Biomutant27.08.2017, Marcel Kleffmann

Vorschau: Rasante Kämpfe und viel Spielwitz

Eine postapokalyptische Kung-Fu-Fabel mit tierischen Charakteren in einer offenen Spielwelt? Was zunächst wie Horizon Zero Dawn mit Waschbär aussah, entpuppte sich auf der gamescom 2017 als eines der wenigen herausstechenden Highlights. Denn das Action-Rollenspiel von Experiment 101 und THQ Nordic sprühte nur so vor Spielwitz, rasanten Kämpfen, kreativen Mutationen und einer Prise Yin-Yang. Mehr dazu in der Vorschau.

Kung-Fu-Waschbär

Das Open-World-Rollenspiel Biomutant (ab 11,00€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) wird von Publisher THQ Nordic als postapokalyptische Kung-Fu-Fabel in einem einzigartigen Universum bezeichnet und irgendwie passt diese Beschreibung, die auch aus einem Generator für Marketing-Schlagworte stammen könnte, tatsächlich wie die Pfote aufs Auge. In Biomutant gibt es keine Menschen. Ausschließlich Tiere in anthropomorpher Gestalt bevölkern die farbenfrohe Welt, die von einer ölartigen, schleimigen Substanz und dem "Meat Eater" bedroht wird. Die drei Aufgaben des an Rocket Raccoon (Guardians of the Galaxy) erinnernden Hauptcharakters ist es, den Baum des Lebens zu retten, sich mit den sechs einheimischen Stämmen auseinanderzusetzen und mehr über eigene Vergangenheit zu erfahren.

Bei der Charakter-Erstellung werden aus der manuell festgelegten Statur des Progtagonisten die Attribute festgelegt. Erstellt man zum Beispiel einen großgewachsenen Waschbären, dann wird dieser über mehr Kraft und Lebenspunkte verfügen. Entscheidet man sich für einen kleineren Waschbären, steigt zum Beispiel die Geschicklichkeit.

Um den Baum des Lebens zu retten, muss man seine Wurzeln an fünf unterschiedlichen Bereichen in der Welt heilen und trifft dabei auf die besagten Stämme. In Gesprächen mit Stammesmitgliedern und bei Quests darf man Entscheidungen fällen, die Auswirkungen auf das Karma (Yin und Yang) des Hauptcharakters haben. Die Entwickler betonen, dass kein typisches Gut/Böse-System zugrundliegen würde, sondern es sich "schlecht" auf das Karma auswirken würde, wenn man eigensinnige Entscheidungen trifft. Je nach Karmastatus werden dem Waschbären dann verschiedene Gesprächsoptionen und Quests offeriert. Da Tiere nicht sprechen können, weil es halt Tiere sind, übernimmt ein dynamischer Off-Sprecher diese Rolle, der das Geschehen laut Chef-Entwickler wie bei FIFA kommentieren soll.

Martial Arts und Fernkampf

Gekämpft wird natürlich reichlich, und zwar erfreulich rasant aus der Verfolgerperspektive. Die in der gamescom-Demo gezeigten Kämpfe im anfänglichen Tutorial-Bunker vor der offenen Welt konnten ihre Arena-Grundlage nicht verbergen, überzeugten aber mit viel Dynamik, hohem Tempo, guter Übersicht, etwaigen Zeitlupeneinlagen beim Zielen und einem fließenden Übergang zwischen Nahkampf mit Martial-Arts-Fokus und Fernkampf mit Knarren und Co. - und zwischendurch werden noch für Comics typische Soundwörter eingeblendet. Zoink! Woooosh! Alleine das Zusehen machte Laune, gerade wenn der Hauptdarsteller nach einer Zeitlupen-Schießeinlage durch die Beine eines bärenartigen Wesens rutschte und ihm danach mit dem Schwert in den Rücken schlug. Insgesamt wirkten die Kämpfe wie eine Mischung aus dem Free-Flow-Kämpfen bei Arkham und DmC - Devil May Cry, wobei auch NieR: Automata passend wäre.

Dieser Mech gehört zu den steuerbaren Fahrzeugen.

Mutationen und laufende Hände

Auf der Reise durch die Welt gewinnt der Kampfwaschbär an Erfahrung, erlernt neue Fertigkeiten (u. a. auch von Kung-Fu-Trainern) und erhält zusätzliche Mutationen, die sich weiterentwickeln lassen. So können zum Beispiel der Mottenschwarm "ausgespuckt", die Gegner mit Psychokinese verwirrt, Blitze à la Star-Wars-Imperator aus den Pfoten geschossen oder Pilze in der Welt verteilt werden, die sich als Trampolin verwenden lassen. Letztere haben ebenfalls Auswirkungen auf die Feinde und schubsen sie durch die Gegend. Darüber hinaus können die Pilze dazu verwendet werden, Bereiche auf der Karte zu erreichen, die vorher unzugänglich waren. Hinzu gesellen sich Waffen-Upgrades sowie ein Beute- und Craftingsytem, das Tausende von Ausrüstungsvarianten ermöglicht.

