Guild Wars27.04.2005, Mathias Oertel
Guild Wars

Vorschau:

Der Online-Rollenspiel-Kosmos wird derzeit von World of Warcraft dominiert. Doch mit Guild Wars (ab 69,95€ bei kaufen) erscheint ein interessanter Herausforderer, der Blizzards Überflieger durchaus das Leben schwer machen könnte. Wieso sich Allianz und Horde warm anziehen müssen, erfahrt ihr in der Preview.

Online ohne Gebühren

Das Team von ArenaNet hat sich für Guild Wars viel vorgenommen: knackige PvP-Kämpfe, eine umfangreiche Charakterentwicklung, Quests bis zum Abwinken, eine lebendige Fantasy-Welt – eben alles, was ein gutes Online-Rollenspiel auszeichnet. Und trotzdem verzichtet man auf etwas: monatliche Gebühren!

Wo EverQuest & Co auf ein Abo-System setzen, bei dem ihr zusätzlich zum Kaufpreis zehn, zwölf Euro pro Monat berappen müsst, ist Guild Wars nach der Erstanschaffung kostenlos. Dieses Prinzip ist gewagt und könnte bei einigen Spielern das Gefühl hervorrufen, dass Guild Wars eben nur ein "billiges" Spiel ist, das auf Dauer nichts bietet, was monatliche Gebühren rechtfertigen könnte. Aber diese Befürchtung scheint unbegründet.

Effektgeladene Kämpfe, 30 Klassen-Kombinationen und keinerlei monatliche Gebühren: Guild Wars macht sich auf, die Online-Welt im Sturm zu nehmen!
Das duale System

Okay: in punkto Rassen kann es Guild Wars nicht mit WoW oder EQ II aufnehmen, denn euch stehen nur Menschen zur Verfügung. Das wird jedoch durch das Klassensystem schnell wieder wett gemacht. Jede der sechs Klassen (Kämpfer, Waldläufer, Mesmer, Elementarmagier, Mönch, Nekromant) könnt ihr mit einer anderen kombinieren, so dass es im Endeffekt 30 verschiedene Möglichkeiten gibt. Ein Waldläufer-Mönch ist genau so denkbar wie ein Nekromant-Mesmer usw. Da jede Klasse im Laufe der Zeit rund 150 Skills erlernen kann und es zudem einen Unterschied macht, ob ihr z.B. ein Kämpfer-Waldläufer oder ein Waldläufer-Kämpfer seid, scheint Abwechslung auch auf lange Sicht garantiert.

Wer sich nicht durch die normale PvE (Player vs. Environment)- Geschichte ackern möchte, kann auch sofort mit einem vorgefertigten Charakter auf Stufe 20 in die Arena marschieren, um in PvP-Manier gegen andere Spieler zu kämpfen. Dieses Feature zeigt einem schnell, was die aufgemotzten Figuren auf dem Kasten haben und bietet umgehend Action. Doch mit einer selbst aufgebauten Figur, deren Stärken und Schwächen man genauestens kennt und zu der man eine persönliche Bindung aufgebaut hat, macht die ganze Sache natürlich gleich mehr Spaß.

Offline-Flair

Obwohl es sich bei Guild Wars um ein reinrassiges Online-Spektakel handelt, hat man immer wieder das Gefühl, dass es sich auch um ein Offline-Spiel handeln könnte: Es kommen auch die Spieler voll auf ihre Kosten, die vornehmlich solo spielen oder deren Freunde gerade nicht online sind. Denn zum einen werden die Quests in einer nur für euch und eure Gruppe offenen Instanz gestartet, so dass ihr euch voll und ganz auf den für andere unzugänglichen Level und die anstehende Aufgabe konzentrieren könnt – niemand kommt euch in die Quere. Und zum anderen habt ihr immer wieder die Möglichkeit, NPCs zu engagieren, die an eurer Seite kämpfen. Mit Gleichgesinnten macht die Sache natürlich mehr Spaß, doch ArenaNet hat dafür gesorgt, dass auch Einzelgänger gut unterhalten werden.

