El Matador19.02.2006, Paul Kautz
El Matador

Vorschau:

Man nehme: Eine Ladung Zeitlupe mit maximaler Pein, ein total überdosiertes Action-Umfeld sowie ein nach einem fernen Schrei klingendes Szenario, würze es mit ausgebuffter KI, massig Waffen und guter Physik-Engine, setze dicke Bossgegner rein und toppe das Ganze mit einem sahnigen Schlag Story. Ein Hochgenuss? Möglich!

Total Payne Cry

Okay, es ist nicht das beste Zeichen, wenn man in einer Präsentation von den Entwicklern ungefähr 700 Mal den Ausdruck »Das ist noch nicht drin, aaaber…« zu hören bekommt. Doch wieviel Eindruck muss ein Spiel nichtsdestotrotz hinterlassen haben, damit es in der 4Players-Ersteinschätzung dennoch ein »gut« kassiert? Antwort: Mächtig viel davon! Obwohl oder vielleicht gerade weil die 

Lauschige Optik: Die 3D-Engine von Plastic Reality zaubert bemerkenswerte Bilder auf den Screen.
Zutaten eher simpel sind: Die Story dreht sich um den Kampf eines eher zwielichtigen Drogen-Beamten gegen südamerikanische Kokainkartelle. Dieser Kampf wird weniger in hitzigen Debatten, sondern mit jeder Menge heißem Blei ausgetragen. Euch erwarten zwei Dutzend Knarren von der Doppel-Uzi über den Raketenwerfer bis zur die Umgebung in wenigen Sekunden zerlegenden Minigun. Obwohl El Matador (ab 19,95€ bei kaufen) ursprünglich als Stealth-Abenteuer angekündigt war, hat Entwickler Plastic Reality Technologies (bislang hauptsächlich durch das brauchbare Korea - Forgotten Conflict  bekannt) von diesem Plan mittlerweile reichlich Abstand gewonnen – zwar gibt es immer noch einige Levels, in denen es von Vorteil ist, etwas lautloser als üblich vorzugehen, aber hier wird niemand unfreiwillig zum Sam Fisher gemacht.

Hauptaugenmerk der Entwickler liegt auf der eigens programmierten 3D-Engine. Die liefert bereits jetzt, ein halbes Jahr vor der geplanten Veröffentlichung von El Matador, beeindruckende Bilder: Die in sich geschlossenen Levels erinnern vom Stil an eine Mischung aus Far Cry (lauschige Strände, Palmen, Karibik-Flair) und Total Overdose (heiße südamerikanische Sonne, Steppen, Bretterbauten und dicke Villen der Drogenbosse). Dazu gibt es eine Extraportion Bullet Time, die nicht von ungefähr an Herrn Payne erinnert: Ihr dürft jederzeit in eine den Bildschirm verzerrende Zeitlupe schalten sowie euch im langsamen Sprung in alle Richtungen drehen und

Ab in den Dschungel: El Matador bietet abwechslungsreiche Szenarien.
überall hinballern – sehr einfach zu bedienen.  Eine Oberflächensimulation für Texturen sorgt dafür, dass Kugeln z.B. an Metallwänden abprallen (was sich für Eckschüsse nutzen lässt) und in Bäume einschlagen, außerdem könnt ihr einen großen Teil der Umgebung effektvoll zerlegen. Ein Testlevel beinhaltete eine Matrix-ähnliche Lobby mit vielen Säulen, in der wir mit der Minigun drauflosholzen durften – wenige Sekunden später waren nur noch die Stahlskelette und sehr viel Schutt übrig. Zusätzlich gibt es noch komplett dynamische Schatten sowie einen intelligenten Interpolationsalgorithmus, der dafür sorgt, dass alle vorgefertigten Animationen weich in Echtzeit ineinander überblenden – keine abgehackten Verrenkungen mehr bei schnellen Bewegungen.

Kisten-Jonglieren?

Auf zwei Dinge sind die Entwickler besonders stolz: Da wäre zum einen die adaptive KI. Die funktioniert wie auch bei Far Cry bis auf wenige Ausnahmen komplett ohne Skripte. Stattdessen sind sowohl Freund als auch Feind in einer hierarchisch aufgebauten Pyramide angeordnet. Der Sinn der Sache ist ganz einfach: einfache Soldaten haben die ranghöheren zu verteidigen, Punkt. Das bedeutet, dass eure Kameraden, die niedriger gestellt sind als ihr, alles tun, um möglichst viel Schaden von euch abzuhalten: Sie geben selbstständig Deckung und Feuerschutz und sondieren die Lage zusammen mit euch. Ein ausschließlich zum KI-Check gebauter Testlevel enthielt neben einem Haufen Soldaten auch viele Kisten, die von den Kämpfern clever zum Schutz

Ihr könnt einen Großteil der Umgebung mit euren Waffen zerhackstücken.
genutzt wurden, während sie unserer Bewegungsrichtung folgten – wenn wir also drei Meter nach links wanderten, überprüften sie mit einem Schulterblick schnell die Lage und wechselten die Position so, dass sie selbst sicher waren und sie uns verteidigen konnten. Darüber hinaus versuchen die Entwickler ihnen Gehör beizubringen: So achten eure eigenen Soldaten z.B. darauf, wann die Gegner nachladen müssen – und schlagen dann zu!

Entwicklerstolz zwei ist die Physik: die eigens entwickelte Engine verleiht jedem Objekt in der Umgebung spezifische Masse und Eigenschaften. Was das fürs Spiel bedeutet? Ihr dürft alles realistisch kaputt machen! Darüber hinaus hat das Ganze tatsächlich praktische Nebeneffekte - ihr könnt z.B. als Überraschungsangriff mit Halali durch eine Fensterscheibe schmettern. Aller paar Levels wartet übrigens ein dicker Bossgegner auf euch, der mehr als nur 20 Kugeln verträgt. Diese teilweise in Arenen stattfindenden Kämpfe dürft ihr euch leider nur allein geben; ein Mehrspielermodus ist nicht geplant.     

Ausblick

Hossa, das kam jetzt überraschend: Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit einem Game, das Total Overdose und Max Payne miteinander vereint! El Matador spielt sich angenehm, macht ordentlich Krawatz, sieht gut aus und bietet viel Potenzial. Wenn die Entwickler hier noch eine gute Storyline servieren, brauchen sie meinetwegen gar nicht so viele ihrer »Das wird noch erledigt!«-Absichten umzusetzen. Im gegenwärtigen Status sieht El Matador nach einem schön geradlinigen, optisch ansprechenden und unterhaltsamen Shooter aus. Und was will der Actionfan mehr?

Ersteindruck: gut

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