Kinder des Nils02.10.2004, Bodo Naser
Kinder des Nils

Vorschau:

Die zweidimensionalen Zeiten der Caesar-Reihe sind ein für alle Mal vorbei - es lebe die schöne bunte 3D-Welt von Immortal Cities! In Kinder des Nils könnt ihr an die Gestade des ägyptischen Stroms zurückkehren, der schon für das hektische Großstadttreiben von Pharao die prächtige Kulisse bildete. Tilted Mills neues Aufbauspiel macht bereits einen sehr durchdachten Eindruck.

Ein Déjà-vu?

Wer Kinder des Nils zum ersten Mal spielt, kann durchaus den Eindruck gewinnen, es hätte sich seit der Zeus-Reihe gar nichts verändert. Das stimmt aber nur zum Teil: Natürlich geht es in der Kampagne und den Szenarien erneut darum, eine möglichst gut funktionierende Stadt aus dem Wüstensand zu stampfen. Wie ihr es von Pharao her kennt, könnt ihr dafür auf verschiedenste

Monumentale Aussichten schon beim Laden...
Gebäude wie Handwerkerläden, Wohnhäuser oder öffentliche Einrichtungen zurückgreifen. Herzstück jeder Stadt ist der weiß getünchte Palast des Pharao, der das Ansehen des ägyptischen Herrschers symbolisiert.

Wandel allerorten

Doch es hat sich auch manches verändert, denn ihr braucht nun nicht mehr stundenlang zu spielen, bis sich der erste Prachtbau einstellt. Von der ersten Minute an werdet ihr Häuser für die Oberschicht errichten können, die dann größer werden. Es existiert nicht mehr nur ein Wohnhaus, das sich quasi von der Hütte zum Palast entwickelt.

Jeder Berufsstand besitzt nunmehr sein eigenes Haus, in dem er auch schläft. Die Versorgung der Bevölkerung wurde vereinfacht, da es nur noch normale und luxuriöse Geschäfte gibt. Einfach per

Das Land am Nil in edler Kartenperspektive.
Mausklick könnt ihr bestimmen, welche Ware produziert werden soll. Gibt es einen Engpass bei den Fußmatten, so könnt ihr die Produktion jetzt schneller umstellen.

Land im Taschenformat

Die ägyptische Gesellschaft war im Altertum wie eine Pyramide aufgebaut, unten die Masse der Bauern, in der Mitte kleinere Handwerker und oben der Adel, der wichtige Posten wie Priester, Schreiber oder Kommandant besetzte. Über allem thronte der gottgleiche Pharao. In eurer Stadt spiegelt sich das wider - entscheidend ist daher die richtige Zusammenstellung eurer Minigesellschaft. Jeder Adelssitz überwacht beispielsweise die Arbeit einer bestimmten Anzahl von Bauern. Daher stellt ihr bei den vornehmen Villen ein, was auf den Feldern produziert wird. Auch der Abbau und Abtransport von Erz und Steinen funktioniert nur, wenn genügend Aufseher darüber wachen.

      

Zur Ehre des Pharaos

Ihr könnt aber immer nur so viele Adelige beschäftigen, wie euer eigenes Prestige hergibt. Dieses wird wiederum durch den Bau von Monumenten und von eurem Ruf im Ausland bestimmt. Die nicht mehr elend lange dauernde Errichtung von Grabmäler, Statuen und Pyramiden in drei Größen sorgt für mehr Ansehen. Von enormer Wichtigkeit ist aber nicht nur das, was sich auf eurem eigenen Areal

Auch am Abend seid ihr als Architekt gefragt.
abspielt. Denn ihr könnt Expeditionen in andere Städte unternehmen, um so lukrative Handelsrouten zu eröffnen. Erreicht ihr auf diese Weise neue Gebiete, könnt ihr zur Ehre eurer Entdeckung einen Obelisken errichten. Bisweilen gilt es auch, Streitwagen gegen eure Feinde wie die Nubier zu entsenden.

Kinderkrankheiten

Eigentlich spielt sich Kinder des Nils in der getesteten Preview-Version schon recht flott, allerdings laufen einige Dinge noch nicht so ganz rund. Obwohl es in der Stadt längst nicht mehr so wuselig zugeht wie bei Pharao, fehlt bisweilen einfach die Übersicht. Manche der eintreffenden Meldungen sind z.B. viel zu klein, als dass ihr sie bewusst wahrnehmen könnt. Auch die Rohstoffe auf der Karte sind trotz stufenlosen Zooms bis ganz nah ran schlecht zu erkennen. Obwohl der Transport vereinfacht wurde und die Straßen nicht mehr so verstopft sind, funktioniert der Handel mit anderen Städten nicht immer so reibungslos, wie man sich das wünschen würde. Eure Transporteure bleiben hängen, wenn ihr ihnen zu wenig Platz gelassen habt. Warenumschlagplätze sollten daher auf freiem Feld entstehen.

Wenig überzeugende Animationen

Grafisch hinterlässt Kinder des Nils ein soliden Ersteindruck, auch wenn die 3D-Darstellung nicht überragend ist. Gebäude, Einrichtung und Kleidung wirken sehr authentisch. Die Nilflut sowie Tag- und Nachtwechsel sorgen für Abwechslung. Bisweilen scheinen die Personen nicht ganz in die Umgebung eingepasst zu sein. Leider können auch die Animation noch nicht vollends überzeugen - etwa wenn ihr eine Pyramide errichten lasst. Wer sich nun vorstellt, dass hier stundenlang stöhnende Arbeiter Steinblöcke ziehen würden, ist auf dem Holzweg: schwuppdiwupp ist das Grabmal fertig! Die Bauten ziehen sich wie von Geisterhand selbst empor und ein Obelisk schiebt sich gar wie ein Pilz aus dem Sand.

   

Ausblick

Die Macher von Kinder des Nils versuchen Altes und Neues sinnvoll zu verbinden, was Anerkennung verdient. Grundsätzlich wird das Spielprinzip des Städtemanagements beibehalten, allerdings deutlich entschlackt. Neu ist die starke Betonung der Gesellschaft, die die Verhältnisse im alten Ägypten widerspiegeln wird. Die Mischung aus Ausbau von Vorhandenem und Expansion in neue Gebiete, um Rohstoffe für neue Prachtbauten zu erhalten, scheint ausgewogen. Leider läuft noch lange nicht alles reibungslos, wie der zäh ablaufende Handel zeigt. Die kleineren Schwächen sollte das Team bis zum Release noch in den Griff bekommen. Grafisch sind keine Höhenflüge zu erwarten, wie ein Zoom in die Vorgärten eurer Bewohner zeigt. Trotz allem wird Kinder des Nils sicher ein würdiger Nachfolger von Caesar & Co.

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