Vorschau: Oxygen Not Included (Taktik & Strategie)

von Marcel Kleffmann



Entwickler:
Publisher: -
Release:
30.07.2019
Erhältlich: Digital (Epic Games Store, Steam)
Spielinfo Bilder Videos
Aufwändige Simulation

Die Echtzeit-Simulation der physikalischen Eigenarten der Kolonie wird von Zyklus zu Zyklus umfangreicher, was man zwischendurch an den leichten Laderucklern beim "Tagesübergang" merkt. Zunächst kümmert man sich um Sauerstoff, Nahrung, Elektrizität und Forschung, aber mit der Zeit kommen unterschiedliche Druckverhältnisse von Gasen (Sauerstoff, verschmutzter Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Wasserstoff, Wasser, Chlor, Erdgas), Temperaturen, Automatisierungen, Dekorationswünsche der Dupes, Flüssigkeiten und Kemptnerarbeiten inkl. Rohrverlegung (Flüssigkeiten umlenken), Gasleitungen, Klimaanlagen, Stress bei den Duplikanten, Infektionen & Keimbesiedlung, Schutzanzüge für die Arbeit in gefährlichen Umgebungen, Plastikproduktion und mehr hinzu - wobei viele Spielelemente und Effekte zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Und wenn man die Energieerzeugung auf Ölbasis umstellen will, geht das Bau-, Rohr-, Gas- und Ressourcenchaos erst richtig los.

Das Rohrsystem zum Flüssigkeitstransport einer fortgeschrittenen Kolonie. Wasser (blau), verschmutztes Wasser (oliv), Öl (schwarz) und Petroleum (gelb) werden hier transportiert. Das Transportnetz für Gase sieht ähnlich komplex aus.
Das Rohrsystem zum Flüssigkeitstransport einer fortgeschrittenen Kolonie. Wasser (blau), verschmutztes Wasser (oliv), Öl (schwarz) und Petroleum (gelb) werden hier transportiert. Das Transportnetz für Gase sieht ähnlich komplex aus.
Tatsächlich wird für jedes einzelne Feld (Tile) der Kolonie berechnet und simuliert, wie sich die Luftverhältnisse, Temperatur, Druck, Keimzahl und Co. verändern, basierend auf den Aktionen, die man vorgibt und die Dupes ausführen. Trotzdem muss man sich erst daran gewöhnen, dass die Ausbreitung von Flüssigkeiten trotz gelungener und glaubwürdiger Physik-Simulation seltsam träge vonstattengeht und sich die Bildung von unterschiedlichen Gasschichten (Wasserstoff oben, Sauerstoff in der Mitte und Kohlenstoffdioxid ganz unten) hinzieht.

Den Überblick behalten

Damit man bei all dem Trubel den Überblick behält, gibt es äußerst praktische Overlay-Ansichten, mit denen man farblich hervorgehobene Informationen über das Sauerstoff-Niveau, das Stromnetz, die Temperaturverteilung, den Temperaturkomfort (Dupes gehen nicht dorthin, wo es zu kalt oder zu heiß ist, sofern sie nicht über die richtige Kleidung verfügen), Licht/Beleuchtung, Flüssigkeiten, Belüftung, Dekoration, Keime, Landwirtschaft, Raum und Schutzanzüge bekommt.

Dupes mit Eigenarten

Max hat sich verletzt und wird auf der Krankenstation behandelt.
Max hat sich verletzt und wird auf der Krankenstation behandelt. Die Kunstwerke (Bilder und Statue) heben den Dekorationswert des Raumes.
Zwischendurch kann man wahlweise seine Kolonie mit neu ausgedruckten Dupes vergrößern und darf dabei aus mehreren Kandidaten wählen. Alle Dupes haben Charakter-Attribute, die sie für bestimmte Tätigkeiten qualifizieren oder disqualifizieren und positive/negative Eigenschaften. Während der negative Status "Nudelarme" sie als Träger von Rohstoffen unbrauchbar macht, kann ein "Schnarcher" dafür sorgen, dass die wichtige Nachtruhe der anderen Dupes gestört wird, weil er oder sie zu viel Krach macht. Das kann den Stress der Leute in der Umgebung erhöhen und wenn man mit schicken Dekorationen und einer Massagebank nichts gegen den Stress unternimmt, laufen die Dupes irgendwann Amok und machen unschöne Dinge …

