Vorschau: Das Offline-Online-Action-Rollenspiel
Das Beste aller Welten
Alles in CrossCode wirkt irgendwie bekannt. Die Prämisse z.B., dass man als „Avatar“ in der Welt eines fiktiven Online-Spiels unterwegs ist und mit zahlreichen Figuren interagiert, die weitere menschliche Spieler darstellen sollen, hat bereits die .hack-Serie auf der PS2 von anderen Rollenspielen abgehoben. Die Charakterentwicklung des Action-Rollenspiels ist zwar nur auf eine Klasse beschränkt, erinnert mit ihrer facettenreichen Ausrichtung sowie Darstellung der Fähigkeiten aber dennoch an eine Light-Version des Sphärobretts aus Final Fantasy 10. Und mit dem generellen Aussehen sowie auf den ersten Blick auch der Kampfmechanik schmiegt man sich an die SNES-Variante eines Helden, der schon wiederholte Male ein Fantasy-Land namens Hyrule gerettet hat. Doch das vom Saarbrücker Team Radical Fish Games entwickelte Action-Rollenspiel, das sich erfreulich vom normalerweise mit dieser Schublade assoziierten Hack&Slay abhebt, ist mehr als nur die Summe seiner Einzelteile.
Das Massively-Multiplayer-Offline-Rollenspiel
Man begegnet haufenweise Figuren, die natürlich fast alle ebenfalls Spieler von CrossWorlds sind und die stellvertretend für die Archetypen stehen, die man in nahezu jedem echten MMO von World of WarCraft bis Neverwinter oder The Old Republic finden kann: Es gibt Gildenrekrutierer; man findet hilfsbereite (wenngleich sprachlich nicht immer sichere) Mitspieler, Wichtigtuer (die einen hier z.B. des Cheatens bezichtigen), Besserwisser und viele mehr. Mit den einfachen Mitteln, die CrossCode anbietet, holen die Entwickler viel aus dem Thema raus und haben für mich eine ähnlich glaubhafte Offline-Onlinewelt mit viel Atmosphäre geschaffen wie seinerzeit die .hack-Serie. Zumindest haben sie es geschafft, dass ich mich für CrossWorlds und die darin integrierten Spieler interessiere. Ich hoffe, dass diese vorgegaukelte Lebendigkeit bis zum Ende Bestand hat und nicht irgendwann mangels Überraschung verpufft.
Unreal? Unity? HTML5!
Dafür kann man auf ein umfangreiches Handwerks-System zurückgreifen, für das man allerdings in der freien Wildbahn Zutaten finden muss. Noch spannender ist allerdings das "Circuit"-System, bei dem man in einem weit verzweigten Fähigkeiten- und Eigenschaftsbaum versucht, einen Weg zu einer bestmöglichen Charakterentwicklung zu finden. Mit seinen Möglichkeiten, Abhängigkeiten sowie den bereits angesprochenen Elementen erinnert es an eine 16Bit-Version des Sphärobretts aus Final Fantasy 10, immerhin eines der ganz großen Highlights der PS2-Generation. Ob CrossCode einen ähnlichen Status erreichen kann, wage ich zu bezweifeln, doch als Action-Rollenspiel, das seine Inspiration aus zahlreichen Vorbildern zieht, diese aber mit spielerischer Leichtigkeit zu etwas Eigenständigem und Neuen vermengt, macht es mich neugierig.
Ausblick
CrossCode ist für mich bislang einer der unerwarteten Geheimtipps des Jahres. Angefangen von der sehr schick eingefangenen 16Bit-Ästhetik bis hin zur mysteriösen Geschichte scheint das deutsche Team von Radical Fish Games die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Die simulierte Online-Welt z.B. steckt voller Geheimnisse und Anspielungen auf Spielkultur im Allgemeinen und Multiplayerspiele im Besonderen. Die Mischung aus abwechslungsreichem Kampf und cleveren Umgebungsrätseln wirkt bereits in der Version 0.7 ausgewogen und motivierend. Zählt man nun noch die Zelda’eske Erforschung, das umfangreiche Inventar bzw. Gegenstandssystem sowie eine leicht an das Spährenbrett aus Final Fantasy 10 erinnernde Charakterentwicklung hinzu, bietet CrossCode eine schmackhafte Zutatenliste. Es wird sich zwar noch zeigen müssen, wie alle Elemente ineinandergreifen und ob die starke Faszination irgendwann schnöder Routine weicht. Doch Radical Fish scheinen auf einem richtig guten Weg zu sein.
Einschätzung: gut
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