The Surge 208.01.2019, Marcel Kleffmann
The Surge 2

Vorschau: Knallharte Kämpfe und mehr Vielfalt

Mit The Surge haben das deutsche Studio Deck13 und Focus Home Interactive ein Ausrufezeichen gesetzt. Das ebenso anspruchsvolle wie brachiale Sci-Fi-Kampfspiel, das sich trotz bestehender Ähnlichkeiten von der Soulsreihe emanzipieren konnte, wird in diesem Jahr auf PC, PS4 und Xbox One fortgesetzt. In Frankfurt konnten wir einen Blick auf den Nachfolger werfen, bei dem an den richtigen Schrauben gedreht wird ...

Aus der Fabrik in die Stadt

Auch wenn sich Deck 13, das Studio aus Frankfurt am Main, noch über die Geschichte ausschweigt, verlässt man in The Surge 2 (ab 5,70€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) den CREO-Fabrikkomplex des Vorgängers und erkundet die futuristische Stadt "Jericho", in der es neben Hochhäusern und Hinterhofgassen auch Parkanlagen gibt. Abgesehen davon, dass das Level-Design aufgrund der Stadtarchitektur deutlich vertikaler wird, steht  bei den Schauplätzen im Vergleich zu The Surge mehr Abwechslung im Vordergrund, da man in dem Vorgänger hauptsächlich in Fabrikkulissen umherlief, die sich optisch wenig unterschieden.

Jericho als neuer Schauplatz steht unter Quarantäne und wurde von einer Mauer umschlossen, da sich dort eine "technologische Seuche" breitmacht, die man stets am Horizont erblicken kann - und irgendetwas Unheilvolles entwickelt sich aus dieser Technologie ...

Anvisieren, abtrennen und ausrüsten: Am hervorragenden Kampfsystem mit seinen Trefferzonen hat sich zum Glück nichts geändert.

Eine offenere und vielfältigere Welt

Diesmal darf man einen eigenen Charakter erstellen und muss nicht mit einer vordefinierten Figur starten. Aussehen und einige grundlegende Fähigkeiten lassen sich festlegen. In den städtischen Umgebungen wird man auf andere Charaktere treffen, für die man Aufgaben lösen bzw. mit denen man zusammenarbeiten kann. Diese Nicht-Spieler-Charaktere gehören verschiedenen Fraktionen mit eigenen Sichtweisen an und bieten Zugang zu unterschiedlichen Ausrüstungsgegenständen, Technologien, Quests usw. Als Begleiter können diese Charaktere nicht eingesetzt werden. In den Dialogen mit den Figuren wird man Entscheidungen fällen können, die laut Deck 13 möglicherweise Auswirkungen auf die Story haben könnten. Generell haben sich die Entwickler vorgenommen, die Geschichte in The Surge 2 etwas zugänglicher zu präsentieren und besser klarmachen, was in der Spielwelt vor sich geht und warum man dort ist. In den Levels wird man zusätzliche Hinweise und Aufzeichnungen finden, die den Hintergrund vertiefen, sofern man sich darauf einlässt und daran Interesse hat.

Schwer und brutal

Am wirklich fordernden Schwierigkeitsgrad des Vorgängers wird hingegen nicht viel verändert. The Surge 2 wird bewusst schwer bleiben. Unterschiedliche Schwierigkeitsstufen wird es nicht geben. Dafür wird der lineare Spielablauf mit Zusatzgebieten und Nebenaufgaben etwas aufgebrochen. Schafft man es zum Beispiel nicht, einen bestimmten Gegner zu besiegen, kann man ihn oft links liegen lassen, einen Nebenbereich der Welt erkunden oder eine andere Quest angehen und so stärkere Ausrüstung bekommen. Man kann seinen Charakter also anderweitig verbessern, um den bisher unbesiegten Gegner erneut gegenübertreten zu können. Die offenere Struktur des Spiels wird also Möglichkeiten bieten, den Schwierigkeitsgrad leicht zu beeinflussen. Eine offene Spielwelt ist die Stadt Jericho nicht, aber eine offenere Welt im Vergleich zum Vorgänger. Zudem soll es sich lohnen, dass man sich abseits von dem Hauptweg umschaut, um weitere (nicht allzu auffällig glitzernde) Gegenstände zu finden, die Geschichte zu vertiefen und Gegner zu bekämpfen. Eine Mini-Karte ist nicht geplant, stattdessen soll das Level-Design besser zu durchschauen sein.

Beobachten. Ausweichen. Zuschlagen. Und ggf. neu laden.

Mehr Individualität und Anpassung

Generell soll The Surge 2 mehr Vielfalt, Individualität und Anpassungsmöglichkeiten bieten, was auch für die Kämpfe gilt, die wie beim Vorgänger vorrangig auf wuchtigen Nahkampf setzen. Kurze Erinnerung: In die knallharten Kämpfen, die an Dark Souls erinnern, können gezielt Körperteile von Gegnern (Trefferzonen) abgetrennt werden, um die dort platzierten Technik-Gegenstände erbeuten zu können. Insgesamt wird es zehn Waffentypen geben, mit denen jeweils ein eigener Kampfstil einhergeht; fünf waren es im Vorgänger. Hierzu gehört ein schwerer Zweihänder, der sich auf Knopfdruck in zwei Einhandwaffen zerlegen lässt und es damit direkt erlaubt, im Kampf die Taktik zu ändern. Abgesehen davon, dass sich gezielt technische Module auf menschlichen Gegnern ausschalten bzw. abtrennen lassen (zum Beispiel ein Tarnmodul auf der Brust), was das Kampfverhalten der Feinde logischerweise beeinflusst, wird es möglich sein, "direktional zu blocken". Im Vorgänger konnte man vertikale und horizontale Attacken/Hiebe setzen und dieses "direktionale System" ist auf das Blocken übertragen worden - als "harte Konterattacke", wie die Entwickler es selbst bezeichnen. Diejenigen, die das Spiel wirklich "meistern" wollen und die Attacken gezielt aus dem richtigen Winkel (Deckung-Taste + Stick) abblocken können, dürfen bei einem erfolgreichen Block einen starken Gegenangriff als Konter ausüben. Dazu muss man jedoch den Angriff des Gegners entsprechend "lesen" bzw. erwarten können.