Vorbildlicher Early Access

Trotz des Early-Access-Status bei Steam läuft Oxygen Not Included sehr stabil und sauber, da könnte sich manche Vollversionen eine Scheibe abschneiden. Allerdings ist der Einstieg ein bisschen hart, da man nur mit wenigen Tutorialtexten ins kalte Wasser geworfen wird. Zudem ist das Spiel derzeit nur in englischer Sprache verfügbar. Zum Glück gibt es eine deutsche Community-Übersetzung als Modifikation im Steam-Workshop. Klei veröffentlicht regelmäßig Updates und seit dem eher überhasteten und nicht gut ausbalancierten Outbreak-Upgrade (August 2017) brachten die weiteren Updates (Oil, Automation und Tubular) kaum größere Probleme ins Spiel.
Hier wabern allerlei Flüssigkeiten und Gase. Chlor ist giftgrün, Erdgas orange und CO2 ist schwarz.
Hier wabern allerlei Flüssigkeiten und Gase. Chlor ist giftgrün, Erdgas orange, Wasserstoff rosa und Kohlenstoffdioxid schwarz. Da Kohlenstoffdioxid schwerer ist als andere Gase, sinkt es in Räumen nach unten.


Dennoch würde ich mir wünsche, dass die Entwickler nicht nur die Welt und die Technologien weiter ausbauen, sondern gleichermaßen ein Auge für die Dupes haben. Die Duplikanten könnten zum Beispiel stärker untereinander interagieren (soziale Aspekte; abgesehen vom Dupe-Tod) und ihre Probleme und Sorgen klarer mitteilen (Infofenster wie bei Planet Coaster). Manchmal spinnt auch ihre Wegfindung oder sie sperren sich selbst durch unkluge Baumaßnahmen ein. Man muss also ein Auge auf die Dupes. Etwas mehr Interaktion mit den außerirdischen Kreaturen wäre ebenfalls schön.

Ein richtiges Ziel gibt es in der aktuellen Sandkasten-Version nicht. In der Roadmap von Klei heißt es, dass sie über "Space Tech" als finale Technologiestufe nachdenken würden, schließlich müssen/sollen die Duplikanten irgendwie "nach Hause" kommen.
 

AUSBLICK



Oxygen Not Included gehört mit zu den besten Early-Access-Titeln, die ich bisher gespielt habe und das soll was heißen. Die Weltraumkolonie-Aufbausimulation startet vergleichsweise überschaubar und wird mit der Zeit sowie den erforschten Technologien immer komplexer. Erst wenn man sich vom Laufrad zur Stromerzeugung bis zum Generator, der mit Erdgas betrieben wird, hochgearbeitet hat, leuchtet so langsam ein, wie gut die Rohstoffe/Ressourcen sowie die Spielsysteme rund um Temperatur, Gastransfer, Elektrizität, Flüssigkeitstransport etc. aufeinander abgestimmt und durchdacht sind. Hinzukommen hervorragende Overlays zur Planung, praktische Übersichten und unfassbar niedliche Duplikanten. Die aktuelle Early-Access-Sandbox-Version (Tubular Update) läuft bereits sehr stabil und nur wenige Bugs trüben das Aufbauvergnügen. Manchmal verhalten sich Gase als auch Flüssigkeiten seltsam (langsame Ausdehnung) und die Wegfindung der Duplikanten krankt gelegentlich an unnötigem Umleitungswahn. Wenn die Entwickler noch die Interaktion mit und zwischen den Duplikanten ausbauen und mehr Überraschungen sowie Rohstoffe in den Tiefen des Asteroiden verstecken, steht mit Oxygen Not Included eine echte Perle für Aufbau-Strategen ins Haus.

