gc-Vorschau: South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe (Rollenspiel)

von Alice Wilczynski



South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe (Rollenspiel) von Ubisoft
Derber Humor und taktische Kämpfe
Publisher: Ubisoft
Release:
17.10.2017
17.10.2017
24.04.2018
17.10.2017
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos

Vor vier Jahren bewies Obsidian mit South Park: Der Stab der Wahrheit, dass es sehr wohl möglich ist, aus einer beliebten TV-Serie ein gutes Videospiel zu machen. Auch der Nachfolger South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe machte 2016 auf der E3 bereits einen sehr guten Eindruck. Dieses Jahr durften wir endlich selbst Hand anlegen und uns vor allem von den Qualitäten des Kampfsystems überzeugen.



Furztanz im Stripclub

Schon die ersten Sekunden der rektakulären Zerreißprobe fühlen sich an wie nach Hause kommen: Alles ist schräg, alles ist grenzwertig und gerade das macht so viel Spaß. Zusammen mit meinem Mitstreiter Captain Diabetes mache ich mich im Peppermint Hippo Stripclub auf den Weg, um einem Katzen-Entführer das Handwerk zu legen. Wen die Vorstellung von Kindern in so einem Etablissement bereits abstößt, sollte besser nicht weiterlesen. Denn
Auch in der rektakulären Zerreißprobe werden wieder Grenzen überschritten, wenn man als Kind einen Lapdance machen muss.
Auch in der rektakulären Zerreißprobe werden wieder Grenzen überschritten, wenn man als Kind einen Lapdance machen muss.
die Entwickler scheinen weiterhin alle Freiheiten zu genießen, um die Grenzen des guten Geschmacks auszuloten. So muss ich als erstes zwei Geschäftsmännern einen heißen Schoßtanz im VIP-Raum geben. Während ich die Kinder mit dem Drehen des Thumbsticks twerken lasse was das Zeug hält, kann ich dieses Minispiel erst erfolgreich beenden, wenn ich meine Kunden ausreichend dabei anfurze. Mir steht zwar die Kinnlade offen, aber gleichzeitig muss ich bei dieser Schonungslosigkeit genauso lachen wie bei der TV-Serie. Als ich den beiden Anzugträgern offenbare, dass mein Partner und ich eigentlich keine Stripperinnen sind, kommt es zum ersten Kampf. Und spätestens hier beweisen die Entwickler, dass sie mehr können als nur zu schockieren.

Runden-Strategie mit Superhelden

Anders als im Vorgänger bietet das Kampfsystem mehr Bewegungsfreiheit und Fähigkeiten. So ist es möglich, sich je nach persönlichem Radius über das schachbrettartige Spielfeld zu bewegen. Jede Superhelden-Persona hat unterschiedliche Stärken. Captain Diabetes kann z.B. mit seinem „Zuckerrausch“ über viele Felder rennen, Gegnern mit dem „Insulinschock“ erheblich schaden und sie auf ein hinteres Feld stoßen. Der Spielercharakter nutzt hingegen elementare Zustandsveränderungen wie den „Venus-Schmutzfänger“, oder das „Schneeball-Gestöber“, um Gegner einzufrieren, oder zu verlangsamen. Durch clevere Positionierung kann man mehrere Feinde gleichzeitig zu Fall bringen, oder die Umgebung nutzen, um sie ins Mobiliar zu stürzen.

