Fantasy-Parodie in Häppchenform
Mit den „Vieh Chroniken“ gab es zwar bereits 2011 einen Serien-Ableger, doch der lag nach der Pleite von Publisher HMH lange auf Eis und
wirkte bei Release dementsprechend unfertig. Diesmal will Entwickler King Art aus Bremen die Rückmeldungen von Spielern fürs Feintuning nutzen: The Book of Unwritten Tales 2 erscheint scheibchenweise in
Steams Early-Access-Programm. Die ersten vier Kapitel sind bereits erhältlich, der Rest wird zum Start der finalen Fassung am 20. Februar freigeschaltet. Irgendwie fühlt es sich schon komisch an, ein klassisches Point&Klick-Abenteuer per Early-Access zu spielen. Unterbewusst geistern mir ständig Fragen im Kopf herum: Was passiert mit meinem Spielstand, wenn sich wichtige Variablen bei Rätseln und Speicherständen ändern?
Zurück am Himmel!
Ein kompletter Durchgang soll schließlich üppige 20-25 Stunden in Anspruch nehmen. Bekomme ich schon die finalen Kulissen zu sehen? Auch in diesem Punkt würde ich ungern etwas verpassen, schließlich wird die Welt diesmal mit Hilfe von „Projection-Mapping“ animiert – eine Technik, die auch bei Daedalics malerischem
Silence: The Whispered World 2 zum Einsatz kommt.
Dynamische Zeichnungen
Das Verfahren funktioniert hier ähnlich: Die Entwickler legen großflächige Zeichnungen über ein dreidimensionales Gitter, welches dann physikalisch korrekt zurechtgezupft wird. Das Ergebnis wirkt dank warmer Farben und lebendiger Pinselstriche malerischer als gewöhnliche Polygone, ermöglicht im Gegensatz zu klassischen 2D-Kulissen aber auch kleine Kamerafahrten. Hoffentlich machen die Entwickler im finalen Spiel noch häufiger von den Möglichkeiten Gebrauch: Bislang wirkt die Kameraregie noch etwas statisch und altbacken. Gerade im Vergleich zu
The Raven oder aktuellen Telltale-Spielen mangelt es an dynamischen Perspektivwechseln und Nahaufnahmen.
Was zum Henker ist hier passiert?
Die Geschichte startet ein Jahr nach dem Ende des Vorgängers. Die Armee der Schatten wurde besiegt und die Fantasy-Welt Aventasien muss mit dem ungewohnten Frieden klarkommen. Gnom Wilbur ärgert sich als Zauberei-Professor mit besserwisserischen Magie-Nerds herum und Elfe Ivo langweilt sich in der schrecklich perfekten Idylle ihres Elternhauses.
Sterblichkeit hat ihre Nachteile
Das Leben von Mensch und Aufreißer Nate ist offenbar deutlich aufregender verlaufen. Schon in der Einleitung segelt er wieder einmal in großer Höhe durch die Luft – und zwar in freiem Fall in Richtung Boden. Neben ihm schwebt der eingeschnappte Flaschengeist Benny, der nicht ganz unschuldig an der Misere zu sein scheint. Er sträubt sich allerdings standhaft dagegen, den Ernst der Lage zu erkennen oder Nate halbwegs lebendig zurück auf den Boden zu bringen. Hier zeigt sich sofort wieder Jan Theysens Gespür für Situationskomik: „Ist ja fast nix passiert, Benny“, bemerkt Nate trocken, “allerdings kommt der Boden immer noch näher!“. Selbst als Nate Interesse an den Wehwehchen des Dschinns heuchelt und näher nachhakt, bleibt der Flaschengeist bockig: „Ich fühle mich heute wirklich nicht danach!“
Die Kulissen sehen dank Projection-Mapping prachtvoll aus - und werden malerisch beleuchtet.
Creative-Director Theysen hält auch diesmal mehrere Fäden in der Hand: Neben der Story und vielen Dialogen stammt auch ein Teil des Rätsel-Designs von ihm. Rund 150.000 Wörter wurden diesmal eingesprochen: Promis wie Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Marion von Stengel (Angelina Jolie) und Dietmar Wunder (Daniel Craig) liefern schon zu Beginn des Abenteuers einen richtig guten Job ab. Auch die sanften Streicher-Melodien von Komponist Benny Oschmann passen wieder bestens – diesmal wurden die stücke übrigens mit dem "The City of Prague Philharmonic Orchestra" eingespielt.