Die Spielwelt soll 4x4 km groß sein und eine vergleichbar große Unterwelt bieten. Neben einer Schnellreise-Funktion, die auf die Art und Weise funktioniert wie Tiere normalerweise ihr Revier markieren, wird man spezielle Fahrzeuge wie einen Gleiter, Luftschiffe, Jetski, Mechs oder eine übergroße mechanische laufende Hand à la Addams Family, die übrigens mit der typischen Handgeste schießen kann, bauen können.

Ausblick

Biomutant gehörte zu meinen wenigen Highlights der diesjährigen gamescom. Warum? Was zunächst wie ein Horizon Zero Dawn mit Waschbär aussah, überzeugte in der Demopräsentation als rasantes Action-Rollenspiel mit verrückten Ideen, knallbunten Farben und einem Hauch Ying-Yang. Besonders eindrucksvoll waren die Kämpfe, die superflüssig und dynamisch über die Bühne gingen und tatsächlich an Arkham und NieR Automata erinnerten. Gerade der fließende Wechsel zwischen Martial-Arts-Nahkampf und Fernkampf mit Knarren verbunden mit kleinen Zeitlupen-Einlagen wirkte klasse, zumal die zahlreichen Mutationen und Upgrades noch mehr Würze ins Spiel bringen. Ich kann nur hoffen, dass die schwedischen Entwickler die offene Welt mit reichlich Inhalt füllen, erinnerungswürdige Charaktere erschaffen, die Kommentator als Untermalung funktioniert und ihre eigenwillige Mischung nicht im späteren Verlauf an Esprit verliert. Trotz gebührender Skepsis hat mich kein Spiel auf der Messe so angenehm überrascht und mitgerissen - und daher freue ich mich wirklich auf Biomutant.

Einschätzung: sehr gut

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Kommentare

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danibua

Hab mich mit biomutant nie so richtig beschäftigt, nach den letzten gameplays hatte ich mich aber kurz entschlossen es zum release zu kaufen.
Hab mich also ohne grosse erwartungen echt gefreut drauf.
Ich muss allerdings sagen das ich nach den ersten spielstunden jetzt so ernüchtert war das ichs umgehend auf willhaben eingestellt hab.

Mag sein dass die ersten spielstunden nicht das fortgeschrittene spiel wiedergeben aber die technische seite des titels war mir jetzt echt zu mies, dabei bin ich absolut kein grafikverfechter.
Mal abgesehen dass es auf der ps5 bei schnellen kameraturns teils erheblich ruckelt begibt sich die grafik, vor allem bei den charaktären (steinalt sieht ja megalächerlich aus) , teils kaum über ps3 niveau und da hat man bei den exclusives damals schon besseres gesehen.
Dazu kommt dass das spiel versucht mit gewalt lustig zu sein und dabei ständig ins lächerliche abdriftet (der kauderwelschsprech, die texte und die etwas abgewandelten namen und bezeichnungen - "mamu und papu" z. B).
Dazu kommt das ich sullys (von uncharted) stimme als sprecher zwar gut finde, recht viel mehr als textablesen ist die sprachausgabe aber nicht (kein vergleich mit dem charismatischen erzähler aus darkest dungeon oder so).

Das liesse sich für mich ja noch verkraften, der zweite grosse kritikpunkt ist aber die eh schon nicht sehr hübsche, unbelebte und überaus steril wirkende open world. Es lässt sich nichts zerstören, es gibt kaum gegner, npcs oder sonstwas, es fehlen auch schlicht erkundungsanreize weil die gebiete trotz open world recht begrenzt sind. Ruinen udgl. stellen nur zierde dar und lassen sich nicht erforschen. Dazu werden gewisse spielelemente immer und immer wieder recycled, alles sieht irgendwie gleich aus.

Das kampfsystem ist ok, sah in den videos auch echt gut aus hat man so aber auch schon dutzendfach gesehen und gezockt, das ganze drumherum lässt aber überhaupt keine stimmung aufkommen.
Echt schade, der entwickler hat da eigentlich echt ne gute möglichkeit ausgelassen, weil ich das szenario des titels an sich schon echt interessant finde.

Naja, war mir wieder mal eine lehre nicht die katze im sack zu kaufen, manchmal braucht man halt so kleine reminder.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren