Strength & Honour08.06.2004, Bodo Naser
Strength & Honour

Vorschau:

Was haben die Ägypterin Kleopatra, der Römer Augustus und die chinesischen Han-Kaiser gemeinsam? Abgesehen davon, dass sie zur selben Zeit regierten, kommen sie auch in Strength and Honour vor. Das weltumspannende Szenario ist nämlich einer der Pluspunkte, welche das aus Versatzstücken von Spartan, der Total War-Reihe und Civ zusammengeklaubte Strategiespiel von Magitech bieten wird.

Globale Strategie

Obwohl das antike Rom und das alte China militärisch nie aneinander geraten sind, bestanden doch enge Handelsbeziehungen zwischen den beiden Großreichen, die weitgehend über die berühmte Seidenstraße abliefen.

Die in verschiedenen Gegenden stattfindenden Massenschlachten machen nur aus großer Höhe was her.

Bei Strength and Honour ist das etwas anders, denn hier konkurrieren acht spielbare Völker um die Herrschaft über die damals bekannte Welt: Gallien, Rom, Karthago, Ägypten, Persien, Indien, die Hunnen und China versuchen gleichzeitig, ein Imperium zu errichten. Die Karte wird sich deshalb auch von Britannien bis ins ferne Reich der Mitte erstrecken, was genügend Raum für ausgedehnte Expansion lässt.

Zwei Spielmodi

Ähnlich wie beim großen Vorbild Medieval: Total War besteht auch Strength and Honour genaugenommen aus zwei unterschiedlichen Spiel-Modi, die schwer zu bedienen sind: Der Teil für die Reichsverwaltung und den Modus mit den historischen Schlachten, von denen vor allem Letzterer ziemlich komplex geraten ist. 

          __NEWCOL__Drei in der Antike ansiedelte Kampagnen stehen zur Auswahl, von denen die erste zur Zeit der Punischen Kriege, die zweite danach und die letzte nach der Ermordung Caesars spielt. Da das römische Reich während der letzten Epoche in einen blutigen Bürgerkrieg taumelte, könnt ihr mit Octavian, Marc Anton, Brutus oder den Pompejanern gleich mehrere Römer spielen. Die Schlacht bei Alexandria, wo Marc Anton und Kleopatra gegen Octavian kämpften, existiert ebenfalls.

Komplexe Verwaltung

Die wenig prickelnde und in Runden ablaufende Verwaltung eures Reiches ist im Wesentlichen durch die Errichtung schmucker Bauten in euren Städten, die Verteilung der knappen Finanzen und der militärischen Organisation der Truppen gekennzeichnet.

Im Kampagnenbildschirm könnt ihr euer Reich wählen. Hier der junge Octavian.

Noch das Beste sind die Gebäude wie Amphitheater, Markt oder Kaserne, die für jedes Volk anders aussehen. Leider macht ihr dabei auch ziemlich oft Bekanntschaft mit garstigen Schiebereglern, die euch eure Ausgaben nur recht grob bestimmen lassen. Auch für den Bau von Soldaten verteilt ihr das Geld per Schieberegler, so dass ihr letztlich jeden Infanterist, Reiter und jedes Schiff umständlich einzeln produzieren müsst.

         

Politische Köpfe

Politik wird von Menschen gemacht. Ganz ähnliche Bedeutung wie bei Medieval besitzen deshalb auch die verschiedenen Politiker, die 14 ganz unterschiedliche Eigenschaften besitzen und eurem Staatswesen vorstehen.

In der Stadtansicht dürft ihr Gebäude errichten und das Geld investieren.

Zu allererst natürlich eurer Herrscher, dann seine Minister, die ganzen Heerführer und schließlich die hoffentlich geschäftstüchtigen Gouverneure, die ebenfalls wie in Medieval sogar den Gewinn einer Provinz steigern können. Ein hoher Wert bei Ehre verhindert, dass ein Charakter nach Enttäuschungen illoyal wird. Wer dann doch zum Verräter wird, den könnt ihr bestechen oder auch einfach ermorden lassen, was ebenfalls stark an die Total War-Reihe erinnert.

