkeit mancher Krankheiten bietet das Spiel nur wenige Schwachstellen. So könnte die Karte ruhig etwas detaillierter - gerade beim Zoom - daherkommen und die Staatenmenüs wirken ein bisschen überladen und bräuchten eigentlich keinen eigenen Info-Bildschirm - ein Pop-Up hätte es auch getan. Ansonsten dominiert bei den Menüs eher die Funktionalität, wobei die Community-basierte Übersetzung noch ausbaubar ist.

Ausblick

Plague Inc. Evolved besticht als Strategiespiel ohne unnötigen Schnickschnack und mit einem minimalistischen Design à la Defcon. Es ist schon ein bisschen gruselig zu sehen, wie die eigene Seuche schrittweise um sich greift. Aber das Spiel bietet aufgrund seines Simulationsansatzes, der auf epidemiologischen Grundlagen fußt, auch einen Bildungswert. Die Ausbreitung wird zwar in einem vereinfachten globalen Mikrokosmos gezeigt, aber das Spiel selbst ist strategisch anspruchsvoll. Ohne eine Planung und ohne sinnvolle Wahl der Fähigkeiten wird man die Menschheit nicht vernichten können. Auf lange Sicht könnten die Unterschiede zwischen den Erregern etwas größer ausfallen und der Spielverlauf müsste sich generell etwas unterschiedlicher präsentieren. Dennoch ist Plague Inc. Evolved mehr als ein kleiner Geheimtipp!

Einschätzung: gut

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