Mehr Kontrolle

Eine bessere Kontrolle über die Attacken verspricht das "Animation Cancelling". Es wird möglich sein, die Kampfanimation einer Kombo gezielt zu unterbrechen und eine einmal begonnene Attacke quasi mittendrin abzubrechen. Somit kann man spontan in Bewegung bleiben, ausweichen oder auf anderem Wege angreifen, anstatt darauf zu warten, dass die Animation alle Frames durchlaufen hat und abgeschlossen wurde. Dadurch ist man im Kampf flexibler und kann besser auf die Situation reagieren. In der Regel kennt man das Konzept aus Prügelspielen oder Beat'em-Ups.

Die Drohne als Unterstützung

Die Drohne ("Drone Assist") als Fernkampfwaffe kann individualisiert werden und wird stärker in die Kämpfe einbezogen. Drohnen lassen sich somit nicht nur zum Anlocken von Feinden verwenden, sondern auch zum gezielten Schwächen der Gegner - zum Beispiel kann man die Gegend mit einem entsprechenden Modul (taktischer Biosensor) scannen und dadurch getarnte Gegner bloßstellen. Jede Fernkampfwaffe eines Gegners, die sich erfolgreich abtrennen ließ, kann an die Drohne angebracht und als eigene Waffe mit begrenztem Munitionsvorrat eingesetzt werden. Dennoch spielt der Fernkampf nur eine untergeordnete, aber etwas größere Rolle als im ersten Teil. Verbrauchbare Gegenstände, die den Charakter kurzfristig stärker machen, sind ebenfalls enthalten, falls man sich für einen Spielstil mit solchen Gegenständen begeistern kann. Abermals sollen so mehr Möglichkeiten geschaffen, die Spielweise auf seine Bedürfnisse zuzuschneiden.

Goddess Helena eröffnet den Kampf mit einem mächtigen Energiestrahl.

Gegner und Bosskämpfe

Außerdem trifft man auf unterschiedlichere Gegner, darunter natürlich Roboter, Menschen, Cyborgs und Feinde mit Resistenzen, die Waffen-Mods wie Feuer erforderlich machen. Mehr großangelegte Bosskämpfe, zusätzliche Mini-Bosse und optionale Bossbegegnungen sind geplant. Zumal sich die "normalen Gegner", die zum Glück nicht mit der Stärke des Spielers skalieren, im Kampf cleverer verhalten sollen: Bekämpft man zwei Gegner gleichzeitig, versucht ein Feind im Nahkampf zu attackieren und der andere unterstützt aus der Entfernung oder versucht einen in den Rücken zu fallen, stellenweise sogar mit einem kurzen Tarnausflug.

Beim Bosskampf gegen die "Statue" Goddess Helena, die sich im Park herumtreibt, soll man sich laut Deck 13 weniger das Muster des Kampfes einprägen müssen, sondern man soll so kämpfen, wie man möchte und dabei selbst Sachen herausfinden. So kann man beispielsweise ihren Kopf angreifen, um den Schutzschild zu entfernen. Doch Goddess Helena ist viel zu groß, um dort direkt einen Treffer landen zu können. Also muss entweder die Drohne herhalten oder man muss die Umgebung für seine Zwecke nutzen und springt von oben auf Helena herab.

Als einer der wenigen Titel von Publisher Focus Home Interactive wird The Surge 2 mit deutscher Sprachausgabe erscheinen - und mit einer hochkarätigen Sprecherriege auftrumpfen, wie uns Deck 13 verspricht.

Ausblick

Es sieht so aus, als würden die Entwickler die richtigen Weichen für The Surge 2 stellen. Am fordernden Schwierigkeitsgrad und dem starken Kampfsystem wird erstmal nicht gerüttelt - und das ist gut so. Vielmehr baut Deck13 auf den Stärken des Vorgängers auf und erweitert die Kämpfe mit einem komplexen Deckungssystem, dynamischeren Spielstilen durch unterschiedliche Waffen und mehr Anpassungsmöglichkeiten für eine individuellere Kampfweise. Auch mehr Bosskämpfe und Minibosse werden versprochen, die sich nicht nur nach starrem Muster besiegen lassen sollen. Zugleich wirkt die Spielwelt offener, interessanter, vielfältiger und klarer strukturiert, schließlich konnte das Fabrik- und Industriedesign des Vorgängers nicht so langfristig faszinieren. Über die Geschichte schweigen sich die Entwickler noch aus, wollen aber diesmal mit Fraktionen, Nicht-Spieler-Charakteren und Entscheidungsmomenten auf eine fokussiertere Story-Präsentation setzen. Auch wenn noch viele Fragen hinsichtlich Story, Regie und vor allem Charakterentwicklung offen bleiben, freue ich mich schon auf das knallharte Sci-Fi-Abenteuer aus Frankfurt!

Einschätzung: gut

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