Gerade der spätere Kampf gegen eine Armee von Stripperinnen, die vom übergewichtigen schwarzen Mann in Frauenkleidung
Das Kampfsystem bietet mehr Bewegungsfreiheit und coole Superhelden-Fähigkeiten.
Das Kampfsystem bietet mehr Bewegungsfreiheit und coole Superhelden-Fähigkeiten.
bis zur White-Trash-Oma reichen, verdeutlicht die taktischen Möglichkeiten. Gegnerische Angriffe können mit dem richtigen Timing per Knopfdruck abgeschwächt werden und man muss sich genau überlegen, ob man aggressiv zuschlägt oder sich erstmal die Gegner vom Hals hält. Beim Endgegner wurde das gemütlich Überlegen der Runden-Strategie plötzlich komplett umgekehrt: Wenn man sich nicht schnell genug entscheidet, wird man von der Stripclub-Anführerin irgendwann einfach plattgewalzt. Man darf gespannt sein, ob einen noch weitere Überraschungen beim Kampfsystem erwarten. Ein kleines Highlight sind die Spezialattacken jedes Helden, die sich im Kampf langsam aufladen. Captain Diabetes haut dann nicht nur unheimlich stark zu, in einer schön gestalteten Zwischensequenz darf man auch dabei zusehen, wie er sich mit endlos vielen Kalorienbomben vollstopft.

Viel Liebe zum Detail

Es gibt viele Details in der Spielwelt, die wunderbar ins South-Park-Universum passen. Neben dem derben Humor und den fantasievollen Attacken wurden selbst die Fähigkeiten der Charaktere passend benannt. So verleiht einem „ADHS“ zwar Stärke, führt gleichzeitig aber dazu, dass man Leute stalkt.

Während die Erkundung der Umgebung erneut mit spaßigen Rätselpassagen kombiniert wird, kann man diesmal Objekte mit einem Sensor anvisieren und danach z.B. mit einem lauten Furz zum Explodieren bringen. Diesmal lassen sich weitaus mehr Gegenstände in der Umgebung finden, die man verändern kann und die einem u.a. Vorteile im Kampf bringen. Diese sind nicht nur nützlich, sondern spielen auf bestimmte Folgen der TV-Serie an, was dementsprechend die Sammelmotivation erhöht.
 

AUSBLICK



Auch wenn ich den provozierenden Humor von South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe bisher sehr unterhaltsam finde, bleibt die Hoffnung, dass die Entwickler nicht nur sexuelle Anspielungen und Fäkalhumor inszenieren, sondern wie die aktuellen Staffeln der Serie auch das tatsächliche Weltgeschehen kommentieren. Spielerisch scheint der Nachfolger einen großen Schritt nach vorne zu machen: Man hat mehr Bewegungsfreiheit im Kampf und kann spürbar taktisch gegen Gegner vorgehen. Auch die Erkundung wirkt durch die zahlreichen neuen Gegenstände und Gadgets umfangreicher.

