Der geheimnisvolle Dritte

Was kann man heute tun, um den gemeinen Rallye-Spieler dazu zu bringen, hinter seinem Ford Focus hervorzuschauen? Man kann entweder auf knüppelharten Realismus á la Richard Burns Rally setzen, oder man versucht, das Freirasergefühl einer klassisches Rallye mit dem anspruchsvollen Fahren und Geld-Jonglieren eines Gran Turismo 3 zu verbinden: Tadaaa, Xpand Rally tritt ins Scheinwerferlicht! Das Game der Chrome-Entwickler Techland betritt nicht nur, aber speziell im Singleplayermodus spielerisches Neuland: Euer Geldsäckel ist leicht gefüllt, gerade genug für einen wackeligen Erstwagen, mit dem ihr die einleitenden der mehr als 60 Rennen erledigt. Jede gewonnene Runde bringt euch mehr Geld, das ihr verprassen dürft: neue Autos, neue Upgrades, sinnvolles Tuning. Aber natürlich fressen auch Reparaturen ordentlich Geld, doch dazu gleich mehr. Zwischendurch gibt es auch wie in DTM Race Driver Herausforderungen von besonders guten Fahrern, die als Wetteinsatz ihr Auto anbieten – gewinnt ihr diese Wettkämpfe, gehören die Karren euch.

Euch erwarten gut drei Dutzend verschiedener Fahrzeuge, die zwar optisch und fahrerisch deutlich von »echten« Modellen inspiriert sind, aber aus Kosten- und Zeitgründen nicht deren Namen tragen – aus einem Peugeot 206 wird daher eben ein »Lion«, aus einem Fiat Punto ein »Italic PNT«, der Mini Cooper dreht als »Tiny Hooper« seine Runden. Im Endeffekt spielt das aber keine Rolle, denn spielerisch macht es nicht den geringsten Unterschied.__NEWCOL__

Anschnallpflicht

Wie schon erwähnt, müsst ihr für alle verursachten Schäden selber aufkommen. Rambo-Fahrer stehen also schnell mit leeren Taschen da, außerdem riskieren sie einen frühen Rennabbruch. Denn Xpand Rally bietet nicht nur ein ausgefeiltes Schadensmodell für das Auto, sondern auch eines für den Fahrer: Jeder Zusammenstoß mit einem Schild, jeder Schlenker an einen Baum wirkt sich auch auf euer Alter Ego hinter dem virtuellen Lenkrad aus. Kopf, Brust, Arme und Beine werden separat simuliert, und reagieren natürlich auch einzeln: Mit schmerzenden Armen lenkt es sich schlechter, eine Gehirnerschütterung verzerrt das Bild und verpasst euch für eine Weile einen Tunnelblick – wer mit voller Geschwindigkeit gegen einen soliden Stein kracht oder sich ein paar mal zu oft überschlägt, bekommt einen roten Bildschirm als Quittung – Fahrer tot, Rennen vorbei!

Soweit sollte man es natürlich nicht kommen lassen, doch der eine oder andere Kratzer im Lack wird sich kaum vermeiden lassen. Nach jedem Rennen kann und sollte eure Karre repariert bzw. mit neuen Einzelteilen verbessert werden. Das fängt mit je nach Rennen mehr oder weniger geeigneten Reifen an, geht über die üblichen Tuning-Teile wie Spoiler, Elektronik oder Getriebe und hört erst mit nützlichen Spielsachen wie einem GPS-Navigationssystem auf, das während der Fahrt eine grobe Karte der Umgebung zeigt. Wenn ihr euch ob des Nutzens des eben gekauften Teils nicht sicher seid, könnt ihr jede Investition sofort im Test-Modus auf der Strecke ausprobieren. Und natürlich verfügt ihr auch über eine Garage, die sich im Laufe des Spiels mit immer besseren Wagen und Ersatzteilen füllt.

Glänzende Augen

Bei eurer Hetzjagd nach dem Rallye-Pokal durchquert ihr fünf Länder, die sich optisch erheblich unterscheiden: In Finnland kämpft ihr euch durch dicke Schneewüsten, in Polen gebt ihr hauptsächlich auf asphaltierten Straßen Vollgas. Arizona beeindruckt mit weiten Canyons und in Kenia laufen euch schon mal Giraffen übern Weg. Dabei erwarten euch die technisch bislang beeindruckendsten Bilder, die es bislang im Rallye-Genre zu sehen gab: Dank der aufgemotzten Chrome -Engine gibt es weitläufige Landschaften mit irre vielen Details, die aufgrund der realistischen Physik-Engine auch stets miteinander agieren – so biegen sich Grashalme durch den Luftzug, umgefahrene Schilder poltern eine Weile herum. Die dahin ziehende Wolkendecke wirft ihren Schatten auf alle Objekte am Boden, der Tag verläuft in beschleunigter Echtzeit; wer sich im freien Spielmodus etwas Zeit lässt, bemerkt tatsächlich länger werdende Schatten und eine dunkler werdende Umgebung, außerdem kann das Wetter mitten im Rennen wechseln.

Nach jedem Rennen habt ihr die Möglichkeit, euch ein Replay eures Schaffens zu Gemüte zu führen. Die dürft ihr nicht nur speichern und aus mannigfaltigen Perspektiven begutachten, sondern auch mit allerlei Grafikfiltern verfeinern: Blur, Motion Blur, ein Alte-Fernsehübertragung-Effekt oder eine Kantenverstärkung, die der Action einen Comic-Touch verleiht sehen unheimlich cool aus. Auf DX9-Karten wird die Optik nochmals ein ganzes Stück aufgewertet, aber auch Besitzer älterer 3D-Turbos bekommen fantastische Bilder zu sehen.

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Rasende Ärzte?

Den größten Teil eurer Xpand Rally-Karriere werdet ihr mit klassischen Checkpunkt-Rennen verbringen. Im späteren Spielverlauf gesellen sich allerdings noch freie Spielmodi dazu: In denen dürft ihr nach Lust und Laune auf den riesigen Strecken umhersausen, immer einem grünen Licht entgegen – eine Art Schnitzeljagd.

Wem das nicht abendfüllend genug ist, der greift zum Mehrspielermodus für bis zu vier Piloten: Via Internet oder LAN kämpft ihr hier in echten Rennen um Bestzeiten oder versucht euch gegenseitig in einer Art CTF die Flaggen vom Dach zu klauen – weitere Spielmodi werden noch angekündigt. Wenn danach der Bastler in euch erwacht ist, könnt ihr zu den beiliegenden Entwicklertools greifen, und eigene Levels, Texturen, Fahrparameter oder komplett neue Mods schaffen.

Akustisch tröpfelt das Spiel momentan noch etwas belanglos vor sich her, was sich aber in Kürze ändern dürfte, schließlich soll der Titelsong aus der Feder von keinem Geringeren als Die Ärzte -Mitglied Rod Gonzalez stammen. Auch der momentan noch sehr schlafmützige Co-Pilot soll laut Aussage von Publisher Deep Silver durch eine Rallye-Fans sehr bekannte Stimme ersetzt werden.