Neue Weltanschauung

Interessant sind sicher die zehn verschiedenen Philosophien der Völker wie Taoismus, Stoizismus oder Merkantilismus, die ganz spezielle Vorteile in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Militär bringen werden. Der Militarismus etwa verstärkt die Aushebung der Truppen und die Fähigkeiten eurer Generäle, schwächt aber den Geist der Truppe.

Der auf den Ackerbau fixierte Agraianismus hingegen stärkt die Spiritualität und die Produktion, die Kultur und Wissenschaft gehen dabei aber flöten. Genau betrachtet spielen die Weltanschauungen von Strength and Honour also in etwa dieselbe Rolle, welche die Regierungsformen bei Civilization einnehmen.      __NEWCOL__Ausgeklügelte Taktiken

Die Einsetzung der Kommandeure eurer Armee dauert lang – kein Vergleich mit Medieval, wo das automatisch vonstatten geht. Der Vorteil ist, dass ihr genau bestimmen könnt, welcher General wie viele Männer befehligt. Stirbt ein Anführer wird dadurch nämlich die Befehlskette in Mitleidenschaften gezogen. Noch komplizierter zu handhaben sind die in der Nahansicht pixeligen Schlachten, zu deren Beginn ihr die Aufstellung eurer 50 verschiedenen Einheiten festlegen dürft. Anders als bei Spartan werdet ihr danach die volle Kontrolle über alle Regimenter haben. Hier sollen sogar ausgeklügelte Taktiken wie Zangenangriffe, Flankenbewegungen und Kavallerieattacken aus dem Hinterhalt möglich sein – vorausgesetzt ihr behaltet in dem Durcheinander den Überblick.

Die Schlachten sind nicht so schmuck wie bei der Total War-Reihe und viel schwerer zu steuern.

Wenig prickelnde Grafik

Grafisch macht das Strategiespiel eine recht biedere Figur. Das fängt bei den Menüs an, die mit ihrem unschönen Design leider einen wenig professionellen Eindruck vermitteln, der durch die hässliche Schrift und die nicht veränderbare Auflösung zusätzlich verstärkt wird. Dann geht es über die Legionäre in den 2D-Schlachten, die in etwa so aussehen, als würdet ihr einen Sandalenfilm auf einem ziemlich unscharfen Fernseher anschauen. Und führt schließlich zur Weltkarte, die in etwa den technischen Stand von vor fünf Jahren widerspiegelt. Manch eines der kleinen Politikerportraits wirkt sogar unfreiwillig komisch. Auflockerndes wie Filmchen sucht ihr bislang jedenfalls vergebens.     

Ausblick

Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass ihr bei einem in der Antike angesiedelten Runden-Strategiespiel auf der ganzen damals bekannten Welt kämpfen dürft. Gerade ein Kampf Römer gegen Chinesen ist sicher sehr reizvoll, vorausgesetzt die Schlacht sieht dann auch ähnlich opulent wie bei Rome aus. Spielerisch besitzt Strength and Honour viele gute Ansätze wie Philosophie, Spiritualität, Ehre und die Schlachten, bei denen ihr bis in kleinste Glied kommandieren dürft. Allerdings muss dann auch die Umsetzung stimmen und gerade daran hapert es beim schwer steuerbaren Spiel der Takeda-Macher noch. Die durch schnödes Zahlenwerk gekennzeichnete Reichsverwaltung wird rasch öde und die Aufstellung der Armee mit einzelnen Soldaten ist unnötig kompliziert. Das Ganze wird außerdem auf eine wenig ansprechende Art serviert, was hauptsächlich an grafischen Unzulänglichkeiten liegt. Bis zum in den Sternen stehenden Release könnte Strength and Honour daher noch viel Feinschliff vertragen.

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