Vorschau: Rasante Kämpfe und viel Spielwitz
Kung-Fu-Waschbär
Das Open-World-Rollenspiel Biomutant (ab 11,00€ bei kaufen) wird von Publisher THQ Nordic als postapokalyptische Kung-Fu-Fabel in einem einzigartigen Universum bezeichnet und irgendwie passt diese Beschreibung, die auch aus einem Generator für Marketing-Schlagworte stammen könnte, tatsächlich wie die Pfote aufs Auge. In Biomutant gibt es keine Menschen. Ausschließlich Tiere in anthropomorpher Gestalt bevölkern die farbenfrohe Welt, die von einer ölartigen, schleimigen Substanz und dem "Meat Eater" bedroht wird. Die drei Aufgaben des an Rocket Raccoon (Guardians of the Galaxy) erinnernden Hauptcharakters ist es, den Baum des Lebens zu retten, sich mit den sechs einheimischen Stämmen auseinanderzusetzen und mehr über eigene Vergangenheit zu erfahren.
Um den Baum des Lebens zu retten, muss man seine Wurzeln an fünf unterschiedlichen Bereichen in der Welt heilen und trifft dabei auf die besagten Stämme. In Gesprächen mit Stammesmitgliedern und bei Quests darf man Entscheidungen fällen, die Auswirkungen auf das Karma (Yin und Yang) des Hauptcharakters haben. Die Entwickler betonen, dass kein typisches Gut/Böse-System zugrundliegen würde, sondern es sich "schlecht" auf das Karma auswirken würde, wenn man eigensinnige Entscheidungen trifft. Je nach Karmastatus werden dem Waschbären dann verschiedene Gesprächsoptionen und Quests offeriert. Da Tiere nicht sprechen können, weil es halt Tiere sind, übernimmt ein dynamischer Off-Sprecher diese Rolle, der das Geschehen laut Chef-Entwickler wie bei FIFA kommentieren soll.
Martial Arts und Fernkampf
Gekämpft wird natürlich reichlich, und zwar erfreulich rasant aus der Verfolgerperspektive. Die in der gamescom-Demo gezeigten Kämpfe im anfänglichen Tutorial-Bunker vor der offenen Welt konnten ihre Arena-Grundlage nicht verbergen, überzeugten aber mit viel Dynamik, hohem Tempo, guter Übersicht, etwaigen Zeitlupeneinlagen beim Zielen und einem fließenden Übergang zwischen Nahkampf mit Martial-Arts-Fokus und Fernkampf mit Knarren und Co. - und zwischendurch werden noch für Comics typische Soundwörter eingeblendet. Zoink! Woooosh! Alleine das Zusehen machte Laune, gerade wenn der Hauptdarsteller nach einer Zeitlupen-Schießeinlage durch die Beine eines bärenartigen Wesens rutschte und ihm danach mit dem Schwert in den Rücken schlug. Insgesamt wirkten die Kämpfe wie eine Mischung aus dem Free-Flow-Kämpfen bei Arkham und DmC - Devil May Cry, wobei auch NieR: Automata passend wäre.
Mutationen und laufende Hände
Auf der Reise durch die Welt gewinnt der Kampfwaschbär an Erfahrung, erlernt neue Fertigkeiten (u. a. auch von Kung-Fu-Trainern) und erhält zusätzliche Mutationen, die sich weiterentwickeln lassen. So können zum Beispiel der Mottenschwarm "ausgespuckt", die Gegner mit Psychokinese verwirrt, Blitze à la Star-Wars-Imperator aus den Pfoten geschossen oder Pilze in der Welt verteilt werden, die sich als Trampolin verwenden lassen. Letztere haben ebenfalls Auswirkungen auf die Feinde und schubsen sie durch die Gegend. Darüber hinaus können die Pilze dazu verwendet werden, Bereiche auf der Karte zu erreichen, die vorher unzugänglich waren. Hinzu gesellen sich Waffen-Upgrades sowie ein Beute- und Craftingsytem, das Tausende von Ausrüstungsvarianten ermöglicht.
Die Spielwelt soll 4x4 km groß sein und eine vergleichbar große Unterwelt bieten. Neben einer Schnellreise-Funktion, die auf die Art und Weise funktioniert wie Tiere normalerweise ihr Revier markieren, wird man spezielle Fahrzeuge wie einen Gleiter, Luftschiffe, Jetski, Mechs oder eine übergroße mechanische laufende Hand à la Addams Family, die übrigens mit der typischen Handgeste schießen kann, bauen können.
Ausblick
Biomutant gehörte zu meinen wenigen Highlights der diesjährigen gamescom. Warum? Was zunächst wie ein Horizon Zero Dawn mit Waschbär aussah, überzeugte in der Demopräsentation als rasantes Action-Rollenspiel mit verrückten Ideen, knallbunten Farben und einem Hauch Ying-Yang. Besonders eindrucksvoll waren die Kämpfe, die superflüssig und dynamisch über die Bühne gingen und tatsächlich an Arkham und NieR Automata erinnerten. Gerade der fließende Wechsel zwischen Martial-Arts-Nahkampf und Fernkampf mit Knarren verbunden mit kleinen Zeitlupen-Einlagen wirkte klasse, zumal die zahlreichen Mutationen und Upgrades noch mehr Würze ins Spiel bringen. Ich kann nur hoffen, dass die schwedischen Entwickler die offene Welt mit reichlich Inhalt füllen, erinnerungswürdige Charaktere erschaffen, die Kommentator als Untermalung funktioniert und ihre eigenwillige Mischung nicht im späteren Verlauf an Esprit verliert. Trotz gebührender Skepsis hat mich kein Spiel auf der Messe so angenehm überrascht und mitgerissen - und daher freue ich mich wirklich auf Biomutant.
Einschätzung: sehr gut
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