A Vampyre Story01.10.2008, Bodo Naser
A Vampyre Story

Vorschau:

Für Fans skurriler Comic-Adventures gibt es bald Frischfleisch: Nachdem A Vampyre Story (ab 7,00€ bei kaufen) beinahe schon abgeschrieben schien, stand es vor einem Jahr von den Toten auf und ein neuer Entwickler stellte es fertig. Nun soll es Ende Oktober 2008 auf Deutsch bei Crimson Cow erscheinen. Ob die beißfreudigen Ideen von Bill Tiller nach all den Jahren noch aufgehen? Passen Witz und Vampire überhaupt zusammen? Bekommen Sam & Max vielleicht humoristische Konkurrenz?

Ein Königreich für einen Schlüssel

Wie kommt ihr nur aus dem Gruselschloss raus, das eigentlich gar nicht so unheimlich wirkt? Das ist die Frage, die sich euch zu Beginn von A Vampyre Story stellt. 

Mona wird von einem Vampir gefangen gehalten. Als er stirbt, sieht sie ihre Chance zur Flucht gekommen. 
Ihr spielt Mona, eine Vampirin wider Willen, die aus ihrem goldenen Käfig entkommen will. Ein Blutsauger hat die berühmte Opernsängerin auf sein Schloss nach Draxilvanien entführt, damit sie dort für ihn auftritt. Dafür hat er der hochgeschossenen Französin sogar eigens ein Theater gebaut. Ein ganz besonderer Fall des Stalkertums, der Mona schließlich zum Vampir macht. Fortan geistert sie als Untote durch die Gänge und muss Kruzifixe, Sonnenlicht und übereifrige Vampirjäger meiden. Bei aller Tragik ist das auch praktisch, etwa wenn sie sich flugs in eine Fledermaus verwandelt, die (fast) überall hinkommt.

Als der fiese Baron unvermutet stirbt, bietet sich Mona die Gelegenheit, aus dem Schloss zu fliehen, das ein wenig nach Disneyland aussieht. Zwar kann sie fliegen, aber Zauberei hält sie davon ab, ihr steinernes Gefängnis als Flattervieh zu verlassen. Sie muss es also einen anderen Weg versuchen, der leider durch eine massive Tür blockiert wird. Den Schlüssel versteckt ein Wächter aus Stein, den ihr dazu bringen müsst, ihn herauszurücken. Ganz allein seid ihr zum Glück nicht, denn euch hilft Froderick, eine vorlaute Fledermaus, die ständig auf eurer Schulter sitzt und um keinen witzigen Kommentar verlegen ist. So quittiert er euren Versuch, den Spiegel freizulegen, damit, dass dort ohnehin nix zu sehen sein dürfte. Denn Vampire sind darin nicht zu sehen, wie wir aus Dracula-Filmen wissen.

Ideen zum Tragen

Bislang konnten wir das erste Kapitel anspielen, das es bereits in sich hat. Es wird sich fast ausnahmslos um knackige Inventarrätsel handeln, bei denen ihr einen Gegenstand richtig anbringen müsst. Allerdings wird das nicht so einfach sein, da

Ihr tragt nicht nur Sachen rum, sondern habt auch Ideen, die im makabren Inventar landen.
Mona nicht wortlos alles einsteckt. Obwohl sie Bärenkräfte hat, ist sie immer noch eine Lady, die nicht vollbepackt durch die üppig gezeichneten Räume stapft. So sind es auch Ideen, die ihr im Sarg mit euch herum tragt, der als stilechter Koffer dient. Ihr steckt das Schwert nicht ein, sondern nur die Idee, dass ihr es verwenden könntet. Großartig anders spielt sich das bislang aber nicht, so dass es eher ein Gag zu sein scheint.

Actionpassagen oder Knobelaufgaben waren bislang nicht auszumachen. Allerdings wird es schon erforderlich sein, um die Ecke zu denken, da ihr nur so ans Ziel kommt. Dass man Frodericks Nüsse auch in Schmiermittel verwandeln kann, darauf müsst ihr erst noch kommen oder eben alles, was sich anbietet, durchchecken. Immerhin sollen im fertigen Spiel alle Möglichkeiten zur Interaktion (Hotspot) angezeigt werden. Ähnlich logische Rätsel wie etwa bei Geheimakte 2 sind nicht zu erwarten, aber es handelt sie schließlich auch um ein Comic-Abenteuer. Und die müssen anscheinend zweifelhafte Rätsel haben. Dafür dürft ihr Froderick verwenden, der nicht nur Sidekick sondern oft auch Teil der Lösung ist.

