Vorschau:
Harte Bandagen
Soziales Verhalten ist bei Oil Tycoon 2 weniger gefragt.
Schon viel eher kommt ihr mit den Methoden des "Raubtierkapitalismus" ans Ziel, denn beim Ausstechen der Wettbewerber ist ein Rockefeller erfahrungsgemäß wenig zimperlich. Die Wirtschaftslage während der 18 historischen Szenarien verändert sich ständig und ihr müsst angemessen darauf reagieren. Wer Weltkriege, Ölkrisen und feindliche Übernahmen überlebt, darf irgendwann vielleicht ein Ölimperium sein Eigen nennen. Taktische Winkelzüge an der Börse bringen euch nicht nur Geld, sondern auch die Aktienmehrheit bei der Konkurrenz. Ein lukratives Ölfeld inmitten der algerischen Wüste. Im Hintergrund ist das Mittelmeer zu sehen.
Bescheidener Beginn
Jeder fängt allerdings mal klein an: Ihr besitzt im freien Modus am Anfang des 20. Jahrhunderts wenig mehr als ein paar Millionen Dollar. Für staatliche Lizenzen, zweifelhafte Probebohrungen und den ersten Bohrturm sind die schnell verbraucht. Auch Arbeiter und Spezialisten wollen Lohn und so bleibt anfangs nicht viel übrig, wenn eure Tanker schwerbeladen in die Häfen der Welt schippern. Außerdem nagen nervige Zufallsereignisse am Portmonee. Wem das noch zu heftig ist, für den hält das Spiel auch einen abgespeckten Anfängermodus bereit, bei dem euer Sekretär alles für euch erledigt.
Richtige Vermarktung
Es zählt nicht nur, dass ihr möglichst viel Rohöl fördert, sondern auch, dass der Schmierstoff die heimischen Märkte erreicht.
Darüber hinaus solltet ihr immer die Ölpreise im Auge behalten, denn die schwanken sehr stark. Habt ihr einmal begriffen, dass ihr euch die Nachfrage selbst schaffen könnt, folgen teure Investitionen in die Infrastruktur der Hafenstädte. Eine Raffinerie samt Tankstellen sorgt für mehr Nachfrage und ein Krankenhaus für mehr Einwohner. Schließlich ist auch das beste Ölfeld irgendwann einmal leer gepumpt und ihr müsst euch nach neuen Ölquellen umsehen, von denen es weltweit über 100 geben wird. Bei Oil Tycoon 2 werdet ihr weltweit tätig sein. Blau sind die Förderstätten und rot die Hafenstädte.
Neue Technologien
Nur die an die 70 technischen Erfindungen ermöglichen es euch, richtig auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren.
Die müssen erst teuer im firmeneigenen Forschungszentrum entwickelt werden. Wer beispielsweise eine simple Raffinerie bauen will, muss zuerst den fortgeschrittenen Anlagenbau und das Krackverfahren erforschen. Neben neuen Produktionsstätten und Stadtausbauten bringen die erforschten Technologien auch noch neue Öltanker und Ausrüstung. Auch die Teile eures Bohrturms müssen ständig erneuert werden, da sie sich rasch abnützen. Ihr könnt die Ersatzteile aus leasen. Ein praktischer Assistent erledigt für euch im abgespeckten Anfängermodus die Arbeit.
Hektischer Ölmarkt
Da Oil Tycoon 2 in Echtzeit abläuft, wird das Spiel vor allem im späteren Verlauf zunehmend hektisch. Es existiert zwar eine Pausentaste, aber ihr könnt während der Pause leider keine Instruktionen erteilen. Ansonsten funktioniert die Bedienung aber schon recht zuverlässig. Viele Funktionen erleichtern euch das Leben, so warten Tanker ab, bis das Lager voll ist und fahren nicht halbleer los. Habt ihr etwas Neues erforscht, werdet ihr daran erinnert, einen neuen Auftrag zu erteilen. Warum es den praktischen Assistenten nur beim einfachen Modus gibt, bleibt allerdings die Frage.
Zweckmäßige 3D-Grafik
Auch wenn die Umgebung in der Preview-Fassung noch kahl wirkt, besitzt Oil Tycoon 2 eine für eine Wirtschaftsimulation beeindruckende 3D-Grafik.
Die frei dreh- und zoombaren Kontinente sind allerdings recht grob dargestellt, ein Rome: Total War zaubert da ein besseres 3D-Europa. Bei Oil Tycoon 2 sehen die Alpen leider wie eine flache Hügelkette aus. Eine Minikarte fehlt leider, was der Übersicht abträglich ist. Dafür ist das Wasser sehr schön abgebildet, über das eure Tanker flitzen. In den Straßen eurer Städte fahren bei Sim City eure Bewohner mit ihren PKW, die zeitgenössisch designt sind. Ein paar Zwischensequenzen könnten für etwas Auflockerung sorgen. Am Anfang gibt es noch wenig Gebäude in Marseille. Mit eurer Hilfe wird sich das allerdings schnell ändern.
Ausblick
Oil Tycoon 2 könnte man gut als "3D-Patrizier in Öl" bezeichnen, denn es verlangt weit mehr als das bloße Fördern des schwarzen Goldes. Besonders wichtig ist der Ausbau der Hafenstädte, der für noch mehr Kunden sorgt - der abgespeckte Modus dient quasi nur als Tutorial. Denn ambitionierte Manager werden sich nicht lange mit ihm aufhalten, wenn der Vollmodus alles bietet, was das Herz begehrt. Negativ fällt nur eine gewisse Hektik im weiteren Spielverlauf auf, die eigentlich nicht sein müsste. Auch die Zufallsereignisse, die euch schon mal euren letzten Cent rauben, sind dem Spielspaß eher abträglich. An der hohen Motivation ändert das zum Glück nur wenig. Ihr könnt euch also auf ein gut gemachtes Aufbau- und Wirtschaftsspiel freuen, das euch längere Zeit an den Rechner fesseln dürfte.
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