Vorschau: Digitale Handarbeit
Mehr als ein Spiel
TIS-100 ist nicht nur der Name des Spiels, es ist auch sein Star. Denn dahinter verbirgt sich ein antiker Computer, erbaut 1980, gefunden auf dem Schreibtisch des plötzlich verstorbenen Onkel Randy. Dieses Tessellated Intelligence System ist natürlich reine Fiktion – zur Wirklichkeit wird es, wenn man statt eines Tutorials oder Hilfetexten das 14-seitige Handbuch wälzt, die Struktur der darin beschriebenen Programmiersprache zu verstehen beginnt und dem TIS-100 erste Befehle gibt.
Die Benutzeroberfläche des Computers ist das gesamte Spiel. Man sieht Schwarz/Weiß, tippt an Assembler angelehnten Code und drückt auf "Run". Was für eine wundervolle Zeitreise!
LittleBigProgram
Und es ist nicht nur die Aufmachung; mir hat es vor allem das Spiel selbst angetan. Zum einen, weil ich das Programmieren vor 20 Jahren aufgegeben habe, aber noch immer liebe. Zum anderen, weil Barth auch mit TIS-100 die grauen Zellen auf so clevere Weise rauchen lässt. Wie ich aus den Inputwerten verschiedener Programme durch teils komplexe Rechen- und Verschiebeoperationen den richtigen Output generiere, ist schließlich von vorn bis hinten mein Bier.
Genau wie SpaceChem und Infinifactory ist Barths neuester Streich mehr Problemlösen statt "Raten & Probieren" - dass es erneut "Sandkästen" gibt, in denen man ohne Vorgabe programmieren darf, eine logische Konsequenz. In einem Sandkasten mit kleinem Bildschirm kann man so ganz eigene Spiele entstehen lassen.
Bring X von Y von A nach B!
So viel Spaß mir das Erstellen der ersten Routinen aber gemacht hat, so skeptisch bin ich diesmal. Zum einen "entschlüsselt" man das Mysterium um Onkel Randys Tod und seinen defekten Computer durch profane Klicks auf einen "Debug"-Knopf. Zum anderen spüre ich erste Abnutzungserscheinungen, wenn ich nach SpaceChem
Zumal sich die Anzahl der Befehle noch in Grenzen halten. Lieber wären mir neben einer neuartigen Aufgabenstellung vielleicht viermal so viele Befehle, so dass das Programmieren noch stärker an das gute Gefühl erinnert, ein vertracktes Problem durch clevere Logik elegant zu lösen.
Ausblick
Das vertraute Konzept wird mich nicht davon abhalten, mir dank TIS-100 den Kopf zu zermartern. Immerhin zeigt eine Art Rangliste, wie meine Programme im Vergleich zu denen anderer Steam-Tüftler abschneiden – da steckt meist noch was drin! Und so bekannt Aufgabenstellung und Lösungsmuster auch sind: Eine hervorragende Rätselkultur fördern sie noch immer. Das kreative Zusammenstellen der benötigten Rechenschritte, während man im ausgedruckten Handbuch die Funktion eines Registers nachschlägt, wird eine Bereicherung für altmodische Denker und Logikfüchse sein!
Einschätzung: gut
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