Vorschau: Shadowgrounds (Arcade-Action)

von Benjamin Schmädig



Shadowgrounds
Entwickler:
Publisher: dtp
Release:
04.11.2005
Jetzt kaufen
ab 14,95€
Spielinfo Bilder Videos
Frozenbyte will eine gruselige Ballerei präsentieren, in der ihr außerirdischem Gesindel auf die kurzweiligste aller Arten Saures geben könnt: Draufhalten und feuern. Funktioniert der unkomplizierte Spaß oder zündet das antike Konzept beim modernen Spieler nicht mehr? Und was hat eigentlich die Taschenlampe aus Doom 3 in einem Top-Down-Shooter zu suchen?

Digitalisiertes "Aliens"

Die Menschheit will es sich im All bequem machen, erbaut eine Kolonie auf einem fremden Trabanten und bekommt es dort mit einer finsteren Bedrohung der dritten Art zu tun. Kommt euch bekannt vor? Dann kennt ihr vielleicht James Camerons Actionkracher "Aliens". Und genau die Stimmung aus diesem Film fängt Shadowgrounds gekonnt ein. Ihr macht
Alienbruzeln deluxe: Der Flammenwerfer bereitet verbranntes Röstfleisch zu.
Bekanntschaft mit Fieslingen, die Gigers Aliens, seinem Facehugger oder auch dem Alien Grunt aus Half-Life verdächtig ähnlich sehen.

Wirklich filmreif präsentiert sich die Alienballerei allerdings nicht: Die Story ist stimmig, aber baut kaum Spannung auf, das Gameplay beschränkt sich auf vorsichtiges Voranschreiten und sinnvolles Aufrüsten eurer Schießprügel und die versprochene Wirkung des Lichts eurer Taschenlampe kommt nur zaghaft zum Vorschein. Zwar soll der Taschenlampe eine wesentlich größere Bedeutung zukommen, wenn ihr gegen dicke Endmonster kämpft, von denen hat sich allerdings noch kein einziges in den vorliegenden Programmcode verirrt. Ernüchternd, dröge, unspektakulär? So wirkt Shadowgrounds, wenn man nur die Fakten zusammenzählt. Und trotzdem weiß das Spiel zu fesseln. Woran liegt's?

Gruselaction ala Doom?

Ganz einfach: Was oberflächlich gesehen kaum Grund zur Freude bietet, entpuppt sich als knackiges Actionpaket aus der isometrischen Perspektive. Zum einen ist es äußerst befriedigend, per Mausklick ein Gemetzel unter Horden fieser ETs anzurichten, die zwischen Glasscherben und Explosionsbränden zugrunde gehen. Die einfallslose Kulisse baut nämlich auf einem soliden Gerüst auf, das schicke Waffen- und Zerstörungseffekte projiziert und weiß mit splitternden Fensterscheiben und zerstörbaren Objekten zu überzeugen.

An den Gebäuden und der Einrichtung selbst tut sich nicht viel, aber geschickt verteilte Fässer und Trümmerteile bringen den krachigen Inhalt überzeugend rüber. Und das Beste: Ihr habt nicht mehr zu tun, als euren Helden per Tastatur zu lenken und mit der Maus den Gewehrlauf auszurichten. Star der Inszenierung sind aber die Lichteffekte, welche eure Taschenlampe hervorruft: Spätestens dann, wenn ihr die Funzel über einer Plattform aus Stahlgitter schwenkt, erinnert die Stimmung an das aus Doom 3 bekannten Geschehen. Die düstere Atmosphäre injiziert echte Motivationsschübe. Schade nur, dass es abgesehen davon keine Lichtquellen gibt und dem Zerschießen oder Intakthalten von Lampen keine Bedeutung zukommt.

Vorsichtiges Taktieren

Ein weiterer Bonus sind die Projektilgeschosse selbst, denn eure Waffen lassen sich nicht nur aufrüsten, sondern bekommen bei entsprechend aktiviertem Upgrade auch einen zweiten Feuermodus. Dafür sammelt ihr Extras auf, von denen ihr für jede Verbesserung der Gewehre, Laser und Raketenwerfer eine bestimmte Anzahl benötigt. Besonders empfehlen kann ich die stationäre Minikanone: Stellt die ansonsten per Hand zu bedienende Waffe auf den Boden und lockt ein besonders dickes Monster in eure Nähe. Bevor der überhaupt in eure Richtung schielen kann, hat die selbst auslösende Bleispritze ihre Arbeit schon erledigt…

Munition ist natürlich begrenzt, so dass ihr derartige Spielereien nur in wirklich lohnenswerten Situationen einsetzen solltet. Davon gibt es allerdings genug: Unbekannte Räume sind oft voll gestopft mit außerirdischem Getier und lechzen gerade danach, mit schwerem Geschoss zu Massengräbern umfunktioniert zu werden. Und da die Intelligenz der Widersacher nicht gerade von Einfallsreichtum geprägt ist, stellt das meist auch kein Problem dar. Ärgerlich wird es nur, wenn die Gegner nicht einmal auf dem einfachstem Weg geradeaus denken können: Wie oft habe ich mir an einer frisch geputzten
Gegen diese dicken Dinger soll die Taschenlampe zum Einsatz kommen.
Glasscheibe die Nase platt gedrückt, während das Monster dahinter gemütlich Patrouille lief. Aber das sind Peanuts, auf die es hier nicht ankommt. Zudem beleben geskriptete Szenen hin und wieder das Geschehen und die Entwickler versprechen, an der KI noch zu feilen.

Brachialer Klang?

Lebendig auch der Soundtrack: Gemächliche, aber finstere Klänge tragen die Stimmung in ruhigen Szenen, nur an bestimmten Orten übernehmen treibende Rhythmen, während um euch herum das Chaos tobt. Kein Meisterwerk, aber sehr gelungene Untermalung für die schnelle Hatz. Und die restliche Akustik? Die deutschen Stimmen entstammen allesamt professionellen Sprechern und überzeugen ohne zu begeistern. Enttäuscht bin ich nur von der Geräuschkulisse, denn die lässt den brachialen Charme des Geschehens nur sporadisch durchklingen.

  
 

AUSBLICK



Wie schön! Shadowgrounds bedient die niederen Instinkte und flackert und tönt in solider, wenn auch unspektakulärer Inszenierung über den Bildschirm. Höhepunkt sind die Lichteffekte, welche die Optik eine Klasse nach oben hieven. Leider lassen sich aus der vorliegenden Fassung absolut keine Schlüsse in Hinblick auf die Spielbalance ziehen, so dass ich aufgrund des altmodisch unkomplizierten Ballerspaßes zwar begeistert bin, mir aber weder zu Schwierigkeitsgrad, Motivationskurve oder Spannungsbogen ein Urteil erlaube. Hoffentlich schafft es Frozenbyte, das Spiel mit dem Licht noch stärker zu betonen und stoppt das Lasergewitter hin und wieder mit schön gruseligen Momenten.
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