Verrückte Vögel

Das Adventure ist nicht nur skurril gezeichnet, es werden sich auch viele entsprechende Charaktere herumtreiben. Mein derzeitiger Favorit ist der bebrillte 

Schon mal mit einem Raben diskutiert? Hier sind solch absonderliche Gespräche ganz normal, da ihr nur so weiter kommt. 
Wasserspeier, der sich doch glatt als steinernes Abbild von Ozzy Osbourne entpuppt. Naja, Wasser ist nicht gerade das Lieblingsgetränk des selbsternannten "Prince of Darkness", der eher auf Hochprozentiges steht. Seine Aussprache ist ebenso undeutlich wie die des Originals, auch noch nachdem ihr das erquickende Nass abgestellt habt. Zum Glück gibt es Untertitel, so dass Ozzys englisches Gewäsch dann doch noch zu verstehen ist. Außerdem trefft ihr Typen wie einen eifrig waschenden Raben, einen widerspenstigen Gargoyle oder eine wählerische Katze.

Ihr dürft euch also nicht scheuen, auch völlig abwegige Gesprächspartner anzusprechen, da auch sie manchmal was zu sagen haben. Per Multiple Choice-Auswahl sprecht ihr daher auch mit Ratten, was Sam & Max auch nicht besser hinbekommen würden. Einmal mehr werdet ihr nicht wirklich eine Wahl haben, da alles gefragt werden muss. Ansprache führt allerdings nicht immer zum Erfolg, wie der geköpfte Mann zeigt. Er hat natürlich wenig zu sagen, da ihm das Sprechwerkzeug fehlt. Froderick quittiert das mit der Frage, ob er sich denn nicht als kopfloser Reiter betätigen wolle. Man darf gespannt sein, wie all die schrägen Typen auf Deutsch klingen.

Frisches Äußeres?

Inhaltlich und was die Jokes betrifft gibt es bislang wenig zu motzen, aber optisch merkt man schon ein wenig den Zahn der

An den Zeichnungen gibt es eigentlich nichts auszusetzen, wenn Mona nicht ab und an mal verschwinden würde.
Zeit, der natürlich nicht an den ewig jungen Vampiren aber doch am Adventure genagt hat. Auch kein Wunder - bei der langen Entwicklungszeit. Die etwas blässliche Mona wirkt dabei noch am frischesten, obwohl sie ab und an unvermutet von der Bildfläche verschwindet, was aber nicht geplant sondern eher ein Bug sein dürfte. Etwas bewegter wird die Szenerie aber schon sein, da sich die virtuellen Akteure fleißig betätigen werden, Schneeflocken fallen oder ein Tier im Hintergrund durchs Bild huscht.

A Vamypre Story wird sicher professionell und vom Design stilecht werden, aber die opulent ausgestatteten Flure, Zimmer und Außenbereiche sehen etwas verwaschen aus, was aber auch daran liegen könnte, dass weiter entfernte Objekte verschwimmen. Schon etwas schade, da ja besondere Licht- und Schattenreflexe versprochen wurden, die bislang kaum auffallen. Gänzlich unscharf sehen die Filme aus, die ab und an mal gezeigt werden. Bei ihnen besteht der meiste Handlungsbedarf, da sie sonst das Niveau des Abenteuers nach unten ziehen.

             

Ausblick

A Vampyre Story lässt sich gut an, denn es hat das lange Hin und Her fast schadlos überstanden. Die Story ist tragischkomisch, die Charaktere verrückt genug und die Rätsel haben durchaus Biss. Einzig in punkto Kulisse gibt es etwas auszusetzen, da insbesondere die Filme noch billig wirken. Dafür ist die operettenhaft wirkende Umgebung detailreich gezeichnet, was zur singenden Hauptdarstellerin passt. Natürlich wollt ihr der Vampirin helfen, damit ihr die Flucht aus dem Schloss gelingt. Man darf gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht. Kehrt sie nach Paris zurück? Wird sie vom Vampirismus geheilt? Froderick ist jedoch der eigentliche Star des Comic-Adventures, da er Leben in die Bude bringen wird. Seine Kommentare stehen denen von Sam & Max in fast nichts nach. Auch die übrigen Typen, auf die im Laufe der Trips treffen werdet, brauchen sich nicht zu verstecken. Welche Skurrilitäten kommen da noch? Jeder Figur will natürlich was von euch, woraus sich witzige Aufträge ergeben. Wie sich das Ganze auf längere Sicht spielt, lässt sich derzeit aber noch nicht einschätzen. Wir freuen uns daher auf Halloween, wenn es endlich erscheint.

Ersteindruck:  gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.