Einschätzung:
sehr gut

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Kommentare

4P|Alice schrieb am
Jondoan hat geschrieben: ?17.08.2017 20:23 South Park hat schon immer ein wenig Kenntnis über die amerikanische Popkultur vorausgesetzt, manche mehr, manche weniger. Dahingehend hat sich nichts geändert, auch in Staffel 20 nicht. Staffel 20 ist aber definitiv um einiges politischer geworden, jede Folge befasste sich im Grunde genommen mit Trump. Zum Glück wollen sie nach eigener Aussage wieder hin zur ursprünglichen Formel.
Fand das auch schon bei Staffel 19 (die mir um einiges besser gefallen hat als 20).
Sindri schrieb am
Buckeye hat geschrieben: ?17.08.2017 15:54 diesen extrem doofen Matthew McConaughey commercials für Lincoln so herrlich auf den Arm genommen haben. Es ist halt viel aus der Amerikanischen Popkultur dabei welche meist nicht in Europe bzw in Deutschland ankommt.
Alright, alright, alright :mrgreen:
Das ist bei vielen Folgen der Fall.
Jondoan schrieb am
South Park hat schon immer ein wenig Kenntnis über die amerikanische Popkultur vorausgesetzt, manche mehr, manche weniger. Dahingehend hat sich nichts geändert, auch in Staffel 20 nicht. Staffel 20 ist aber definitiv um einiges politischer geworden, jede Folge befasste sich im Grunde genommen mit Trump. Zum Glück wollen sie nach eigener Aussage wieder hin zur ursprünglichen Formel.
Das Spiel sieht an und für sich toll aus. Die bisher gesehenen Gags zünden bei mir auf jeden Fall schonmal. Was ich in Teil 1 richtig genial fand, war einfach, dass man sich virtuell in South Park bewegen konnte. Oh, das ist Cartmans Haus. Oh cool, ich kann sogar in sein Zimmer. Mal gucken, welche Songs sein Recorder abspielt. Und dann kommt "The Body of Christ" aus der Faith+1 Episode :ugly: Solche Momente waren einfach genial. Ob sich das nochmal wiederholen lässt? Schwer zu sagen. Neugierig genug wäre ich auf jeden Fall, es mal auszuprobieren.
Buckeye schrieb am
Jazzdude hat geschrieben: ?17.08.2017 13:58
(...) sondern wie die aktuellen Staffeln der Serie auch das tatsächliche Weltgeschehen kommentieren.
Für mich das größte Problem an den neuen Southpark-Folgen. In jede Staffel muss so viel "tatsächliches Weltgeschehen" gepresst werden wie nur irgendwie möglich. Das nervt. Die ganzen PC-Principle und Donald Trump Geschichten fand ich schrecklich unlustig und öde. Um sowas zu kommentieren gibt es doch genug andere Formate. Die alten Folgen waren mMn irgendwie einfallsreicher, da kam auf jeden oberflächlichen Kackawitz immer noch eine subtile Metaebene, neben den Eskapaden von den Jungs wurde also noch irgendwo Gesellschaftskritik eingefügt. Aber in leichten Brisen und dann kurzzeitig pointiert. In den neuen Folgen bekommt man den "Sinn" der Folge mit dem Holzhammer ins Gesicht gedroschen.
Die neuen Folgen sind mir insgesamt einfach zu "geleckt". Ganz nebenbei bleiben die alten Folgen deutlich zeitloser.
Mal sehen in welche Kerbe das Spiel schlägt. Wobei ich dann wieder hoffe, dass sie sich nicht zu sehr auf Pipi-Kacka verlassen.
Ich erhebe leichten Einspruch,
die neuen Folgen sind INSBESONDERE lustiger wenn man diese ganzen Ereignisse aus den News kennt. So war zB die Geschichte mit den Taxifahrern und deren Konkurrenz super witzig weil sie einfach diesen extrem doofen Matthew McConaughey commercials für Lincoln so herrlich auf den Arm genommen haben. Es ist halt viel aus der Amerikanischen Popkultur dabei welche meist nicht in Europe bzw in Deutschland ankommt.
Was manche bemängeln und ich nachvollziehen kann wiederum sind die kontinuierlichen Folgen, ich mochte zB den charm der random Episoden wesentlich mehr, aber wie bei allem, jeder hat seinen Geschmack
Jazzdude schrieb am
(...) sondern wie die aktuellen Staffeln der Serie auch das tatsächliche Weltgeschehen kommentieren.
Für mich das größte Problem an den neuen Southpark-Folgen. In jede Staffel muss so viel "tatsächliches Weltgeschehen" gepresst werden wie nur irgendwie möglich. Das nervt. Die ganzen PC-Principle und Donald Trump Geschichten fand ich schrecklich unlustig und öde. Um sowas zu kommentieren gibt es doch genug andere Formate. Die alten Folgen waren mMn irgendwie einfallsreicher, da kam auf jeden oberflächlichen Kackawitz immer noch eine subtile Metaebene, neben den Eskapaden von den Jungs wurde also noch irgendwo Gesellschaftskritik eingefügt. Aber in leichten Brisen und dann kurzzeitig pointiert. In den neuen Folgen bekommt man den "Sinn" der Folge mit dem Holzhammer ins Gesicht gedroschen.
Die neuen Folgen sind mir insgesamt einfach zu "geleckt". Ganz nebenbei bleiben die alten Folgen deutlich zeitloser.
Mal sehen in welche Kerbe das Spiel schlägt. Wobei ich dann wieder hoffe, dass sie sich nicht zu sehr auf Pipi-Kacka verlassen.
schrieb am