Einschätzung: sehr gut

Kommentare

Weeg schrieb am
Klingt interessant.
Ich wollte ja Prison Architect mal noch von meiner Pile of Shame entfernen und mal durchzocken, Oxygen Not Included klingt aber auch ganz nett.
Grauer_Prophet schrieb am
Kann man sich schon geben ,aber nach ca 20 Stunden war die Luft etwas raus ....
ZackeZells schrieb am
sphinx2k hat geschrieben: ?22.01.2018 14:53 Auch wenn das Kalte Biom immer etwas wärmer wird hab ich keine Ahnung ob man es so weit heizen kann das es nicht mehr kühlt selbst wenn wird es noch sehr viele Zyklen dauern. Wasser wird Automatisch neu abgepumpt und gekühlt wenn mein Vorrat zu niedrig wird, ebenso der Sauerstoff der dann Wasser in Sauerstoff/Wasserstoff spaltet. Eine große Plantage mit Pflanzen sorgt für genug Futter.
Versuch mal weit oben in deiner Basis (Hitze steigt ja nach oben) einen ca 8x5 Großen Raum zu bauen, in den pack ne kleine Luftpumpe, einen Ventilationsausgang, 2 x Wezzeworts. Die Wände/Böden/Decken des Raumes baust aus Insulated Tiles und je Raumwand/Boden/Decke 1-2 Plastic Tiles.
Raum komplett zubauen. Mit der Luftpumpe ein Vakuum erschaffen.
Dann lass Hydrogen reinströmen. Die Weezes kühlen das Hydrogen sehr schnell runter und über die plastic Tiles tritt Wärme/Kälte nach aussen, so hast in 10-12 Zyklen die 'Umgebung runtergekühlt ohne groß etwas zu machen.
Wenn du Strombrücken in die Wände baust wird der Effekt verstärkt - Glaube Wolframitebridges haben den höchsten Wärmeleitwert...
Was die langzeit Motivation angeht - ich kann mich fast unendlich lange damit begnügen die Basis zu Optimieren... für mich ist ONI ne Art Meditation :mrgreen:
Heinz-Fiction schrieb am
kann sphinx da nur zustimmen. Ich hab zwar weniger Spielzeit auf der Uhr, aber das spielt ja für die Bewertung des Early- und Midgames keine Rolle. So richtig befriedigend ist die Kolonieverwaltung nicht. Ich kann ich mich kaum mit den Dupes identifizieren. Die Prioritätsverteilung ist irgendwie frickelig und bedarf ständiger Nachbesserung. Ich habe selten das Gefühl, dass ich einigermaßen Kontrolle über die Kolonie habe. Und es fühlt sich auch nicht so wirklich belohnend an, wenn man mal etwas aufwändigeres gebaut hat.
An sich ist so ein Managementspiel genau das richtige für mich. Rimworld etwa finde ich großartig. Aber Rimworld ist imo auch deutlich besser als Oni, was aber sicher auch am Entwicklungsstatus liegt
sphinx2k schrieb am
Jondoan hat geschrieben: ?22.01.2018 15:09 Bin echt unschlüssig :/
Dann einfach abwarten!
Na ja ein Fehler hier ist auch im Endeffekt das Ende. Ist das Wasser verseucht weil Keime rein gekommen sind ist man gerade am Anfang ziemlich im Eimer.
Bei Don't Starve kommt natürlich das nicht vorhandene Speichern dazu, hier kann man beliebig Speichern und Savegames anlegen. Alleine damit ändert sich das ganze herangehen an das Spiel. Für mich ist halt leider zu viel Warten auf XYZ drin im Spiel. Und mir ist die schnellste Stufe einfach noch nicht schnell genug wenn ich einfach mal 5 Zyklen in die Zukunft springen möchte weil ich weiß es passiert in den nächsten 5 nichts wo ich mich darum kümmern muss weil sie erst mal alles abarbeiten.
Bei Don't Starve hat man noch die verschiedenen Charaktere die das ganze auflockern, hier haben Dupes zwar auch Eigenschaften...aber das ändert nicht das komplette herangehen ans Spiel wie bei DS.
Auf der anderen Seite es gibt Spieler die auch darin schon 100 Stunden ihren Spaß haben eine Megabasis zu bauen die weit aus cooler aussieht als das was ich hinbekomme. Wenn man daran Spaß hat why not. Generell würde ich aber sagen schadet warten bei dem Spiel nicht...ich gehe stark davon aus es wird kontinuierlich erweitert. Mods sollten wohl auch irgendwann möglich sein (aktuell hab ich nur Sprach-Mods für z.B. Deutsch gesehen). Die Basis ist zumindest solide, nur müssen sie noch drauf aufbauen in meinen Augen.
Es ist IMO gerade ein lernen wie funktioniert das Spiel und wie geht man nicht daruf weil irgendwas fehlt. Wenn man das raus hat muss man sich entweder selbst ziele Setzen oder steht etwas blöd da. Eine Story -> Ziel wie bei DS gibt es auch nicht.
Btw. man kan ndas Spiel auch schwieriger oder leichter machen indem man das Immunsystem der Dupes beim Spielstart anpasst oder sie anfälliger/weniger anfällig für Stress macht.
schrieb am