   

Allerdings muss sich das Quest-System noch beweisen: In der Anfangsphase war zwar bereits zu sehen, dass die Aufgaben mindestens auf par mit dem Genre-Standard liegen, doch ob dies auch langfristig der Fall sein wird und wie alles in die Geschichte eingebunden wird, muss der Test klären.

Die Wahl der Qual

Obwohl ihr mehr als 150 Fertigkeiten pro Klasse erlernen könnt, dürft ihr nur acht im Kampf einsetzen. Daher sollte die Auswahl wohlüberlegt sein. Um so mehr, wenn ihr in einer Gruppe unterwegs seid oder euch mit eurer Gilde im PvP-Kampf versucht.

Mal idyllisch wie hier, mal düster-bedrohlich: die grafische Kulisse der Gildenkriege kann überzeugen!
Denn nur, wer hier mit einer gut abgestimmten Gruppe antritt, wird sich in der weltweiten Rangliste nach oben arbeiten. Dafür winken aber auch gewaltige Belohnungen: So bekommt z.B. der Kontinent aus dem die erfolgreichste Gilde stammt (Europa, Korea, USA) für den Zeitraum der Führung Zutritt zu besonderen Gebieten, in denen seltene Gegenstände auf ihre Entdeckung warten.

Saubere Technik

In Zeiten von World of Warcraft und EverQuest II muss ein Online-Rollenspiel schon gewaltig ackern, um optisch mithalten zu können. Doch Guild Wars braucht sich hier nicht verstecken: Schöne Animationen der Figuren, feine Spezialeffekte und eine rundum stimmige und lebendige Umgebung, die sich stilistisch irgendwo zwischen den beiden Flaggschiffen einsortiert und in der sich z.B. Gräser im Wind wiegen und Schmetterlinge durch die Gegend flattern, erfreuen das Auge.

Durch die besondere Streaming-Technik haben die Entwickler zusätzlich noch die Möglichkeit, quasi "On-the-Fly" alles zu verändern und so ggf. auf Geschehnisse in der Welt Einfluss zu nehmen. Inwieweit ArenaNet davon in der Zukunft Gebrauch machen wird, ist unklar, doch ihr solltet nicht überrascht sein, wenn ein Gebiet, das gestern noch einen idyllischen Eindruck gemacht hat, am nächsten Tag mit deutlichen Veränderungen vor euch auftaucht. Gleiches kann natürlich auch für die PvP-Areale gelten, so dass ihr auch hier nie sicher sein könnt, was euch erwartet.

Ein leidiges Thema ist natürlich auch das übliche Patchen des Spieles. Da hier die gleiche Streaming-Technik greift, wird es aller Voraussicht nach keine Patch-Tage geben. Denn alles, was die Entwickler einbauen, wird binnen kürzester Zeit nebenbei von euch herunter geladen.   

Ausblick

Wird Guild Wars den Schwergewichten von Blizzard und Sony Online das Leben schwer machen können? Nach den ersten Stunden, die wir in der zauberhaften Welt verbringen konnten, lautet die Antwort schlichtweg "Ja"! Was dem Spiel der Ex-Blizzard-Leute von ArenaNet vielleicht an Bekanntheit und Fan-Basis fehlt, macht es durch einen durchdachten Charakteraufbau mit dem Dual-Klassen-System und nicht zuletzt auch durch das kostenlose Online-Spiel wett. Einzig das Questsystem muss sich auf lange Sicht beweisen. Grafisch irgendwo zwischen EQ II und WoW angesiedelt sowie angereichert mit spannenden PvP-Kämpfen, sind die Gildenkriege eine interessante Abenteuer-Alternative für alle, die sich nicht mit monatlichen Abo-Gebühren belasten möchten.

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