Homesick29.04.2015, Alice Wilczynski
Homesick

Vorschau: Die Schönheit des Zerfalls

Im 3D-Adventure Homesick des Entwickler-Duos Lucky Pause muss man sich mit Hilfe von subtil in die Spielwelt integrierten Rätseln von Raum zu Raum eines unbekannten Hauses bewegen. Ziel ist es, mehr über diesen mysteriösen Ort zu erfahren und seine Geheimnisse zu entschlüsseln. Wir haben mit der Alpha-Version erste Schritte unternommen.

Keiner zu Hause

Ein lichtdurchfluteter, heruntergekommener Raum - ich bin allein und habe keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin. Untermalt von atmosphärischer Klaviermusik geht es zum ersten Mal auf Entdeckungstour: Was verbirgt sich in den Schränken? Wieso funktioniert kein Lichtschalter? Bin ich allein in der Wohnung? Nähert man sich den Fenstern, und somit dem einzigen Blick nach Draußen, versperrt eine gleißende Lichtbarriere den Weg. Ein beklemmendes und zugleich trauriges Gefühl macht sich breit.

Der Blick nach draußen wird Spielern verwehrt.
Anfangs gibt es kaum Hinweise darauf, was eigentlich vor sich ging: Mysteriöse Zettel mit unlesbarer Schrift, eine zerrissene Kinderzeichnung, etwas Geschirr und alte Betten. Erst nach und nach findet man Gegenstände, die einem den Weg zu weiteren Informationen ermöglichen: Ein Schlüssel öffnet neue Räume, ein Eimer lässt sich mit Wasser aus der Badewanne füllen. Als ich endlich herausfinde, dass man verdorrte Blumen am Boden zum Leben erwecken muss, macht sich Vorfreude breit: Etwas hat sich verändert.

Mit der Axt der Dunkelheit entgegen

Plötzlich gähnt mein virtuelles Ich und ich lege mich schlafen. Bewaffnet mit einer Axt bin ich umgeben von schwarzem Schleim, den ich zwar abwehren, aber nicht vernichten kann. Ich versuche zu flüchten, doch alle Räume sind plötzlich in Dunkelheit gehüllt. Der Bildschirm wird schwarz und mein Charakter erwacht erneut im hellen Raum. Aber da war doch was – die Lichtschalter! Nur wenn man in der hellen Welt alle Lichtschalter betätigt, kann man in der Dunkelwelt voranschreiten und sich mit der Axt den Weg in den nächsten Raum bahnen.

Selbst die Axt schafft keine Abhilfe gegen den mysteriösen schwarzen Schleim.
Ein Spiel über ein karges Haus, in dem man Krempel finden kann – was ist daran schon besonders? Homesicks Stärke liegt, vergleichbar mit Spielen wie Gone Home oder Dear Esther, im explorativen Ansatz. Es gibt keine Quests, die mich auf die Suche nach bestimmten Dingen schicken, keinen Zeitdruck und auch keine Monster die mich holen. Vielmehr findet man wichtige Puzzleteile beim gemütlichen oder teils deprimierenden Stöbern quasi im Vorbeigehen. Jeder neue Mosaikstein, der Aufschluss über die Geschehnisse gibt, motiviert ungemein weiter und weiter vorzudringen, um das Rätsel zu lüften.

Ausblick

Die Entwickler von Lucky Pause zeigen mit ihrem immersiven Adventure, wie atmosphärisch es sein kann, den Spieler seine Entdeckungsreise selbst gestalten zulassen und nur mit sehr subtilen Levelgrenzen wie Licht und verschlossenen Türen in das Spielgeschehen einzugreifen. Auch grafisch kann das Spiel, das mit der Unreal Engine 3 läuft, überzeugen. Details wie Staub-Partikel, zerfurchte Tapeten und Pflanzen die aus den Fliesen hervor sprießen, spiegeln sehr eindrucksvoll das Gefühl von Zerfall und Einsamkeit. Homesick vermittelt seine mysteriöse Geschichte einzig über seine Objekte und zieht einen auch ohne ausschweifende Erzählung in seinen Bann.


 


Einschätzung: sehr gut

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